Mein neues Ich

By Cherrydream_2201

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"Was ist hier los?" rief ich und ignorierte die ängstlichen Stimmen der Anderen. Lens Kehle verließ nur ein... More

Eine Katze bricht bei mir ein
Die spinnen doch alle
Die Entscheidung fällt
Aufbruch
Ich frage Tyler Löcher in den Bauch
Mr. Schlafmütze und seine Kumpanen
Meine Rettung
Ich werde zur Nervensäge
Notiz an mich: Feststellen ob ich träume
Essen, schlafen und schon wieder essen
Ich, der Stalker
Alle haben's drauf, nur ich nicht
Im Kampf des Löwen
Der Befehl des Alphas
Himmel oder...
Hölle
Ich mu(T)ier(e)
Vertrauen
Zu viel Adrenalin
Lektion eins
Luxus
Das Geheimnis
Ich attackiere meine Direktorin
Zwischen Staub und toten Fliegen
Eine interessante Entdeckung, wenn du verstehst, was ich meine
Ich werde zur Spionin
Emotionale Ausbrüche
Ich falle durch ein Bücherregal
Len durchbricht eine Wand
Endgültige Erkenntnis
Blondi und ich bilden ein Team
Man rettet mir den Allerwertesten
Immer eine Frage der Perspektive
Ich, die (mal mehr oder weniger) kreative Person
Die Künste eines Mädchens
Überraschende Wendungen
Wenn die eigene Lebensdauer gefährdet ist
Eine Zeitreise ist lustig, eine Zeitreise ist schön
Wenn man einfach mal eine Zuflucht braucht
("Mädchen-")Gespräche
Wenn die eigene Mutter zum Fangirl mutiert
Frohe Weihnachten, Sarina
Wieder "richtig" zu Hause?
Die Geschichte der magischen Welt für Ahnungslose, bitte.
Waschechte Männergespräche!
Von Glitzervampiren und rücksichtslosen Chefs
Zweisamkeit
Kuchen und Küsse
Neunzehn
Vergangenheit um Vergangenheit
Überraschungen soweit das Auge reicht
Fragen über Fragen
Lasst das Spiel beginnen
Wahrheiten
Päckchen und Kindergartenkinder
Wenn man vor Emotionen fast verrückt wird
Erinnere dich!
Klarheit
Des Mondes Kind
Wie in Trance
Ein sehr . . . außergewöhnlicher Morgen
Geständnisse
Und die Vorbereitungen beginnen
Mein erster Ball . . .
. . . endet in einem Desaster
Der Beginn
Tag eins -Verborgen in der Dunkelheit
Tag eins -Die Suche ins Nichts?
Tag eins -Der gesuchte Fund
Tag zwei -Erwachen
Tag zwei -Macht
Tag zwei -Der nächste Schritt
Tag drei -Ein kleiner Funke Hoffnung
Tag drei -Maulwurf
Tag drei - Finale Planungen
Die Sonnenquelle
Es ist Krieg
So nah und doch so fern
Trancengleichheit
Wiedersehensfurcht
Wie man richtig wütend wird:
Das letzte Gefecht
Unerwartete Hilfe
Unerwartetere Hilfe
In Finsternis
Von Krankenstationen und Liebesbekundungen
Hoffnungsvolle Versprechen
Ritter des Lichts (Ruby x Cody)
Charakterverzeichnis
Q&A

Epilog -Mein neues Ich

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By Cherrydream_2201

song: The Call -Regina Spektor

3 Monate später

"Sarina, ich weiß wirklich nicht, wieso wir das machen müssen."

"Weil wir verantwortungsbewusst und erwachsen sind, Len.", entgegnete ich ihm streng.

"Aber ich hasse Hemden."

Seufzend erhob ich mich vom Bett und trat auf den Alpha zu, der gerade dabei war, sich fast mit einer schwarzen Krawatte zu strangulieren.

"Und Krawatten.", fügte er noch kleinlaut hinzu, als ich sie ihm mit genervtem Blick aus der Hand riss.

"Das interessiert die Journalisten sicherlich brennend. Erwähn' es doch einfach nachher. Darüber schreiben sie sicher eine umwerfende Story."

"Haha", machte er, hielt aber still, während ich mich daranmachte, die Krawatte zu binden. Nach ein paar geübten Handgriffen saß sie perfekt um seinen Hals, doch Len wirkte alles andere als glücklich.

"Ich kann kaum atmen.", beschwerte sich der Alpha und drehte seinen Kopf hin und her, um den Stoff an seinen Hals ein wenig zu dehnen.

