Golden Blood | Eyeless Jack

By solanaceae_scythe

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Prolog
Die ersten Anzeichen
Sie verstehen mich nicht
Das Blut an meinen Hรคnden
Blut fรผr Blut
Die Bรถsen verlangen nach dem Guten
Six Feet Under
Das Leben ist der sรผรŸe Beigeschmack vom Tod
Ist es Schicksal?
Die Kreaturen mit den Waffen
Der, der die Macht zu halten weiรŸ
Ein Lamm zwischen Wรถlfen
Verfluchte Mรถglichkeiten
Ein Teil meines Lebens
Die neue Realitรคt
AuรŸenseiter
Das Mรคdchen mit den schwarzen Augen
Unmut und Hass
Eine Verรคnderung mit Folgen
Angst ist dein grรถรŸter Feind
Spieglein, Spieglein an der Wand...
Die Biester und die Monster als Zeichen des Unglรผcks
Des Schattens beste Freundin
Gewissensbisse
Goldenes Blut

Die AusgestoรŸene und seltsame Fragen

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By solanaceae_scythe

Ich murrte leise, als ich erneut einen Karton in einen Schrank hievte, der bis zum Rand mit Akten gefüllt war.

Das war heute bestimmt schon der vierte – woher hatte Eyeless Jack bloß diese ganzen Mappen mit Berichten?

Und warum musste ich so eine Drecksarbeit verrichten?

Ich wusste, dass ich den Inhalt lieber nicht überprüfen sollte – ich würde gegen eine Grundregel verstoßen, da ich die Privatsphäre verletzte...

... dennoch stimmte es mich neugierig.

Meine Hand griff in den Karton, ich hielt die Akten einen Moment länger als nötig in meiner Hand.

Ein kurzer Blick...

... nein.

Ich schüttelte den Kopf, während ich die Akten erneut nach den Namen, die auf dem Einbänden standen, einsortierte. Wenn ich jetzt nur einmal in eine hineinsah, würde ich den Rest auch nicht mehr liegenlassen.

Außerdem wusste ich nicht, wann Eyeless Jack den Raum betreten würde – es würde ihn sicherlich nicht glücklich stimmen, wenn er mich erwischte.

Hinter mir hörte ich die Tür knarzen – ich konnte mich glücklich schätzen, dass ich wirklich keinen Blick gewagt hatte, denn Eyeless Jack hätte mich tatsächlich dabei erwischt.

„Bist du fertig?", seine Stimme war noch immer so rau wie vorher und ich drehte mich zu neunzig Grad zu ihm, damit ich ihm nicht dein Eindruck verlieh, dass ich ihn ignorierte – ich wollte nicht wissen, wie schnell ich ihn auf die Palme treiben konnte.

„Mir fehlen nur noch ein paar", erwiderte ich leise, während ich Kiaras Krankenakte einsortierte. Kurz darauf hielt ich eine weitere in der Hand – Joanne stand auf dem Einband. Kurz runzelte ich die Stirn, weil dieser Name nicht bei der Willkommenszeremonie gefallen war, doch ich sortierte sie schließlich zu den anderen, als mir einfiel, dass es ja noch andere Killer in dieser Gruppe gab, von denen ich noch nie gehört hatte.

Eyeless Jack schlurfte mit schweren Schritten zu einem Rollhocker, auf welchen er sich fallen ließ, bevor er mit Micropipetten und seltsamen Flüssigkeiten vor dem Mikroskop hantierte. Hin und wieder rollte er zu einem Schrank, in welchem sich ein Inkubator und ein Kühlschrank befanden. Dort holte er kleine Probenröhrchen hervor, die bis zum Rand mit einer roten Flüssigkeit gefüllt waren.

„Wither – ich habe eine Frage an dich", meinte er plötzlich, als ich gerade die letzte Akte in das Regal sortiert hatte.

Mein Kopf schnellte in die Höhe, meine Augen fanden die Figur des jungen Killers, der sich nun mitsamt Drehstuhl in meine Richtung gedreht hatte. In seiner Hand hielt er noch immer die Mikropipette, die schwarzen Löcher, welche sich hinter seiner Maske verbargen, schienen auf mir zu liegen. Ich musste schlucken, als sich eine angespannte Stille zwischen uns legte.

