Golden Blood | Eyeless Jack

By solanaceae_scythe

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Prolog
Die ersten Anzeichen
Sie verstehen mich nicht
Das Blut an meinen Hรคnden
Die Bรถsen verlangen nach dem Guten
Six Feet Under
Das Leben ist der sรผรŸe Beigeschmack vom Tod
Ist es Schicksal?
Die Kreaturen mit den Waffen
Der, der die Macht zu halten weiรŸ
Ein Lamm zwischen Wรถlfen
Verfluchte Mรถglichkeiten
Ein Teil meines Lebens
Die neue Realitรคt
AuรŸenseiter
Die AusgestoรŸene und seltsame Fragen
Das Mรคdchen mit den schwarzen Augen
Unmut und Hass
Eine Verรคnderung mit Folgen
Angst ist dein grรถรŸter Feind
Spieglein, Spieglein an der Wand...
Die Biester und die Monster als Zeichen des Unglรผcks
Des Schattens beste Freundin
Gewissensbisse
Goldenes Blut

Blut fรผr Blut

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By solanaceae_scythe

Das Klirren ließ mich zusammenzucken.

„T'schuldige", murmelte Collin, bevor er das Messer aufhob, welches zu Boden gefallen war. Meine Tante sah ihn mahnend an, bevor sie in ihr Toast biss. Mary würdigte ihrem Bruder keinen einzigen Blick, ihr Gesicht war noch immer blass und ihre Augen waren rot unterlaufen.

Sie hatte den ganzen Morgen lang geweint.

Mein Onkel stellte schwungvoll seine Kaffeetasse auf den Tisch, sofort schnellten unsere Blicke zu ihm. Er sah jedem – ja, auch mir – eindringlich in die Augen.

„Mary, Collin, ich möchte, dass ihr in nächster Zeit vor Sonnenuntergang zu Hause seid", seine tiefe Stimme löste eine Gänsehaut aus, ich schauderte unmerklich.

„Was? Wieso? Was soll das, Dad?", Collin ließ sein Messer erneut fallen, ich biss gespielt unbeeindruckt in mein Brötchen.

Ich wusste, was in seinem Kopf vorging – es war ein Schutzmechanismus.

„Höre auf deinen Vater, Cole", ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen, als meine Tante meinen Cousin mit seinem Spitznamen ansprach, „Es ist zu eurem Schutz."

Bingo, ich hatte Recht gehabt.

„Schutz?", Mary klinkte sich in das Gespräch ein, „Wie soll es uns verdammt nochmal schützen, wenn diese Killer in die Häuser einbrechen?!" Sie strich sich eine rotblonde Strähne aus dem Gesicht. „Warum also unsere Freiheit einschränken, wenn man eh nichts dagegen machen kann?"

Ich war erstaunt, dass sie wieder so klar denken und sprechen konnte – immerhin hatte sie bis vor dem Frühstück kein einziges Wort herausbekommen, da sie so doll geschluchzt hatte.

„Ihr seid rechtzeitig zu Hause, hört ihr?! Ich mache das nicht gerne, aber es dient einfach eurem Schutz! Zu Hause seid ihr sicherer, als wenn ihr durch die Straßen strotzt und womöglich noch von diesen kranken Bastarden erwischt werdet!", Onkel George sah die beiden mit funkelnden Augen an, „Und damit Ende der Diskussion!"

„Das ist nicht fair!", quietschte Mary aufgebracht, „Die darf doch auch nach draußen!" Sie deutete auf mich, ich runzelte die Stirn.

Stimmt, er hatte mich nicht in die Forderung eingeschlossen.

George räusperte sich, Jennifer – meine Tante – nippte an ihrem Tee, während sie ihren Mann streng anblickte. „Die Regel gilt natürlich auch für dich, Hallee", schob er schließlich hinterher, doch ich wusste sofort, dass sie nicht aus dem gleichen Grund für mich galt – es sollte ausschließlich der Solidarität gegenüber meiner Cousine und meinem Cousin dienen.