"Ach Len", seufzte ich kopfschüttelnd.  "dabei siehst du in Hemden so heiß aus."

Als hätten ihn meine Worte aus einer Art nackendehnenden Trance befreit, hielt der Alpha unvermittelt in seiner Halsmuskelgymnastik inne und musterte mich plötzlich mit glänzenden grünen Augen. Ein schelmisches Grinsen schlich sich auf seine Lippen, sein lockender Blick hielt mich fest in seinem Bann. Mir stockte der Atem.

Verdammt! Ich hätte wissen sollen, dass er immer ein Ass gegen mich im Ärmel hat.

Bedacht führte Len seine rechte Hand zum Knoten der Krawatte und begann damit, ihn aufreizend langsam zu lockern. Den Blickkontakt unterbrach er dabei kein einziges Mal und ich gab mir alle Mühe, meinen stolpernden Herzschlag unter Kontrolle zu halten.

Verbissen versuchte ich zu ignorieren, wie das Licht der Deckenlampe seine Locken wie flüssiges Gold schimmern ließ, wie die Adern an seinen großen Händen immer dann hervortraten, wenn er eine weitere kleine Bewegung vollführte, um den Knoten noch weiter zu lösen. Oder wie er den Stoff seines Hemdes Zentimeter um Zentimeter zurückschob und die darunterliegende Haut entblößte.

Mittlerweile hing das Kleidungsstück lose und ganz und gar nicht elegant um seinen Hals, während die ersten drei Knöpfe offenstanden und mir einladend Lens Schlüsselbeinansätze präsentierten. Ich schluckte hart.

"Wenn ich es mir so recht überlege, dann geht das bestimmt auch so.", lenkte ich mit schwacher Stimme ein, doch mein Freund lachte nur und zog mich an sich.

"Entschuldige, das musste sein. Aber du siehst heute auch unglaublich hübsch aus. Da musste ich kurz zum Gegenschlag ausholen.", sagte er schmunzelnd und strich mir eine Strähne aus der Stirn.

"Wirklich?", fragte ich verlegen und sah an Len vorbei zu einem Spiegel, der seit Neustem in einer Ecke seines Zimmers stand. Ruby hatte sich noch vor einer halben Stunde um meine Haare und mein Make-up gekümmert, denn leider war ich darin genauso geschickt wie mit Pfeil und Bogen. Doch zum Glück hatte meine Freundin ein Händchen dafür und mich im Handumdrehen kameratauglich gemacht: Meine Haut strahlte rein und ebenmäßig, das perfekt platzierte Rouge gab meinen Wangen eine gesunde Farbe und meine Lippen schmückte ein verführerischer Glanz. Das Türkis meiner Augen leuchtete so kräftig, wie ich es noch nie zuvor gesehen hatte, während die dichten Wimpern sie größer erscheinen ließen, als sie eigentlich waren. Weiche, karamellfarbene Wellen, deren obere Partie in einer eleganten Flechtfrisur zusammengefasst war, umschmeichelten dabei sanft meine Wangen und rundeten somit das Gesamtbild ab.

"Ja", sagte ich und nickte bestätigend mit dem Kopf. "da hast du wohl recht."

"Aber natürlich hab ich das.", murmelte mein Freund, hob mein Kinn mit seinem rechten Zeigefinger an und kurz darauf versanken wir in einem zärtlichen Kuss.

Doch ganz genießen konnte ich es nicht.

Schließlich waren wir nun offiziell die einzigen Alphas in Europa.

Die Presse war schon ganz heiß darauf zu erfahren, wie es uns damit ging, was genau in jener Nacht geschehen war, wie die Pläne für uns und die Zukunft der Akademie lauteten und was unsere Lieblingsmethode für das Töten von Wervampiren war.

Die vergangenen Tage hatten Len und ich in den verschiedensten Meetings gesessen, Crashkurse über das richtige Verhalten gegenüber der Presse über uns ergehen lassen, das geschickte Antworten von Fragen und Ausweichen unangemessener Erkundigungen geübt, sowie gelernt, sich nicht wie ein totaler Idiot vor die Kameras der Reporter zu positionieren, ohne dabei zu blinzeln und gleichzeitig von dem grellen Blitzlicht zu erblinden.