Er stellte eine Frage – nachdem er mir verboten hatte, welche zu stellen?

Und was wollte er wohl von mir wissen? Musste ich Angst haben?

„Ich habe sämtliche Register durchforstet, um die Krankenakten der neuen Mitglieder zu finden. Genauer gesagt habe ich neun von den zehn Akten gefunden – eine blieb jedoch verschollen, egal, wie oft ich deinen Namen auch in die Suchmaschinen eingab. Wie ist es möglich, dass du in keinem Ärzteregister zu finden bist?", seine Worte hatten einen sauren Nachgeschmack, als sie mich erreichten.

An sich war es kein Problem, ihm eine Antwort zu geben, da ich nichts zu verbergen hatte – trotzdem störte es mich, dass Eyeless Jack die Akten sammelte und womöglich auch durchlas.

War es wirklich nur im medizinischen Sinne, oder steckte vielleicht doch mehr dahinter?

„Ich habe keine Akte", antwortete ich schließlich, nachdem ich endlich die passende Antwort gefunden hatte. Ich wollte ihm nicht allzu viel erzählen – er war ein Killer, was ich nicht unterschätzen durfte.

Ein Killer, der die medizinischen Grundkenntnisse kannte und jede Schwachstelle zu seinem Vorteil nutzen konnte.

„Keine Akte... Das müsste bedeuten, dass du noch nie bei einem Arzt gewesen bist", schlussfolgerte er, während ich bemerkte, dass ich nun seine volle Aufmerksamkeit hatte. Mein Versuch, ihn von mir abzulenken, war grundlegend gescheitert – bei meinem Glück würde ich gleich ausgefragt werden, was er mit dem „medizinischen" Aspekt begründen würde.

Ich antwortete nicht und drehte mich stattdessen wieder dem Regal zu, während ich den Kopf senkte.

Die Aussage, dass ich noch nie beim Arzt gewesen wäre, stimmte nicht ganz – die ersten Jahre meines Lebens mochte diese Erkenntnis noch zutreffen, doch an jenem schicksalhaften Tag, wo sie mich alleine ließ, lernte ich die medizinischen Einrichtungen von innen kennen.

„Normalerweise müsste es irgendetwas geben, dein Name müsste im System auftauchen... Deine Geburt müsste registriert sein", ich spürte seinen stechenden ‚Blick' im Rücken, „Wie ist es möglich, Wither?"

Ich würde nicht um eine Antwort herumkommen, wenn ich wollte, dass dieses Gespräch endlich sein Ende nahm. Dennoch lief es mir sauer den Rachen runter, dass ich etwas von mir preisgeben musste.

Wussten sie nicht eh schon so viel von mir?

„Ich wurde zu Hause geboren", verriet ich langsam, „Meine Mutter war Ärztin." Es überraschte mich trotz der Zweifel, dass er diesen Schluss nicht selbst gezogen hatte – schließlich hatte man mich an ihn geknüpft, damit ich ihm unter die Arme griff.

Das war kein Zufall, sie mussten gewusst haben, dass ich gute Kenntnisse in diesem Gebiet hatte.

Oder hatte Slenderman diese Information nicht weitergegeben?

Ich drehte mich langsam wieder in seine Richtung, um meine Theorie zu bestätigen. Tatsächlich hatte sich seine Haltung auf dem Hocker verändert. Er hatte seine Ellbogen auf seinen Oberschenkeln abgestützt und seine linke Hand hielt sein Kinn.

Es sah beinahe so aus, als würde er grübeln.

Doch er stellte keine Fragen mehr, stattdessen drehte er sich um und nahm seine Arbeit wieder auf, die er vor seinen Äußerungen begonnen hatte.

„Geh in den Kühlraum", wies er mich schließlich nach einer ganzen Weile an, „Wir haben eine neue Lieferung bekommen, die in die Regale einsortiert werden muss."

Schon wieder so eine Drecksarbeit! Schob er die Sachen, die er selbst nicht machen wollte, einfach auf mich?

