Rantbook

rachelsghost

7.3K 479 475

In diesem Buch teile ich meine Meinung zu verschiedenen Themen. Ich diskutiere akturelle Ereignisse, stelle m... Еще

Sind Vorworte notwendig?
Intuition
Verbotene Liebe auf Wattpad
Gleichberechtigung
was du nicht willst, dass man dir tu, das füg' auch keinen anderen zu
Geschichte aus dem Kindergarten
Kurze Kritik am Skeptizismus
Selbstentfaltung
AKK und die Einschränkung der Meinungsfreiheit
Kritik an die LGBT+-Community
10 unpopular opinions
10 weitere random opinions
Bestrafungen, Gefängnisse und die Polizei
Lijana (GNTM) und „Hate" im Internet
Sollte man die Polizei rufen?
Labels 🏷
Frage
Einzelfälle
"System change, not climate change"
⭐️15 Fragen⭐️
Feministischer Kampftag
Antikapitalismus & Communitys
SPD ist trans- & interfeindlich
Feministinnen, die sich „ganz plötzlich" als TERFs entpuppen
Hanau
lesbischer Radikalfeminismus
Gewalt gegen Kinder in der Familie - Teil I
Verhaltensweisen sind nicht inhärent missbräuchlich
Was ist der Liberalismus?
nicht mehr als sozialphob wahrgenommen werden
warum Wattpad > Twitter, Instagram
Was ist das Problem mit Vermieter*innen?
Einwegprodukte
Zusatz: "Purity and Danger" (Marie Douglas)
1. Mai
Radikaler Feminismus und der Boykott von Männern
das Problem mit dem Häkeltrend
„Das Tier" als soziales Konstrukt
Behinderung als Rechtfertigung für Diskriminierung
Kindheitstraumata & Entscheidungsfreiheit
libfem vs radfem
Radfems & Männerhass
Warum hören Radfems nicht (allen) Sex Workers zu?
christlicher Zionismus
"Zionismus ist..."
Antideutsche
Verantwortung von Communitys bei Gewaltprävention
Was ist Zionismus?
die Grenzen des Internationalen Gerichtshof
"Progressive except for Palestine"

Desinformation (vor allem online)

30 3 3
rachelsghost

Ich schreibe gerade an einem neuen Buch auf Wattpad über Runenlehre und möchte, wenn ich damit fertig bin oder gleichzeitig, wenn ich Lust dazu habe, auch ein Buch über die nordische Mythologie schreiben. Warum möchte ich das machen? Es liegt daran, dass es darüber so viel falsche Informationen gibt, das selbst Leute, die behaupten, davon eine Leidenschaft zu haben, weit davon entfernt sind, Expert*innen in dem Gebiet zu sein. Das sage ich als Person, die diese Themen studiert und die abgesehen davon auch immer unbedingt die Quellen lesen möchte.

