Tochter der Sterne (Der Herr...

By tobtobnico

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Wiedervereint machen sich Aragorn, Gimli, Legolas und Gandalf auf den Weg nach Edoras. Doch kaum hatten sie d... More

Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Nachwort

Kapitel 8

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By tobtobnico


Der dunkle Schleier lichtete sich langsam und Curia spürte Kälte. Diese Kälte schien ihre klammen Finger nach ihr auszustrecken und sie komplett zu umhüllen.
Hinzu kam der Gestank.
Sie wusste nicht, wo sie sich befand, doch musste hier zuvor etwas widerliches gehaust haben.
Der Gestank nahm ich die Luft zum Atmen und Curia musste husten.
Da kam er mit voller Wucht zurück. Der Schmerz.
In ihrem Kopf schien etwas zu explodieren und Curia wünschte sich zurück in die Dunkelheit.
Doch blieb ihr dieser Wunsch verwehrt.

Als sich der Schmerz nach einiger Zeit ein wenig gelegt hatte, öffnete sie ihre Augen.
Es war dunkel, doch erkannte sie die Decke, weit über ihr. Sie versuchte sich aufzusetzen, was ein erneutes Gewitter in ihrem Kopf verursachte, doch sie schaffte es sich aufrecht hinzusetzen und sich gegen die Wand zu lehnen.
Sie war in einem kleinen Raum, einem leeren Raum.
Ihr Blick schweifte einmal von links nach rechts, doch sie sah nicht mehr als die Mauern und eine Türe. Im oberen Teil der Türe war eine kleine, vergitterte Öffnung.
Ihr wurde schwindelig, als sie aufstand und sie stützte sich an den Wänden ab, um zu der Tür zu gelangen.
Viel zu sehen gab es auf der anderen Seite nicht. Ein leerer Flur, welcher durch eine Fackel, ein Stück entfernt, erhellt wurde.
Curia lehnte ihre Stirn gegen das kalte Metall der Türe.
Sie erinnerte sich an die Schlacht, den Kreis der Orks, den Uruk Hai und den Nazgul.
Aber wo hatte man sie hingebracht?
War die Schlacht vorbei und verloren?
Was war mit ihren Gefährten?
Die Kälte der Tür zog in ihren Körper und ihr fiel auf, dass sie keinen Mantel trug. Auch ihre Waffen hatte man ihr abgenommen.
Mit zitternden Fingern tastete sie ihren Gürtel ab. Immerhin den kleinen Dolch hatte niemand gefunden. Er könnte ihr Weg hier raus sein, sollte sie denn wissen, wo sie hier war.


Curia war es wie Stunden vorgekommen, doch wie viel Zeit sie hier tatsächlich schon verbracht hatte, konnte sie nicht sagen. Keine Geräusche und kein Tageslicht erreichte sie, um ihrem Zeitgefühl irgendeinen Anhaltspunkt zu geben.
Die Türe öffnete sich und ein Ork stellte sich in den Türrahmen.
„Steh auf und strecke die Arme nach vorne", forderte er.
Es war nur ein Moment, in dem sie überlegte, ob sie ihren Dolch nutzen sollte, doch sie hatte gehört, dass weiter Orks im Flur auf sie warteten. Weit würde sie sicher nicht kommen und der Weg hinaus war ihr unbekannt.
Zuerst musste sie sich einen Überblick verschaffen, herausfinden wo sie hier war und sich dann einen Fluchtweg zurechtlegen.
Also stand sie auf, trat vor den Ork und hielt ihm ihre Arme entgegen.
Grinsend sah der hässliche Ork zu ihr auf und fesselte ihre Handgelenke aneinander, dann stieß er sie unsanft aus ihrer Zelle auf den Flur.