Doch da ich keinen Streit suchte, verließ ich das kleine Behandlungszimmer und zog einen Raum weiter, wo eine Stahltür den Flur und den Kühlraum trennte. Etwas unsicher trat ich näher und verschob den Riegel, bevor ich die Tür öffnete und mir die kalte Luft entgegenschlug.

Sofort bildete sich eine leichte Gänsehaut auf meiner Haut, da der dünne Pulli die Luft nicht von mir trennte. Ich schauderte, bevor ich nach dem Lichtschalter tastete, der eine nackte Glühbirne zum Leuchten brachte.

Dann entdeckte ich auch den kleinen Türstopper, den ich in den Türspalt schob, damit die Tür nicht zufiel. Man würde sie zwar wieder von innen aufkriegen, weil der Riegel nicht vorgeschoben war, dennoch zeigte die offene Tür an, dass sich jemand im Raum befand und dieser deswegen nicht verschlossen werden sollte.

Meine Augen tasteten den kleinen Raum vorsichtig ab. An den Wänden waren kleine Regale angebracht worden, die aus Metall bestanden. Alle Sektionen waren mit kleinen Schildern versehen, die spezielle Namen trugen. Mein Blick ging weiter, bis er an einem Kartonstapel hängen blieb, der lieblos neben der Tür platziert worden war.

Das waren wohl die Sachen, die ich einsortieren musste – was für ein Chaos!

Langsam ließ ich mich auf einem Hocker nieder, der vor einem der Regale stand, bevor ich meinen Kopf in meinen Händen begrub.

Was sollte das alles?

Es fühlte sich nicht real an – das war nicht das Verhalten von Killern! Wieso brauchten sie jemanden, der sie wieder zusammenflickte? Ich hatte mir die Creepypasta immer als dreckige, einsame Wesen vorgestellt, die ihre Wunden verkrusten ließen, bis sie gelblich anliefen.

Doch jetzt holten sie Menschen zu sich, die auf einmal zu ihresgleichen werden sollten – und zogen dann noch eine Grenzlinie zwischen neun und eins?

Wie lange würde ich hier wohl festsitzen? Zwischen all den Kartons, Aufräumarbeiten und Putzroutinen?

Das wollte ich nicht!

Langsam hob ich meinen Blick wieder, bevor meine Augen die kleinen Etiketten scannten, die ich von meiner Position aus lesen konnte.

Amoxicillin, Ampicillin, Flucloxacillin, Rabipur, Hämostatikum... Es gab so viele Medikamente hier. Sie waren vorbereitet auf das, was vielleicht auf sie zukommen möge... warum?

Warum war ich die Einzige, die nicht trainieren sollte?

Die Frage schwirrte wieder einmal in meinem Kopf herum, als ich in meinen Gedankenfluss verfiel. Es wollte mir einfach nicht klar werden, warum es zu dieser Entscheidung gekommen war. Ich war mir sicher, dass sie von oben kam – Slenderman musste es entschieden haben.

Am liebsten hätte ich Eyeless Jack gefragt, wo das Büro des Tentakelmonsters war – ich hatte so viele Fragen, die ich endlich loswerden wollte, doch am Ende des Tages traute ich mich dann doch nicht.

Ich hatte zu viel Angst vor dem großen Mann, auch wenn dieser bis jetzt nur freundlich zu mir gewesen war.

Er war immer noch der gefährlichste unter ihnen.

Ich versuchte, meinen Frust erneut hinunterzuschlucken, als sich der saure Beigeschmack in mein Bewusstsein drängte. Stattdessen machte ich mich daran, die Kartons nach und nach aufzureißen, während ich mich an das Gespräch zurückerinnerte, welches ich vor ein paar Minuten mit meinem Mentor gehalten hatte.

Die fehlende Krankenakte – auf einmal machte es mich doch ein wenig stutzig, wenn ich genauer darüber grübelte. Es stimmte zwar, dass ich vor dem großen Unglück nie einen Arzt aufgesucht hatte, da meine Mutter selbst für meine Gesundheit gesorgt hatte, dennoch irritierte es mich ein wenig, dass er auch überhaupt nichts über meinen Krankenhausaufenthalt gefunden hatte, den ich nach dem Feuer vollzogen hatte. Auch die Psychologenberichte waren nach seiner Aussage nicht zu finden gewesen...

