,,Geniessen Sie Ihren Aufenthalt hier." Singh führt uns drei in das Zimmer, in dem JJ und ich eben schon waren.
,,Aber seien Sie gewarnt. Ich bin ein Mann, dessen Geduld Grenzen hat. Sie haben einen Tag. Wenn Sie aus dem Fenster sehen, kriegen Sie einen Vorgeschmack."
Als er an uns vorbeigeht, um den Raum zu verlassen, klopft er Rafe auf die Schulter. ,,Das wird Ihnen sicher gefallen." Er geht.
,,Hey, warten Sie", sagt JJ und geht zur Tür. ,,Sperren sie uns nicht mit diesem Psychopathen ein! Hey!"
Schon ist die Tür wieder abgeschlossen. JJ flucht.
Rafe lacht leise auf. ,,Wen nennst du hier einen Psychopathen, Pogue?", sagt er und nähert sich JJ.
,,Du bist ein Psychopath und das weisst du", zischt der Blondschopf, als ich schnell dazwischen gehe.
,,Lass den Scheiss, Rafe", sage ich und schaue ihn ernst an.
,,Komm schon, Ash", spottet er. Er legt seine Hand auf meinen Arm, um mich zur Seite zu schieben, doch sofort schlägt JJ seine Hand weg.
,,Fass sie nicht an!" Er greift nach Rafes Kragen.
,,JJ, hör auf", sage ich und packe ihn an den Armen, als wir Stimmen von draussen hören.
JJ blickt aufmerksam zur Seite, als er Rafe loslässt und zum Fenster geht. Ich folge ihm.
Wir schauen nach unten, als eine Wache vorbeiläuft. Er zieht Portis mit sich mit.
,,Was ist das für ein Kerl?", fragt Rafe, der nun ebenfalls dazugekommen ist.
,,Den kennen wir. Das ist Jimmy Portis", sage ich. ,,Er wollte uns helfen."
Dann erscheint Singh. Er schaut in unsere Richtung, um zu checken, ob wir ihm zusehen. Dann holt er plötzlich eine Waffe raus.
Ich halte die Luft an.
,,Oh oh", gibt Rafe von sich, während JJ die Augenbrauen zusammenzieht.
,,Was hat er vor?", fragt der Pogue beunruhigt.
Kurz darauf hören wir das Abfeuern der Pistole.
Ich zucke sofort zusammen und kneife die Augen zu.
Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein.
Schwer atmend schaue ich zu JJ, dessen Blick geschockt ist. ,,J, wa– was machen wir jetzt?", sage ich mit zitteriger Stimme.
JJ bringt nichts raus. ,,Ich – wir können ihm nichts davon erzählen, oder? Pope würde das nicht wollen", sagt er gestresst.
,,Entschuldige bitte, was? Ihr habt das Tagebuch wirklich?", kommt es von Rafe, worauf ich mir panisch durch die Haare fahre und mich dann aufs Bett setze.
,,Verarscht mich nicht, habt ihr es?", fragt Rafe erneut, da ihm niemand antwortet.
,,Halt die Klappe, Rafe!", sagt JJ laut. ,,Dich geht das nichts an."
,,Mich geht das nichts an? Der Typ hat gerade jemanden erschossen! Ich gehe nicht euretwegen drauf, okay?", sagt Rafe und wird ebenfalls lauter, als ich meine Hände gegen meinen Kopf drücke und sich Tränen in meinen Augen bilden.
Bitte sei still.
,,Ihr Idioten hättet –"
,,Halt die Klappe!", sagt JJ erneut, worauf Rafe endlich schweigt. Dann setzt JJ sich zu mir.
,,Hey, uns wird etwas einfallen, okay?" Er legt seine Arme um mich, worauf ich meine Augen schliesse und den Kopf schüttle.
,,Was, wenn wir es hier nicht rausschaffen?"
,,Das werden wir. Ich verspreche es dir", versichert mir JJ und platziert einen Kuss auf meiner Stirn.
Ich öffne meine Augen wieder, als ich zu Rafe blicke. Dieser beobachtet uns stumm. Dann setzt er sich auf den Stuhl neben dem Fenster und fährt sich über seine Haare.
,,Er hat meinen Dad erwähnt", sage ich dann, worauf mich JJ langsam loslässt und mich anschaut. ,,Er ist tot. Warum meinte Singh, er wisse, wo er ist?", sage ich verzweifelt.