Zwei Orks liefen voraus, zwei gingen hinter Curia.
Sie stiegen eine Treppe hinauf, die so schnell keine Ende nehmen wollte.
Immer wieder führten Gänge davon ab, doch zuletzt wand sich die Wendeltreppe Stufe um Stufe in die Höhe, bis sie vor einer einzigen Türe endete.
Durch diese Türe wurde Curia ins Freie geführt.
Es war dunkel und kalt, doch hinter ihr musste es eine flackernde Lichtquelle geben, die ihre Schatten tanzen ließ. Sie liefen um die Ecke und standen vor einem riesigen, brennenden Auge.
Curia wurde geblendet und die Schmerzen in ihrem Kopf meldeten sich wieder.
Plötzlich hörte sie diese kratzige Stimme.
„Willkommen in deiner neuen Heimat Mordor. Hatten meine Späher also recht und die Tochter der Sterne kämpft für die Menschen. Welch eine Verschwendung, dein gesegnetes Leben für diese armseligen Sterblichen zu riskieren."
„Was willst du von mir, Sauron?", fragte Curia und spuckte seinen Namen dabei fast schon aus.
„Ich möchte dir die Chance geben, dich mir freiwillig anzuschließen."
Curia lachte auf. „In mir wirst du keinen Verräter finden, wie einst in Saruman."
„Das solltest du dir noch einmal überlegen, meine Schönheit", meinte Sauron. „Ich habe Pläne mit dir und diese werde ich umsetzen, ob mit oder ohne deine Zustimmung. Schon bald wirst du ein Kind von einem meiner Männer empfangen und dieses Kind wird wie du, unter dem Segen der Valar stehen. Ich werde mich dem Körper des Kindes bemächtigen und kein Elb wird es wagen, eine Waffe gegen mich zu richten. Du wirst als meine Königen neben mir stehen und zusammen werden wir über Mittelerde herrschen."
„Solange ich meinen eigenen Willen habe, werde ich alles dafür tun, um deine Pläne zu durchkreuzen. Und wenn ich mich zu Tode hungern muss, ich werde kein Kind für dich austragen. Dein Untergang steht bevor und ich werde ihn mit Freude bejubeln", gab sie angewidert zurück.
Nun war es Sauron, der lachte. „Du glaubst immer noch, deine Freunde könnten mir etwas entgegensetzen? Bald schon steht den Menschen der Untergang bevor, nicht mir. Und was deinen Willen angeht, so können wir gerne daran arbeiten, diesen zu brechen, also überlege es dir gut. Denn auch wenn ich deinen Körper noch brauche, ist mir deine Seele gänzlich egal."
„Niemals werde ich mich dir fügen", schnaubte Curia hocherhobenen Hauptes.
„Somit hast du den Weg der Qualen gewählt!"
Wie auf ein Zeichen hin, setzten sich die vier Orks wieder in Bewegung und zogen Curia mit sich.
Es ging die Treppe hinab, doch kam es Curia kürzer vor als auf dem Weg nach oben.
Sie wurde in einen Raum geschoben, rechnete mit ihrer Zelle, aber wurde schnell eines Besseren belehrt.

Von der Decke und an den Wänden hingen Ketten, auf einem Tisch lagen verschiedene Waffen und Werkzeuge, und es stank noch ekelerregender als in ihrer Zelle.
Curia kämpfte gegen die Übelkeit und die Angst, die ihr allein beim Anblick dieses Raumes die feinen Härchen im Nacken aufstellte.
Der größte der Orks kettete ihre Fesseln in der Mitte des Raumes fest, über einen Flaschenzug zog ein anderer Ork an der Kette, bis Curia mit den Armen über ihrem Kopf auf Zehenspitzen stand.
Der Ork, der ihr in ihrer Zelle die Hände gefesselt hatte, nahm eine Peitsche vom Tisch und stellte sich hinter sie
„Wem hast du dich der Treue verpflichtet?", fragte er.
„Ich bin niemandem der Treue verpflichtet", antwortete Curia und stöhnte auf, als sie nur einen Augenblick später die Peitsche auf ihrem Rücken spürte.
Sie verlor das Gleichgewicht und ein stechender Schmerz zog von ihren Schultern in den Nacken und bis in die Ellenbogen.
„Wem hast du dich der Treue verpflichtet", fragte der Ork erneut.
Diesmal antwortete Curia nicht und war auf den Peitschenhieb vorbereitet.
Dennoch übertraf der Schmerz auf ihrem Rücken den Schmerz in ihren Armen.
Beim ersten Treffer hatte es ihre Tunika zerrissen, nun hatte die Peitsche ihre nackte Haut getroffen.
Fest presste sie ihre Lippen aufeinander, versuchte das Gleichgewicht zu halten und einen Schrei zu unterdrücken.
Sie würde nicht schreien. Diese Genugtuung würde sie diesen dreckigen Orks nicht geben.
Immer wieder wurde sie nun das gleiche gefragt, schwieg und ließ die Peitsche über sich ergehen.
Sie zuckte bei jedem Hieb zusammen, merkte wie das Blut über ihren Rücken und den Rest ihrer Tunika rannte, doch gab keinen Ton von sich.