Das ist eigentlich vollkommen normal, dass Menschen, die das bloß als leidenschaftliches Hobby sehen, darüber einen anderen Blick haben und nicht immer alles verstehen. Unsere Quellen über die nordische Mythologie sind auf Altnordisch und das ist auch die Sprache, worauf sich das Runenalphabet bezieht, das während der Wikingerzeit verwendet wurde. Es ist natürlich absurd zu verlangen, dass Menschen diese Sprache lernen, um unlesbare Manuskripte zu verstehen, obwohl Menschen einfach sich einfach nur entspannen wollen, indem sie irgendein Einführungsbuch über diese Themen lesen. Das Problem ist, dass diese Einführungsbücher sehr vereinfacht sind. Sie versuchen, Lücken zu füllen und müssen sich für eine der sehr vielen Versionen einer Erzählung entscheiden, damit ihr Buch "logisch" wirkt. Manchmal wird auch versucht, die Menschen nicht zu sehr zu stören und bewusst irgendwelchen Irrglauben zu entsprechen, weil das verkaufbarer ist. Wenn man zum Beispiel in einem Museum geht, das erklärt, dass Wikingerhelme keine Hörner hatten, es am Ende aber einen Shop gibt, der Wikingerhelme mit Hörnern verkauft, wisst ihr vielleicht wieso... So ist es auch mit Filmen und Büchern, die für die Allgemeinheit gedacht sind. Ich glaube, dass die aller meisten Bücher auch überhaupt nicht von Expert*innen geschrieben worden sind. Auf Instagram werden mir sehr viele Werbungen für Produkte über Runen, die nordische Mythologie gezeigt und Wikinger. Meist geht es da um Bücher oder Schmuck, aber auch um ganz andere Gegenstände. Einmal kam eine Werbung, bei der der Autor dazu meinte, dass er sehr "gründlich und wissenschaftlich" seine Quellen überprüft hatte. Aber wie gewohnt waren so viele Sachen falsch... Er hat auch ein "Runentarot" verkauft... Für mich ist das auch nur wieder eine Art, den Erwartungen deiner potenziellen Kundschaft zu entsprechen, damit du was verkaufen kannst. Als ich auf seine Website und auch auf Amazon in die Informationen über den Autor ging, stellte ich fest, dass an keiner Stelle erklärt wird, warum diese Person qualifiziert dafür ist, diese Bücher zu schreiben. Es hieß nur, dass die Person es aus Leidenschaft seit Jahren tut, aber nirgends stand, was diese Person abseits dieses Hobbys gemacht hat, um was über diese Thematiken zu lernen, sodass sie ihr Wissen auch an andere weitergeben kann. Diese Person spricht ja nicht über eigene Erfahrungen, also müsste sie meiner Meinung nach schon erklären, warum sie sich für in der Lage hält, anderen Menschen etwas beizubringen (und selbst Menschen, die ein Buch über persönliche Erfahrungen schreiben, rechtfertigen sich dafür, weshalb sie legitim sind, ihr Buch zu schreiben, indem sie am Anfang gründlich den Kontext ihres Leben erklären).

Ist das alles so im Endeffekt so wichtig? Ändert es was in der Welt, wenn Menschen über diese Themen falsch informiert sind? Mich stört das nicht, wenn Menschen Ringe mit Runen verkaufen, Bücher für Kinder geschrieben werden oder Filme versuchen, Lücken zu füllen, Dinge zu ändern, sich von diesen Themen inspirieren, ... Ich habe die Marvel-Filme geguckt und war übrigens positiv überrascht (ich habe nicht gesagt, dass ich sie unglaublich finde...).
Mich nerven aber ein paar Sachen:

1. Leute, die glauben sie wüssten es besser, obwohl dem gar nicht so ist, andere belehren wollen und gar nicht akzeptieren, wenn jemand von ihrer Version abweicht. Lustig wird es auch ein bisschen, wenn die gegenüberstehende Person genau so drauf ist - wenn ihr versteht, was ich meine.

2. Menschen, die Produkte kaufen und behaupten, dass sie sie "wissenschaftlich" überprüft haben, obwohl daran nichts wissenschaftlich ist. Zusätzlich verstärkt das auch nur die Menschen vom Punkt Nr. 1.

3. Nazis. Nazis behaupten, Runen, Wikinger und die nordische Mythologie zu lieben, haben aber im Endeffekt noch weniger Ahnung als die durchschnittlichen Menschen von Nr. 1 und zusätzlich rechtfertigen sie mit diesem Unwissen ihre Ideologie. Da kann man nicht mehr sagen, dass es so egal ist. Vor allem, wenn man die Menschen aus Nr. 4 und Nr. 5 beachtet, die ich gleich ausführen werde.

4. Menschen, die Nazi-Symbolik verharmlosen, weil sie meinen, dass sich die Nazis das alles eh nur von den Wikingern angeeignet hätten. Dabei sind das in 99% der Fällen keine Symbole, die die Wikinger benutzt haben. Mir haben bereits Menschen erklären wollen, dass die Schwarze Sonne, die Wolfsangel oder das SS-Symbol Wikingersymbole sind und es deshalb nicht schlimm sei, wenn man sie auf einer Wikinger-Veranstaltung sieht.