Und obwohl wir alles mindestens hundertmal durchgekaut hatten, machte sich das nervöse Ziehen in meiner Magengrube immer stärker bemerkbar. Es würde unser erster öffentlicher Auftritt werden und ich hatte mittlerweile zu allen möglichen Göttern und höheren Mächten gebetet, die mir bekannt waren, dass alles reibungslos und wie geplant ablaufen sollte. Wir konnten nämlich nach dem letzten Fiasko auf dem Winterball gut und gerne auf Überraschungen aller Art verzichten.

"Es wird schon alles nach Plan laufen.", redete Len mir gut zu, als wir uns schließlich unten im Flur die Schuhe anzogen.

"Hm", machte ich nur und zuckte mit den Schultern. "Denk an den Schlüssel. Nevis kommt erst morgen wieder aus Schweden zurück."

"Aye aye, Ma'am.", salutierte Len grinsend. "Wir wollen ja nicht, dass er uns erfroren auf der Veranda findet."

"Ich denke nicht, dass du mich dazu bringen könntest, auf der Veranda zu übernachten. Ruby, Aria und Grace würden mich bestimmt mit Freuden in ihrem Zimmer aufnehmen. Dieses Abenteuer müsstest du dann wohl oder übel allein bestreiten."

"Ach, und ich hab immer gedacht, das mit uns ist fürs Leben? Durch dick und dünn, über Höhen und Tiefen und so."

"Na, na. Noch sind wir nicht verheiratet.", prustete ich, konnte aber die Freude, die diese Worte in mir auslösten, nicht vollständig unterdrücken. Ich wusste, dass ich noch sehr jung war und es mir an Erfahrung fehlte. Von einer Heirat wagte ich nicht einmal zu träumen. Doch der versonnene Ausdruck in Lens Augen, als er mich dabei beobachtete, wie ich lachend den Kopf schüttelte, bestätigte mir nur umso stärker, dass das, was wir hatten, gut war. 

Sehr gut sogar.

Und richtig.

Wir standen mittlerweile vor dem Haus und Len ließ gerade den Hausschlüssel in seine Jackentasche gleiten, als ich ihn am Ärmel festhielt.

"Komm her. Schließ wenigstens noch einen Knopf."

"Nur, wenn du das übernimmst.", lockte der Alpha und wackelte mit den Augenbrauen.

"Spinner", brummte ich, gab aber widerstandslos nach. Sorgfältig schloss ich den untersten der offenstehenden Knöpfe und verbarg somit noch einmal ein ganzes Stück Haut unter dem weißen Stoff seines Hemds. Dann strich ich noch einmal sanft über ein paar Falten und richtete den Kragen.

Dabei spürte ich, wie sich die Smaragdaugen nicht ein einziges Mal von mir abwandten.

"Sie wäre so stolz, wenn sie dich jetzt sehen könnte.", wisperte ich eher zu mir selbst, als es bewusst an meinen Freund zu richten. Ich wollte es eigentlich gar nicht aussprechen, doch mein Mund war mir zuvorgekommen.

Eine große Hand fuhr daraufhin hinauf zu meiner, die immer noch unerlässlich an Lens Hemd herumzupfte. Die warme Berührung brachte dies jedoch zum Stillstand und ich sah auf.

Ein schiefes Lächeln begegnete mir.

"Ich bin mir sicher, dass sie es weiß und unheimlich stolz ist. Auf uns beide." Len strich mir leicht über die Wange und ich musste mir auf die Unterlippe beißen, um den schmerzhaften Kloß in meinem Hals wieder hinunterzuschlucken. Schließlich nickte ich tapfer.

"Ja, bestimmt."

"Na dann, lass uns gehen."

Unsere Finger verschränkten sich beinahe von allein, als wir schließlich den kleinen Pfad betraten, der von unserem gemeinsamen zu Hause durch das bescheidene Waldstückchen und letztendlich auf die weitläufigen, nun hellgrünen Wiesen des Campus' führte. Eine laue Brise wehte und ich atmete einmal tief den herrlich frischen Duft des Frühlings ein.

"Hoffentlich läuft bei Nevis alles gut.", warf mein Artgenosse nach einigen Minuten plötzlich ein.

"Wieso?" Ich drehte den Kopf.

"Na ja, bevor er gegangen ist, schien er nicht sehr erpicht darauf, seine alte Schule ein weiteres Mal betreten zu müssen."

"Wer kann es ihm auch verübeln?", brummte ich mürrisch. "Wenn ich zurück an meine High School müsste, wo mich sämtliche Schüler gemieden und gehänselt haben, würde mich das auch nicht freuen."

