Something Old, Something New...

By Mixed_FFs

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Eine alte Halskette, ein neues Hochzeitskleid, ein geborgtes Paar Schuhe und eine blaue Blume im Brautstrauß... More

Vorwort
Playlist
prologue
Un
Deux
Trois
Quatre
Cinq
Six
Sept
Huit
Neuf
Dix
Onze
Douze
Treize
Quatorze
Quinze
Seize
Dix-sept
Dix-huit
Dix-neuf
Vingt
Vingt-et-un
Vingt-deux
Vingt-trois
Vingt-quatre
Vingt-cinq
Vingt-six
Vingt-sept
Vingt-huit
Vingt-neuf
Trente
Trente-et-un
Trente-deux
Trente-trois
Trente-quatre
Trente-cinq
Trente-six
Trente-sept
Trente-huit
Trente-neuf
Quarante
Quarante-et-un
Quarante-deux
Quarante-trois
Quarante-quatre
Quarante-cinq
Quarante-six
Quarante-sept
Quarante-huit
Cinquante
Cinquante-et-un
Cinquante-deux
Cinquante-trois
Cinquante-quatre
Cinquante-cinq
Cinquante-six
Cinquante-sept
Cinquante-huit
épilogue
Nachwort und Danksagung

Quarante-neuf

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By Mixed_FFs

Nachdem Coco mich getröstet und ich mich ein wenig beruhigt hatte, half sie mir dabei mein Leben wieder irgendwie auf die Reihe zu kriegen. Sie schickte mich unter die Dusche und half mir dann den gesamten Samstag dabei, meine Wohnung aufzuräumen und den ganzen Müll auszumisten, der sich angehäuft hatte.

Es tat gut das Chaos um mich herum zu beseitigen, auch wenn das Chaos in meinem Inneren immer noch da war und mich in Schach hielt. Aber Cocos Anwesenheit ermöglichte es mir, durchzuatmen und einen Teil der Last, die auf meinen Schultern ruhte, loszuwerden. Als ich sie sonntags abends zur Bahn brachte, hätte ich heulen können, weil ich Angst davor hatte wie es sein würde, wenn ich wieder allein wäre.

Als ob sie genau wüsste, was mir durch den Kopf ging, zog meine Schwester mich in eine Umarmung und hielt mich so lange fest bis ich mich von ihr löste.

"Wenn irgendwas ist, kannst du mich anrufen Lou, wie immer. Und wir sehen uns ja schon nächstes Wochenende wieder."

Sofort entfuhr mir ein halb genervtes, halb gequältes Seufzen.

"Ich bin echt nicht in Feierlaune, Coco."

"Das ist mir egal, es ist dein Geburtstag und den werden wir feiern. Du musst mal wieder raus aus deinem Alltag und deiner Wohnung, da eignet sich Metz doch perfekt. Und außerdem können wir dann zusammen Babysachen shoppen gehen."

Der letzte Satz brachte mich dann doch ein wenig zum lächeln und ich seufzte kapitulierend.

"Okay okay, du hast gewonnen. Ich komme am Freitag direkt von der Arbeit aus, es wird niemanden stören, wenn ich mal eine Stunde früher Feierabend mache."

"Vor allem, weil du sowieso immer Überstunden machst und diese letzte Stunde am Freitag quasi schon eine zu viel ist", erwiderte Coco, was ich mit einem leicht amüsierten Nicken bestätigte.

"Stimmt. Also, wir sehen uns am Freitag. Und du schreibst mir, wenn du nachher gut zu Hause angekommen bist, ja?"

"Klar, ich bin ja nicht wie du und ignoriere meine Schwester so lange bis sie sich ernsthafte Sorgen um mich macht", antwortete Coco ironisch, was mir ein leises Seufzen entlockte.

"Du weißt, dass mir das Leid tut."

"Ja, weiß ich. Und du weißt, dass ich das nicht böse gemeint hab."

In diesem Moment fuhr der Zug in den Bahnhof ein und ich zog meine Schwester sofort wieder in meine Arme.