5. Es gibt auch Menschen, die das umgekehrte sind: Jedes Mal, wenn irgendein Film oder irgendwas anderes im Bezug auf diese Themen erscheinen, gibt es im Internet immer Leute, die es sinnvoll finden, zu tweeten "Wer sich dafür interessiert, ist ein Nazi". Auch sie assoziieren diese Themen mit Nazis, obwohl sie an sich nichts damit zu tun haben und viel mehr sind als das. Diese Einstellung zeigt einfach nur ihre Ignoranz, diese Ignoranz ist für mich aber auch nicht ungefährlich. Ein Grund dafür ist, dass diese Menschen also gar nicht wollen, dass sich für Geschichte interessiert wird oder dass Menschen verhindern, dass Nazis diese Thematiken machen, was sie wollen. Ich meine, wenn sich niemand dafür interessiert, woher soll man wissen, dass Nazis sich etwas aneignen, das sie selbst gar nicht verstehen? Warum sollte man Nazis diese Themenbereiche, die so viel abdecken, einfach so übergeben?

Zusammenfassend habe ich bisher gesagt, dass ich durch mein Stundum realisiert habe, wie selbst Menschen, die behaupten, eine Leidenschaft für ein Thema zu haben und die sich sehr viel damit in ihrer Freizeit beschäftigen auch absolut keine Ahnung haben können, worüber sie eigentlich reden. Das bedeutet nicht, dass sie sich "nicht informiert" haben. Es bedeutet, dass die für ihnen zugänglichsten Informationen nicht immer gut/richtig sind.

Ich habe mich also gefragt, wie das eigentlich bei mir ist. Ich habe mich gefragt, ob ich auch starke Interessen habe und glaube, darüber sehr viel zu wissen, aber in Wirklichkeit genau so ignorant bin. Eigentlich kann ich diese Frage nicht beantworten, weil das voraussetzen müsste, dass ich es bereits weiß, und dann wäre ich ja nicht mehr so ignorant.

Ich habe heute ein Reel von "Dr. Inna" gesehen, einer TikTokerin, die kurz darüber aufklärt, wie Menschen im Internet Bullshit über Psychologie erzählen, obwohl sie manchmal das so sagen, als wären sie diejenigen, die sich super viel informiert hätten, sodass sie es am besten wüssten. Und ganz ehrlich, bestimmt haben sie super viel darin investiert, um sich zu "informieren" - nur haben sie nicht die richtigen Informationen gelesen. Sie haben die Informationen gelesen, die für sie am Zugänglichsten waren: Pop psychology. Pop psychology ist meiner Ansicht ein guter Vergleich, damit ihr euch vorstellen könnt, was ich meine, wenn ich sage, dass ich durch mein Studium verstanden habe, dass so viele Menschen keinen Plan über Runen, die nordische Mythologie und Wikinger haben und das selbst diejenigen, die als Hobby sehr viel Zeit damit verbringen.
Dieser besagte Reel ging darum, dass viele Menschen eine bestimmte Rechenart als ADHS-Symptom darstellen, obwohl dem nicht so ist. Und ich war für diesen Reel dankbar, denn ich sehe so viele Reels über ADHS und Autismus, die meiner Meinung nach falsch sind, aber es ist schwer, dagegen zu argumentieren. Du kannst nicht einfach sagen "Sehe ich nicht so", vor allem wenn sich so viele Menschen auf einmal darüber einig sind.

Ich hatte ein anderes Mal ein anderes Reel gesehen. Es sollte darum gehen, vorzustellen, was Stimming bei Autist*innen ist. So viele Menschen in den Kommentaren geschrieben: "Wow, ich wusste nicht, dass das auch Autismus ist! Ich dachte, alle Menschen machen das. Ich sollte mich mehr darüber informieren, wie man sich diagnostizieren lässt..." oder sie haben den Reel hinterrfagt, auch weil "Alle Menschen tun das". Sie hatten für mich eindeutig Recht, das zu hinterfragen. Das Video hatte zwar Stimming gezeigt, aber nicht Stimming bei Autist*innen. Stimming bei Autist*innen ist per Definition normabweichend. Sich an den Haaren zu kratzen kannst du vielleicht als Stimming bezeichnen, ein Symptom für Autismus ist es allerdings nicht. Obwohl das eine Weile her ist, dass ich meinen Kritik-Kommentare hinterlassen hab, bekomme ich immer noch Reaktionen deswegen, weil Leute das Video verteidigen wollen.

