Aufbrausend, Ahnungslos, Alpha

By quedarse

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Cass ist ein normaler Werwolf. Ausser, dass sie ihren Gefährten drei Monate nach ihrem Geburtstag noch nicht... More

1 Kaugummi
3 Hintern
4 Fremd
5 Das Biest in mir
6 Atmen
7 Unruhe
8 Gefährte
9 Bring mich in Versuchung
10 Wo warst du
11 Wilderer
12 Northern Lake
13 Schokolade
14 Familie
15 Kontrolle
16 Der Sommer kommt
17 Hitze
18 Meins
19 Gebrochen
20 Tränen
21 Du und Ich
22 Garten Eden
23 Ich muss
24 Luna
25 Nur fünf Minuten
26 Wie ein Paar
27 Vergangenheit
28 Wasserfest
29 Silbermondrudel
30 Bitte
31 Beinahe
32 Epilog

2 Kraft

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By quedarse

6 Jahre alt, Damien:

Sie stand mitten auf dem Schulhof, ihre kleine Gestalt warf einen langen Schatten auf den Boden.
Abertausende Füsse hatten die Pflastersteine rund und rutschig werden lassen.

Vorsichtig pirschte ich mich an sie heran, darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen.
Der leichte Sommerwind bauschte ihr hellblaues Kleid und ihre schmalen Füsse steckten in weissen Sandalen mit einer roten Blume über dem grossen Zeh.

Bevor sie mich entdecken konnte, sprang ich nach vorn und zwickte sie mit beiden Händen in die Seiten.
Cass gab ein hohes Quietschen von sich und zuckte erschrocken zusammen.

"Du klingst wie ein Ferkel", bemerkte ich spöttisch.
Lässig steckte ich die Hände in die Hosentaschen und kniff die Augen zum Schutz gegen die tiefstehende Sonne zusammen.

Sie zog ihre kleine Nase kraus, ich unterdrückte ein Lächeln und sah auf sie hinunter.
Cass legte den Kopf in den Nacken und streckte mir die Zunge raus.

Ihre dunklen Haare fielen in zwei dicken Zöpfen auf ihren Rücken.
"Warum hast du Zöpfe gemacht?" Fragend hob ich die Brauen in die Höhe.
Cass wandte den Blick ab, offenbar eingeschüchtert durch meinen Alpha-Status.
"Meine Mama hat die gemacht."

"Sieht komisch aus." Ich griff nach einem der Zöpfe, auf denen die Sonne einen kupferfarbenen Schimmer hinterliess und zupfte daran.
"Au!" Cass stiess mich gegen die Schulter und ich lachte über ihre verärgerte Miene.

"Cass!" Lorelie, ihre Freundin, winkte uns zu.
Ihre kanariengelbe Tasche wirkte viel zu gross für ihren schmalen Körper.

Ohne mich nochmal anzusehen, setzte Cass sich in Bewegung.
Das elektrisierende Gefühl der Wut durchzuckte mich und bevor ich mich zurückhalten konnte, streckte ich ein Bein aus.

Das Mädchen stolperte, hart schlug sie auf dem Boden auf.
Mit einem Schrei rollte sie sich zur Seite und klammerte die Hände um ihr Knie.
Entsetzt erkannte ich das Blut auf ihrer blassen Haut.
Lorelie rannte über den Schulhof auf uns zu, ihre dämlich grosse Tasche schleifte dabei über den Boden.

"Warum kannst du mich nicht in Ruhe lassen?", heulte Cass, Tränen strömten über ihre Wangen und liefen ihren Hals hinab.

Ich zuckte mit den Schultern und gab mir Mühe, keine Miene zu verziehen.
Auf dem Absatz drehte ich mich um und liess sie auf dem Boden sitzen.
Ich konnte ihr Schniefen hören, die Schuld nagte an meinen Eingeweiden wie eine hungrige Ratte.

Clarisia

Ich klaubte ein Haargummi aus meiner Hosentasche und bändigte meine Haare in einem Pferdeschwanz.

Lorelie richtete den Ausschnitt ihres blauen Shirts, das ihre tiefblauen Augen perfekt zur Geltung brachte.
Sie fuhr hastig über ihre hüftlangen, braunen Haare und sah über ihre Schulter zu den älteren Schülern hinüber.

"Wen siehst du an, Lori?" Mit einem spöttischen Grinsen boxte ich meine Freundin in den Oberarm, woraufhin sie ertappt zusammen zuckte.
"Niemand", stritt sie ab, doch eine leichte Röte kroch auf ihre Wangen.