"Ich hab dich lieb Große. Danke für alles."

"Ich hab dich auch lieb. Pass gut auf dich auf Lou."

"Mach ich", nuschelte ich in ihre Haare, dann lösten wir uns voneinander und ich beobachtete, wie Coco in den Zug stieg und wenige Augenblicke später davonfuhr.

Sofort spürte ich wieder diese Leere, aber ich schüttelte entschlossen den Kopf, um sie zu vertreiben. Ich würde den Teufel tun und jetzt direkt wieder in das Loch zurückfallen, aus dem Coco mich gerade gezogen hatte.

Einen Augenblick lang schaute ich dem Zug hinterher bis er vollständig aus meinem Sichtfeld verschwunden war, dann drehte ich mich um und lief zurück zu meiner Wohnung, die dank Cocos Besuch wieder sauber und ordentlich war, sodass ich mir nicht mehr schäbig vorkam, wenn ich mich darin befand.

Ich wollte mich gerade mit meinem Laptop aufs Sofa setzen und ein bisschen was für die Arbeit erledigen, als mich das Klingeln meines Handys davon abhielt. Ein Blick aufs Display verriet mir, dass es Esteban war, der gerade versuchte mich anzurufen und ich begann automatisch ein wenig zu lächeln.

"Hey", begrüßte ich ihn, sobald ich den Anruf entgegengenommen hatte.

"Hi. Ich wollte... mich mal erkundigen, wie deine erste Arbeitswoche gelaufen ist", antwortete mein Kindheitsfreund zögerlich, was mich verwirrt die Augenbrauen zusammenziehen ließ.

"Es war sehr anstrengend und Schmerzmittel-intensiv, aber ich hab's irgendwie geschafft und hoffentlich wird es kommende Woche besser."

"Das freut mich zu hören. Lou, ich... ich hab was gehört und ich weiß nicht... ich weiß nicht, wie ich dich danach fragen soll", sagte Esteban stockend, was meine Verwirrung nur noch steigerte.

"Du hast was gehört? Von wem? Worüber?"

"Von Pierre. Wir hatten diese Woche einige Videokonferenzen vom Team aus und er sah schlecht aus und war schlecht drauf, also hab ich ihn irgendwann angerufen und nachgefragt. Ich hatte zuletzt eigentlich das Gefühl, dass ihr euch wieder annähert, deshalb hat es mich irritiert, dass er so schlecht drauf war. Und dann hat er mir erzählt wieso."

Ich glaubte mein Herz müsse stehenbleiben. Oder zumindest müsste die Welt einen Moment lang aufhören sich zu drehen oder ein Gewittersturm müsste aufziehen oder irgendwas anderes dramatisches müsste ausdrücken, welches Gefühlschaos sich gerade in meinem Inneren entwickelte.

"Esteban, ich... Was hat er dir erzählt?"

"Dass er dir gesagt hat, dass er dich immer noch liebt und du gezögert hast, was er nicht verstehen konnte. Und dass du ihm dann gestanden hast, dass du nicht nur wegen des Betrugs gelogen hast, sondern dass du ihm außerdem verheimlicht hast, dass er einen Sohn hat."

Ich schluckte hart. Pierre hatte Esteban wirklich alles verraten, was musste er jetzt wohl von mir denken?

"Lou, du weißt, dass du mir wichtig bist und dass ich unsere Freundschaft wahnsinnig schätze, aber seit Pierre mir das erzählt hat, hab ich das Gefühl dich überhaupt nicht mehr zu kennen. Die Lou von früher und die Lou der letzten Monate, die hätte doch niemals heimlich ein Kind von der Liebe ihres Lebens bekommen und ihm nichts davon gesagt. Sie hätte dieses Kind niemals weggegeben und danach jahrelang kein Wort mehr darüber verloren."

Die Fassungslosigkeit in Estebans Stimme bescherte mir eine Gänsehaut und ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber er war noch nicht fertig.

