Tollpatschige Liebe

By Quzelkurt

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Shirin ist auf dem Weg einen neuen Abschnitt in ihrem Leben zu beginnen. Weg aus der Kleinstadt, welche man s... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49

Kapitel 41

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By Quzelkurt

Narin und ich schauen uns schon seit Minuten sprachlos an. Das Ganze kann nur ein Albtraum sein. Sie sind Geschwister. All das, was ich über Miran weiß, betrifft auch sie. Fast lache ich. Natürlich ist er sich sicher, dass seine Schwester mich mögen wird, wenn seine Schwester meine einzige Freundin ist! Warum hat er es mir nie erzählt? "Warum hast du es mir nie erzählt?", durchbreche ich die Stille. Wahrscheinlich hätte es der Fakt nur noch schwieriger gemacht, es ihr zu beichten, aber ... sowas erzählt man doch? Sie seufzt und fährt sich gestresst über ihr Gesicht. "Ich habe so viel wegen alter Freunde durchgemacht, dass ich es ab einem Punkt verschwiegen habe, aber ich wollte es dir erzählen!" Narin blickt mich beteuernd an. "Aber immer, wenn wir zusammen waren, dann habe ich es vergessen, weil wir über so vieles geredet haben. Irgendwo hatte ich auch die Angst, dass es wieder so laufen wird, wie in der Vergangenheit." Oh ... ich verstehe sie. "Und Miran erzählt es deswegen auch nicht?" "Ja und weil er ein trockener Geschäftsmann ist, der sich sofort bei dir entschuldigen muss!" Mein Blick weicht unsicher zur Seite. Seit einer Woche herrscht durch ein Missverständnis Funkstille und jetzt ... ich weiß es nicht. Eigentlich kann es nur bergauf gehen, aber ich bin dennoch verschreckt.

"Habe ich denn nicht auch das getan, was du durch andere erlebt hast?" "Shirin, du hast mich nicht ausgenutzt, um eine Chance bei meinem Bruder zu haben. Du hast es mir sogar verschwiegen, weil du Angst hattest, dass ich als angeblich Außenstehende urteile. Das ist etwas komplett anderes." Ich schließe meine Augen. Es tut gut. Die Erleichterung tut mir so unfassbar gut, dass ich kurz davor bin, wieder in Tränen auszubrechen. "Er redet auch seitdem nicht mit mir, weil er wütend ist. Ich kläre das aber, versprochen!" Narin fährt sich gestresst durch ihr Haar, nagt an ihrem Gel-Nagel, während sie hin und her tigert. "Verlass nach Feierabend nicht dein Büro. Ich versuche, ihn zu dir zu locken." Ich schlucke schon unwohl bei der Vorstellung. "Ist er im Büro?" "Nein. Ich weiß selbst nicht, wo er ist." Das beruhigt mich nicht wirklich. Ich tunke mein Sushi in Teriyaki-Soße und dieses Mal dippe ich es sogar in Wasabi. Ich bin so in Gedanken, dass ich kaum den stechenden, scharfen Geschmack mitbekomme. Meine Gedanken drehen sich nur um das Ende des Tages. Ich kann mich nur halbwegs davon ablenken, weil Narin alle Details erfahren möchte.

"Hat mein Plan damals geklappt, als ich vom Ball abgehauen bin?" "Das war so gemein!", quengele ich. Dennoch bin ich ihr dankbar, weil sie mich vor sehr viel Stress bewahrt hat. Ohne Miran wäre ich nicht sicher in meine Wohnung gelangt. "Es hat geklappt", grinst sie und ich ziehe verlegen meine Schultern an. Mein gesenkter Blick spricht für sich, sodass Narin triumphiert schreit. "Sei ehrlich, habt ihr euch da geküsst?", fragt sie, ehe sie sich ein Stück Sushi in ihren grinsenden Mund stopft. "Nein, aber wir haben miteinander geschlafen." Das genannte Stück wird aus ihrem Mund geschleudert und landet erst auf ihrer Hand und purzelt dann auf meinen Tisch. Narin hustet um ihr Leben, ihr Gesicht läuft rot an. Ihre aufgerissenen Augen zeigen alles, was sie gerade nicht aussprechen kann. "Ihr ... was?!" Das erinnert mich an Mirans Hustenanfall, als ich ihm davon erzählt habe. Bevor auch sie erstickt, klopfe ich ihr auf den Rücken und halte ihr die Getränkedose hin. "Shirin", setzt sie an, bevor sie einen Schluck trinkt und wegen der starken Kohlensäure angestrengt seufzt. "Ihr habt ... ich will es nicht wissen. Es ist mein Bruder!" "Es war nur auf dem Sofa." "Shirin!" "Wir haben Bollywood-," "Zu Shah Rukh Khan auch noch? Etwa im Takt von Say Shava Shava?", fragt sie verzweifelt ... verstehe ich nicht. Ich blinzele irritiert. "Nein. Wir haben einen Bollywoodfilm geschaut und dann war ich so müde, dass ich neben ihm eingeschlafen bin."

