Tränen von Blut

By readerbunny01

166K 10K 814

Mira geht nicht auf eine normale Schule. Sie ist auf einer Schule für Gestaltenwandler. Das heißt: Jeder in i... More

Die Schule der Gestaltenwandler
Gefühle schwappen über
Von Angesicht zu Angesicht
Auf dem Löwen durch die Nacht
Zurück in der Schule
Fiebrig glänzende Augen
Er ist ein Monster
Hunger
Geständnisse
Allein mit dem Holzpflock
Entscheidung über Leben und Tod
Bis in die Ewigkeit
Verstoßen
Verlangen
Monster oder nicht?
Kontrolle
Alleine
Zukunftspläne
Geheimgang
Angekettet
Hoffnung?
Einfach drauf los
Die Hütte im Wald
Überraschender Anruf (Julian)
Alte Liebe rostet nicht (Emma)
Weglaufen (Mira)
Warum?
Sternenhimmel
So wie du bist
Familienprobleme
Ein Lächeln
Tochter
Flaschenpost
Bahnfahrt bei Nacht
Paris
Tante Lorelay
Schmerzen
Eingesperrt
Unerwarteter Bersuch
Hör auf
Blut
Ungewissheit
Nur die Hälfte
Dass ich dich...
Lorelays Geheimnis
Das Wachsfigurenkabinet
Paris, die Stadt der Liebe
Kein Traum
Weinen
Brücken bauen
Tränen der Nacht
Gemeinsam gegen die Welt
Mörder
Tod
Kalt
Träum ich?
Wo noch?
Gewissen
Polizei
Amerika, USA, Detroit
Hass
Zweifel
Naturschauspiel
Das Billighotel
Der Arzt
Der Mörder
Graue Aussichten
Vollmondnacht
Erlösung
Verzweiflung
Stolpersteine
Besuch bei Toten
Bekenntnis
Vampir (Jace)
Tränen von Liebe

Zwillinge

2.2K 130 28
By readerbunny01

Zum Glück erlaubte Julian uns, mit dem Auto zu fahren. Dass er uns überhaupt gehen ließ, war schon ein Wunder und nur mit viel Überredungskraft konnte Cole ihn schließlich überzeugen. Wahrscheinlich war er heute besonders gut drauf. Wir hatten ihm nicht gesagt, warum wir in die Stadt wollten.

Und so saßen wir nun zu zweit im schwarzen Aston Martin und rasten die Landstraße entlang. Das Wetter war nicht so gut wie die anderen Tage. Die Sonne hatte kaum Chancen, durch die dichte Wolkendecke zu brechen. Aber das schadete meiner guten Laune nicht viel, denn die ganze Fahrt über lag meine Hand in seiner, es sei denn, er brauchte beide.

Offenbar war Cole schon öfter in der Stadt gewesen, denn er brauchte kein Nawi. Er war es auch, der Emma nach dem Namen des Kinderheims und der Stadt gefragt hatte. Das Gebäude lag etwas außerhalb und man konnte entweder außenrum oder mitten durch die Stadt fahren, um dorthin zu kommen. Wir hatten uns für außenrum entschieden, weil das zwar länger aber wahrscheinlich schneller war. Das Heim war nicht schwer zu finden, auch wenn es von Bäumen umgeben war. Es gab keine Parkplätze und so mussten wir auf dem Rasen parken, der glücklicherweise nicht allzu hoch war. Hoffentlich würde es nicht regnen, denn dann würde der über die schönen Tage trockenen Boden aufweichen und wir kämen vermutlich nicht mehr auf die Straße. In der Stille, die der abgeschaltete Motor hinterlassen hatte, merkte ich plötzlich, dass ich aufgeregt war. Was würden wir vorfinden? Die Möglichkeit, dass man uns nicht weiterhelfen konnte, war erschreckend hoch. Ich schaute zu Cole. Er schaute zu mir und wartete auf ein Startzeichen. Ich holte tief Luft und nickte. Dann stiegen wir aus.

Es war frischer geworden. Der Himmel war grau und die meterhohen Bäume raschelte in der kühlen Brise. Ein bisschen unheimlich war das schon. Ich schaute zum Gebäude. Es hatte ein rotes Dach, beige angestrichene Wände und weiße Fensterrahmen. Mindestens vier Stockwerke, die durch zahlreiche kleine Fenster markiert waren, konnte ich zählen. Hinter den Fenstern brannte kein Licht. Alles war dunkel. Gab es hier keine Kinder mehr? Es gab nur einen Weg, das rauszukriegen. Neuen Mutes ging ich auf die rote Eingangstür zu. Eine Klingel suchte ich vergebens und so klopfte ich an. Nichts. Ich klopfte noch einmal. Endlich konnte man Schritte hören und die Tür wurde mit einer ungewöhnlichen Energie geöffnet für eine so alte Frau, die dahinter zum Vorschein kam. Sie hatte die grauen Haare in einem strengen Dutt nach hinten frisiert und trug eine kleine Brille auf ihrer kleinen Nase. Die faltige Haut am Hals und im Gesicht erinnerten mich an einen Truthahn und ihr tiefblaues Kleid mit der weißen Schürze an eine Uniform.

„Was kann ich für euch tun?", fragte sie mit krächzender Stimme und schaute mit zusammen gekniffenen Augen zu mir auf, denn sie ging mir nur etwa bis zu den Schultern.

„Wir möchten gerne mit der Leiterin dieses Heims sprechen", kam Cole direkt zum Punkt. Er war in etwa zwei bis drei Köpfe größer als sie.

Sie musterte uns noch einmal eindringlich und sagte: „Kommt mit."

