Tollpatschige Liebe

By Quzelkurt

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Shirin ist auf dem Weg einen neuen Abschnitt in ihrem Leben zu beginnen. Weg aus der Kleinstadt, welche man s... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49

Kapitel 45

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By Quzelkurt

Ich reiße atemlos meine Augen auf. Der Stress rast als pures Adrenalin durch meinen Körper, als ich mich aufsetze und sofort in Mirans besorgten Augen sehe. Er erhebt sich augenblicklich und kommt auf mich zu. "Ganz ruhig, Shirin. Es ist alles in Ordnung." Er nimmt meine Hand von meinem Hals, um mich vom Juckreiz abzuhalten, und nimmt mein Gesicht in seine Hände. "Alles ist in Ordnung." Es ist ganz still. Ich bin im Krankenhaus. Mir ... mir geht es gut. Ich bekomme Luft. "Bekommst du gut Luft?" Ich ... ja. Ich bekomme Luft. Wenn ich Schlucke, tut es ein wenig weh, aber sonst geht es. "Darf ich Tee trinken? Mein Hals tut weh." "Du musstest intubiert werden." Miran verzieht bei der Erzählung leidend sein Gesicht. "Dein Hals ist rapide angeschwollen. Kurz nach deiner Ohnmacht waren die Rettungskräfte schon da." "Aber ich habe keine Erdnüsse gegessen, Miran." Habe ich doch eine Kreuzallergie entwickelt? Mirans Züge verhärten sich und auch der Griff um meine Wangen ist merklich gröber, weshalb er ablässt. "Wo ist Narin?" "Sie sagt gerade aus." Wie? Ich blinzele Miran verwirrt an, während er mir ein Glas Wasser einschenkt. Erst jetzt fällt mir die Infusion auf, die an meiner Ellenbeuge hängt - ich schaue sofort weg. Nadeln im Körper sind gruselig und kein Grund, sie allzu lang zu betrachten. 

"Wo sagt sie aus?" "Die Polizei steht an der Tür. Sie werden auch mit dir sprechen." "Aber ich habe doch nichts gemacht." Oder? Miran fährt sich seufzend über seine Stirn. "Die Teriyaki-Soßen, die dir gegeben wurden, waren mit Erdnusssoße untermischt. Nur die beiden. Der Mann ..." Miran atmet tief durch, bemüht sich allen Kräften, um mich nicht mit seinem Zorn zu verschrecken. "Die, die mir der Mitarbeiter gegeben hat?" Bevor er antworten kann, tritt Narin wieder ein und rennt erleichtert auf mich zu, um mich zu umarmen. Mit ihm tritt noch ein Mann ins Zimmer. Er kommt mir bekannt vor. "Gott sei Dank geht es dir gut", murmelt Narin. "Da sehen wir uns wieder", lächelt der andere Mann. Diese braunen Knopfaugen. Das ist doch der tolle Nasenkratzer! "Haben Sie mir nicht einmal die Nase im Aufzug gekratzt?" "Es freut mich, dass ich für meine Kompetenz bekannt bin." "Sidar", setzt Miran warnend an, als er sich über sein Gesicht fährt. "Du kannst deine Aussage gegen Ba-," "Mustafa ist höchstens euer Vater, nicht meiner", unterbricht Miran scharf seinen Bruder. Der Blick, den er Sidar schenkt, sorgt dafür, dass ich mich weiter in Narins Armen verstecke. Unter Mirans ruhiger Fassade brodelt unfassbar viel Wut. Er zittert deshalb schon, als er sich richtet und den Raum verlässt. 

Ich bin immer noch verwirrt. Was hat der Vater gemacht? "Was ist passiert?", wende ich mich an Narin, die mir meine Haare zurückstreicht. "Der Mann, der dir die Soßen gegeben hat, war unser ... Erzeuger." Meine Augen weiten sich. Mir wird eiskalt. "Aber ... die Teriyaki-Soße ..." "Es wurde Erdnusssoße untergemischt. Wir vermuten, dass es nur in den beiden Schälchen war, die du gegessen hast, denn andere Mitarbeiter mit Erdnussallergien haben keine Symptome gezeigt." Aber ... wieso tut man so etwas? Ich habe doch gar nichts getan! Ich schaue Narin und Sidar fassungslos an. "Aber ich dachte, er wäre sehr krank?" "Dachten wir auch", erwidert Sidar seufzend. "Hass gibt einem genug Energie, um einen letzten Versuch zu wagen. Zu dumm, dass Miran die Überwachungskameras erweitert hat. Er kommt aus dieser Sache nicht raus." Ich bin fassungslos. Selbst, als ich von der Polizei ausgefragt werde, verstehe ich kaum etwas. Warum will man mir so etwas antun? Ich habe verstanden, dass Mirans Vater eigen ist, aber dass man dafür den Tod einer Person herbeiführen möchte? Das verletzt mich. Ich muss mir wieder über meine Augen wischen, wie ich es schon bei der Aussage machen musste. 