,,Er spielt offensichtlich mit dir", kommt es von Rafe. ,,Keine Ahnung, woher er deinen Vater kennt, aber er verwendet ihn gegen dich, damit ihr ihm das Tagebuch gibt. Ich würde ihm an eurer Stelle auch nicht vertrauen – aber wenn ihr ihm dieses scheiss Ding nicht gibt, kommen wir hier nicht mehr raus."
Ich bemerke, wie JJ ihm einen bösen Blick zuwirft. ,,Hör nicht auf ihn. Wir werden einen anderen Weg finden", sagt er leise.
༄
Langsam öffne ich meine Augen. Ich bin immer noch in diesem Zimmer eingesperrt. Draussen ist es dunkel, aber das Licht ist an.
Verschlafen setze ich mich vom Bett auf. Als ich zur Seite blicke, bemerke ich, dass JJ nicht neben mir liegt. Verwirrt hebe ich die Decke hoch, um sicherzugehen, dass er wirklich nicht hier ist.
,,JJ?", sage ich.
,,JJ ist nicht hier."
Leicht erschrocken huscht mein Blick zum Stuhl neben dem Fenster, wo Rafe sitzt. Dann steht er auf.
,,Was meinst du, er ist nicht hier? Wo ist er?", frage ich beunruhigt.
,,Warum kümmerst du dich um ihn?", spottet Rafe und kommt zu mir. ,,Du brauchst ihn nicht. Du hast mich."
Er setzt sich neben mich aufs Bett, als er seine Hand auf meine legt und mich sanft anlächelt. Sofort ziehe ich meine Hand zurück.
,,Fass mich nicht an", sage ich empört.
Rafe schaut mich unzufrieden an, als er rasch aufsteht und fest gegen die Säule des Bettes schlägt. Sofort zucke ich zusammen.
,,Du hast mich von Anfang an nur benutzt, oder?", sagt er zornig, aber ich vermeide Augenkontakt. Mein Herz schlägt fest gegen meine Brust. ,,Sieh mich an!"
Er beugt sich zu mir, nimmt meinen Kopf in die Hände und zwingt mich, ihn anzusehen. Zitternd bilden sich Tränen in meinen Augen.
,,Du hast mich nie geliebt, stimmt's? Du hast mir nur etwas vorgemacht", sagt er, als auch seine Augen feucht werden.
Plötzlich schlingt er seine Hände um meinen Hals, als er fest zudrückt. Sofort greife ich nach seinen Armen, aber er ist zu stark.
,,Rafe", bringe ich knapp raus, aber er hört nicht auf.
,,Ash?"
Ich reisse meine Augen auf und setze ich mich keuchend auf. Meine Atmung ist schnell und ich spüre Schweiss auf meiner Stirn.
,,Hey, alles okay?"
Als ich eine Hand auf meinem Arm spüre, blicke ich schnell zur Seite. JJ sieht mich voller Verwirrung an.
Ich brauche eine Sekunde, um zu verstehen, dass das gerade eben nur ein Traum war.
,,J", stosse ich leise aus, als ich meine Arme fest um ihn schlinge.
,,Was ist passiert?", fragt er ruhig und umarmt mich ebenfalls, aber ich antworte ihm nicht. Stattdessen drücke ich ihn fest an mich, vergrabe meinen Kopf in seinem Nacken und schliesse die Augen.
,,Ash, bist du okay?"
Ich löse mich von JJ und blicke zum Bad, wo Rafe steht. Der Traum spielt sich wieder in meinem Kopf ab. Sofort schiebe ich diese Gedanken weg, als ich wieder JJ anschaue.
,,Wir müssen hier weg", sage ich ernst.
,,Ich weiss, ich –" JJ blickt kurz zu Rafe, dann wieder zu mir. ,,Ich habe einen Plan."
Ich ziehe meine Augenbrauen leicht zusammen. ,,Du hast einen Plan? JJ, bitte vergiss nicht, dass diese Leute bewaffnet sind. Deine Fluchtpläne werden nicht gut ausgehen, wir –"
,,Nein, hör mir zu! Ich hab einen sicheren Plan. Aber ich weiss nicht, ob er funktionieren wird und dafür... muss ich kurz verschwinden."
Ahnungslos schaue ich ihn an. Ich weiss nicht, worauf er hinaus will.
,,Hör zu. Ich werde mit Singh reden und ihm sagen, dass wir das Tagebuch haben. Aber wir können es ihm nur besorgen, wenn er uns gehen lässt. Ich werde ihn davon überzeugen, dass das die einzige Option ist, an das Tagebuch zu gelangen. Und sobald er es geschluckt hat und wir gehen können, hauen wir von dieser Insel ab."