Wie seltsam – normalerweise hätten sie existieren müssen!

Wieder eine Frage, die sich auf den Stapel zu den anderen legte.

Seit meinem siebzehnten Geburtstag schien dieses Phänomen kein Ende zu nehmen... wenn ich normal gewesen wäre, dann wäre das hier nie passiert, oder?

Dann wäre ich keine blutgierige Bestie, die von Killern verschleppt worden war.

Etwas aggressiv pfefferte ich eine Packung Dronabinol an seinen Platz, bevor ich erneut in den Karton griff, um weitere weiße Verpackungen herauszuziehen.

Doch in jenem Moment wurde ich durch ein seltsames Geräusch abgelenkt.

Es knarzte kurz, bevor ich aus dem Augenwinkel wahrnahm, wie sich die Tür leicht öffnete.

Meine Augen weiteten sich ein wenig, mein Herzschlag nahm einen Satz zu, während ich angespannt zusah, wie die schwere Tür immer weiter aufging.

Doch niemand war zu sehen.

Spielten mir meine Sinne einen Streich? War ich so gestresst, dass ich mir jetzt schon Bewegungen einbildete?

Wenn ja, sollte ich mir dringend einen Psychologen suchen – auch wenn sich das als sehr schwierig gestalten würde...

„Miau!"

Mein Blick fuhr in Richtung Boden, als ich das Tiergeräusch vernahm, welches im Kühlraum seltsam nachhallte.

Sofort machte ich einen Schritt nach hinten, als ich die Kreatur sah, die mit erhobenen Schwanz hereinstolziert kam – das rotschwarze Fell, die roten Augen und das breite, blutige Grinsen kamen mir vertraut vor, ja, ich konnte mich noch genau daran erinnern, wo ich dieses Fellbüschel getroffen hatte.

Es war der Anfang zu diesem Chaos gewesen – ich hätte es wissen müssen! Diese „Katze" vor mir war nicht normal, normalerweise hätte ich es mir erschließen können, dass sie hierhergehörte, als man mich verschleppt hatte!

„Grinny! Wo bist du, Kätzchen?"

Als ich eine hohe, weibliche Stimme vernahm, zuckte ich noch einmal zusammen. Ich kannte die Person nicht, die zu diesen Worten gehörte und ich verspürte auf „wundersame" Weise auch nicht das Bedürfnis, diese Person kennenzulernen!

„Miau!"

Schritte hallten auf dem Flur nach, sie klangen seltsam leicht.

Ein Kind?

Im nächsten Moment wurde die Metalltür ein weiteres Mal aufgerissen und ich riss die Augen auf, als ein kleines Mädchen den Kühlraum nun ebenfalls betrat. Unsere Blicke streiften sich und ich bemerkte, wie die Neugierde in ihren kleinen Augen aufblitzte.

„Hier bist du also, Grinny! Ich habe dich schon gesucht!", meinte sie zu der Katze, doch ihre Augen verließen meine verletzliche Form nicht ein einziges Mal, „Und du hast Gesellschaft gefunden!"

Das rotschwarze Fellknäul sprang in ihre ausgestreckten Arme, während sie einen Schritt näherkam. „Ich habe gedacht, dass du zu Jack gelaufen bist, Grinny, aber dabei hast du ein anderes Ziel gehabt", hörte ich sie zu dem Tier murmeln, „Das ist sie doch! Die, die du mir in deinen Gedanken gezeigt hast!"

Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete.

Gedanken? Und warum fühlte es sich so an, als würde sie mich schon kennen? Sie wirkte nicht wie die anderen, die mich mit feindlichen Augen musterten, als wäre ich ein Eindringling.

„Hallo!", rief sie plötzlich aus, während sie mir ihre linke Hand hinhielt, „Ich bin Lazari!"

Die Katze miaute noch einmal und ich haderte mit mir selbst, ob ich die Hand annehmen sollte oder nicht, doch schließlich entschied ich mich dafür.

Doch in jenem Moment, wo ich ihre kalte Haut berührte, durchzuckte mich ein heißer Blitz.

Dann war wieder alles dunkel vor meinen Augen.


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