Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich bei einer Sprechstunde bin, wo ich über mein Nichtbinärsein rede und wie ich mich wo outen kann.
WIe bereits geschrieben, fand heute das Gespräch mit meiner Klassenlehrerin darüber statt und ich dachte, ich berichte einfach mal ein bisschen darüber.
Bei uns geht die fünfte Stunde bis 12:15 und Sprechstunde beginnt um 12:00. Weil ich aber von 11:30 bis 12:30 Mittagspause habe, passt es bei mir immer ganz gut.
Meine Klasselehrerin hatte jedoch bis 12:15 Unterricht, weshalb ich erstmal fünfzehn Minuten so reden konnte.
Ähm ja... Als so gegen 12:20 dann meine Klassenlehrerin dazu kam, war ich schon ein bisschen seeeehr nervös.
Es ist weird, aber man ist immer vor jedem Outing voll nervös, selbst wenn man weiß, dass es eigentlich (sehr) gut wird.
Und dann immer dieser Herzschlag, als würde man gleich von nem 100 Meter Turm springen oder so.
Gott, es ist immer so schlimm.
Joa, ich wollte dann was sagen, aber es ging einfach nicht. Kurz vor Outings wird mir immer auf einmal so krass schwindelig und mein Herz rast und ich schwitze und ich kann einfach nichts sagen.
Deswegen versuche ich auch so oft, den direkten Weg, es zu SAGEN, zu umgehen (z.B. bei meiner Harfenlehrerin mit nem Song XD).
Joa, zum Glück hat dann die, die die Sprechstunde leitet (wir brauchen nen Namen. Nennen wir sie mal... aNjA, fragt nicht, wie ich jetzt darauf komme) dann den Anfang übernommen.
Sie hat erstmal nur gesagt: "*deadname* ist jetzt schon seit September hier"
(sie musste ja meinen alten Namen sagen, weil meine Klassenlehrerin ja sonst nicht gewusst hätte, um wen es geht und so yk? Wir hatten das vorher abgesprochen)
"und wir haben viel über Geschlecht gesprochen, weil das *deadname* gerade sehr beschäftigt" joa iwi so halt
Joa, dann habe ich halt noch ergänzt, worum es genau geht.
Ich habe es mal wieder geschafft die Worte "Ich bin nichtbinär. Das bedeutet, dass ich kein Mädchen, aber auch kein Junge bin." Herauszubringen. Es ist immer so unfassbar schwer, aber es wird doch jedes Mal einfacher.
Meine Klassenlehrerin (nennen wir sie mal... Ach scheiß drauf, wir kürzen einfach ab und schreiben Frau W.) hat die ganze Zeit nur "Mhm" gesagt und genickt.
Ich habe dann noch gesagt, dass ich lieber "Lou" genannt werden würde und statt sie/ihr keine Pronomen.
Frau W. Hat dann erstmal gesagt, dass es für sie kein Problem ist, aber trotzdem eine Umstellung, sie aber versuchen wird, das umzusetzen.
Dann ging es halt darum, wie Frau W. Mir helfen kann, das in der Schule zu sagen.
Sie hat erstmal gefragt, ob es denn schon jemand in der Schule weiß.
Ich habe geantwortet, dass es schon meine Freund*innen aus der Klasse wissen (das sind btw sieben, also sieben Leute aus der Klasse wissen es, sechs davon sind meine Freund*innen, der andere ist der Toaster-Typ (der btw denkt, wir wären Freund*innen, aber das ist auch eine andere Geschichte), ihr erinnert euch?)
Ich habe dann noch die drei Lehrer*innen aufgezählt, die es auch wissen.
Meine Klassenlehrerin hat dann vorgeschlagen, dass sie eine Mail an meine Lehrer*innen schreiben könnte, wo sie darüber informiert.
Das wäre natürlich gut, weil ich es dann nicht alles selbst machen müsste, allerdings wäre es doch auch irgendwie weird, wenn meine Lehrer*innen mich auf einmal Lou nennen würden, aber meine Klasse nichts davon weiß und dann komplett verwirrt ist.
Wir sind dann noch Möglichkeiten durchgegangen, wie ich es bei der Klasse machen könnte, aber irgendwie hat keine so richtig gepasst.
Schlussendlich hat Anja (dieser Name ey, hahaha) uns noch eine Infobroschüre im Internet empfohlen, wo es um Trans* in der Schule geht (ich presse den mal hier in einen Kommentar, wenn ich den so einfüge, funktioniert der ja meistens nicht, aber eigentlich kommt der auch, wenn ihr "schule trans schlau nrw" eingebt oder nur "schule trans schlau")
Frau W. Wird sich den durchlesen und ich auch (habe es gerade gemacht).
