Something Old, Something New...

By Mixed_FFs

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Eine alte Halskette, ein neues Hochzeitskleid, ein geborgtes Paar Schuhe und eine blaue Blume im Brautstrauß... More

Vorwort
Playlist
prologue
Un
Deux
Trois
Quatre
Cinq
Six
Huit
Neuf
Dix
Onze
Douze
Treize
Quatorze
Quinze
Seize
Dix-sept
Dix-huit
Dix-neuf
Vingt
Vingt-et-un
Vingt-deux
Vingt-trois
Vingt-quatre
Vingt-cinq
Vingt-six
Vingt-sept
Vingt-huit
Vingt-neuf
Trente
Trente-et-un
Trente-deux
Trente-trois
Trente-quatre
Trente-cinq
Trente-six
Trente-sept
Trente-huit
Trente-neuf
Quarante
Quarante-et-un
Quarante-deux
Quarante-trois
Quarante-quatre
Quarante-cinq
Quarante-six
Quarante-sept
Quarante-huit
Quarante-neuf
Cinquante
Cinquante-et-un
Cinquante-deux
Cinquante-trois
Cinquante-quatre
Cinquante-cinq
Cinquante-six
Cinquante-sept
Cinquante-huit
épilogue
Nachwort und Danksagung

Sept

574 31 2
By Mixed_FFs

Nach meiner Flucht aus dem Motorhome von Ferrari hatte ich mich gar nicht erst der Gefahr ausgesetzt, schon wieder irgendjemandem aus meiner Vergangenheit in die Arme zu laufen, sondern hatte das Gelände verlassen.
Weil ich nicht direkt ins Hotel in Le Castellet wollte, war ich kurzerhand eine knappe halbe Stunde nach Bandol gefahren, eine kleine Gemeinde an der Côte d'Azur.

Erst als ich dort angekommen war, atmete ich auf und ein Teil der Anspannung verließ meinen Körper. Während ich meinen Blick übers Meer schweifen ließ, fühlte ich mich unwillkürlich in meine Kindheit zurückversetzt.
Als ich fünf Jahre alt gewesen war, waren wir wegen der Arbeit meines Vaters nach Rouen gezogen, an die Zeit davor konnte ich mich nicht mehr wirklich erinnern. An den Wochenenden waren wir oft ans Meer gefahren und das gleichmäßige Rauschen der Wellen hatte mich damals wie heute beruhigen können.

Seit ich in Aubergenville wohnte und in Paris arbeitete, hatte ich weder Zeit noch Geld, um einfach mal einen Ausflug ans Meer zu machen und erst jetzt wurde mir klar, wie sehr ich es vermisst hatte, wenn der Geruch von Salz in der Luft lag und einem eine sanfte Brise um die Ohren wehte.

Ich ergatterte einen Sitzplatz in einem kleinen Café am Hafen und wollte eigentlich endlich mit dem Schreiben meines Artikels beginnen, aber es dauerte eine ganze Weile bis ich meinen Blick überhaupt vom Meer abwenden konnte. Und dann saß ich wiederum eine halbe Ewigkeit nur da und starrte meine Notizen an bis die Wörter verschwammen und nur noch ein schwarzes Wirrwarr übrig blieb.

Der Tag hatte mich so erschöpft, dass ich mich kaum konzentrieren konnte, aber ich musste dringend heute noch mit dem Artikel anfangen, weil er bis morgen Abend fertig sein musste und ich unbedingt zeigen wollte, dass ich das konnte.
Ich wollte in Zukunft nicht mehr diejenige sein, die ausgewählt wurde, um irgendwo einzuspringen.
Ich wollte diejenige sein, die in ihrer Abteilung unabdingbar war und das war nunmal in der nationalen Politik.

Eines Tages wollte ich ein Exklusivinterview mit dem Präsidenten führen und nicht mehr für Le Courier schreiben, sondern für die größte Pariser Tageszeitung Le Parisien oder sogar für Le Monde, die größte Zeitung Frankreichs.
Um meine Karriere voranzutreiben war es zwingend notwendig, dass ich fehlerfrei arbeitete und wenn ich mit meinen zwei Artikeln über dieses Wochenende positiv bei Monsieur Roux auffiel, konnte das meine Chance sein, um in naher Zukunft befördert zu werden.

Aber all diese Pläne klangen leichter als sie eigentlich waren, denn so leicht wie mir der Artikel über das Rennen selbst fallen würde, so schwer würde es dagegen sein, den Artikel über Pierre und Esteban zu schreiben. Eine Wahl hatte ich jedoch nicht, weshalb ich mit einem leisen Seufzen meinen Laptop auspackte und vor mich auf den Tisch stellte.

Erstmal brauchte ich eine Überschrift und einen griffigen Obersatz und dann würde ich mit Esteban anfangen, weil mir das hoffentlich leichter fallen würde.
Nachdenklich überflog ich meine Notizen aus den Interviews bis mir tatsächlich etwas ins Auge stach, was beide nahezu identisch gesagt hatten und was sich als Überschrift in Zitatform eignete.