"Stimmt schon.", erwiderte Len nachdenklich. "Aber wenigstens kann er nun dadurch seinen Abschluss an der Phoenix machen. Wahrscheinlich sind die sogar froh, ihn an uns abgeben zu können. Soweit ich es mitbekommen habe, weiß noch niemand, dass er sich verwandelt hat. Ansonsten würden sie doch niemals so einfach einen Erben ziehen lassen."

"Denkst du wirklich?" Ich runzelte die Stirn. "Aber wie erklären sie sich dann seine weiße Haarfarbe."

Len zuckte mit den Schultern.

"Friseurbesuch?"

Ich kicherte.

"Na ja, ist ja auch egal. Die Hauptsache ist doch, dass er niemals wieder an diese Schule zurückmuss. Tai wird sich darüber bestimmt freuen."

Len gab einen schnaubenden Laut von sich.

"Was ist denn nun schon wieder?", fragte ich amüsiert. "Du scheinst mit Tai irgendwie immer noch nicht ganz warm zu werden. Dabei hätte ich gedacht, dass du dich eher mit ihm, als mit Nevis anfreunden würdest."

"Ach, ich weiß doch auch nicht."

Plötzlich fiel mir etwas ein. Etwas, das mich schon seit dem letzten Sommer beschäftigte, und auf das ich in dem ganzen letzten Jahr noch keine Antwort bekommen hatte.

"Was ist damals eigentlich zwischen euch vorgefallen?", erkundigte ich mich gespielt beiläufig und sah meinen Freund neugierig an. "Ich meine, als ich mich das erste Mal verwandelt und genau in euren Kampf geworfen habe."

"Du meinst, wo du mich aus heiterem Himmel von hinten angefallen hast?", schnaubte Len.

"Ganz genau.", nickte ich.

Mein Freund seufzte dramatisch.

"Es war eigentlich nichts . . ."

Ich zog die Augenbrauen nach oben und musterte ihn streng.

"Na gut", lenkte er ein, nachdem er meinem Blick nicht länger als drei Sekunden standhalten konnte. "Es ging dabei um Diana."

"Was auch sonst." Ich verdrehte die Augen.

War ja klar, dass Goldlöckchen bei allem ihre Finger im Spiel haben musste.

"Zu der Zeit lief sie mir ständig hinterher und mir ging das zunehmend auf den Senkel. Eines Tages hatte ich dann die Nase voll und habe ihr eine -zugegebenermaßen recht unfreundliche- Ansage gemacht, die sie ganz offensichtlich nicht sehr positiv aufnahm. Ich denke mal, dass sie Tai davon erzählt hat, denn an diesem einen Nachmittag kam er plötzlich auf mich zu und pöbelte mich an."

"Wie . . . Tai? Wirklich?", staunte ich mit großen Augen.

Len nickte nur.

"Na ja, irgendwie hat sich das dann hochgeschaukelt und ehe ich mich versah, hatte er sich schon in den Tiger verwandelt. Ich tat es ihm eigentlich nur gleich, um die umstehenden Schüler zu schützen, falls es durch ihn zu einer Eskalation kommen würde."

"Tja, und dann kam ich."

"Dann kamst du.", lächelte Len und legte einen Arm um meine Hüfte, um mich näher an seine Seite zu ziehen. "Du warst dann die rasende, unerwartete Eskalation, die mein ganzes Leben auf den Kopf stellte."

"Gern geschehen.", grinste ich und der Alpha lachte sanft.

Eine ganze Weile sagten wir nichts und ich ging im Geiste noch einmal einige Fragen und Antworten durch, auf die wir bereits vorbereitet worden waren. Die Rechtsabteilung der Akademie hatte nämlich penibel genau darauf geachtet, nur Fragen zuzulassen, die nicht allzu viel von unseren Leben, dem von Mrs. Roberts und allen anderen privaten Angelegenheiten preisgaben. Und dafür war ich wirklich dankbar. Trotzdem wusste ich, dass sich einige Reporter nicht an diese Vorgaben halten würden. Doch zum Glück gab es für diesen Fall passende Ausreden, die ich letzte Nacht so oft vor mir hergesprochen hatte, dass ich sie wohl nun auch im Schlaf aufsagen könnte.

Ich war so damit beschäftigt, mich innerlich auf das bevorstehende Event vorzubereiten, dass ich nicht bemerkte, wie Len immer unruhiger wurde.

"Du . . . Sarina?"

"Hm?", fragte ich abwesend.

"Es gibt da noch eine Sache, die ich dir nicht erzählt habe."