Endlich, nach unzähligen Hieben, blieb die Frage aus, die Kette wurde heruntergelassen und Curias Beine gaben unter ihr nach. Sie hing in der Kette, bis einer der Orks diese von ihren Fesseln löste und sie zu Boden fiel.
„Steh auf", blaffte ein Ork sie an.
Sie versuchte es, aber versagten ihre Beine erneut ihren Dienst.
Der Ork lachte auf und trat sie in die Seite. „Hörst du schlecht, du sollst aufstehen."
Er hatte Curias verletzte Rippen getroffen und auch ihr zweiter Versuch aufzustehen, scheiterte kläglich. Schon als sie sich nur auf ihre Arme aufstützte, zuckte der Schmerz durch ihren Körper.
Der nächste Ork trat gegen ihre andere Seite und freute sich sichtlich darüber, sie auf dem Boden zu sehen.
„Schluss damit", rief der Ork, der sie ausgepeitscht hatte. Er war wohl der Anführer. „Sauron sagte, nicht gegen den Bauch."
Die beiden anderen Orks traten einen Schritt von Curia zurück und der Anführer zog sie an ihrem Arm auf die Füße.
„Beweg dich", forderte er Curia auf, doch es gelang ihr einfach nicht, sich auf den Beinen zu halten. „Alles muss man selber machen", meckerte er vor sich hin, umgriff Curia an ihren Hüften und warf sie über seine Schulter.
Curia ließ es über sich ergehen. Ihr ganzer Körper schmerzte und schien in Flammen zu stehen.

In ihrer Zelle ließ der Ork sie auf den Boden gleiten und verschwand, ohne ihr die Fesseln abzunehmen.
Sie lieb liegen, wie er sie abgelegt hatte und rührte sich nicht.
Sah so etwa der Segen der Valar aus?
Sie dachte an ihre Gefährten.
Waren sie siegreich, war die Schlacht überhaupt schon vorbei?
Sauron sagte der Untergang der Menschen stünde bevor, also war es noch nicht soweit.
Hatten alle ihre Gefährten überlebt? Hatte Legolas überlebt?
Warum nur hatte sie sich dazu entschieden, die Gemeinschaft zu verlassen? Und hätte das überhaupt irgendetwas an ihrer Situation geändert?
War jemand auf der Suche nach ihr oder dachten alle, sie wäre tot? Oder schlimmer noch, sie wäre einfach abgehauen?
Ihre Gedanken drehten sich im Kreis, ohne die Möglichkeit sie auf etwas anderes zu lenken.
Mit all den Fragen im Kopf schlief sie schließlich vor Erschöpfung ein.


Schreiend schreckte sie aus ihrem Traum.
Sie hatte von Tod und Verderben geträumt.
Bilder, die so grausam waren, dass sie nicht glauben konnte, dass diese ihrer Fantasie entsprungen waren.
Die Hobbits, gepfählt, auf Speeren aufgespießt und von den Uruk Hais vor sich hergetragen, wie makabre Kriegsbanner.
Gimli, geköpft und den Wargen zum Fraß vorgeworfen.
Gandalf, verstümmelt und zerhackt, wie bei einem Schlachtfest, die Raben taten ihr übriges.
Aragorn, bei lebendigen Leib brennend, einen Strick um den Hals, das andere Ende am Sattel eines Pferdes befestigt, welches in Panik vor den Flammen davon galoppierte und ihn mit sich schleifte.
Legolas, schreiend auf den Knien, die Nazgul im Kreis um ihn herum, flüsternd, zischend, Worte raunend, die sie nicht verstand. Der Schrecken und der Schmerz in Legolas Augen wurde größer und größer, bis sie ihren Glanz verloren. Willenlos erhob er sich, die Seele verdunkelt, alle Liebe und Güte verloren, führte das Schwert an seine eigene Brust und stach zu.
Sie versuchte die schrecklichen Bilder abzuschütteln, wollte an etwas Schönes denken.
Sie dachte an Bento, an die vielen Ausritte mit ihm, an Haldir, mit dem sie scherzend durch die Wälder spazierte, an Galadriel und Celeborn, die sie bei sich aufgenommen hatten, an die Gefährten, lachend auf der Siegesfeier in Edoras, an Legolas, als er um ihre Hand anhielt.
Doch es half nichts, immer wieder bahnten sich die Bilder ihres Traumes ins Bewusstsein.

