Die Königin von Pfeil & Bogen

By BellOfSilence

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[WATTYS 2023-WINNER/Fesselndste Welt] ** Marian, stehlende Adelstochter mit großem Herzen trifft auf Robin Ho... More

Vorwort
Portraits & Artworks
Kapitel 1 - Der Schein von Gold & Kerzen
Kapitel 2 - Der König der Diebe
Kapitel 3 - Jagd im Mondschein
Kapitel 4 - Keine Ehre unter Dieben
Kapitel 5 - Auf Messers Schneide
Kapitel 6 - Unerwarteter Besuch
Kapitel 7 - Flüstern in der Nacht
Kapitel 8 - Im Namen der Krone
Kapitel 9 - Gesetz ist Gesetz
Kapitel 10 - Tarnung & Täuschung
Kapitel 12 - Der Wert einer Erinnerung
Kapitel 13 - Falle oder Ausweg
Kapitel 14 - Eingekerkert
Kapitel 15 - Katz & Maus
Kapitel 16 - Die Ruhe vor dem Sturm
Kapitel 17 - Freund oder Feind
Kapitel 18 - Das Versteck
Kapitel 19 - Das Fieber
Kapitel 20 - Eine Welt in Flammen
Kapitel 21 - Heilende Hände
Kapitel 22 - Vom Geben & Nehmen
Kapitel 23 - Der Hinterhalt
Kapitel 24 - Kläffende Hunde
Kapitel 25 - Bauernopfer
Kapitel 26 - Auf verlorenem Posten
Kapitel 27 - Stolz & Vorurteile
Kapitel 28 - Räuber & Rebellen
Kapitel 29 - Die Königin von Pfeil & Bogen
Kapitel 30 - Der Dieb & Die Maid
Kapitel 31 - Unter der alten Eiche
Kapitel 32 - Schnee & Freundschaft
Kapitel 33 - Das goldene Band
Kapitel 34 - Von vergangenen Tagen
Kapitel 35 - Vom Regen in die Traufe
Kapitel 36 - Recht & Gerechtigkeit
Kapitel 37 - Das Beste
Kapitel 38 - Das Turney der Maid
Kapitel 39 - Das Spiel mit dem Feuer
Kapitel 40 - Maskerade
Kapitel 41 - Die Maske fällt
Kapitel 42 - Das Feuer
Kapitel 43 - Jungfer in Nöten
Kapitel 44 - Schlüsselmoment
Kapitel 45 - In den Wäldern
Kapitel 46 - Bund der Diebe
Kapitel 47 - Der Niedergang
Kapitel 48 - Die Entscheidung
Kapitel 49 - Kluge Köpfe müssen rollen
Kapitel 50 - Der Vogel in Ketten
Kapitel 51 - Aus der Asche
Kapitel 52 - Verzweifelte Taten
Kapitel 53 - Von Heldentum & Tragödie
Kapitel 54 - Der Fuchs
Kapitel 55 - Der Funke
Kapitel 56 - Marians Men
Kapitel 57 - Aufstieg der Geächteten
Kapitel 58 - Vogelfrei
Nachwort
NEWS & WERBUNG
Nachwort ONC 2023 (ALT)

Kapitel 11 - Der fehlende Schlüssel

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By BellOfSilence

Robin hob die Hand und ließ die Faust auf das Holz prallen. Die Tür erzitterte unter seinen Schlägen, dann griff er nach dem eisernen Ring und drückte dagegen. Er hatte mit Wachen vor der Pforte gerechnet oder damit, dass sie wenigstens verschlossen wäre. Sollten die Wachen nach den vorherigen Diebstählen nicht alarmierter...?

„Stehen bleiben!"

„Eine Bewegung und wir schießen!"

Klingen surrten, als sie gezogen wurden und gespannte Armbrüste blitzten ihnen aus dem Raum entgegen. Robin hielt wie vom Blitz getroffen inne und Marian ließ vor Schreck beinahe die Kiste fallen.

Roger war hinter dem Schreibtisch aufgesprungen. Neben ihm standen zwei Wächter mit großen Armbrüsten. Neben der Tür flankierten zwei weitere Männer den Raum. Es war offensichtlich eine Falle!

'So viel zu dem genialen Plan', dachte Robin angespannt.

Sein gesamter Körper verkrampfte sich. Er machte einen halben Schritt zur Seite - gerade so weit, dass er sich in die Schusslinie der Schützen und Marian begab.

Marian blieb jedes Wort, das ihr eingefallen wäre - selbst wenn ihr Verstand die Situation hätte so schnell erfassen können - im Halse stecken.