Diese Worte katapultierten mich auf der Stelle wieder zurück in die Wirklichkeit.

"Was denn?"

"Na ja, ich hatte ja meine Mum gerettet.", druckste der Alpha herum. "Damals in Lutumy."

"Ja . . .", erwiderte ich gedehnt.

"Mm, na ja und ich weiß, dass ich vor einigen Monaten gesagt habe, dass ich nichts mehr mit ihr zu tun haben will."

"Mhm."

"Und jetzt . . . Jetzt sieht das ein bisschen anders aus."

"Okay."

"Du wirkst gar nicht überrascht.", bemerkte Len und musterte mich von der Seite.

"Ach Len. Um ehrlich zu sein, hatte ich sogar gehofft, dass ihr euch wieder ein wenig näherkommt. Ist doch gut, wenn es jetzt soweit ist. Wirst du sie bald mal in der Klinik besuchen?"

"Ich denke schon.", antwortete er verlegen.

Noch während ich auf der Krankenstation gelegen hatte, erzählte Len mir alles, was in der Nacht der Schlacht zwischen ihm und seiner Mutter geschehen war. Nachdem er sie in der Fabrikhalle aus dem Labor geholt hatte, brachte er sie zu Peete, dem Wirt des Pubs, in dem Nevis für eine Weile gewohnt und in dessen Keller wir Ruby nach ihrer Entführung gefunden hatten. Dort verweilte sie für wenige Tage mit einem erfahrenen Schamanen an ihrer Seite, der sich notdürftig um erste Verletzungen kümmerte. Dann brachte man sie, nachdem es sicher genug war, in die Akademie und anschließend in eine Psychiatrie für Metamorphen, um sich ihrer mentalen Gesundheit anzunehmen.

Peete hielt bis heute Stillschweigen über sie und die Ereignisse in dieser Nacht, sodass niemand außer Lens engstem Vertrautenkreis davon wusste. Und wir alle hofften, dass dies auch so bliebe. Mercedes Dawson sollte bis auf Weiteres von der Öffentlichkeit ferngehalten werden, da ihre mentale Instabilität dem Druck und der Aufmerksamkeit nicht standhalten könnte. Doch trotzdem ging es ihr bereits um einiges besser und trotz ihrer traurigen Vergangenheit mit Len freute es mich, dass die Behandlungen und Therapien anschlugen, die sie seit einigen Monaten genoss.

"Wir schreiben uns seit einigen Wochen und auch, wenn ich noch ein wenig skeptisch bin, würde ich sie gerne sehen."

"Das ist toll, Len!", bekräftigte ich ihn und nickte heftig mit dem Kopf. "Wenn du möchtest, kann ich dich begleiten."

Doch mein Freund schüttelte leicht den Kopf.

"Danke, doch fürs Erste muss ich das allein machen. Aber mal sehen, wie es in ein paar Wochen aussieht. Denn ich würde euch schon gern einander vorstellen."

"Na gut, das verstehe ich. Aber du musst mir unbedingt erzählen, wie es so war."

"Natürlich. Das werde ich."

Wir lächelten uns an und mit einem Mal wurde mir klar, wieviel Glück ich eigentlich hatte. Sicher, die letzten paar Monate waren nicht einfach gewesen, doch wenn ich mir all das vor Augen hielt, was ich seit meiner Ankunft in der Akademie gelernt und erlebt hatte, quoll mein Herz beinahe über vor Stolz und Freude. Das Leben, das ich noch bis letzten Juni geführt hatte und aus heiterem Himmel von einer schwarzen Katze in unserem Wohnzimmer durcheinandergebracht wurde, wollte ich um keinen Preis wieder zurücktauschen. Ich hatte endlich das, wonach ich die vergangenen siebzehn Jahre zwar unbewusst, jedoch nicht weniger verzweifelt gesucht hatte. Wonach ich mich gesehnt, jedoch nie bekommen hatte.

Bis zu diesem einen Tag im Sommer, der ab sofort ein rotes Kreuzchen im Kalender verdiente. Denn dieser Tag markierte einen Neuanfang.

Etwas Aufregendes, Spannendes, auf das ich zwar nie richtig vorbereitet worden war, mir aber die riesigste Freude und den größten Spaß bereitete, den ich mir je hätte vorstellen können. Denn endlich war ich da, wo ich hingehörte. Umringt von Freunden und Menschen, die mir wichtig waren, sodass ich selbst lernen und wachsen konnte. Denn dafür war ich geschaffen. Als Mensch, als Metamorph, als Alpha oder einfach als eine junge Frau, die sich nichts Weiteres wünschte, als dem kleinen Mädchen in ihrem Innern das Leben zu bieten, das es verdiente.