Unsicher fahre ich mir durch die Haare. ,,Wieso sollte er uns einfach so gehen lassen? Denkst du, er glaubt wirklich, dass wir wieder zurückkommen werden?"
JJ zuckt mit den Schultern. ,,Rafe ist hier."
Rafe, der immer noch an der Tür des Bads steht, schaut JJ skeptisch an.
,,Wir sagen ihnen, dass sie ihn behalten können, bis wir wieder zurückkommen."
,,Willst du mich verarschen?", spottet Rafe und kommt zu uns. ,,Ich werde nicht euren Köder spielen!"
,,Rafe, nicht jetzt, okay?", sage ich etwas lauter und schaue ihn ernst an, worauf er schweigt. ,,Wir werden einen Weg finden, uns alle hier rauszubringen", versichere ich ihm.
Das meine ich nicht unbedingt ernst, aber irgendjemand muss ihn ja zum Schweigen bringen.
,,Klar", sagt er leise und lehnt sich dann an gegen Wand, wo er seine Arme verschränkt.
Ich wende mich wieder JJ, als ich langsam nicke. ,,Versuchen wir's."
JJ lächelt zufrieden, als er aufsteht. ,,Okay, Operation Freiheit." Er geht zum Fenster.
,,Hey, JJ! Halt dich an den Plan, okay?", sage ich ernst, worauf er zu mir blickt.
,,Ja", versichert er mir. Dann klopft er ans Fenster. Ich stehe ebenfalls auf.
,,Hey, hey!", sagt er und versucht die Aufmerksamkeit der Wache zu gewinnen, die auf dem Balkon vor dem Zimmer steht. ,,Sie da! Ich muss Mr. Singh sprechen. Gehen Sie Mr. Singh holen!"
Der Mann schaut skeptisch zu JJ, als er sich wieder umdreht.
,,Gute Arbeit, Pogue", kommt es von Rafe, worauf er von JJ einen giftigen Blick zugeworfen bekommt.
Dann geht dieser zur Tür, als er sein Glück dort versucht.
,,Hallo? Hey!" Er klopft weiterhin, aber niemand antwortet. JJ flucht.
,,Okay, was, wenn wir –" Gerade, als er einen neuen Plan vorschlagen will, öffnet sich die Tür. Einer der Typen, der uns schon gestern ins Zimmer begleitet hat, steht am Eingang.
JJ räuspert sich. ,,Ich will Mr. Singh sprechen."
Der Mann sieht uns alle drei misstrauisch an, dann bleibt sein Blick an JJ kleben. ,,Ja."
Ich atme tief aus, als JJ nochmal zu mir blickt. Ich versuche ihn anzulächeln, was aber nur halb so gut funktioniert. Dann wandert sein Blick zu Rafe.
,,Eine Sekunde", sagt er zur Wache, als er zu Rafe geht.
,,Ich weiss, was du auf der Coastal Venture getan hast", sagt er ernst, worauf Rafe ihn fragend ansieht. ,,Wenn du ihr etwas antust – dann schwöre ich, bringe ich dich um, Rafe."
Rafe schaut stumm zu mir rüber, worauf ich meinen Blick senke. Dann kommt JJ zu mir.
,,Ich beeile mich, okay?", sagt er, worauf ich stumm nicke. ,,Hey." Er legt seine Hand auf meine Wange, worauf ich ihn anschaue.
Er blickt nochmal zur Seite zu Rafe, als er plötzlich seine Lippen auf meine legt. Überrascht erwidere ich den Kuss, doch er hält nicht lange an.
Als sich JJ wieder von mir löst, schaut er mir wieder in die Augen. ,,Alles wird gut", versichert er mir.
,,Kommen Sie", sagt der Mann dann und zieht JJ von mir weg. Er wirft mir noch einen letzten Blick zu, als die beiden verschwinden und die Tür wieder abgeschlossen wird.
Ich atme tief aus und schliesse kurz die Augen.
Er wird gleich wieder zurück sein.
,,Du bist also wieder mit ihm zuasmmen, hm?", kommt es von Rafe.
,,Ich will nicht mit dir reden", sage ich knapp und setze mich dann an den Rand des Bettes, als ich mit meinen Armbändern spiele.
Er seufzt. ,,Früher oder später musst du ja doch mit mir reden, okay?"
,,Muss ich dich erst erinnern, was du getan hast?"
,,Ash, du weisst, dass ich dir nie etwas angetan hätte, oder?"
,,Rafe, ich habe gerade davon geträumt, dass du mich erwürgen wolltest!", sage ich und werde etwas lauter. Rafe sieht mich aufgelöst an.