"„Ein ganz besonderes Wochenende" – Französische Formel-1-Fahrer Ocon und Gasly freuen sich auf den Grand Prix in Le Castellet, der vielleicht der Letzte in Frankreich sein könnte", tippte ich ein und nickte zufrieden. Die Überschrift verriet noch nicht zu viel, aber die Unterüberschrift weckte das Interesse, außerdem fielen die Namen der Fahrer, was wegen ihres Bekanntheitsgrades besonders wichtig war.

In den nächsten zwei Stunden füllte ich nicht nur meinen Körper mit kühlen Getränken und leckeren Snacks, sondern auch die Seiten auf meinem Laptop. Der Teil über Esteban war in der Rohfassung fertig und ich hatte schon an einigen Stellen Übergänge vorbereitet, um zwischendurch auch auf Pierre einzugehen, aber für heute war das definitiv genug.

Zufrieden klappte ich meinen Laptop zu und packte ihn zusammen mit meinen Notizen wieder ein, dann zahlte ich und machte noch einen kleinen Spaziergang am Hafen, den ich kurzerhand dazu nutzte meine Schwester anzurufen.

In all der Aufregung heute Mittag hatte ich total vergessen, dass ich ihr versprochen hatte mich zu melden, aber wenn sie meine Gründe hörte, würde sie es sicherlich verstehen. Um mein Handy nicht die ganze Zeit ans Ohr halten zu müssen, verband ich es mit meinen Kopfhörern und wählte dann Cocos Nummer.

Es dauerte nur wenige Sekunden, dann hob sie ab und begrüßte mich mit einem vorwurfsvollen: "Na endlich! Ich dachte schon, du hättest mich vergessen."

"Das hab ich ehrlich gesagt auch, tut mir Leid", gestand ich zerknirscht.

"Schon okay, du wirst deine Gründe gehabt haben. Also, erzähl mir ALLES", forderte sie mich neugierig auf und entlockte mir sofort ein tiefes Seufzen.

"Es war eine mittlere Katastrophe."

"Schlimmer als erwartet?", erkundigte Coco sich mitfühlend und ich brauchte einen Moment, um über ihrer Frage nachzudenken.

"Bei Pierre war es schlimmer, ja. Bei Esteban war es tatsächlich wesentlich besser, als ich erwartet hatte. Aber dann bin ich Charles begegnet und er hat sich sofort in den Kopf gesetzt, die Wahrheit aus mir rauszupressen."

"Okay, du solltest einfach von vorne anfangen. Pierre war zuerst dran, oder?"

"Genau. Er war natürlich alles andere als begeistert mich zu sehen, trotzdem haben wir es geschafft, das Interview professionell durchzuziehen, was eigentlich gut war. Aber Coco, es hat so verdammt weh getan ihm so nah zu sein und zu wissen, dass ich alles kaputt gemacht habe."

Ich hasste es, dass meine Stimme bei diesen Worten weinerlich wurde, doch ich konnte es nicht verhindern. All der Schmerz, den ich den Tag über zu unterdrücken versucht hatte, brauchte ein Ventil und meine Schwester war der einzige Mensch in meinem Leben, dem ich absolut alles anvertrauen konnte.

"Ach Süße, ich würde dich so gerne in den Arm nehmen", erwiderte Coco sanft, "Aber ich bin so stolz auf dich, dass du das gepackt hast, obwohl es schwer war. Du bist wirklich taff."

"So fühl ich mich aber nicht. Nach dem Interview mit Pierre wollte ich einfach nur weg, am liebsten ans andere Ende der Welt und mich dort für immer verstecken. Das fand er natürlich auch nicht toll und wir hatten eine Art kleinen Disput, dann bin ich gegangen. Ich konnte keine Sekunde länger mit ihm in diesem Raum bleiben."

"Also ist das Interview an sich so gelaufen, wie du es erwartet hast, aber deine Gefühle waren schlimmer als befürchtet?", hake Coco nach und ich nickte schwach, obwohl sie es nicht sehen konnte.

"Ja, so ungefähr", stimmte ich zu und seufzte leise.

"Aber mit Esteban lief es richtig gut, hast du gesagt", versuchte meine Schwester mich aufzumuntern, indem sie mich nach etwas angenehmerem fragte.

"Ja, es war wirklich toll", antwortete ich mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen, "Er hat mich sofort umarmt und wollte wissen, wie es mir so ergangen ist. Das Interview lief klasse und danach waren wir noch gemeinsam auf dem Dach des Motorhomes und haben uns unterhalten. Er hat mich sogar nach meiner Nummer gefragt, um in Kontakt zu bleiben und es war... Es hat sich angefühlt wie früher. Als ob unser letztes Gespräch dieser Art nicht schon fast 15 Jahre her wäre."

