Golden Blood | Eyeless Jack

By solanaceae_scythe

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Prolog
Die ersten Anzeichen
Sie verstehen mich nicht
Das Blut an meinen Hรคnden
Blut fรผr Blut
Die Bรถsen verlangen nach dem Guten
Six Feet Under
Das Leben ist der sรผรŸe Beigeschmack vom Tod
Ist es Schicksal?
Die Kreaturen mit den Waffen
Der, der die Macht zu halten weiรŸ
Ein Lamm zwischen Wรถlfen
Verfluchte Mรถglichkeiten
Ein Teil meines Lebens
Die neue Realitรคt
AuรŸenseiter
Die AusgestoรŸene und seltsame Fragen
Das Mรคdchen mit den schwarzen Augen
Unmut und Hass
Eine Verรคnderung mit Folgen
Angst ist dein grรถรŸter Feind
Spieglein, Spieglein an der Wand...
Die Biester und die Monster als Zeichen des Unglรผcks
Des Schattens beste Freundin
Gewissensbisse

Goldenes Blut

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By solanaceae_scythe

TW: Medizinische Vorgänge; unsichere medizinische Praktiken

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Ich landete im Untersuchungsraum.

Das Licht war gedimmt und die Kühlschranke surrten, doch sonst war der Raum leise und verlassen. Ich dankte dem Schicksal, dass Eyeless Jack nicht hier war – denn ich hätte nicht gewusst, wie ich hätte reagieren sollen.

Sobald ich das Portal verlassen hatte, verschwand es hinter mir und überließ mich meinem Schicksal. Vorsichtig sah ich mich um, bevor mein Blick auf die Arbeitsfläche unter den Wandschränken fiel. Mehrere Gefäße standen verteilt umher – es sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.

Je näher ich kam, desto bewusster wurde mir, um was es sich in den Gefäßen handelte.

Es war das Gift.

Ich trat näher und begutachtete die Mischungen, die achtlos verteilt standen – sechs von den zehn Fläschchen enthielten eine fast schon schwarze Flüssigkeit. Ich erinnerte mich daran, wie Eyeless Jack mir erzählt hatte, dass das Gift die Creepypasta innerlich verbrannte – sah so dann das Blut aus?

Ich ließ meinen Blick weiterschweifen und entdeckte ein Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit – und dann noch zwei mit Blutproben. Sofort griff ich nach einer Blutprobe und einer klaren Flüssigkeit, bevor ich zielgenau nach einer kleinen Schale griff.

Erst hatte ich gedacht, dass ich sofort eine Bluttransfusion probierte, wenn ich die beiden fand, allerdings wurde mir nun bewusst, dass ich überhaupt keine Ahnung hatte, wie viel Blut ich brauchte und ob meine Theorie richtig war.

Also würde ich erst einmal probieren – auch wenn mir vielleicht die Zeit weglief.

Vorsichtig gab ich das Blut in die Schale, bevor ich den Deckel von dem Fläschchen mit der klaren Flüssigkeit abschraubte. Der süße, verbitterte Eiergeruch stieg mir in die Nase und ich verkniff mir ein Würgen, bevor ich das Fläschchen griffbereit neben die Schale stellte und nach einem kleinen Skalpell griff, welches in steriles Material eingepackt war. Mit einer einfachen Bewegung riss ich die Verpackung auf und griff nach dem scharfen Gegenstand, den ich mir ohne zu zögern über die Handfläche zog. Kurz verzog ich mein Gesicht, doch dann hielt ich meine blutende Hand über die Schale. Mit meiner anderen griff ich das Fläschchen und gab einen großen Tropfen zu dem Gemisch hinzu – in etwa so viel, wie in den Giftpfeilen vorhanden war.

Dann wartete ich.

Im ersten Moment zischte es gefährlich und begann erneut zu sprudeln, weshalb ich mir instinktiv auf die Lippe biss und meine Hand zusammenpresste, damit mehr Blut in die Schale tropfte. Als ich dann schließlich eine ganze Menge hineingegeben hatte, tat sich etwas.

Ich sah mit geweiteten Augen zu, wie das Sprudeln weniger wurde – und wie sich das bereits schwarz gefärbte Blut langsam wieder erholte.

Sofort griff ich nach etwas Mull und band dieses achtlos um meine Wunde, bevor ich die Reaktion in der Schale weiter beobachtete. Je mehr ich sah, desto hoffnungsvoller wurde ich.