,,I– ich... Das war nur ein Traum, wieso sollte ich..."
,,Als hättest du nicht genau das mit Kie gemacht. Am Bootshaus, erinnerst du dich?", sage ich, worauf er erneut schweigt. ,,Oder als du deine Schwester umbringen wolltest?", zähle ich weiter auf. ,,Oder als du Peterkin getötet hast? Ich meine, weisst du das noch?"
,,Peterkin – das habe ich getan, um meinen Vater zu beschützen, okay? Ich hab getan, was ich tun musste, also... lass es", sagt er, als er sich auf den Stuhl setzt.
Ich wende meinen Blick von ihm ab und schaue kopfschüttelnd auf meine Hände. Kurz ist es still.
,,Ich bin ebenso sehr ein Opfer wie sie", meint er, worauf ich ihn wieder anschaue. ,,Oder nicht? Denk doch mal nach, okay? Was hab ich davon, dass Peterkin tot ist, huh? Gar nichts. Okay? Ich hatte nichts gegen sie, ich meine – ich mochte sie."
Ich schweige.
,,Was? Denkst du, ich hab das gern so entschieden, huh? Was ich getan hab, war ein Gefallen, den ich meinem Vater getan hab und ich hab..." Er zeigt auf sich selbst. ,,Ich hab dafür büssen müssen, okay? Also sieh mich nicht so an, wenn ich sage, dass ich auch ein Opfer bin, denn das bin ich!"
Er redet immer nur von Ward.
,,Aber ich gebe zu, was ich... was ich Sarah angetan hab... Was ich ihr antun wollte, ähm..." Er steht auf und sucht nach den richtigen Worten. Ich bemerke, wie seine Augen glasig werden.
,,Es war falsch, was ich Sarah antun wollte." Eine Träne fliesst ihm über die Wange. ,,Und das weiss ich auch, okay? Daran muss ich nicht erst erinnert werden", sagt er und fasst sich an den Kopf, während er versucht, sich selber zu beruhigen.
Nun werden auch meine Augen feucht.
Die eine Hälfte von mir will ihn gerade einfach nur in den Arm nehmen. Doch der andere Teil hat Angst, dass er wieder ausrastet und mir etwas antun wird.
Aber ihn so zu sehen tut verdammt weh.
Rafe schlägt sich leicht gegen den Kopf.
,,Rafe...", sage ich und stehe auf.
,,Sie ist meine Schwester, ich hätte ihr niemals wehtun dürfen, das hätte ich nie tun dürfen, aber... ich verlier in solchen Momenten einfach die Kontrolle. Keine Ahnung, wieso, ich weiss nicht was passiert ist, ich –"
,,Rafe." Ich gehe zu ihm und umarme ihn.
Zögernd schlingt er seine Arme um mich, als er seinen Kopf schluchzend in meinem Nacken vergäbt. Während mir eine Träne über die Wange fliesst, schliesse ich die Augen.
,,Ich versuch mich wirklich zu bessern, okay?", sagt er mit einer schwachen Stimme.
Ich antworte nicht. Das habe ich schon zu oft gehört und langsam zweifle ich daran.
,,Ich hab dir immer versucht zu helfen, Rafe. Aber du wolltest meine Hilfe einfach nicht annehmen." Ich löse mich wieder von ihm.
Für einen kurzen Moment sind unsere Gesichter nicht weit voneinander entfernt. Mein Blick huscht zu seinen Lippen, als ich mich leise räuspere und nach unten schaue.
,,Und nach allem, was passiert ist... glaube ich nicht, dass ich dir irgendwie noch helfen kann."
Er schaut mich verletzt mit geröteten Augen an.
,,Tut mir leid", sage ich leise, als ich mich wieder aufs Bett setze.
Stille herrscht.
Rafe schnieft und trocknet sich die Augen. Dann kommt er ebenfalls zum Bett und lässt sich neben mir nieder, jedoch hält er Abstand.
,,Ash, ich weiss, dass du nicht mehr über uns reden willst, aber... das, was wir hatten – war das echt?", fragt er, ohne mich anzusehen.
,,Willst du die Wahrheit wissen?"
Rafe nickt schweigend. Ich starre ins Leere.
,,Ja. Die Gefühle, die ich für dich hatte, waren echt, Rafe. Und sie haben lange angehalten – bis die Sache auf der Coastal Venture passiert ist."
In meinem Augenwinkel sehe ich, wie er mich überrascht anschaut. ,,Was?", fragt er verwirrt.