"Übrigens, meine Eltern haben uns zu sich nach Hause eingeladen.", informierte ich Len, während langsam die blütenweiße Fassade und die glänzende Glaskuppel der Akademie in Sichtweite kamen.

"Ah, okay. Wann denn?"

Ich hob unbestimmt meine Schultern.

"An irgendeinem Wochenende."

"Na gut" Er nickte etwas steif mit dem Kopf und schluckte einmal schwer. "Dann lass uns doch im Kalender ein passendes Datum heraussuchen und dann einen Termin ausmachen."

"Was ist denn mit dir los?", prustete ich und bedachte meinen Freund mit einem amüsierten Seitenblick. "Seit wann bist du denn so förmlich? Die Aussicht, bald offiziell zu meinen Eltern eingeladen zu werden, macht dich doch nicht etwa nervös?"

"Ich? Nervös?"

"Ja, Mr. Alpha. Was können dir denn schon zwei Säugetiere anhaben?"

"N-na ja, Schwäne haben sehr . . . spitze  . . . Zähne?"

Mein darauffolgendes Gelächter schallte so laut und weit über den Campus, dass ich schon befürchtete, die Reporter könnten uns bereits von Weitem bemerken.

"Du bist blöd.", schmollte Len und nahm den Arm von meiner Hüfte, um ein Stück vorauszujoggen.

"Hey!", protestierte ich lautstark, konnte dabei aber mein Lachen immer noch nicht unter Kontrolle halten.

"Hey, Len Dawson, komm sofort zurück!"

Und während ich so dem jungen Alpha hinterherhechtete, fiel mir nicht schwer zu glauben, dass dieses Leben, das Leben, das ich nun führte, mit all seinen Macken, Ecken und Kanten für mich bestimmt war. Mrs. Roberts hatte es gewusst, seitdem sie mich das erste Mal im großen Saal gesehen hatte, und auch Efy, die zum Zeitpunkt ihrer Aussage über meine Fähigkeiten noch eine Fremde für mich gewesen war, hatte gesehen, was wirklich in mir steckte. Nur ich hatte es erst später richtig begreifen können.

Mein altes Leben war vorbei, das war ein unwiderruflicher Fakt. Doch dem hinterherzutrauern, tat ich nicht. Stattdessen richtete ich meine Aufmerksamkeit voller Vorfreude auf das, was jetzt noch kommen würde. Ich konnte es kaum erwarten, dieses Ungekannte, Neue, Aufregende.

Und ich wusste, ich war bereit, ihm entgegenzutreten.

Mit staunenden Augen, offenem Herzen, mit meinen Freunden, meinem Gefährten, einem neuen Leben und meinem neuen Ich.

ENDE


_____________________________

Und noch einmal: Vielen lieben Dank an alle, die so tatkräftig an meiner, Sarinas und Lens Seite gestanden, fleißig geliked, kommentiert oder einfach gelesen haben. Mein 13-jähriges Ich würde ausrasten vor Freude!! Unglaublich, dass ich siebeneinhalb Jahre später so viele Leute mit meiner Geschichte erfreuen konnte. Von 1.6 Millionen Reads hätte ich nie träumen mögen. Danke an alle von euch!!! Egal, wie lange oder kurz ihr jetzt schon dabei seid. Ich bin über jeden Einzelnen von euch unglaublich dankbar. xx

Genießt jetzt noch den letzten Abend im Jahr 2022 und rutscht gut rein. Bei uns gibt's heute Raclette xD

Und hiermit auf ein letztes:

Konstruktive Kritik, Meinungen, Verbesserungsvorschläge und sogar Wünsche (vielleicht kommen noch ein paar Zusatzkapitel irgendwann) sind immer willkommen!

LG <3

Eure Cherry

PS: Ein Q&A Kapitel hatte ich auch noch in Planung. Also falls euch ein paar FunFacts oder Hintergrundinfos interessieren, dann löscht das Buch einfach noch nicht aus eurer Bibliothek ^^ (Oh Gott, bitte löscht mich nicht!!!)

PPS: Ansonsten folgt mir gern, denn neue Projekte sind schon in den Entwürfen. Ein genauen Plan gibt's allerdings noch nicht. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn ich ein paar von euch in anderen Projekten wiedersehen würde :)

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