Narin zieht mit offenem Mund ihre Augenbrauen zusammen. Was denn? Ich fand es toll, so nervenaufreibend es war. "Ich fand es romantisch", murmele ich. "Shirin, du ... lern Deutsch!" Sie seufzt erschöpft. Ach, jetzt erinnere ich mich wieder. "Ich verwechsele das hin und wieder. Miran war anfangs auch so, als wir noch nicht zusammen waren." "Kann ich mir vorstellen!", erwidert sie eindringlich. Wenigstens beruhigt sie sich wieder. Narin atmet noch einmal tief durch, kommt somit langsam zur Ruhe. "Also wart ihr doch in London?" Ich nicke. "Da hat er mir den Antrag gemacht." Sie lächelt, doch ich kann es nicht erwidern. Was ist, wenn Miran mir nicht glaubt? "Shirin, das wird wieder. Denkst du wirklich, Miran wird nichts mehr mit dir zu tun haben wollen?" "Er hat mich doch die gesamte Woche ignoriert", flüstere ich. Lag er auch immer bis nach Mitternacht wach im Bett? Hatte er ebenso weniger Energie? Hat er an mich gedacht? "Ich hätte niemals gedacht, dass so eine Katastrophe entstehen kann. Als ich ihm von Guacamole erzählt habe, hat sein kleines Lächeln abgenommen. Er sah so aus, als würde er mich gleich verprügeln. Es wird ihn ebenso erleichtern. Ich schreibe ihm, aber ich bin mir sicher, dass er meine Nachrichten nicht lesen wird. Ich kläre das."

Das ist der schlimmste und längste Montag, den ich je durchleiden musste. Es regnet ununterbrochen, der Wind heult und ich übrigens auch. Ich kann mich kaum beruhigen, traue mich nicht aus dem Büro und die Aufgaben für den heutigen Tag sind unfassbar schlampig ausgearbeitet. Wie lange muss ich hier noch warten? Es ist schon längst Feierabend. Ich habe sogar die Autos auf den Parkplätzen gezählt, weil ich nichts habe, womit ich mich ablenken kann. Aktuell sind es noch sieben. Wer die vier anderen, armen Seelen sind, die immer noch in der Firma irren, weiß ich nicht, aber immerhin weiß ich, dass Miran nebenan ist. Ich habe ihn heute nur ein einziges Mal gehört und das nur, weil er jemanden angeschrien hat. Mein Herz raste, meine Finger zitterten. Ich konnte nur auf Toilette und meine übervolle Blase endlich entlasten, als Narin vor meiner Tür stand und mich hin und zurück eskortierte. Ich halte es nicht mehr aus, wann kommt er endlich?!

Ich schrecke auf, als die Tür nebenan aufgeht. Narin fordert hektisch, dass Miran mitkommen soll ... meinetwegen. "Schnell, ihre Allergie!" Meine Augen weiten sich. Das ist ein echt böses Manöver, aber innerhalb weniger Sekunden stürmt Miran mit einem Epipen panisch in mein Büro. Mein Herz schlägt sicherlich nahezu 200 Mal pro Minute und es wird kein Stück besser, als Narin die Tür zuknallt, dann wieder öffnet, um den Schlüssel herauszuziehen und uns einzusperren. "Klärt das Missverständnis sofort!", schreit sie. Ich bin überfordert und vor allem immer noch traurig. Miran bewegt sich kein Stück von der Stelle. Seine Brust hebt sich noch bedingt durch die Angst, was mich ein wenig besänftigt. Das sagt mir nämlich, dass er mich doch noch ein wenig mag. "Hallo", setze ich leise an, doch jegliche Folgeversuche bleiben in meinem Hals stecken, als er seine Augenbrauen zusammenzieht. "Es war nur ein Missverständnis, Miran." Meine Lippen beben. Er soll mich nicht abweisen. Ich habe doch endlich meine Oase gefunden. "Warum hast du mir nie gesagt, dass Narin deine Schwester ist?" "Du warst so gestresst ihretwegen, dass du dich nur noch verrückter gemacht hättest, wenn du es wüsstest." Er hat recht. Ich fahre mir seufzend durch mein Haar. "Du bist Guacamole." Ich kann das nicht mehr. Ich will auch nicht diskutieren und fragen, warum er dieses und jenes getan hat. Ich will einfach nur meinen Frieden zurück.