"Das freut mich wahnsinnig für dich, Lou. Aber wolltest du dieses Rennwochenende nicht danach komplett hinter dir lassen? Wie soll das gehen, wenn du wieder Kontakt zu Esteban hast?", gab Coco zu bedenken und sprach damit aus, was mich vorhin hatte zögern lassen, bevor ich Esteban meine Visitenkarte gegeben hatte.

"Ja, das wollte ich und das will ich auch immer noch. Aber ich will meine Vergangenheit nicht mehr komplett aus meinem Leben verbannen. Es sind so viele prägende Dinge passiert, die kann ich nicht einfach rausstreichen und vergessen. Ich werde Pierre und unsere gemeinsame Zeit niemals vergessen, aber die ersten 21 Jahre meines Lebens bestanden nicht nur aus ihm und es gibt durchaus Momente, an die ich mich gerne erinnere. Vielleicht ist der Kontakt zu Esteban eine Chance, mir ein Stück meiner Kindheit zurück ins Gedächtnis zu rufen."

"Hm, wie du meinst. Aber was war denn dann mit Charles? Hast du ihn nach den Interviews getroffen?"

"Erstmal hab ich zwischen den beiden Interviews noch Max und Carlos getroffen. Kannst du dir das vorstellen? Da bin ich nach einer Ewigkeit zum ersten Mal wieder an einer Rennstrecke und laufe so ziemlich allen Menschen aus Pierres und meiner Vergangenheit über den Weg. Es hätten nur noch Sebastian und Daniel gefehlt, dann hätte ich alle aktuellen Fahrer aus dem damaligen Red Bull Förderprogramm getroffen", stellte ich nachdenklich fest, während ich um eine Ecke bog, weil ich mich langsam aber sicher auf den Rückweg machen musste.

"Tja, wenn schon, dann richtig", stimmte Coco mir zu und ich konnte hören, dass sie schmunzelte, "Wie haben Max und Carlos auf deine Anwesenheit reagiert?"

"Sie waren ziemlich überrascht, aber richtig unterhalten haben wir uns kaum, weil ich zum Interview mit Esteban musste."

"Und nach seinem Interview seid ihr dann hoch aufs Dach und anschließend bist du Charles begegnet?"

"Ja, mit seiner Freundin im Paddock. Er hat ihr gesagt, dass ich Pierres Ex-Verlobte bin und wollte dann mitten auf dem Weg die ganze Geschichte hören, was ich nur verhindern konnte, indem ich mit den beiden ins Motorhome von Ferrari gegangen bin. Da hat er mich dann konfrontiert und wollte die Wahrheit wissen."

"Und was hast du ihm gesagt?"

"Gar nichts. Er war wütend und hätte sowieso alles in den falschen Hals gekriegt, außerdem hätte er sämtliche Erkenntnisse bestimmt gleich im Anschluss mit Pierre geteilt und das wollte ich erst recht nicht", antwortete ich müde und rieb mir kurz die Schläfen.

"Wie bist du Charles losgeworden?", fragte Coco neugierig und entlockte mir damit ein kurzes Schnauben.

"Ich bin irgendwann aufgestanden und rausgerannt, weil mir das alles zu viel geworden ist. Dann bin ich an die Côte d'Azur gefahren und hab dort die letzten Stunden damit verbracht mich zu beruhigen und mit meinem ersten Artikel anzufangen."

"Wow, unerwartet", stellte meine Schwester mit einem kurzen Lachen fest, "Aber ich hoffe du konntest die Zeit am Meer etwas genießen. Bist du schon wieder im Hotel?"

"Nein, da fahre ich jetzt gleich hin. Aber vorher wollte ich noch mein Versprechen einlösen und dich anrufen."

"Das ist lieb von dir. Fährst du morgen eigentlich an die Strecke oder versteckst du dich im Hotel?"

"Ich verstecke mich im Hotel und schreibe den Artikel. Er muss bis morgen Abend in Paris sein und an der Rennstrecke riskiere ich bloß Ablenkungen und noch mehr Gesichter aus der Vergangenheit."

"Okay, dann viel Erfolg beim Schreiben und du kannst dich jederzeit melden, wenn irgendwas ist", bot Coco an und brachte mich zum Lächeln.

"Danke Große, für alles."

"Das ist selbstverständlich. Und jetzt mach, dass du ins Hotel kommst, sonst verpasst du das Abendessen und du bist nicht auszuhalten, wenn du hungrig bist."

Lachend nickte ich, denn damit lag meine Schwester absolut richtig.

"Alles klar, Boss. Bis dann."

"Bis dann."

Ich legte auf und machte mich auf den Rückweg zum Hotel, wo ich natürlich noch locker genug Zeit zum Abendessen hatte, dann verkrümelte ich mich auf mein Zimmer und fiel schon nach kurzer Zeit fix und fertig ins Bett, wo eine traumreiche Nacht auf mich wartete.

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