Es funktionierte... es funktionierte wirklich!

Beinahe hätte ich einen Freudentanz gemacht, doch sofort fiel mir wieder ein, warum ich hergekommen bin.

Ich musste nach ihnen sehen – und schauen, ob Lazari... ob sie überhaupt noch lebte. Ich hoffte es so sehr, doch sicher konnte ich mir nicht sein. Jetzt musste ich sie nur noch finden – Eyeless Jack hatte sie in die Behandlungszimmer senden lassen, doch da ich dort gerade war, mussten sie in ein Krankenzimmer verlegt worden sein.

Ich hastete zur Tür des Behandlungszimmers, bevor ich sie öffnete und vorsichtig hinausspähte. Da ich niemanden entdecken konnte, flitzte ich auf Zehenspitzen über den betonierten Flur und lugte in jedes einzelne Krankenzimmer.

Im letzten wurde ich fündig.

EKG-Geräusche hallten durch die Stille, als ich die Tür öffnete. Ich blickte hinein und konnte sehen, dass die beiden Betten von Vorhängen abgegrenzt waren. Vorsichtig schlüpfte ich hinein und schloss die Tür hinter mir, bevor ich den ersten Vorhang ein bisschen beiseitezog.

Mein Mund wurde trocken, als ich Lucy in dem Bett erblickte.

Sie war zusammengekauert, ihre Haut war leichenblass während sie stark schwitzte. Eyeless Jack hat ihr Flüssigkeit gegeben, die langsam in ihre Venen tropften, doch ich konnte mir vorstellen, wie schnell sie diese wieder ausschwitzte.

Wenn Lucy schon so aussah...

Ich wagte es kaum, hinter den zweiten Vorhang zu schauen, doch als ich mich schließlich traute, wurde mir meine Luft aus den Lungen gepresst.

Lazari... oh Lazari...

Sie sah schlecht aus. Ihr Gesicht war eingefallen und ihre Haut spröde, während ihre Lippen sämtliche Farbe verloren hatte. Mein Blick schweifte zu dem kleinen Monitor, der ihre Herzschläge aufzeichnete – und mir wurde bewusst, dass ich nicht mehr viel Zeit hatte.

Ich würde so viel mehr Blut brauchen, als ich es gedacht hatte...

Ich ließ den Vorhang los und machte einen Schritt zurück, während ich leicht schluckte. Dann drehte ich mich um und ging zu den kleinen Regalen, wo Eyeless Jack alle nötigen medizinischen Gerätschaften aufbewahrte, um alles möglichst nah bei den Verletzten zu haben. Da ich selbst schon die Sachen einsortiert hatte, wusste ich genau, wo ich was fand.

Ich musste schnell so viel Blut sammeln, dass ich es ihr injizieren konnte-

Ein Piepen riss mich aus meiner Konzentration und ich drehte mich hastig wieder um, bevor ich den Vorhang erneut beiseite riss, um in rasanter Geschwindigkeit neben Lazari am Bett zu stehen.

Ihr Herzschlag... er war kaum noch vorhanden! Ich hatte keine Zeit, mein Blut zu sammeln und es dann als Transfusion bereitzustellen! Was jetzt?! Wie konnte ich ihr noch rechtzeitig helfen?!

Fieberhaft dachte ich nach, während Lazari in ihrem Bett immer schwächer wurde. Sie rang nach Luft, während sich ihr Körper mit jedem Atemzug verkrampfte.

Und dann kam mir eine Idee.

Eine ziemlich grottige.

Meine Mutter hatte mir viel über die medizinische Geschichte gelehrt – wie medizinische Prozeduren zustande kamen und wie sie sich weiterentwickelt hatten. Zufällig hatte ich dann auch von der ersten Bluttransfusion gelernt, die mit Van Helsings Dracula bekannt geworden ist. Eine Arm-zu-Arm Transfusion...

Sofort hastete ich zurück zu den Schränken und sammelte alles zusammen, was mir als nützlich erschien. Dann begab ich mich zurück an ihre Seite, wo ich mich auf dem Stuhl neben ihrem Bett niederließ, während ich ein Tablett mit den notwendigen Sachen vorbereitete.

Als es dann darum ging, die Kanüle in ihren Arm zu befördern, bekam ich etwas Angst. Ich hatte so etwas noch nie gemacht – geschweige denn, wenn auch ich davon betroffen war... was, wenn ich ihr wehtat? Wenn es falsch lief?