Irgendwann öffnete sich ihre Zellentüre, doch sie nahm es kaum wahr. Sie wurde auf die Beine gezogen und auf die Schulter des Orks geworfen.
Kurze Zeit später war sie erneut mit den Händen über ihrem Kopf an den Ketten befestigt.
„Unser Gebieter hat dir gezeigt, was mit jenen geschieht, die sich ihm widersetzen. Du solltest dir also gut überlegen, ob du weiterhin so stur sein willst."
Curia sah auf, direkt in das Gesicht des grinsenden Orks. Sauron hatte ihr also diese Träume geschickt, war in ihren Kopf eingedrungen und hatte sie selbst im Schlaf quälen wollen.
Doch auch damit würde er nicht erreichen, dass sie sich ihm unterwarf, das Einzige, was er damit erreichte, war ihren Hass gegen ihn zu schüren.
So begangen die Orks damit, sie wieder mit der Peitsche zu quälen, auch wenn diesmal nicht ihr Rücken malträtiert wurde, sondern ihre Arme.

Die Zeit verging, Curia schätzte es waren Tage, doch es hätten auch Wochen sein können. Mal waren die Abstände größer, mal kürzer. Aber es war jedes Mal das gleiche.
Ein Ork betrat ihre Zelle, zog sie auf ihre Füße und schließlich auf seine Schulter.
Sie wurde immer wieder gefragt, wem ihre Treue galt und danach verletzt. Mit der Peitsche, mit Messern, mit Ketten.
Ihre Tunika wurde nur noch von wenigen Fäden irgendwie zusammengehalten, ihre Hose war abgewetzt und voller Löcher, einer ihrer Stiefel hatte sie in der Folterkammer verloren und nicht mehr wieder bekommen.
Zu essen bekam sie hin und wieder eine graue Pampe, die sie eisern ignorierte, zu trinken abgestandenes Wasser, welches nur selten ihren Durst vollkommen stillen konnte.
War sie in ihrer Zelle, quälten sie die Bilder, wie ihre Freunde starben, war sie in der Folterkammer, war ihr Kopf leer, doch in der wenigen Zeit dazwischen, nahm sie jedes Detail der Gänge und Treppen wahr, auf der Suche nach einem Fluchtweg.


Ein weiteres Mal landete sie unsanft auf der Schulter eines Orks und wurde die Treppe hinaufgetragen. Länger diesmal, bis sie die einzelne Türe am Ende der Treppe erreicht hatten.
Dort wurde sie abgesetzt und von zwei Orks gestützt vor Sauron geführt.
„Nun, Tochter der Sterne, hast du es dir überlegt? Wirst du dich nun meinem Willen beugen oder hast du noch nicht genug?", wollte Sauron wissen.
Curia schwieg, wie schon die letzten Tage, wenn sie etwas gefragt wurde.
„Du hast es so gewollt", meinte er. „Nehmt sie mit zu den Gefangenen, sie soll dabei sein, wenn ihr sie tötet."
Welche Gefangenen, fragte sich Curia, doch schon wurde sie von den Orks mitgezogen.
Sie liefen die Treppe ein Stück hinunter, durch einen Gang und dann durch eine schwere, schwarze Tür hinaus ins Freie.
Sie merkte sich jede Windung des Weges. Nun kannte sie den Weg in die Freiheit.
Sie wurde auf einen Warg geworfen und der Anführer stieg hinter ihr auf.