Themen, die ich auf Wattpad thematisiere, haben etwas Politik zu tun. Gerade hier findet man besonders viel Desinformationen, weil Menschen bestimmten Interessen folgen. Viele Menschen haben ihre politische Bildung aus dem Internet... Nehmen wir Feminismus als Beispiel. Wo sind die zugänglichsten Informationen über das Thema? Ich glaube, sehr viele Menschen sind darauf durch TikTok oder Twitter gestoßen. Ich finde das sehr schlecht, denn TikTok und Twitter haben gemeinsam, dass man sich sehr kurz fassen muss. Dadurch wird sich zwar auf das Wichtigste konzentriert, aber "das Wichtigste" ist nicht gleichbedeutend mit "das einzig Wichtige". Dadurch erhalten viele Menschen Informationen, die aber alle getrennt von einander sind, sodass es ihnen manchmal schwerfällt, Zusammenhänge zu verstehen. Irgendwann versteht man nicht, wieso sie sich widersprüchlich verhalten, im Endeffekt benutzen sie Begriffen, deren Definition sie vielleicht kennen (eine oberflächliche Definition, die in einem Satz passt), kennen aber nicht die Geschichte oder die Entstehung dieses Konzepts, sprich der gesamte Kontext. Beispielsweise verwenden viele den Begriff "compulsive heterosexuality", obwohl das von einer TERF erfunden wurde, es auch inhaltlich terfhaft ist, aber wenn man die Definition auf "die Tatsache, dass Lesben Heterosexualität aufgezwungen wird", dann merkt man nichts davon. Ich denke mir, irgendwo sind die Menschen auch nicht besser als diejenigen, die von "Rassismus gegen Weiße" sprechen, weil sie die Definition von "Rassismus" auch nur auf einen Satz runtergebrochen haben und auch nicht den historischen Konzept oder den soziologischen Aspekt betrachten.

Ich bin nicht dagegen, dass Menschen TikTok und Tweets über Feminismus & Co. machen. Ich bin aber vollkommen davon überzeugt, dass es sehr schlecht ist, wenn sich jemand nur dadurch über diese Themen informiert, obwohl er auch die Möglichkeit hätte, sich korrekt zu informieren.
Vieles, was ich persönlich gelernt habe, habe ich recherchiert, weil ich mich schon seit Jahren angewohnt habe, regelmässig darüber Texte zu verfassen (z. B. für Wattpad, aber ich mache nicht nur das). Ich habe heute höhere Ansprüche als ich vor 7 Jahren hatte. Das heißt, dass wenn ich ein Konzept präsentiere werde, dann wird mich garantiert keine kleine Definition genügen. Ich werde möglicherweise suchen, wann dieses Konzept entstanden ist und in welchem Kontext (man stoßt auf diese Weise auf so viele "Funfacts"!). Geschichte, Etymologie,... ist mir wichtig, aber auch weil es mich interessiert. Ich werde auch kurz suchen, ob es Bücher zum Thema gibt. das ist mir wichtig, weil das ganz einfach bedeuten würde, dass ich sehr viele Informationen auf einmal erhalten würde. Wissenschaftliche Artikel finde ich auch sehr spannend, weil ein Standpunkt sehr ausführlich ausgeführt wird. Das ist etwas komplett anderes, als auf Twitter oder TikToks zu sehen, die einfach eine Aussage beinhalten, ohne sie jemals zu begründen. Das machen wirklich sehr viele, was aber eigentlich auch komplett verständlich ist: Ein wissenschaftlicher Artikel und ein Tweet entstehen in völlig unterschiedlichen Kontexten.
Ich mag auch Zitate, um etwas auf eine vielfältigere Weise zu argumentieren.