,,Du hast richtig gehört. Ich konnte dich einfach nicht loslassen. Weil ich wusste, dass du mich brauchst und weil es mir wehgetan hat, dich so zu sehen, wenn ich dich eigentlich ganz anders kannte. Das hat mich wirklich fertig gemacht, Rafe. Und das tut es immer noch. " Mein Blick huscht zu ihm. ,,Aber... das zwischen uns hätte einfach nicht mehr funktioniert. Es ist zu viel Scheisse passiert."
Er sieht auf seine Hände. ,,Noch nie hat mich jemand so fühlen lassen, wie du es getan hast, Ash. Ich werde dieses Gefühl nie vergessen", sagt er, wobei ich mich zusammenreissen muss, dass ich nicht wieder anfange zu heulen.
,,Wir stehen einfach nicht auf derselben Seite. Das realisierst du, oder?", sage ich.
Ich höre ihn schniefen. ,,Ja, du hast recht." Er blickt zur mir. ,,Wir stehen nicht auf derselben Seite."
Plötzlich öffnet sich die Zimmertür.
,,Rein da!", sagt die Wache, als JJ grob reingeschubst wird. Sofort stehe ich auf, während die Tür wieder geschlossen wird.
,,J!", sage ich und will zu ihm gehen, als er plötzlich die Lampe auf der Kommode wütend wegschlägt. Ich bleibe erschrocken stehen.
,,Fuck!", ruft er und drückt sich die Hände an den Kopf.
,,JJ, was ist passiert?", frage ich, während er sich gestresst über die Haare fährt. ,,Hey, schau mich an." Ich gehe zu ihm und versuche ihn zu beruhigen, während ich meine Hände an seinen Kopf lege.
,,Die wissen, wo die anderen sind", sagt er beunruhigt.
,,Was?", sage ich verwirrt und nehme meine Hände weg. ,,Ich – ich verstehe nicht, was ist passiert?"
,,Ich habe mit Singh geredet und plötzlich hat er eine Nachricht bekommen – von Portis. Die anderen müssen sein Handy haben. Ich weiss nicht, was sie vorhaben, aber das gehört mit Sicherheit nicht zu ihrem Plan, denn sie wissen nicht, dass Portis tot ist!" Er holt nach Luft und und läuft hin und her.
Plötzlich hören wir Stimmen. Ich gehe zum Fenster, als JJ und Rafe ebenfalls neben mir stehen.
Singh und seine Männer steigen in ein Auto.
,,Die fahren weg?", sagt Rafe.
,,Sie fahren zu den anderen", sagt JJ gestresst, als er sich vom Fenster entfernt und unruhig durch das Zimmer läuft.
Scheisse.
,,Für die nicht so toll. Für uns aber schon", kommt es von Rafe, als er JJ und mich abwechselnd anschaut. ,,Vielleicht unsere einzige Chance hier abzuhauen."
JJ schaut den Kook skeptisch an. ,,Du weisst, dass ich nicht mit dir zusammenarbeite, oder?"
Rafe lacht kurz auf. ,,Warum? Hast du Angst vor mir, JJ?"
JJ kommt zu uns, als er Rafe am Kragen packt und ihn grob ans Fenster drückt.
,,JJ!", ermahne ich ihn.
,,Du und dein Psycho-Vater solltet schon längst im Gefängnis sein", zischt er.
Rafes Blick wird zornig, als er JJ heftig von sich wegschubst. Der Pogue fällt beinahe hin, kann das Gleichgewicht aber gerade noch behalten.
,,Ist das alles, was du draufhast?", lacht JJ provokant, als Rafe wütend auf ihn zugeht.
,,Leute, lasst die Scheisse!", sage ich aufgebracht und stelle mich sofort zwischen den beiden, weswegen Rafe stehenbleibt. ,,Wir haben gerade andere Probleme, okay?"
Rafes Blick liegt immer noch auf JJ, als er endlich nachlässt und wieder zum Fenster geht, wo er sich mit verschränkten Armen dagegenlehnt. Dann schaue ich JJ an.
,,Rafe hat Recht. Das ist unsere Chance abzuhauen", sage ich.
,,Was ist mit den anderen?", fragt er unzufrieden.
,,Wir können ihnen nicht helfen, wenn wir hier festsitzen, JJ!"
,,Hört zu", unterbricht uns Rafe, wewegen sich unsere Köpfe zu ihm drehen. ,,Ich habe ein Boot, mit dem wir hier wegkommen können, okay? Aber erst müssen wir hier raus. Und dafür ist es besser, wenn wir drei zusammenarbeiten."