Es war ein langer Ritt und als sie endlich hielten, standen sie vor einer weiteren Festung.
Curia wurde wieder eine Treppe hochgeführt, bis zu einem Turmzimmer.
Der Anführer und ein weiterer Ork betraten mit ihr den Raum.
Zwei Tische standen hier, beide mit großen Laken abgedeckt, dennoch waren die kleinen Gestalten darunter erkennbar.
„Heute werden wir uns um die zwei kümmern und du wirst zusehen, wie sie sterben", sagte der Anführer und zog beide Laken von den Tischen.
Zwei Hobbits lagen gefesselt und geknebelt vor ihnen.
Konnten dies Frodo und Sam sein?
Unter keinen Umständen durften die beiden sterben.
Auch Curias Hände waren noch immer gefesselt und jede Bewegung schmerzte sie, trotzdem musste sie handeln.
Unbemerkt fischte sie den kleinen Dolch aus ihrem Gürtel und atmete mehrmals tief durch.
Die beiden Orks hatten ihr den Rücken zugewandt, glaubten, von ihr ginge keine Gefahr aus, doch wenn sie schnell genug war, war das ihr Todesurteil.
Sobald sie sich gesammelt hatte, stürzte sie sich auf den ersten Ork und rammte ihm den Dolch in den Hals.
Noch ehe der andere wusste, was los war, hatte er Curias Dolch im Herzen stecken.
Er sackte in sich zusammen und Curia fiel beinahe mit ihm.
Ihre Kräfte wollten sie im Stich lassen, doch noch war sie nicht fertig.
Mit großen Augen starrten ihr die Hobbits entgegen, als sie zuerst ihre und dann die Fesseln der beiden durchtrennte.
„Seid ihr Frodo und Sam?", fragte sie mit rauer Stimme.
Die beiden lösten ihre Knebel und einer von ihnen nickte.
„Ich bin Sam, das ist Herr Frodo."
„Und wer seid Ihr?", fragte Frodo misstrauisch.
„Curia", antwortete sie. „Glaubt mir, ich kämpfe auf eurer Seite. Nachdem sich eure Weg trennten, schloss ich mich Gimli, Aragorn, Legolas und Gandalf an. Sie haben mir von euch erzählt."
„Gandalf fiel in den Minen", entgegnete Sam traurig. „Und was ist mit Boromir, Merry und Pippin?"
Während Curia die beiden Orks entkleidete, erzählte sie den Hobbits, was in den letzten Wochen geschehen und wie sie in Mordor gelandet war.
„Die Zeit drängt, ihr müsst gehen. Zieht das hier an, damit kommt ihr hoffentlich unerkannt hinaus."
Sie legte die Rüstungen der Orks auf die Tische.
„Was ist mit Euch?", fragte Frodo.
„Ich würde zu sehr auffallen und euch nur aufhalten", entgegnete sie und lehnte sich erschöpft gegen die Wand. „Ich werde hier warten und euch hoffentlich noch etwas Zeit verschaffen. Beeilt euch."
Schnell zogen sich die Hobbits um und Curia glaubte, es würde nicht zu sehr auffallen, dass sich in den Rüstungen keine Orks, sondern Hobbits versteckten.
„Passt auf euch auf, der Segen der Valar ist mit euch. Ihr könnt diese Mission siegreich beenden, wenn ihr an euch und eure Stärke glaubt."
„Habt Dank, Fräulein Curia", verabschiedete sich Sam.
„Auf Wiedersehen", meinte Frodo.
Dann schlüpften die beiden zur Tür hinaus.


Die Orks hatten keine Probleme damit gehabt, Curia zu überwältigen, ihr den Dolch abzunehmen und sie erneut zu fesseln.
Ihre Kräfte waren am Ende.
Sie wurde zurück in Saurons Festung gebracht und vor ihn geführt.
„Du wagst es, mir so in den Rücken zu fallen? Du wirst dir bald wünschen, tot zu sein, doch diesen Gefallen wird man dir nicht machen. Deine Qualen werden noch schmerzhafter sein, als die letzten", zischte Sauron ihr zu. „Bringt sie in die Kammer."