„Haben wir dich endlich, Hood!"

'Wie konnten sie das wissen?', fragte sich Marian und spürte ihre Handflächen kalt und klamm werden. Ihr Mund wurde mit einem Mal staubtrocken.

Dann fiel der Blick des haken-nasigen Steuerzählers auf die Wappenröcke. Und plötzlich änderte sich seine Haltung.

„Was...?", murmelte Roger und dann ließ er sich plötzlich stöhnend zurück in den Stuhl fallen. „Verflucht noch eins. Wir dachten, ihr wärt der verdammte Bastard Hood!" Roger fuhr sich über das Gesicht und nun lockerten sich auch die Haltungen der anderen Wachen. Die Armbrustschützen ließen die Waffen sinken und die Anspannung im Raum verschwand, als hätte man die Zügel eines zu eng geführten Rosses losgelassen. Zwei Wachen lachten sogar leise, während Schwerter zurück in die Scheiden geschoben wurden.

Marian stieß ein bemüht leichtes Lachen aus, obwohl ihr ein faustgroßer Klos in der Kehle zu stecken schien. Es war ein trockenes und heiseres Lachen - trotzdem kam es ihr verräterisch hoch vor.

Zum Glück schien Robin sich schneller wieder zu fangen.

„Wir bitten um Verzeihung. Wir kommen nur, um die Steuern in die Schatzkammer zu bringen", meinte er und Marian ächzte kurz angestrengt auf, als er die Truhe wie zum Beweis höher anhob.

„Jaja", Roger winkte die beiden zu sich heran und deutete auf die Säcke, die neben dem Schreibtisch gestapelt waren. Auf allen prangte das Zeichen des Löwen, das Wappen des Königshauses. Münzen stapelten sich auf der Platte des Tisches und schimmerten im Licht. Alle nebeneinander angeordnet und ausgezählt.

„Das wurde auch Zeit", antwortete Roger daraufhin genervt und Robin trat mit Marian in den Raum. Er musste sie den ersten Schritt ein wenig hinterher ziehen, dann hielt sie mit ihm mit.

Einige Gegenstände waren in Kisten zusammengerafft worden, so wie alles, was vielleicht auch nur ansatzweise von Wert war. Silberne Teller, Gabeln, Messer, Ketten... auf dem Zähltisch lagen sogar Eheringe. Auf Pergament waren Familiennamen und Summen dazu notiert.

„Das Zeug stapelt sich hier schon und steht überall im Weg."

'Das würde es nicht, wenn es im Besitz der Menschen wäre, die es brauchen du gieriger Geier!' dachte Marian und hoffte inständig, dass man ihrem halbverdeckten Gesicht die pure Abscheu nicht ansah.

Der aufgestaute Zorn in ihr ließ ihren Magen flau werden. Auf dem Pergament waren auch Tiere und beschlagnahmte Gehöfte oder Land notiert. Marians Finger umfassten das Heft des Schwertes, das an ihrer Seite baumelte fester und vergrub vor Frust ihre Fingernägel in dem weichen Leder des Griffs. Sie nahmen den Menschen wirklich alles.

'Dafür fahrt ihr zur Hölle.'

„Stellt die Kiste dorthin", befahl Roger und Marian umrundeten den Tisch seitlich, wo sie die Truhe auf dem Boden abstellten. „Wie siehst du denn überhaupt aus? Dein Wappenrock sitzt ganz schief."

Marian warf einen unruhigen Seitenblick zu den Wachen. Durch ihre Tarnung hatten sie alle Vorsicht fallen lassen. Einer schenkte sich und einem seiner Kumpanen gerade etwas aus einem Krug ein - vermutlich verwässertes Ale, denn richtig zu trinken, würden sie nach der Drohung des Sheriffs nicht wagen.

Robin beugte sich gerade herunter, um den Deckel der Truhe zu öffnen.

>>Klack<<

Robin erstarrte.

Die Truhe war verschlossen.

Robin glotzte auf das schwere Eisenschloss, die dicken Scharniere und Eisenbänder. Kalter Schweiß trat auf seine Stirn.

„Los, gib mir den Schlüssel." Der Zähler streckte die Hand aus.

Die verkleidete Marian starrte von der ausgestreckten Handfläche zu Robin. Er sah zurück und beide hatten den gleichen Gedanken: 'Schlüssel?!'

Oh nein. Sie hatten die Wachleute nicht durchsucht!

Ihre Blicke warfen stille Worte von einem zum anderen und für einen kurzen Moment peinlicher Stille war es so, als ob sie in ihren Gedanken miteinander stritten.