"Warum hast du nicht einfach mit mir geredet?", frage ich dennoch. Es wäre so viel leichter gewesen. Seine Strenge nimmt nicht ab, als er auf den Epipen in seiner Hand schaut. "Keine Anaphylaxie?" Ich schüttele den Kopf. Narin muss wohl sehr überzeugend gewesen sein. "Möchtest du nie wieder mit mir sprechen?" Bis jetzt sagt er nämlich immer noch nichts. Er atmet nur tief ein und durch die Nase wieder aus, als er die Augen schließt. "Was erwartest du von mir, Shirin?" Mir gefällt der ruhige, aber distanzierte Ton nicht. Was soll die Frage bedeuten? "Das ... was meinst du?" Will er es beenden? "Es war doch nur ein Missverständnis, Miran. Ich wollte Narin unbedingt erzählen, dass ich verliebt bin, ohne zu beichten, dass es unser Chef ist. Nur darauf fußt es!" Mirans Augen senken sich, seine Lippen pressen sich einen Moment zusammen, als er nachdenklich hin- und herschaut. Er scheint es erst jetzt zu realisieren, denn seine Hände fahren seufzend über sein Gesicht. Hinter ihm geht die Tür wieder einen Spalt auf, doch ich sehe Narin nicht. Stattdessen erblicke ich ihre Hand, die eine große Ladung Sushi mit zwei Dosen Cola Zero auf der Packung ins Büro schiebt, ehe sie wieder die Tür abschließt.

"Shirin", setzt Miran an und sofort schlägt mein Herz schneller. Er fährt sich ein erneutes Mal über sein Gesicht, seufzt gestresster und schaut mich dann an. "Ich komme mir so erbärmlich vor." Ich ziehe als Antwort meine Schultern an. "Ich ... weil du es immer verheimlicht hast und immer angespannt und nervös warst, wenn es zu dem Thema kam oder Narin mit einbezogen wurde und ..." Miran ringt nach den richtigen Worten, als er verdeutlichend seine Hände anhebt. Seine rechte Hand drückt dabei immer wieder auf dem Epipen herum. "Und dann die Worte am Montag ... ich saß direkt nebenan und habe die Kontrolle verloren." Sein Blick zeigt all seine Reue und es reichen nur zwei Schritte zu mir, damit ich schmolle und wieder anfange zu weinen. Nach einer Woche Abstinenz spüre ich endlich wieder seine Arme um mich. Miran drückt mich fest an sich, küsst meinen Scheitel und Hals, während er dabei die ganze Zeit um Verzeihung bittet und dabei auf die Knie fällt. "Magst du mich jetzt wieder?" "Ich habe dich immer geliebt, Shirin. Stell mir nie wieder so eine Frage." Aber ich brauche diese Bestätigung. Ich drücke mich nur noch fester an ihn. Die Erleichterung fließt in Form warmer Tränen aus meinen Augen. "Ich hätte dich niemals anschreien dürfen." "Ja", hauche ich. "Verzeih mir, Shirin." Miran löst sich von mir, um mir mein Gesicht trocken zu wischen und meine Handrücken zu küssen.

"Eine Woche, Miran", flüstere ich. "Ich weiß", erwidert er niedergeschlagen. "Es war die schlimmste Woche für mich." "Für mich auch." Meine Stimme verschwindet nahezu durch mein erneutes Weinen. Diese Woche hat mich fertiggemacht. Ich habe mir derart den Kopf zerbrochen, dass ich schon an dem Punkt angekommen bin, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben möchte. "Du machst mich fertig, Shirin." Ich breche in ein verzweifeltes Gelächter aus. Mir fließen immer noch Tränen über meine Wangen und manchmal kann ich nicht identifizieren, ob ich lache oder doch weine. "Nimm dir die Woche frei, um dich zu beruhigen, Shirin. Du warst sehr angespannt." "Woher weißt du das? Ich habe mich vor dir versteckt." Meine Aussage trifft ihn, denn seine Augenbrauen ziehen sich betrübt zusammen. "Das Wetter hat es mir verraten. In den letzten Tagen schien nicht einmal die Sonne." Seine Hände fahren über meine Oberschenkel, die er dann einzeln küsst. "Und ich könnte schwören, dass meine Pflanzen weniger aufrecht standen. Verzeih mir, Shirin." Ich drücke ihn wieder an mich. Wir haben uns vertragen. Wir bleiben zusammen. Ich ziehe strafend an seinen Haaren. "Schrei mich nie wieder an." "Nie wieder, Shirin." "Ich werde nachträglich sauer auf dich sein." "Sei, was immer du möchtest. Ich nehme es dankend an."