Kraftlos hing Curia in den Ketten.
Einer der Orks griff ihr in die Haare und schnitt sie ab. Er hielt sie ihr vors Gesicht und lachte. „Vielen Dank, die werden sich gut als Kampfschmuck an meinem Helm machen."
Auch der zweite Ork lachte auf, bevor er mit Curias Dolch auf sie zukam. „Vielleicht willst du selbst mal mit deiner Klinge Bekanntschaft machen."
Schon bohrte sich die Spitze in ihre Schulter. Nicht weit, nur oberflächlich, doch bei diesem einen Mal blieb es nicht.
Wieder und wieder stach und schnitt der Ork in ihre Haut, bis ihr das Blut an beiden Armen hinablief.
Als sie zurück in ihre Zelle gebracht wurde, war sie kaum noch bei Bewusstsein.



Galadriel stand am Rand ihres Spiegels und starrte in das dunkle Wasser, welches ihr gerade die Bilder gezeigt hatte, die ihr die Tränen in die Augen trieben.
Auf das, was sie gesehen hatte, war sie nicht vorbereitet gewesen.
Sie hatte Curia gesehen.
Zumindest war sie sich sicher, dass sie es war, auch wenn ihr Gesicht im Schatten lag.
Sie hatte es gefühlt.
Und dieses Gefühl war geprägt von Schmerz.
Kurz zuckte sie zusammen, als Celeborn von hinten an sie heran trat und ihr eine Hand auf die Schulter legte.
„Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte Curia nicht auf diese Mission schicken dürfen. Sie ist dabei an ihrer Aufgabe zu zerbrechen", sagte sie leise.
„Es ist ihr Schicksal, ihre Bestimmung. Warum zweifelst du nun an ihr?", wollte Celeborn wissen.
„Ich habe sie gesehen", sagte Galadriel und drehte sich zu ihrem Mann um.
Er sah den Schrecken und die Tränen in ihren Augen.
„Sie befindet sich in den Fängen Saurons. Nur noch eine Hülle ihrer selbst. Der Körper geschunden und geschlagen, die Seele verletzt und hoffnungslos. Es scheint als sei ihr Licht fast erloschen."
„Aber das ist es noch nicht. Sie wird es schaffen und den Menschen zum Sieg verhelfen", versuchte er sie zu beruhigen.
„Keiner von uns Elben konnten einen Sieg vorhersehen. Der Ausgang des Krieges steht nach wie vor in den Sternen. Einzig die Niederlage, ohne Curias Einsatz, ist gewiss hervorzusagen gewesen", entgegnete Galadriel. „Und selbst wenn Sauron geschlagen wird, was ist, wenn der Sieg ihr eigenes Ende bedeutet? Ihr war Großes bestimmt. Ihr Weg hat sich mir gezeigt seit Kindesbeinen an. Ihre Kindheit bei den grauen Anfurten, ihre Zeit im Düsterwald und ihre Ausbildung bei uns in Lorien. Aber ihre Zeit nach dem Krieg lag immer im Schatten. Und nun ist sie selbst im Schatten, denn ihre Rolle in diesem Krieg ist komplizierter als gedacht. Sie kann den Menschen zum Sieg verhelfen, doch wird sie nicht als Siegerin aus dieser Schlacht hervor gehen."
Galadriels Blick glitt hinauf zu den Sternen, aber auch diese konnten ihr keinen Trost spenden.
„Es gibt immer noch Hoffnung, auch wenn Curia sie aufgegeben haben sollte. Noch ist nichts verloren", versuchte es Celeborn erneut.
Curia hatte bereits zu viel verloren. Ihr Seelenheil und bald, neben ihrer Hoffnung, auch sich selbst.
Dennoch versuchte sich Galadriel an einem Lächeln.
Sie wollte sich von der Hoffnung Celeborns anstecken lassen und an ihr festhalten.
Sie würde Curia wiedersehen. Sie musste nur fest genug daran glauben.

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Dies ist die Übersetzung von der FF "Carpe Diem" von Bertie Boot auf der Seite fanfiction.net zu finden. Viel Spaß beim lesen der Tomione FF :)