"So fremd wie jetzt gerade waren wir uns nichtmal damals, als Pierre und du euch von mir distanziert habt. Da wart ihr immer noch alte Freunde, Menschen, denen ich trotz allem mein Leben anvertraut hätte. Aber jetzt... Jetzt weiß ich gar nichts mehr. Ich weiß nicht mehr, wer du bist Lou."

"Ich bin immer noch dieselbe. Du wusstest, dass du nicht alle Details und Wahrheiten über damals kanntest. Du wusstest, dass Dinge passiert sind, über die ich nie wieder sprechen wollte", versuchte ich mich zu verteidigen.

"Ich dachte du hättest Pierre betrogen und würdest nicht darüber reden wollen, weil du dich schämst!", entgegnete Esteban wütend, "Ich wollte unsere wiedergewonnene Freundschaft nicht ruinieren, indem ich dich über Sachen ausfrage, über die du offensichtlich nicht reden wolltest. Als ich dann erfahren habe, dass du Pierre überhaupt niemals betrogen hast, da war das wie ein Schlag ins Gesicht, aber sogar das konnte ich irgendwie nachvollziehen. Ich konnte darüber hinwegsehen, wollte mich auf die Gegenwart konzentrieren. Aber das hier, das ist eine völlig andere Hausnummer, Lou! Pierre wollte immer unbedingt eine eigene Familie, eine liebevolle Frau, eine Handvoll Kinder. Das wusstest du und trotzdem hast du ihm die Schwangerschaft verheimlicht."

"Ich hab ihm gesagt ich hätte ihn betrogen. Ich konnte nicht einfach wieder zu ihm gehen und sagen »Hey, übrigens hab ich mir den Betrug nur ausgedacht und bin jetzt schwanger, aber es ist von dir, wirklich«. Wer hätte mir das denn bitte geglaubt? Jeder hätte vermutet, dass ich ihm das Kind eines anderen unterjubeln will."

"Dir war es nie wichtig, was andere gedacht haben. Für dich zählte nur Pierres Meinung und er hätte dir geglaubt, weil er dich mehr als alles andere geliebt hat. Und selbst, wenn er gezweifelt hätte, hätte er dich unterstützt und ihr hättet einen Vaterschaftstest gemacht, um auch noch die letzten Zweifel aus der Welt zu schaffen. Hör auf mit den Ausreden Lou, es gibt keine. Du hast Scheiße gebaut und daran lässt sich nichts rütteln."

Ich schluckte hart, wischte mir ein paar Tränen aus den Augenwinkeln und nickte schwach.

"Ich weiß, glaub mir, ich weiß das. Aber es ist Jahre her, ich kann es nicht mehr ändern. Ich kann mich nur entschuldigen und das hab ich getan."

"Ich bin nicht sicher, ob man sowas entschuldigen kann. Und ganz ehrlich, so sehr ich unsere Freundschaft schätze, bei dieser Sache stehe ich zu Pierre. Ich hab mich getäuscht, du bist nicht mehr dieselbe Lou wie früher. Du bist eine Fremde, bei der ich nicht weiß, ob ich ihr noch vertrauen kann."

Ich hätte gerne etwas gesagt, irgendwas um Esteban davon zu überzeugen, dass ich es wirklich bereute und nicht der furchtbare Mensch war, für den er mich gerade hielt. Aber mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen oder tun können, weshalb ich einen kurzen Moment lang die Augen schloss und tief durchatmete.

"Es tut mir Leid, dass du so denkst."

"Mir auch Lou. Ich denke ich werd mich in nächster Zeit eher nicht bei dir melden, ich... ich muss über eine Menge Sachen nachdenken."

"Okay", brachte ich mit tränenerstickter Stimme hervor, "Ich verstehe."

"Mach's gut", sagte Esteban und ich konnte das Bedauern in seinen Worten förmlich greifen.

"Du auch", flüsterte ich, dann legte er auf und ließ mit zusammengepressten Augen den Tränen freien Lauf.

Ich hatte anscheinend nicht nur die Liebe meines Lebens, sondern auch den so ziemlich einzigen Freund, den ich hatte verloren.

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