Meine Augen weiteten sich leicht.

Verdammt, ich hatte nicht bedacht, dass wir unterschiedliche Bluttypen haben könnten...

Lazari stöhnte und meine Hände begannen zu zittern, während ich die Nadel an ihre Haut legte.

Dieses Risiko musste ich eingehen – sie hatte nur noch ein paar Minuten.

Vorsichtig schob ich die Kanüle in ihre Vene, während ich mir beinahe auf meine Lippe biss, so konzentriert war ich. Das kleine Mädchen zuckte nicht einmal zusammen, als ich die Nadel befestigte und überprüfte, dass sie offen war, bevor ich meinen eigenen, linken Arm abband und meine Vene erfühlte. Mit energischen Handgriffen packte ich eine zweite Nadel aus, welche ich mir mit verzerrtem Gesicht selbst injizierte und dann mithilfe von Unterdruck einen Blutfluss herstellte. Mithilfe eines sterilen Schlauches verband ich unsere Blutsysteme und sah zu, wie mein eigenes Blut durch den klaren Schlauch in ihren Kreislauf floss.

Jetzt konnte ich nur noch hoffen.

Angespannt sah ich zu, wie immer mehr Blut aus meinem Körper in ihren eigenen floss und hinter der Haut verschwand. Mit jeder Minute, die verstrich, wurde mir selbst mulmiger – ich hatte mein Limit fast erreicht.

Doch Lazari zeigte noch immer keine Anzeichen der Besserung. Sie lag wie vorher in ihrem Bett, ihr Herzschlag schwach und ihre Atmung flach.

Mit meiner anderen Hand kontrollierte ich meine und dann ihre Kanüle, während ich ungeduldig wartete, was passieren würde. Ich starrte das Mädchen an, hoffte auf irgendeine Regung... auf irgendetwas...

Als die Tür zum Behandlungszimmer knarzte, zuckte ich zusammen.

Oh nein... nein, nein, nein!

Schwere Schritte hallten in dem Raum nach, als die Person eintrat. Doch ehe ich das Klacken der Tür beim Schließen hören konnte, wurde es still – die Person hielt inne. Anhand der Fußstapfen hatte ich ihn bereits erkannt – ich hätte auch mit niemand anderem gerechnet, wenn ich ehrlich war, dennoch verspürte ich Angst vor dem, was gleich passieren würde.

Die Fußstapfen setzten sich wieder in Bewegung, bevor der Vorhang zu Lazaris Bett ruckartig zur Seite gerissen wurde. Mein Mentor stand mit angespannter Körperhaltung vor uns und schien die Szene zu mustern, bevor er mit drei Schritten an meiner Seite war.

„WAS ZUM TEUFEL MACHST DU, WITHER?!", schrie er mich an, während er an meinem Arm riss. Der Schlauch löste sich von Lazaris Kanüle und mein Blut entleerte sich auf das weiße Bettzeug, während ich fürchterlich zusammenzuckte. „BIST DU NOCH BEI SINNEN?! WAS SOLL DAS WERDEN!", schrie er weiter, während er mich unsanft an meinen Schultern schüttelte.

Ich hatte nicht die Kraft, irgendetwas zu entgegnen. Mein Kopf war leergefegt, meine Glieder müde...

„Jack?", eine zarte Stimme ließ uns beide innehalten. Unsere Köpfe drehten sich langsam in Richtung Lazari, die ihre Augen leicht geöffnet hatte. Sie blickte uns müde an und ich sah, wie ein wenig Farbe in ihre Lippen zurückgekehrt war. „Warum schreist du so, Jack?", wollte sie leise wissen, „Ist etwas passiert?"

Ein Hauch von Erleichterung machte sich in mir breit – ich hatte es tatsächlich geschafft... es hatte funktioniert...

„Wie ist das möglich?", hörte ich Eyeless Jack leise fragen, während er von mir abließ, um Lazaris Werte genauer anzuschauen. Ich nutzte die Gelegenheit, um mich leise aus dem Staub zu machen.

Ich musste Lucy noch helfen...

Meine Knie wackelten, als ich aufstand, das Tablett mit den sterilen Sachen in die Hand nahm und das abgetrennte Abteil verließ. Mit zittrigen Gliedmaßen schob ich den Vorhang zu Lucys Bett auf und setzte mich auch dort auf den Stuhl.