"Kannst du das Sushi bringen?" "Hast du großen Hunger?" "Schon", murmele ich. Miran löst sich lächelnd von mir, wischt mir meine letzten Tränchen weg, als sein Blick auf meine Haare fällt. "Hast du sie glatt geföhnt?" "Hab sie immer wieder geflochten, bis sie einigermaßen glatt waren." Das gefällt ihm nicht. Selbst beim Ablegen des Sushis und der Getränke merke ich ihm noch sein Missfallen an. "Sollen wir dann diesen Samstag zu meinen Eltern?" Er nickt. "Wollen deine Eltern dann direkt mit?" Miran hält inne, versucht sich dann jedoch mit einem Stück Sushi abzulenken. Oh ... da war ja was. "Wie machst du das dann mit dem Hand-Anhalten?" "Ich komme zu deinem Vater. Dafür brauche ich meinen nicht." Ich schlucke unwohl. In Mirans Stimme schwingt Kälte und Distanz. "Ich erledige alles. Brautgabe, Gold. Was immer gefordert wird." Von ihm geht gerade viel negative Energie aus, weswegen ich meine Hand zögernd auf seine lege. "Ist die letzten Tage etwas vorgefallen?" "Ich will dich nicht verunsichern, Shirin. Es ist nichts, was unsere Zukunft beeinflussen wird." Oh ... ich hätte seine Mutter gern kennengelernt. Schade. So fallen wir in ein weniger dynamisches Gespräch, wo wir noch einmal die Einzelheiten des Missverständnisses klären. Oh Gott, Narin! Ich renne zur Tür und klopfe. Sie habe ich ja ganz vergessen.

"Wer ist da?", fragt sie. "Ich." "Es ist still. Ist er tot?" Du meine Güte, daran würde ich nicht einmal denken wollen! "Nein. Komm Sushi essen." Daraufhin wird die Tür aufgeschlossen, sodass Narins dunkelbrauner Haarschopf hineinlugt, um sich die Sachlage anzuschauen. "Sieht in Ordnung aus." Ich nicke und sie lächelt sanft. "Meine Schwester!", kreischt sie aber dann los und zieht mich voller Freude in ihre Arme. Was für eine Last mir abgefallen ist. Gemeinsam mit Narin essen wir die Sushiplatte und beantworten ihr alle Fragen zu unserem Kennenlernen und der Beziehung, sodass wir noch bis 22:00 Uhr noch in meinem Büro hocken, jetzt aber endlich nach Hause können. "Ich lasse euch Turteltäubchen mal allein." Narin zwinkert schelmisch und zieht mich noch einmal in eine innige Umarmung, ehe sie mit ihrem schwarzen Audi davon düst. "Möchtest du noch mit zu mir?" "Wie könnte ich das Angebot nach meiner schlimmsten Woche ablehnen?" "Du kannst auch bei mir bleiben. Dann lernst du meinen Papp-Shah-Rukh-Khan kennen." Miran nickt erst, hält aber dann verdutzt inne bei der Erwähnung meines Mitbewohners. "Du ... du hast einen Papp-Aufsteller?" "Lebensgroß", betone ich stolz. Beim letzten Mal hatte ich ihn für das Putzen verstaut und vergessen, ihn wieder herauszuholen, sodass Miran ihn gar nicht kennenlernen konnte. Ihn scheint es nicht zu beeindrucken, aber wenigstens war Narin ganz aus dem Häuschen. Sein Blick zeigt keinerlei Begeisterung. Ein Funken Verwirrtheit schwimmt in seinen blauen Augen und selbst in meiner Wohnung bleibt sein Blick bestehen, bis er Papp-Shah-Rukh in meinem Schlafzimmer erblickt. Miran sieht gar nicht amüsiert aus.

