Es ist fast Montag und ich bin immer noch nicht am Schlafen (hab eh morgen frei, also who cares?). Deswegen dachte ich, ich erzähle nochmal von einem anderen Outing. Dem vor meiner Deutschlehrerin. Sie war die erste Lehrerin und auch insgesamt eine der ersten Personen, die davon wussten, dass ich nichtbinär bin. Das hatte mehr mit unserem Thema in Deutsch als mit ihr als Person zu tun.
BÜHNE FREI FÜR ENBY-OUTINGS, PART 3: MEINE DEUTSCHLEHRERIN
Wir hatten in Deutsch gerade das Thema "Rollenbilder und Klischees" und dabei ging es eigentlich nur um "Unterschiede zwischen Jungs und Mädchen". Ich denke, man kann sich vorstellen, wie beschissen ich das fand. (Ui, es ist jetzt Montag, 00:01, Happy New Day, an alle, die auch noch nicht pennen).
Ihr müsst euch vorstellen, eigentlich ist Deutsch mein Lieblingsfach und ich bin eine*r der besten Schüler*innen aus meiner Klasse in Deutsch. Ich melde mich eigentlich bei fast jeder Frage, aber bei dem Thema habe ich mich halt NIE gemeldet.
Ich wollte aber trotzdem nicht meine Somi-Note ruinieren (Okay, ja, ich bin schon relativ ehrgeizig, was Noten angeht). Aber ich wusste, dass ich es dann meiner Deutschlehrerin sagen müsste.
Ich bin also nach einer Deutschstunde mit einer meiner besten Freundinnen noch im Raum geblieben und wir haben noch mit meiner Lehrerin geredet. Das lief ungefähr so ab (Ich nenne mich mal wieder "Ich", meine beste Freundin nenne ich einfach mal "F", wegen Freundin und meine Lehrerin "L", wegen Lehrerin; BOAH BIN ICH KREATIVVVV):
Ich: "Können wir noch kurz mit Ihnen reden?"
L: "Klar, was ist denn?" (Oder, genaue Worte "Was habt ihr auf dem Herzen?")
Ich: Also, das Thema ist für mich ziemlich schwer.
L: "Okay. Und wieso?"
Ich: "Weil..." *hilfesuchender Blick an F*
F *versteht, was ich will*: "(mein Name) ist nichtbinär, also kein Junge und kein Mädchen"
L kommt auf einmal mit "Ja, das habe ich mir ja schon gedacht". HÄ, SIE WOLLTE GERADE NOCH WISSEN, WAS LOS IST, WEIL SIE ES NICHT WUSSTE (haha, ich lese gerade einfach bei "los" schon "Lou", das ist weird).
Dann haben wir kurz geredet und weil das ein Tag vor der Deutscharbeit über genau das Thema war, hat sie vorgeschlagen, dass ich in der Arbeit auch meine Sicht auf diese Jungen- und Mädchensache erzähle, weil sie das "sehr interessiert".
Ganz kurz so nebenbei, meine Deutschlehrerin ist Anfang 60 und war mies tolerant, vielleicht ist das wieder ein Beweis dafür, dass Alter eigentlich nicht so viel mit Toleranz zu tun hat (sogar meine Oma (80) hat einen Transmann und ein schwules Paar als Freunde und ist mies supportive, wie geil ist das bitte?)
Am nächsten Tag in der Arbeit habe ich genau das getan und schlussendlich in der Arbeit die volle Punktzahl bekommen. Trotzdem wusste ich nicht genau, wie ich die Arbeit meinen Eltern zeigen soll, weil ich dort wirklich "ICH ALS NICHTBINÄRE PERSON" geschrieben habe. Irgendwie habe ich das dann aber auch hingekriegt.
Das war's von mir um 00:20 Uhr mit diesem Outing vor meiner Deutschlehrerin. Ich fand, dass es total gut lief und wieder ein Beweis dafür ist, dass Alter und Toleranz nicht (immer) miteinander zusammenhängen.
Euer*Eure Lou