'Was für ein Schlüssel?'

'Woher soll ich das wissen!'

'War da ein Schlüssel?'

'Wie konntest du das übersehen!'

„Worauf wartest du?", schnarrte Roger neben Robin und beendete den lautlosen Dialog.

Marians Gedanken rasten indess und suchten panisch nach einer Lösung. Es gab immer einen Weg, immer eine Möglichkeit. Was konnten sie sagen, um diesen dummen Fehler auszugleichen?

„Was dauert das denn so lange?" Roger verlor langsam aber merklich die Geduld.

'Was tun wir jetzt?', fragte Robins gehetzter Blick.

Marian wusste keine Antwort. Sie öffnete und schloss den Mund wieder, ohne dass ein Wort über ihre Lippen kam. Sollten sie flüchten? Sagen, dass sie den Schlüssel verloren hatten?

„Die Truhe... das Schloss scheint verklemmt zu sein", griff Robin wohl die gleichen Gedankenfetzen auf, wie Marian.

Nun drehte sich einer der anderen Wächter um und trat an Robin heran - wohl um zu sehen, was das Problem war.

Da traf Robins Blick wieder auf den von Marian. Und sie beide erkannten, dass es nur eine Möglichkeit gab.

Verdammt.

„Gib mir den Schlüssel, vermutlich klemmt sie nur", meinte der Mann und beugte sich herunter, um Robin mit dem störrischen Mobiliar zu helfen.

Da trat dieser einen halben Schritt beiseite und seine Finger schlossen sich um den Metallgriff. Dann griff er mit der zweiten Hand ebenfalls danach - und zog die Truhe anschließend mit aller Kraft nach oben. Hartes Holz und Eisen traf gegen den Helm des Wachmannes. Ein lautes >>Klonk!<< schallte durch den Raum, der Wachmann fiel zur Seite um und blieb regungslos liegen.

Robin verlor keine Zeit. Noch während Rogers Augen sich weiteten und die Erkenntnis seine Züge in Fassungslosigkeit tränkte, griff Robin bereits zur Seite. Er überrumpelte den verdutzt dreinblickenden Zählmeister mit Leichtigkeit. Ein eiserner Griff in den Nacken und mit einem lauten Schlag schleuderte er Rogers Stirn auf die Tischplatte. Es rumpelte laut, die Haufen von Münzen fielen um und rasselten. Silberne Taler kullerten von der Platte und rollten surrend über den Boden hinweg zu ihren Füßen.

„Es ist Hood!"

Die erste Wache griff Robin mit einem mächtigen Streich seines Schwertes an, doch jener wich geschickt aus und konterte mit einem schnellen Hieb auf die Hand des Angreifers. Sofort ließ der Wachmann sein Schwert fallen und schrie vor Schmerzen auf. Robin nutzte die Gelegenheit und setzte einen gezielten Tritt gegen den Brustkorb der Wache, sodass es ihn zu Boden schleuderte.

Ton klirrte, als einer der Schützen seinen Becher fallen ließ und sich eilte, wieder nach der Armbrust zu greifen. Marian jedoch war schneller, obwohl ihre Finger noch starr vor Panik waren, als sie das Holz erfasste und die Armbrust herumriss. Die eiserne Spitze des Bolzens zielte direkt auf die Brust des Wachmannes. Es hätte nur eine Bewegung ihres Fingers gebraucht, einen Zug und einen Schuss.

Der Wachmann riss die Augen auf. Zweifellos glaubte er, in diesem Moment seinem Tod entgegenzublicken. Er taumelte einen Schritt zurück und stieß dabei gegen seinen Kameraden. Harsch schubste dieser ihn aus dem Weg und riss seinerseits die Armbrust nach oben.

Da senkte Marian die Armbrust tiefer und betätigte den Abzug.

Das Projektil schoss davon und bohrte sich, wie eine Nadel durch Stoff, in den Stiefel des Angreifers. Der Wachmann schrie auf, riss die eigene Waffe hoch und drückte ab. Der Bolzen schoss davon und bohrte sich mit einem dumpfen Geräusch in die hölzerne Decke. Marian nutzte diese Gelegenheit, holte mit aller Kraft aus und schlug mit dem Korpus der Armbrust zu.

Metall schepperte, der Wachmann verdrehte die Augen und fiel wie ein nasser Sack zu Boden. Da Marian wusste, dass das Nachladen viel zu lange dauern würde, warf sie die Armbrust beiseite und griff eilig nach dem Schwert an ihrer Seite.

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