Viele Seiten, die über Trauma sprechen, folgen dieser Logik:
Als Kind hattest du keine Entscheidungsmöglichkeiten. Doch als erwachsener Mensch kannst du über dein Leben entscheiden und hast deshalb keinen Grund mehr, die Strukturen beizubehalten, die dein Gehirn in deiner Kindheit entwickelt hat, um zu überleben.
Daran habe ich jedoch zwei Sachen nie verstanden.
1)
Warum wird nie in Frage gestellt, dass Kinder anscheinend so wenig Entscheidungsfreiheit in ihrem Leben haben, dass es sie traumatisieren kann bzw. dazu beitragen kann?
Warum wird nicht kritisiert, dass es so normal ist, dass Kinder nicht entscheiden dürfen, mit wem sie leben möchten, auf welche Schule sie gehen wollen, usw.?
Ein Kind darf nicht einmal vor seinen Eltern fliehen, da es von der Polizei zurückgebracht wird.
So wenig denken Leute über Kinderrechte nach.
2)
Nicht alle erwachsenen Menschen sind so autonom, dass sie sich einfach entscheiden können, nicht mehr von toxischen Menschen umgeben zu sein, nicht mehr im Kapitalismus zu leben oder nicht mehr in einem Land zu leben, in dem Krieg herrscht. Es ist nicht jedem erwachsenen Menschen möglich, frei zu entscheiden, wo und mit wem er leben möchte.
Ich verstehe nicht, wie sich denkt, man könne das einfach verallgemeinern. Sind das privilegierte Menschen, die ihr Leben für universell halten? Wow, krass, wie viel Glück sie haben müssen! Weil als erwachsene Person Entscheidungsfreiheit über das eigene Leben zu haben, ist ein Privileg. Denkt an die verschiedenen Situationen, die behinderte Menschen betreffen können. Muss ich wirklich Britney Spears erwähnen? Das ist nicht die einzige Weise, wie ein erwachsener Mensch machtlos bezüglich des eigenen Lebens sein kann. Und es gibt nicht nur behinderte Menschen, das war nur ein Beispiel. Mit seiner toxischen Familie den Kontakt abbrechen kann nicht jeder Mensch und das hat nichts damit zu tun, dass die Person noch lernen muss Nein zu sagen.