Ich habe die letzten Tage zum Beispiel über die Entstehung des Wortes "Homophobie" recherchiert, weil ich wissen wollte, warum es überhaupt mit -phobie endet, obwohl Phobien eigentlich etwas anderes sind und es daher ziemlich saneistisch klingt, wenn man eine diskriminierende Ideologie pathologisiert. Seit Jahren habe ich aus diesem Grund nur von "Homofeindlichkeit" gesprochen, hatte mich dabei aber auch immer die Frage gestellt: "Was, wenn Phobie einfach mehrere Bedeutungen hat?". Das ist auch ein Argument, das Menschen bei diesem Thema auch oft bringen.
Da ist es nützlich, sich über die Geschichte, die Entstehung und die Etymologie zu informieren. Der Mann, der "Homophobie" erfunden hat, meinte damit tatsächlich "Phobie" im Sinne von "Furcht": Laut ihn haben sich Menschen zu seiner Zeit in der Nähe einer homosexuellen Person genau so verhalten, wie wenn sie in der Nähe von etwas Verseuchtetes befunden haben.
Das zeigt, dass mit diesem Begriff Homofeindlichkeit auf eine Art der homofeindlichen Situation reduziert wird (obwohl Homofeindlichkeit viel mehr als das ist und über das zwischenfeindliche/offen feindselige hinausgeht) und dass es, zumindest ursprünglich, sehr wohl eine Pathologisierung war.
Die Etymolophobie des Wortes "Phobie" besagt auch, dass es sich um eine Furcht handelt. Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass sich die Semantik eines Wortes ändert, aber es ist nicht sinnvoll, wenn Begriffe, die Krankheiten beschreiben, merhdeutig sind.

Mehrere Sprachen zu sprechen ist auch sinnvoll. Nicht nur hat man dadurch Zugang auf viel mehr Informationen, man auch Zugang zu den politischen Lagen in den verschiedenen Ländern und kann sie vergleichen. Ich habe das Gefühl, dass viele sich nur auf Deutsche nur auf Deutschland konzentrieren, eventuell ¨noch auf die USA oder Österreich. Ist Feminismus in Frankreich, Schweden, Brasilien, Russland oder Japan aber genau so wie in Deutschland? NEIN. Ich habe den Eindruck, dass viele dieser Menschen glauben, es gäbe nur eine einzige Weise, feministisch oder allgemein links zu sein, weil sie weder Wissen über Geschichte, noch über die aktuelle Situation in anderen Ländern haben.

Natürlich sind das alles irgendwo hohe Forderungen. Nicht jeder Mensch kann sich auf diese Weise informieren, das ist mir bewusst. Andererseits weiß ich nicht, was ich davon halten soll, wenn ich bemerke, dass Menschen nur glauben, etwas zu wissen, aber ihr Wissen in Wirklichkeit vollkommen dekontextualisiert und verkürzt ist, sodass sie es nicht schaffen, wirklich Dinge von alleine in Frage zu stellen? Manche glauben, dass sie "kritisch denken", dabei haben sie all ihre Gesellschaftskritiken von anderen übernommen. In Diskussionen merkt man, dass sie nicht in der Lage sind, sinnvolle Argumente anzuwenden und verhalten sich widersprüchlich, weil sie das eine Konzept nicht von alleine auf weitere Situationen anwenden können.

Auch verändern viele Begriffe ihre Bedeutungen. Und obwohl sich die Bedeutungen verändert haben, finden es Menschen trotzdem sinnvoll, diese Begriffe zu verwenden, um jemanden zu kritisieren, obwohl der Inhalt dieser Kritik was komplett anderes ist. Zwei Beispiele, um es zu verdeutlichen:

- "Queer baiting" ist ein Begriff, der in der Filmwissenschaft entstanden ist. Es kann sich beispielsweise auf ein Trailer beziehen, der so tut, als würde in einem Film queere Charakter vorkommen, obwohl dem an keiner Stelle so ist. Der Begriff war gar nicht dazu gedacht, sich auf reale Menschen zu beziehen. Weil die Definition aber so verkürzt wurde, haben Menschen damit angefangen, Promis oder aber auch ganz gewöhnliche Menschen damit zu kritisieren, die sich "queer" anziehen oder die "queer" verhalten, obwohl sie gar nicht queer sind. Diese Menschen haben nicht nur "queer baiting" nicht verstanden, sondern auch die grundlegenden Prinzipien, 1) dass man niemanden ansehen kann, ob er queer ist, 2) dass Zwangsoutings schlecht sind. Eigentlich wissen sie das bestimmt. Aber sie konnten das nicht auf die neue Situation anwenden. Was ich mich frage ist: Kritisieren dieses Verhalten also wirklich, weil sie es schlecht finden oder kritisieren sie es, weil sie fälschlicherweise dachten, dass das queer baiting ist und sie irgendwo mal gehört haben, dass queer baiting schlecht ist? critical thinking skills = 0