Ich entfernte den blutigen Schlauch, ließ die Kanüle aber dort, wo sie war, bevor ich mich an ihrem Arm zu schaffen machte. Dann wiederholte ich dieselbe Prozedur noch einmal, während ich Lazari und Eyeless Jack leise am Nebenbett reden hörte.

Ich blinzelte leicht, als mich eine Welle an Schwindel traf und meine Sicht für einen kurzen Moment trübte.

Ich war an meiner Grenze angekommen... aber jetzt konnte ich noch nicht aufhören... jetzt noch nicht...

Mein Körper kippte leicht nach vorne, als ich mich nicht mehr aufrecht halten konnte. Mein Kopf kollidierte mit der weichen Matratze und ich schloss meine Augen, während ich fühlte, wie immer mehr Lebenselixier meinen Körper verließ.

Eine Hand legte sich auf meine Schulter und ich drehte meinen Kopf so, dass ich ihn ansehen konnte. Mein Mentor stand neben mir, sein Körper noch immer angespannt, während er zu mir herunterstarrte. Da seine Maske noch immer seine Mimik verdeckte, wusste ich nicht, was gerade in seinem Kopf herumgeisterte, was die Situation immer so viel schwerer machte.

„Es reicht, Hallee", meinte er schließlich, jegliche Wut und Kälte war aus seiner Stimme verschwunden, „Du solltest aufhören." Es war selten, dass er mich bei meinem echten Namen nannte – er machte es nur, wenn es wirklich ernst war. Seine Hand auf meiner Schulter drückte ein wenig fester zu, um seinen Worten mehr Ausdruck zu verleihen.

„Ich kann noch nicht aufhören", hörte ich mich selbst murmeln, „Jetzt noch nicht..." Mein Kopf blieb auf der Matratze liegen, während meine Glieder immer schwerer wurden. Mein Arm, aus welchem ich das Blut entnahm, schmerzte und ein unangenehmes Brennen hatte sich in meiner Vene ausgebreitet, doch es kümmerte mich nicht.

Lazari ging es wieder gut, jetzt musste ich nur noch Lucy hochpäppeln...

„Hallee Luise Winters", mein Mentor umrundete den Stuhl, auf welchem ich saß, bevor ich bemerkte, wie er sich an meinem Arm zu schaffen machte, „Du wirst dich selbst umbringen, wenn du jetzt nicht aufhörst. Und hast du nicht bemerkt, dass Phoenix Herz jetzt wieder im regelmäßigen Takt schlägt?" Ich zischte leise, als er die Kanüle aus meiner Vene zog, regte mich jedoch nicht mehr als das.

Ich war so müde.

Zwei Hände griffen mich unter meinen Achseln und zogen mich in den Stand, was mich im ersten Moment ein wenig aus dem Konzept brachte. Sofort setzten die Sterne vor meinen Augen ein, was mich aus dem Gleichgewicht brachte, aber die Hände sorgten dafür, dass ich nicht umkippen konnte.

„Ab geht's ins Behandlungszimmer", seine Stimme ließ keine Kompromisse zu und so wagte ich es auch nicht, mich ihm irgendwie zu widersetzen. Auf dem Weg aus dem Zimmer, über den Flur und dann zurück ins Behandlungszimmer stützte er mich weitestgehend, worüber ich ziemlich froh war, denn meine Beine waren praktisch Wackelpudding.

Er bugsierte mich unsanft auf eine der Liegen und machte sich dann an den Schränken zu schaffen, bevor er zum Kühlschrank schlurfte und eine Blutkonserve aus ihm herausholte.

„Du hast viel zu viel Blut verloren, Wither", meinte er nebenbei, während er irgendetwas auf der Arbeitsfläche anrichtete, was ich jedoch nicht sehen konnte, da er es mit seinem Rücken verdeckte, „Was hast du dir überhaupt dabei gedacht? Weißt du überhaupt, wie viel dabei hätte schief gehen können?" Er drehte sich wieder in meine Richtung und kam dann auf mich zu, während ich mich tapfer dazu zwang, in der Sitzposition zu bleiben, die ich eingenommen hatte.

„I-Ich habe vorher ausprobiert", murmelte ich leise, als er mir ein Glas reichte. In ihm war Blut. Anscheinend hatte Eyeless Jack bereits erkannt, dass mein neues Grundnahrungsmittel einen großen Einfluss auf meine körperliche Gesundheit hatte, „D-Da- auf der Anrichte."

