Dahlia
Reiß dich zusammen! Reiß dich zusammen! Reiß dich zusammen!
Dies redete ich mir nun schon seit etlichen Minuten ein.
Ich schaute in den Spiegel im Badezimmer.
Ich hielt die ganzen Kommentare von Camille und den anderen nicht mehr aus und verschwand.
Ich ließ mich von niemanden jemals runter machen. Ich ließ mich nie klein machen und doch war ich irgend wie in dieser Situation gelandet.
Ich musste mir Mut ein Reden. Ich stellte mich grade hin und schmiss meine Haare über meine Schultern.
Okay, los gehts.
Du bist Dahlia Murphy!
Warte, Stop! Wenn ich das hier mache dann müssen wir bei den Fakten bleiben. Okay.
Du bist Dahlia Taylor! Reiß dich zusammen. Niemand auf dieser Welt sollte dich jemals runter machen! Niemand soll jemals die Kraft über dich haben. Die Kraft das du dich wie Dreck fühlst. Du weißt wer du bist. Zeig jedem da draußen wer du bist! Und wie viel Selbstbewusstsein in die Steckt!
Ich setzte ein lächeln auf und verließ das Badezimmer.
Ich schaff das schon. Ich musste für mich selbst einstehen und durfte das alles nicht zulassen.
Ich musste Selbstbewusst und Stolz wirken. Das musste ich ihnen zeigen und zeigen das ich nicht so mit mir reden lasse!
„Dahlia!", hörte ich plötzlich eine Stimme neben mir.
„William!", erwiderte ich freudig.
„Wow! Sieh dich an! Du siehst aus wie eine Prinzessin. Nein, wie ein Engel!"
William umarmte mich und gab mir einen Kuss links und rechts.
Ich war so froh ihn zu sehen. Wenigstens ein anständiger Mensch auf diesem Event.
„Dankeschön. Du siehst auch gut aus. Wie immer.", lachte ich.
Ich hatte William wirklich in mein Herz geschlossen. Er war einfach so besonders. Er ließ mich immer wie eine Prinzessin fühlen, während Adam mich wie Dreck behandelte.
„Danke das du hier bist. Das bedeutet Adam wirklich sehr viel."
Ja, und wie.
„Natürlich. Ich hab auch einige seiner Freunde getroffen.", erwiderte ich und biss die Zähne auf einander.
Ich wollte ihm nicht von den Sachen die am Tisch passiert sind erzählen.
„Oh ja, mit den Mädels ist Adam zur Schule gegangen. Komm. Ich bring dich zu deinem Tisch, liebes."
Ich hackte mich bei William ein und er führte mich zum Tisch. Alles in mir schrie wieder umzudrehen, doch ich wollte das was ich mir eben noch eingeredet hatte durchziehen.
William räusperte sich, als wir am Tisch ankamen und alle drehten sich zu uns.
Sie begrüßten ihn alle herzlich und ich setzte mich auf meinen Platz. William unterhielt sich noch einwenig, bevor er dann ging und mich wieder alleine ließ.
Ich merkte wie warm mir wieder wurde. Alles was ich mir grade noch eingeredet hatte, verschwand wieder aus meinem Kopf.
Sich so etwas einzureden war einfach, es dann aber in die Tat umzusetzen war was anderes.
Camille lehnte sich etwas nach vorn und schaute zu mir. „Wo warst du denn?", fragte sie.
Mein Magen drehte sich und mein Herz fing an immer schneller zu schlagen.
„Oh.", meldete sich die Frau, die neben Adam saß. „Drogen nimmt sie auch noch?"
Meine Augen weiteten sich. Ich öffnete meinen Mund um mich zu verteidigen, aber nichts kam raus. Ich war wie gefroren.
Camille lachte etwas. „Mhh macht Sinn. Sie benutzen bestimmt das Geld das sie stiehlt um ihre Drogensucht zu finanzieren."
Ich wollte mich verteidigen, aber wenn alle gegen dich sind ist es schwer. Ich fühlte mich als wäre die ganze Welt gegen mich, dabei hatte ich niemanden etwas angetan.
Als ich spürte wie mir Tränen in die Augen liefen, stand ich schnell auf und ging. Ich hörte Adam und Camille lachen, als ich ging.
Meine Schritte wurden immer schneller. Beim Aufzug drückte ich panisch den Knopf. Ich dachte so öfter ich drücke, desto schneller würde der Aufzug kommen.
Ich konnte sichtlich nicht mehr klar denken. Alles war verschwommen. Alles drehte sich. Ich wollte einfach nur in mein Zimmer. Weg von all' dem hier.
Als ich im Zimmer ankam schlug ich die Tür zu.
Ich atmete panisch. Mein Herz sprang mir fast aus der Brust. Und dann fing ich an zu weinen.
Ich sank auf meine Knie, meine Hände über meinem Gesicht.
Noch nie wurde ich erniedrigt. Noch nie hatte ich so gefühlt. Nie.
Und ich sollte nicht so fühlen! Ich sollte nicht weinen. Nicht wegen denen. Aber ich konnte nicht anders.
All diese Anschuldigungen waren zu viel. Alle schienen gegen mich, dabei hatte ich ihnen nichts angetan.
Adam
Fühlte ich mich schlecht dabei wie Camille und die anderen Dahlia behandelten? Wenn ich ehrlich sein soll, ja.
Camille war die größte Schlampe die ich kannte und sie machte vor nichts halt. Dennoch verdiente Dahlia es nicht so behandelt zu werden. Obwohl ein kleiner Teil in mir, mir sagte das sie es doch verdient hatte.
Einige Sachen die sie über Dahlia sagten stimmten ja. Das sie nur hinter meinem Geld her war zum Beispiel.
Und ich war sicherlich nicht derjenige der dies verneinen würde oder mich in die Mitte stellen würde, so dass Camille aufhören würde.
Ich ließ sie machen. Frauen machen sich gegenseitig runter um sich besser zu fühlen, so sah ich das.
Camille tat das auch. Zu dem vermutete ich das sie eifersüchtig war. Sie und ich hatten in der Vergangenheit öfter mit einander geschlafen. Aber es war nie mehr als Sex. Für mich zumindest. Für Camille schien es viel mehr gewesen zu sein.
Deswegen schlief ich auch nicht mehr mit ihr. Ich wollte mir ihr Gejammer nicht immer wieder anhören. Sex ohne diese ganzen Gefühle und den Dreck, das war mein Ding.
Wir waren grade beim dritten Glas Champagner, als mein Vater sich neben mich setzte. „Ladies.", fing er an und drehte sich zu mir. „Wo ist denn Dahlia?"
„Sie fühlt sich nicht gut. Kopfschmerzen.", erwiderte ich schnell und nahm einen Schluck aus meinem Glas.
„Die arme.", sagte er und schüttelte den Kopf. „Sie ist wirklich eine gute Frau."
„Ja, das ist sie." Nicht.
Ich wunderte mich immer noch was Dahlia gegen meinen Vater in der Hand hatte. Aber sollte sie etwas gegen ihn in der Hand haben, wieso lässt er keine Gelegenheit aus gut über sie zu sprechen?
Vielleicht hatte sie nichts gegen ihn in der Hand. Dennoch war ich mir zu einhundert Prozent sicher, dass das alles nur ein Spiel von ihr war. Ein Spiel das sie sehr gut spielte. Für meinen Vater zumindest. Ich hatte sie durchblickt. Mich würde sie nicht reinlegen oder manipulieren.