"Lorelie!" Der Ruf brachte mich dazu, mich umzudrehen und Lorelie seufzte erleichtert auf.
Derik winkte meiner Freundin lachend zu. Seine kurzen Shorts reichten nur bis zu seinen haarigen Knien und das graue Shirt war ihm bestimmt zwei Nummern zu gross.

"Ich muss zu meiner Kräftegruppe", sagte Lorelie schnell und drückte mich flüchtig an sich.
Neidisch beobachtete ich, wie sie auf Derik zuging und er einen Arm um ihre Schultern legte.
Was hätte ich dafür gegeben mit ihnen in derselben Kräftegruppe zu sein.

Die zwölf Werwölfe meines Jahrgangs hatte unser Alpha gleich zu Beginn des Trainings mit acht Jahren in drei Gruppen unterteilt.
Lorelie und Derik gehörten zwar der schwächsten Gruppe an, doch wenigstens hatten sie gute Gesellschaft.

Mein Blick wanderte hinüber zu meinen Teamkollegen. Gruppe Eins stand beisammen und diskutierte angestrengt.
Brian, Jessy, die Tochter unseres Beta-Wolfes, und wie könnte es anders sein, Damien höchstpersönlich.

Die Markierung auf Brians Nacken schillerte hell im Sonnenlicht und seine dunklen Haare fielen wirr über seine Stirn, als ein Grinsen sein Gesicht verzog.
Damien brach in lautes Gelächter aus, er legte einen Arm um Jessys Schultern und gestikulierte mit der freien Hand wild in der Luft.

Ich zog die Nase kraus und wandte hastig den Blick ab, bevor Jemand bemerkte, dass ich die drei wie eine hirnlose Erbse anstarrte.
Konnte gut sein, dass die Beiden sich aufeinander prägen würden, Jessy und Damien.
Ich rollte mit den Augen und schüttelte mich, um das mulmige Gefühl loszuwerden.
Sie wären das perfekte Paar.

Arnie, der Trainer meiner Altersstufe, klatschte in die Hände.
Als der Tumult nicht verstummte, pfiff er laut durch die Zähne.
Ich verzog missmutig meinen Mund und trollte mich zu meiner Kräftegruppe hinüber.
Brian und Jessy begrüssten mich mit einem fröhlichen Lächeln.
Damien hingegen liess abschätzig seinen Blick hinab zu meinen Zehen wandern und wandte sich dann Arnie zu.

"Wir werden heute in Zweiergruppen trainieren", verkündete er, woraufhin einige Jungs johlten.
Ich rollte mit den Augen und begann, den Aufdruck meines Shirts abzuklauben, der langsam abblätterte.

Arnie ging reihum und teilte die Gruppen in Pärchen auf.
"Jessy und Brian, Damien und Cass."
Sein Beschluss liess mich innerlich aufstöhnen.
"Alles klar, Leute, los geht's!"

Widerwillig trat ich einen Schritt näher an Damien heran.
Das hatte mir gerade noch gefehlt.
Mein Wolf in mir meldete sich unruhig und ich konnte gerade noch ein gereiztes Murren unterdrücken.

Nach Damiens angepisster Miene zu urteilen, war er über die Aufteilung genauso wenig begeistert wie ich.
"Cass." Seine tiefe Stimme schien mich zu verspotten.
"Damien", erwiderte ich und kniff genervt die Augen zusammen.

Während wir nebeneinander warteten bis wir an der Reihe waren, konnte ich seinen Duft erschnuppern.
Überrascht stellte ich fest, dass er eigentlich ganz gut roch. Jedenfalls für seine Verhältnisse.

"Na?", bemerkte er mit einem listigen Glitzern in den blauen Augen. "Du hast dich immer noch nicht geprägt, wie man hört."

Ich biss auf meine Unterlippe und unterdrückte ein angriffslustiges Knurren.
Ich sollte mir meine Kräfte für den Kampf sparen.

"Kann schon mal passieren, Cass." Damiens selbstgefällige Stimme verhöhnte mich. "Ohne Alpha-Blut kann es eine Weile dauern, bis man seinen Gefährten findet."
Ein zischendes Geräusch entfuhr meiner Kehle und ich funkelte Damien so finster an, wie ich nur konnte.
Er quittierte meine Reaktion mit einem zufriedenen Grinsen.

"Du versperrst mir die Sicht", meinte er, streckte den Arm aus und schob mich zur Seite.
Ich vergrub meine Hände tief in den Hosentaschen meiner Trainingshosen und starrte nach vorne, darauf bedacht die Kontrolle über meine Bestie zu behalten.

"Damien, ihr seid an der Reihe", rief Arnie uns zu.
Natürlich, mein Name musste neben dem mächtigen Alpha nicht genannt werden.
Ich stellte mich Damien gegenüber auf dem Sandplatz auf und ging leicht in die Knie.