Er drehte sich zurück zu den Proben, die ich erst im Stress zurückgelassen hatte und begutachtete dann neugierig das Ergebnis, bevor er sich wieder zu mir wandte. „Wie bist du überhaupt aus der Zelle herausgekommen?", fragte er grimmig, während er mich zu mustern schien.

Ich nippte derweilen an dem Glas – der Ekel und das Zögern waren mittlerweile verschwunden, ebenfalls eine neue Nebenwirkung nach meiner Akzeptanz. Mit jedem Schluck, den ich tätigte, ließ der Schwindel etwas mehr nach – ein Zeichen, dass mein Körper auf Hochtouren arbeitete und meinen Blutverlust ausgleichen wollte.

„Jedenfalls nicht durch die Tür", erwiderte ich leise, als ich ein bisschen Kraft zurückgewonnen hatte, „Aber ich schätze, dass du dir das bereits gedacht hast." Langsam stellte ich das Glas ab und schloss für einen kurzen Moment meine Augen, während ich lauschte, wie mein Mentor sich an den Wandschränken zu schaffen machte.

„Ich werde keine genaue Antwort bekommen, richtig?", hörte ich ihn leise brummen, während ich mich darüber wunderte, wie ruhig und gelassen er auf einmal in meiner Gegenwart war, „Dann kann ich wohl auch keine Antwort darauf erwarten, wie du das gemacht hast."

„Wie soll ich dir eine Antwort geben, wenn ich selbst nicht weiß, was genau ich bin und wie ich es mache?", entgegnete ich, während ich meine Augen wieder öffnete. Dann beobachtete ich meinen Mentor dabei, wie er mit einem Tablett in meine Richtung kam und sich auf dem Drehstuhl neben der Liege niederließ. Mit einer subtilen Handbewegung deutete er mir an, dass ich ihm meinen rechten Arm reichen sollte, welchen er zugleich desinfizierte.

Er wollte mir ein wenig Blut abnehmen.

„Du weißt schon, dass ich gerade mehr Blut verloren habe als es vorgeschrieben ist? Hast du nicht gerade selbst gesagt, dass ich viel zu viel verloren habe?", fragte ich zögerlich, während er auf meinem Handrücken nach einer guten Vene suchte.

„Ich weiß", erwiderte er, „Und ich weiß auch, dass es dir jetzt schon wieder ziemlich gut geht." Er griff nach einer Nadel und ich sah weg, während er diese mit festen Handgriffen in mich hineinbeförderte. „Dein Blut ist interessant, Wither. Du hast es geschafft, Lazari und Lucy vom Totenbett zu holen, ist dir das eigentlich bewusst? Egal wie du es erreicht hast – dein Blut ist Gold."

Ich drehte meinen Kopf wieder und sah zu, wie er zwei Teströllchen mit meiner roten Flüssigkeit füllte. Als dieses vollbracht war, zog er die Nadel erneut ohne Scheu aus meiner Vene heraus, was mich zum Knurren brachte, doch sonst blieb ich ruhig.

„Ruhe dich noch etwas aus", wies er mich an, „Ich werde in der Zwischenzeit ein wenig forschen gehen." Mit diesen Worten stand er auf und brachte die Proben zu der Arbeitsplatte, wo er diese in einen Inkubator stellte, dann innehielt und schließlich in Richtung Tür ging.

„Wo willst du hin?", wollte ich leise wissen, die Müdigkeit traf mich mit voller Wucht, „Ich dachte, du wolltest forschen?"

„Wollte ich auch", erwiderte er genauso leise, „Aber Slenderman ist gerade hier unten eingetroffen."

Wie hatte er das bitte bemerkt?

Langsam richtete ich mich wieder ein bisschen auf, als mir bewusst wurde, was das für mich heißen konnte – ich hatte mich dem Befehl widersetzt, in meinem Gefängnis zu verharren. War ich jetzt in Schwierigkeiten?

„Bleib hier, Wither", Eyeless Jack öffnete die Tür, „Ich werde das regeln." Mit diesen Worten verschwand er im Flur und zog die Tür wieder hinter sich zu, während ich mich mit angespanntem Kiefer wieder zurücklehnte.

Ich konnte nur hoffen, dass ich nicht allzu schlimm davonkam – und das stimmte mich unruhig.


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