- "Emotional labor" kritisierte ursprünglich, dass in insbesondere von Frauen in Berufen erwartet wird, dass sie lächeln, immer gut gelaunt wirken, höflich mit der Kundschaft sein müssen. Es gehört zu der Arbeit dazu - nur, dass diese Arbeit nicht als solche gehalten wird.
Wie wird das Begriff heute verwendet? Ihr werdet es nun häufiger sehen, dass Menschen ihn benutzen, um diese Situation zu beschreiben: Ein Menschen bittet einen Freund(!) um Hilfe. Weil dieser Freund Empathie zeigen muss, erwartet dieser Mensch von seinem Freund "emotional labor". Das ist Ausbeutung. Seinen Freunden nicht zu helfen ist "Self-Care".
Das ist nicht mal überspitzt. Auch hier stelle ich mich die Frage: Kritisieren Menschen dieses Verhalten wirklich, weil sie es verwerflich finden, oder weil sie es fälschlicherweise mit einem Begriff in Zusammenhang bringen, von dem sie wissen, dass er für etwas Verwerfliches steht?
Viele Menschen betonen, dass Self-Care nicht Egoismus sei, aber wenn das Self-Care ist, dann bin ich mir nicht so sicher.

Ich könnte auch über die Begriffe "codependecy", "gaslighting" oder "trauma bonding" reden... Mir fallen auch Sprüche ein, wie "man sollte Künstler und Werk trennen" oder "man kann über alles lachen, nur nicht mit jedem", die ursprunglich was vollkommen anderes bedeutet haben und eigentlich keine menschlichenfeindlichen Ansichten verteidigen... Es ist ein bisschen so wie bei "Meinungsfreiheit"...

Ich habe besonders bei manchen Themen Angst, viel Falsches gelernt haben, weil ich noch nicht dazu gekommen bin, mich darüber zu informieren. Eigentlich ist das auch nicht möglich, sich über alles genau so gründlich zu informieren, weshalb es gut wäre, wenn Menschen als Kollektiv mehr darauf achten würden.

Zusammenfassend wollte ich mit dem Text Menschen über diese Probleme zum Nachdenken bringen und dazu ermutigen, sich auf eine vielfältige Weise über Themen zu informieren. Kontext ist wichtig, genau so wie kritisches Denken. Schlechte Argumente von guten Unterscheiden zu können auch (unabhängig vom Thema). Informiert euch auch außerhalb von TikTok und Twitter. Über jedes Thema gibt es Grundlagen.

Продолжить чтение

Вам также понравится

28.1K 2.3K 46
❞Iᴄʜ ʙɪɴ ᴇɪɴ Mᴏɴᴅsᴄʜᴇɪɴᴋɪɴᴅ, Mᴀɢɴᴜs❝ -- Xeroderma pigmentosum (auch Mondscheinkrankheit). Das ist die Krankheit, an der Alec seit Kindesalter leidet...
Wattpad Hacks Crystal Lee Monaid

Документальная проза

106K 6.4K 31
Tipps und Tricks für Wattpad
My Alpha Lulu_ㅇㅇㅇ

Про оборотней

147K 3.1K 42
Der 17 Jährige Alpha freut sich schon richtig auf sein 18 Geburtstag, da er dann sein Mate kennengelernt. Doch ob er wirklich das bekommt wie er sich...
23.7K 2.5K 25
Yoo Youngjae, der Sohn eines Multimilliardärs, wird als Bestrafung für sein arrogantes Verhalten in den Sommerferien auf einen Bauernhof geschickt. N...