„Bitte Dad, das kannst du nicht machen!", Collin fuhr sich gestresst durch die Haare, „Joshua feiert nächste Woche-"

„Du wirst nicht auf die Party gehen, Cole!", meine Tante sah ihn dieses Mal streng an, „Darüber hatten wir schon vor den ganzen Mordfällen gesprochen!"

Stimmt ja, da war dieses Gespräch gewesen... Collin war nicht gerade der beste in der Schule – und dass wurde ihm gerade zum Verhängnis. Er war im letzten Jahr seiner Schullaufbahn, was bedeutete, dass er gerade auf sein Abschlusszeugnis hinarbeitete. Und dieses war... grottig. Er hatte fast nur Unterkurse.

„Ich hasse euch!", Mary sprang zu meiner Verwunderung als erstes auf und stürmte durch die Küchentür zur Treppe. Collin folgte ihr nach einem verärgerten Murren, während ich in Ruhe sitzen blieb.

„Du hast sie falsch erzogen, Jen", murrte George leise, bevor er wieder einen Schluck Kaffee zu sich nahm, „Du hättest sie nicht so verwöhnen dürfen."

Meine Tante stieß empört die Luft aus. „Wie bitte?!", fauchte sie ihn an, „Du hast auch deine Hand in der Erziehung gehabt!"

Und da stritten sie sich wieder.

In letzter Zeit kam dieses häufiger vor – beide schienen sich auf einmal auseinanderzuleben. War es wegen dem ganzen Stress, der durch die Mordfälle ausgelöst wurde?

Wenn ja, dann war auch ich an dem Bruch der Beziehung beteiligt.

Was die beiden wohl sagen würden, wenn sie erfuhren, dass sie eine Mörderin unter ihrem Dach hatten? Sie würden sich wahrscheinlich sofort trennen, indem sie sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe schoben.

Ich nutzte die Streitphase, um ebenfalls vom Tisch aufzustehen und mein Geschirr in die Spüle zu schieben. Heute war Mary mit Abwaschen dran, doch ich war mir sicher, dass sie es wieder irgendwie schaffte, diese Aufgabe auf meine Schultern zu legen.

So war es immer.

Auf leisen Füßen verließ ich die Küche und schlich die Treppe hinauf, bis ich mein kleines Zimmer erreicht hatte.

Als ich die Tür hinter mir schloss, drehte ich den Schlüssel, bis das leise Klicken zu hören war. Erst, als ich mir zu hundert Prozent sicher war, dass meine Tür verschlossen war, atmete ich hörbar auf.

Ich war so angespannt, wenn ich mit ihnen redete. Kein Wunder, meine innere Stimme machte mir Angst – sie sagte mir, dass sie mir auf die Spur kommen würden, wenn ich auch nur ein einziges falsches Wort sagte.

Sie würden mich der Polizei übergeben.

Ich ließ mich auf mein Bett fallen, bevor ich meinen Blick an die Decke richtete.

Es gab so viel, was mir Angst machte.

Wo war ich falsch abgebogen? Gab es überhaupt ein anderes Schicksal für mich?

War ich vielleicht schon von Anfang an dazu bestimmt, eine Mörderin zu sein?

Das würde zumindest erklären, warum ich keinerlei Schuldgefühl in mir spürte.

Ich hatte versucht, um die Toten zu trauern, ihnen meine Schuld zuzusprechen – doch es war mir nicht gelungen. Ich hatte keine Reue gefunden, nur Angst, Verwirrtheit und einen bitteren Nachgeschmack.

Der Fakt, dass ich drei Menschenleben genommen hatte, ließ mich vollkommen kalt.

Ich drehte mich auf meine Seite und schielte zum Schrank. Jeder normale Mensch würde keinen Verdacht schöpfen, wenn sie das alte Ding sahen... und doch versteckte er all meine Beweise.