Ich nippe schniefend an meinem Fencheltee, den Miran mir gebracht hat. Ich muss einen Tag hierbleiben und da Miran mich nicht aus den Augen lassen will, wird auch er hier im Privatzimmer bleiben. Ein paar Pflanzen würden dem Interieur guttun. Narin ist gerade auf dem Weg, mir meinen Kulturbeutel zu bringen. Mit Sidar habe ich mich leider nicht allzu sehr unterhalten können, vor allem, weil er als Stellvertretung noch einige Aufgaben zu erfüllen hat, aber er wird uns zum Essen einladen, sodass wir uns prächtig unterhalten können. Er ist auf jeden Fall der aufgeschlossenere, extrovertierte Bruder, wobei ich Miran seinen aktuellen Gemütszustand nicht verübeln kann. Er ist seitdem nahezu verstummt, schreckt bei jedem Niesen, Husten und Verschlucken meinerseits auf, aus Angst, ich kollabiere wieder. "Hast du genug gegessen? Soll ich dir etwas besorgen?" "Alles gut." Ich bin nicht mehr hungrig, zumal ich aus Angst aktuell nichts essen würde außer Gurken oder Wassermelone. Mein Tee reicht mir. "Es tut mir leid, Shirin." "Hör auf, Miran." Das ist schon das dritte Mal in kürzester Zeit, dass er sich für etwas entschuldigt, was nicht seine Schuld ist. Ich ziehe ihn an seiner Hand zu mir, damit ich ihn umarmen kann. Miran seufzt in meine Halsbeuge, als er sie erst vorsichtig erwidert, dann aber immer fester zudrückt. "Es ist nicht deine Schuld." "Ich habe die Panik in deinen Augen gesehen. Du lagst leblos in meinen Armen." "Du hast mich gerettet." Ich verstärke den Druck.

"Ich muss dich schnell heiraten, damit du in jederlei Hinsicht meins bist." Oh Mann, ich lache zwar, aber mir steigen zeitgleich die Tränen auf. Der heutige Tag ist ein wahres Chaos. "Ist er jetzt im Gefängnis?" "Es wird ermittelt. Leider darf er gehen, sobald er entlassen wird." "Also ist er in U-Haft?" "Nein, in ärztlicher Behandlung." Ich löse mich verdutzt von ihm. Mein Blick gleitet sofort zu seinen Knöcheln, die tatsächlich an zwei Stellen aufgeplatzt sind. Ich dachte erst, ich bilde es mir ein. Er hat wirklich seinen Vater geschlagen. Ich ... ich hoffe, Miran trägt keine Konsequenzen davon. Mir kommt kein Wort über die Lippen. "Hast du einen Monat im Sinn für die Hochzeit?" "Wäre schön, wenn es warm ist." Im Winter friere ich zu schnell und dann spannen sich meine Schultern und mein Nacken an. Im Sommer, am Wasser mit vielen Pflanzen. Ja, das ist mein Traum. "Aber das können wir besprechen, wenn ich wieder auf den Beinen bin." "Ich bin sehr ungeduldig." Das kann ich verstehen. Immerhin lag ich in einer lebensbedrohlichen Situation in seinen Armen. "Lass uns eine Nacht über alles schlafen. Das wird uns beiden guttun." "Ich werde heute kein Auge zukriegen. Wenn du müde bist, schalte ich das Licht aus. Narin kommt gleich." Wenn man vom Teufel spricht: Sie tritt gerade ins Zimmer ein. "Ich habe dir noch ein wenig Obst eingepackt. Du liebst doch Wassermelone." Oh ja und wie.