Ein überheblicher Ausdruck schlich sich auf seine Miene, die blauen Augen begannen sich langsam zu verdunkeln.
Fest biss ich die Zähne zusammen.
Ich würde alles geben, um das aufgeblasene Grinsen von seinem Gesicht zu wischen.

"Los!" Arnies Stimme setzte uns in Bewegung.
Gleichzeitig stürzten wir vor und unsere Körper prallten heftig aneinander.
Damien versetzte mir einen Stoss gegen die Schulter, der mich ins Taumeln brachte.

Doch kaum berührten meine Füsse den Boden, wirbelte ich herum und landete meine Faust auf seiner Brust. Mit einem lauten Keuchen schnappte er nach Luft.
Ich nutzte den Moment und kickte gegen seine Seite.
Leider erwischte er mein Bein und ich wurde schwungvoll durch die Luft geschleudert.

"Du musst schneller sein, Cass", wies mich Arnie an.
"Ach nein", murmelte ich mit gebleckten Zähnen.
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Alpha unseres Rudels von der älteren Trainingsgruppe zu uns herüberspähte.
Seine muskulösen Arme waren vor der Brust verschränkt und wahrscheinlich beobachtete er die Kampfkünste seines Sohnes.
Damien schien den Blick seines Vaters nicht zu bemerken oder ignorierte diesen gekonnt.

Ich hievte mich auf die Füsse und ballte die Fäuste. Lauernd umkreiste ich Damiens Gestalt, doch er wartete nicht auf meinen Angriff.
Sein mächtiger Körper preschte vor, gerade noch konnte ich seinem Schlag ausweichen.
So fest ich konnte rammte ich meinen Ellbogen in seine Rippen.
Damien duckte sich und boxte in meinen Bauch.

Sterne explodierten vor meinen Augen, ich taumelte zur Seite und würgte.
Arnie runzelte missbilligend die Stirn.
"Erste Verwarnung, Damien."

Als ich sicher war, dass ich mich nicht übergeben musste, warf ich meinem Gegenüber einen gehässigen Blick zu.
Seine grünlichen Augen funkelten angriffslustig und an den zuckenden Mundwinkel konnte ich erkennen, dass er ein fieses Grinsen unterdrückte.
Mit einem Aufschrei stürzte ich mich erneut auf ihn.

So sehr ich auch kämpfte und kratzte, was mir ebenfalls eine Verwarnung von Arnie einbrachte, konnte ich nicht die Oberhand gewinnen.
Damiens Alpha-Blut machte ihn überlegen und liess ihn seine Allüren wieder aufnehmen, bevor er sie überhaupt abgelegt hatte.

Als uns Arnie aus dem Ring entliess, wankte ich hinüber zu Jessy, die mir mit mitfühlender Miene meine Wasserflasche reichte.
Brian klopfte mir auf die Schulter, meine Knie knickten beinahe unter dem Schlag ein. "Gut gekämpft, Cass."
Er streckte die Hand aus und Damien schlug mit einem zufriedenen Grinsen ein.

Am Abend schmerzte jeder einzelne Knochen meines Körpers. Stöhnend stemmte ich mich aus dem Sessel im Wohnzimmer und schleppte mich hinüber zur Treppe, um Duschen zu gehen.

"Soll ich dich nach oben begleiten?", fragte Lorelie, ihre Stirn runzelte sich, während sie mich ausgiebig musterte.
Ich schüttelte den Kopf. "Nicht nötig."
Sie nickte, doch ihre Miene blieb besorgt. "Gut, dann sehen wir uns morgen."

In diesem Moment kam Damien aus der Küche, eine ganze Reihe Schokolade zwischen die Zähne geklemmt, und stiess mich mit der Schulter an, sodass ich taumelte.
"Pass auf deine Füsse auf, Cass", bemerkte er spöttisch.
Unter dem Rand seines Shirts konnte ich eine rote Kratzspur erkennen, die er von unserem heutigen Kampf davon getragen hatte.

Ich gab ein drohendes Knurren von mir. "Du hast mich geschubst!"
Er wandte den Kopf, seine hellen Augen fixierten mein Gesicht, wie ein Raubtier seine Beute.
Ich konnte spüren, wie seine Ausstrahlung bedrohlich wurde und senkte eingeschüchtert den Kopf.

Er kam einen Schritt näher und senkte seine Stimme. "Das nächste Mal, wenn du mir drohst, wirst du es bereuen."
Fest biss ich die Zähne zusammen, den Blick auf seine grauen Socken gerichtet.

"Verstanden?", hakte er schneidend nach.
Für einen kurzen Augenblick rang ich mit mir, doch schliesslich schluckte ich meinen Stolz hununter.
"Ja."

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