Ich müsste die Kleidung verbrennen – sauber kriegte ich sie jedenfalls nicht mehr, die Farbe des Blutes war dafür zu echt.

Aber wann? Wann würde ich die Sachen vernichten können? Gab es überhaupt eine Chance?

Die Zeit drängte, doch ich hatte keine Idee, wie ich fortfahren sollte.

Ich wusste nicht einmal, ob ich vielleicht noch einmal zuschlagen würde – all das lag in einer vernebelten Zukunft.

Ich senkte meinen Blick und betrachtete meinen Arm. Die Wunde war noch immer verschlossen.

Ich hatte getötet, nachdem mein Körper sich selbst geheilt hatte. Es gab einen Zusammenhang, doch ich wusste nicht, inwiefern es im Einklang stand.

Blut für Blut?

Ich ließ meinen Blick wieder durchs Zimmer schweifen, während ich nachdachte.

„Sobald deine Uhr siebzehn schlägt, werden sich deine Augen öffnen."

Diese Aussage kam mir in den Sinn, ich blinzelte. Mom hatte einmal so etwas gesagt, als ich sie nach dem Gen gefragt hatte – zu jenem Zeitpunkt hatte ich mit dieser Antwort nichts anfangen können, doch jetzt machte sie Sinn.

Dieses ganze Chaos hat an meinem siebzehnten Geburtstag begonnen.

Die Halsschmerzen, die nach der Konsumation von Blut verschwanden, die Müdigkeit... nachdem ich mein erstes Opfer leergesaugt hatte, waren alle unangenehmen Symptome verschwunden.

Es war, als bräuchte mein Körper die rote Flüssigkeit, um Leben zu können.

War das die Gegenleistung, die die Schattenspieler erbringen mussten, um das Dunkle bändigen zu können?

Und was war überhaupt mit meinen Schatten? War ich mittlerweile in der Lage, sie besser zu kontrollieren?

Ich setzte mich langsam auf, bevor ich meine Fingerspitzen anstarrte.

Sanfte Schwaden kamen aus diesen hervor, sie wirbelten sachte um meine Hand herum.

Es hatte sich in dieser Hinsicht nichts verändert, sie fühlten sich noch immer gleich an – es war, als würden sie mir sämtliche Energie aus dem Körper saugen.

Es war noch immer kein schönes Gefühl.

Ich wusste, dass ich die Kontrolle verlor, wenn ich noch mehr Dunkelheit heraufbeschwor, daher ließ ich die Schwaden verschwinden. Sie verpufften mitten in der Luft, das Einzige, was mir blieb, war die Müdigkeit und das Schwächegefühl.

Ich starrte noch einen kurzen Moment auf meine Hand, bevor ich sie sinken ließ und seufzte.

Manchmal wünschte ich mir, dass ich das Gen nicht geerbt hätte – dann wäre jetzt so einiges einfacher.

Mein Leben würde nicht Kopf stehen... vielleicht wäre Mom sogar noch am Leben...

Wer weiß, vielleicht wäre viel anders gelaufen – doch das würde den Fakt nicht ändern, dass ich im Hier und Jetzt war.

Ich lebte mit diesem Leben – und mit einer Lust, die ich am liebsten nicht haben wollte.

Ein leichtes Kribbeln in meinem Hals machte sich bemerkbar und ich schloss die Augen.

Ich konnte nur hoffen, dass ich heute Nacht nicht wieder auf Streifzug ging – mit jedem Mord stieg das Risiko, dass sie neue Beweise fanden.

Doch wie sollte ich die nächtlichen Raubzüge unterbinden? Ich hatte nicht einmal eine Erinnerung daran, ich wusste ja nicht einmal, wie ich überhaupt zu meinen Opfern gelangte.

Es fühlte sich an, als würde in mir eine andere Person leben, die ich nicht kannte.


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