Narin bleibt noch eine Weile, nimmt mich alle zehn Minuten besorgt in den Arm und knutscht mein ganzes Gesicht ab, ehe sie sich verabschiedet. Ich werde gerade von der netten Nachtschwester abgestöpselt, die mir noch einen kleinen Becher mit einer Flüssigkeit gibt, falls die Halsschmerzen nicht besser werden. "Du wirst die nächste Woche nicht arbeiten." Oh Mann. "Miran, das geht schon." "Nein." "Miran, bitte. Mach dich nicht verrückt." "Shirin, du bist heute fast in meinen Armen gestorben!", erwidert Miran lauter. Ich erlebe es selten, dass er wirklich wütend ist. Er bemerkt, dass mich sein lauter Ton sensibel macht. Meine Brust zieht sich zusammen, aber ich versuche mich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass er mich nicht aus Wut anschreit, sondern aus purer Angst. Miran fährt sich seufzend über sein Gesicht, ehe er mich entschuldigend in den Arm nimmt. "Verzeih mir, Shirin. Ich wollte dich nicht anschreien." "Alles gut. Ich verstehe dich." Dennoch habe ich es lieber, wenn er seine Stimme nicht erhebt. "Ich werde Security einstellen müssen. Fühlst du dich sicher genug, um zu arbeiten? Willst du dir nicht lieber einige Tage freinehmen?" "Das geht schon, wirklich." Ich löse mich von ihm und streiche seine zusammengezogenen Augenbrauen glatt.

"Stress dich lieber mit der Wohnungssuche." "Ich kaufe ein Haus." "Miran", seufze ich. "Du willst einen Garten, also bekommst du einen. Ich habe eins direkt an der Elbe gefunden, umringt von Natur. Es wird dir gefallen. Der Besichtigungstermin ist schon vereinbart." Mein Bauch kribbelt vor Aufregung bei der Vorstellung, wie wir bald zusammenziehen und in unserem eigenen Heim leben. Ich heirate bald. Noch steht kein Termin fest, aber wir beide wissen, dass es jetzt nur noch schneller geschehen muss. All die Jahre habe ich nur von Liebe und Heirat in meinem tollpatschigen, einsamen Herzen geträumt und jetzt prasselt alles auf mich herab, dass ich kaum Möglichkeiten habe, alles zeitgleich zu erledigen. Mein Herz schlägt wieder ganz schnell durch die Aufregung. Miran bemerkt es auch und schüttelt fragend den Kopf, als ich ihn hicksend anlächele. "Ich freue mich auf unsere Zukunft, Miran." Auch er lächelt. "Ich auch, Shirin." Meine Lymphknoten kribbeln bei dem sanften Kuss, den er mir schenkt. "Nur du und ich." "Und Papp-Shah-Rukh." "Shirin", flüstert er resigniert. Das kann er vergessen! Ich werde meinen Pappaufsteller nicht wegschmeißen, komme, was wolle! Ich murre verneinend. "Du teilst deine Liebe wirklich mit zwei Männern." "Er war vor dir da." "Ich warne dich." Huch! Miran macht bei Shah Rukh Khan wirklich keine Witze. Er ist eifersüchtig!

Ich pruste, noch bevor ich es mit meiner Hand aufhalten kann. Miran ist unfassbar schnuckelig, wenn er grimmig wird. "Komm her." "Nimm doch deinen Pappaufsteller." Ich lache lauthals in seinen Armen los und huste zu seinem Vergnügen, weil mein Hals noch von der Intubation beansprucht ist. "Vorsichtig", gibt Miran nun sanft von sich und hält mir daraufhin das Glas Wasser hin. "Du darfst vor der Hochzeit nicht krank werden. Ich koche demnächst für dich." Seine Mühe lässt mich schmollen. "Kannst du überhaupt kochen?" "Ich habe keine Haushälterin, Shirin. Ich habe mich stets selbst versorgt. Morgen bekommst du Guacamole, versprochen." Oh ja! "Können wir dann das mit dem Sushi nachholen?" "Ich bereite es für dich vor." Er ist so süß, dass ich wieder schmollen muss. Miran lächelt deswegen leicht. "Ich habe nach Langem wieder eine Energie in mir, von der ich dachte, sie existierte nie." Mein Ausdruck lockert sich augenblicklich. Ich setze mich langsam auf und schaue Miran abwartend an, der nachdenklich über seinen Kiefer fährt. "Ich habe heute wirklich intensiv gefühlt. Wut, Angst, Erleichterung. Es tat gut, so schrecklich es auch war. Es war erleichternd, Mustafa zu schlagen. Es war schlimm, dich leblos in meinen Armen zu halten, aber ich hatte lange keine Angst um eine Person. Es tat mir dennoch gut, denn es hat die letzten Fugen meiner Monotonie gebrochen. Ich habe endlich gefühlt." Ich spüre ein wohliges, nahezu kribbelndes Gefühl in meiner Brust, als ich lächelnd nach seiner Hand greife.

"Du bist angekommen, Miran. Du darfst endlich die Früchte deiner Geduld kosten."

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