"In deinem Schlafzimmer auch noch." "Wo sonst?" Daraufhin atmet er tief durch. "Dieser Mann wird nicht hierbleiben, wenn ich hier schlafe." "Aber warum?", murre ich. "Er war schon immer hier." "Ich kann nicht fassen, dass du deine Liebe zu mir teilst." "Du bist so dramatisch! Wie soll ich es übers Herz bringen, ihn rauszuwerfen? Das ist auch sein Zimmer!" "Nein." Und damit packt er sich meinen Aufsteller und befördert ihn ins Wohnzimmer. Arme Maus. Hoffentlich wird ihm nicht kalt im dunklen Wohnzimmer. "Hast du noch Hunger?" Ich verneine es. "Werde ich deine Mutter gar nicht kennenlernen?" "Ich möchte dich vor Schlechtem bewahren." Oh ... seine Mutter ist auch so? "Aber ..." "Sie wird sich freuen, dich zu sehen, aber sie ist gerade damit beschäftigt, ihren kranken Mann zu pflegen und ich will ihn nicht in deiner Nähe haben." Oh, okay. "Lass uns erst einmal den kommenden Samstag oder Sonntag planen." Hm ... passt er überhaupt auf mein Bett? Ich schaue kontrollierend hin und zurück. Das Bett ist zwei Meter lang und 1 Meter 40 breit und ich schlafe gern mit ausgestreckten Gliedern. Beim letzten Mal war mein Bett noch an die Wang geschoben, sodass er nicht runterfallen konnte, aber jetzt ist es anders und deswegen muss ich neu kalkulieren. "Worüber denkst du nach?" "Wie groß bist du?" "1,96, Shirin. Sorgst du dich darum, dass ich nicht auf dein Bett passe?" "Ja." "Ich schaffe es schon." "Aber es ist nicht sonderlich breit." "Du nimmst auch noch viel Platz im Bett ein." Ich nicke bedauernd, ziehe ihn dann ins Badezimmer, damit wir uns die Zähne putzen. Das ist schon das vierte Mal, dass er die Holzzahnbürste benutzt, die ich damals nie weggeschmissen habe und ich werde sie aufbewahren, wenn sie abgenutzt ist.

Zurück im Schlafzimmer stelle ich das Fenster auf Kipp. Selbst im Winter muss es bei mir offen sein, ansonsten kann ich nicht durchschlafen und vor allem, wenn ich einen Mann wie Miran neben mir habe, der seine Krawatte lockert und ... sich sein Hemd auszieht und ... dann seinen Gürtel öffnet ...mein Gehirn beginnt wieder zu schnurren. "Kann ich dir helfen?" Ich nicke entspannt. Zu entspannt. Tiefenentspannt. "Möchtest du dich nicht auch umziehen?" Da war ja was. Mein Blick löst sich nicht von seinem sportlichen Körper, selbst, als ich mir den Cardigan ausziehe und mein Hauskleid über mein Strickkleid stülpe und mich so, ohne, dass er etwas sieht, entledige. Ihm stehen schwarze Boxershorts. Sein Po sitzt darin so schön wie zwei große Mangos. "Du darfst mich voll und ganz betrachten, während ich dich nicht sehen darf?" "Ich habe einiges zu bieten." Daraufhin dreht sich sein Kopf zur Seite. Ich sehe etwas Spöttisches in seinem Blick. "Sicher nur du?" Klar. Narin hat es mir oft genug bestätigt und mir oft genug nach meinen Brüsten gegrapscht. Miran beobachtet mich ungläubig, als ich mich aufs Bett setze. Er möchte anscheinend in seinen Boxershorts bleiben, aber dagegen würde ich niemals Einspruch einlegen. "Hinlegen, alter Mann. Sie benötigen Ihre Mütze Schlaf."

Er seufzt nur und schaltet das Licht aus. Mich besetzt eine Euphorie, als er sich zu mir legt. Mein Bauch bebt, als sei ich ein verliebtes Schulmädchen. Mein Grinsen nimmt selbst nach einer Minute nicht ab. "Es hat mir heute zum ersten Mal nicht gefallen, dich komplett in Schwarz zu sehen." Jetzt ernüchtere ich jedoch. "Ich hätte dich niemals anschreien dürfen, Shirin." Seine Finger streichen meine Haare zurück. "Ich hasse es selbst, deswegen will ich es niemanden antun, der mir etwas bedeutet." "Wir vergessen es einfach." Ich fahre seufzend über seine Brust. "Ich kann deinen Ausdruck nicht vergessen. Ich saß noch Stunden lang im Bett und habe nichts als Reue empfunden. Es ist mit einem Messerstich ins Herz zu vergleichen, von der Person angeschrien zu werden, bei der man sich am wohlsten fühlt." Er hat recht, dennoch möchte ich es nur noch vergessen. "Du verdienst alles, aber nicht meine Wut." Es steckt viel mehr hinter seinen Worten. Miran verbindet damit etwas aus seiner Vergangenheit, da bin ich mir sicher. Meine Augen schließen sich, als er mich an sich zieht und meinen Scheitel küsst.

"Gula min."

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