Ich habe mit Frau W. besprochen, dass ich Freitag nach Englisch (sie ist meine Englischlehrerin) in der großen Pause (10:20) nochmal mit ihr alleine rede, weil wir dann auch die Infobroschüre gelesen haben.
Joa, also immer wieder, als es darum ging, wie meine Lehrerin es der Klasse sagen könnte, WENN sie es machen sollte, hat sie dann versucht einfach nur "Lou" zu sagen und keine Pronomen zu benutzen.
Das hat schon ziemlich gut geklappt, aber natürlich nicht perfekt, sie hat sich jedoch jedes Mal entschuldigt, was ich echt cool fand.
Ach ja, Frau W. Hat am Anfang noch gefragt, ob ich es denn als Beleidigung oder verletzend empfinde, wenn man über mich mit sie/ihr Pronomen spricht.
Ich habe dann gesagt, dass ich es nicht als beleidigend empfinde, aber es halt einfach nicht zu mir passt und sich irgendwie falsch anfühlt, wie wenn man über sie als Mann und er/ihm reden würde.
Sie fand das Beispiel echt gut und meinte, wenn sie die Mail an die Lehrer*innen schreibt, würde sie das auch gerne reinnehmen.
Idk, aber anscheinend hat das Beispiel geholfen (ich benutze das häufiger, weil man es sich so irgendwie als Cis-Person besser vorstellen kann).
Joa, also die Reaktion meiner Klassenlehrerin war (hatte es auch nicht wirklich anders erwartet) sehr gut und mit ihr habe ich definitiv jemanden an der Seite, der mich beim Outing in der Schule unterstützen kann.
Gerade läuft "I'm Back" von girl in red im Hintergrund. Es passt einfach so gut.
Ich hatte zwar glücklicherweise im Gegensatz zu girl in red keine Depressionen, aber ich habe neun Monate versteckt, wer ich bin und wie ich mich gefühlt habe.
Seitdem ich mich dann im Dezember angefangen habe, bei immer mehr Leuten zu outen, fühle ich mich so viel besser und freier.
Es ist einfach, als könnte ich endlich ich selbst sein, ohne mehr verstecken zu müssen, wer ich bin.
Es fühlt sich einfach so fucking gut an.
Und jedes kleinste Outing macht mich darin noch stärker.
Manchmal frage ich mich, wieso ich so selten darüber nachdenke, ob ich vielleicht doch cis oder binär trans bin.
Keine Ahnung, aber seit ich mich angefangen habe zu outen, geht es mir immer besser.
So viel besser, dass es einfach nicht sein kann, dass ich doch cis bin.
Anfangs habe ich noch an eher weiblichen oder eher männlichen Tagen darüber nachgedacht, doch cis oder binär trans zu sein, aber ich habe es nie ernsthaft hinterfragt, dass ich nichtbinär bin, seit ich es weiß.
Nie.
Nie in einem Jahr, einem Monat und fünfzehn Tagen.
Manchmal fühle ich mich komisch deswegen, weil ich mitbekomme, wie andere nichtbinäre Personen, die ich kenne, über deren Geschlecht nachdenken und ich nur so denke "Wieso zweifele ich nicht? Wieso bin ich mir so sicher?" Dabei ist das doch eigentlich gut.
Oder?
Uff, das sind jetzt 1115 Wörter, ein bisschen lang, das Kapitel...
Na ja, ich halte euch auf dem Laufenden, was meinen (Schul-)Outingprozess angeht.
UPSI ICH WOLLTE NOCHWAS ERZÄHLEN!
Ihr erinnert euch an die Biolehrerin mit gOoD mOrNiNg, bOyS aNd gIrLs (die, die auch meinte, Intergeschlechtlichkeit würde "nicht existieren" und "eine Krankheit" sein)?
Ein Freund von mir hat sie ja gebeten, statt "Good morning, boys and girls" "Good morning everybody" zu sagen, was sie seitdem auch macht.
Heute hat sie allerdings einmal zwischendurch gesagt: "Okay, boys and girls... oh sorry, EVERYBODY!"
Ich war so happy, dass sie sich korrigiert hat.
Ich sag's wie's ist, sollten wir es so machen, dass meine Klassenlehrerin an die anderen Lehrer*innen schreibt über mein Nichtbinärsein und so, würde ich SO GERNE den Gesichtsausdruck dieser Lehrerin sehen, wenn sie checkt, dass sie deswegen nicht mehr "Boys and girls" sagen sollte XD
Ähm ja, das war's jetzt aber wirklich.
Sorry für das lange (jetzt 1263 Wörter) Kapitel :D
Wie war euer Tag so?