Wir machten hinter uns die Eingangstür zu und folgten ihr. Auch im Innern des Hauses war es totenstill. Auf dem Weg begegneten wir nur einem Mädchen, das ebenfalls einen strengen Dutt und ein blaues Kleid trug. Sie schaute nur kurz zu uns, doch als sie merkte, dass ich sie sah, senkte sie schnell wieder den Kopf und eilte weiter. Sie war in unserem Alter und sie sah sehr unglücklich aus. Betroffen wandte ich mich wieder nach vorne.

Die Frau die uns aufgemacht hatte, klopfte an eine Holztür und trat dann ein. Wir folgten. Der Raum dahinter entpuppte sich als Arbeitszimmer, doch die grauen Wände, der aufgeräumte Schreibtisch und die Tatsache, dass außer einem Stuhl nichts weiter als Möbilierung diente, ließen es trostlos und kalt wirken. Wer wollte hier denn arbeiten? Offensichtlich die Frau, die hinter dem Schreibtisch saß. Auch ihre braunen Haare waren in einem Dutt zusammengesteckt, doch sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid. Sie war groß und hager und mir sofort unsympathisch. Ihr Blick hatte keinerlei Wärme, als sie fragte: „Was ist los?" Ihre Stimme klang genauso kalt und klirrend.

„Die beiden hier ersuchen ein Gespräch mit euch", sagte die grauhaarige und trat zur Seite. Die Frau, die offenbar die Leiterin war, musterte uns von oben bis unten, wobei ich mich unwohl fühlte, und fuhr damit fort, Fragen zu stellen.

„Warum wollt ihr mich sprechen?"

„Wir suchen eine Person, die als Kind hier gewesen ist", übernahm Cole das Antworten. Ich war ihm dankbar dafür.

„Wie heißt diese Person denn?", obwohl sie uns mit ihrem harschen Tonfall eindeutig wissen ließ, dass sie besseres zu tun hatte, zeigte sie sich doch erstaunlich hilfsbereit. Wahrscheinlich wollte sie uns so schnell wie möglich wieder loswerden.

„Wir wissen nicht, wie sie, also er heißt und wir haben auch kein Foto von ihm, aber von seinem Zwillingsbruder und seiner Mutter, die ihn hierhin gebracht hat." Er zog zwei Fotos aus seiner Jackentasche und legte sie auf den Schreibtisch. Gut, dass er an so was gedacht hatte. Das eine Foto zeigte Jace und das aandere eine sehr hübsche, rothaarige Frau. War das Emma? Wenn ja, wieso versteckte sie dann ihre schönen Haare unter einem Kopftuch?

Die Leiterin schaute sich die Bilder sehr lange an, blickte zu mir und wieder auf die Fotos.

Dann fragte sie: „Wisst ihr, wie die Mutter heißt?"

„Emma. Den Nachnamen kennen wir nicht. Sie ist vor etwa siebzehn Jahren hier her gekommen", antwortete ich diesmal.

Die Frau wandte sich zu dem Computer, der vor ihr stand und gab etwas ein.

Plötzlich ging die Tür auf und das Mädchen, das uns vorhin auf dem Gang begegnet war, kam reingestolpert. Es schien ganz außer Atem und einzelne braune Strähnen hingen aus ihrem Dutt. Im diffusen Licht, das durch die Fenster schien, konnte man erkennen, dass sich ihr rechtes Auge langsam dunkel färbte.

„Wir... brauchen... Hilfe", stieß sie hervor.

„Ihr seid zu dritt und braucht trotzdem noch Hilfe?", kam es abfällig von der Frau, die uns empfangen hatte.

„Martin, Jakob, Toni und Erik verprügeln wieder ein Mädchen. Wenn wir uns ihnen nähern, schlagen sie uns auch." Einen Moment herrschte Stille. Man hörte nur ihren schweren Atem.

Dann fragte Cole: „Wo?"

Sie ging uns voran aus dem Zimmer und Cole, die Empfangsdame und ich hinterher. Die Leiterin blieb, wo sie war.

Das Mädchen führte uns durch drei verschiedene Gänge, eine Treppe hoch und in einen relativ großen Saal, in dem Kissen auf dem Boden lagen und der wohl als Gemeinschaftsraum diente. Aber auch hier war alles trostlos. Die Kinder im Raum hatten alle braune bis beige Kleider an und sahen sehr dünn und ungekämmt aus. Im hinteren Teil gab es ein großes Getummel. Zwei Jugendliche hielten ein kleines Mädchen fest, einer schlug es und der vierte hielt die beiden Betreuerinnen in Schach, die selbst noch nicht erwachsen waren. Man konnte sie durch die blaue Tracht erkennen. Doch sie hatten es mittlerweile aufgegeben, dem Mädchen helfen zu wollen. Eine Schar anderer verwahrlost aussehender Kinder und Jugendlicher hatte sich um das Geschehen versammelt. Die einen feuerten die Jung an, die anderen sagten zwar nichts, griffen jedoch nicht ein.

Cole ging sofort zu ihnen, drängte die Schaulustigen zur Seite und zog den Jungen, der zugeschlagen hatte und gerade erneut ausholte, von dem Mädchen weg. Der jedoch drehte sich um und versuchte Cole zu schlagen. Nun machte sich das zahlreiche Nahkampftraining bezahlt. Cole schlug seinen Gegner zwar nicht, aber er wusste gekonnt, sich zu verteidigen. Die anderen Jungen ließen von ihrem Opfer ab, um ihrem Freund zu helfen. Das Mädchen sank erschöpft zu Boden. Ich rannte zu ihr, kniete mich neben sie und zog sie auf meinen Schoß. Sie hatte viele blaue Flecken und aus zahlreichen Wunden floss Blut. Blut. Ich dachte vielleicht zwei Sekunden daran, dass ich es trinken könnte, doch meine Sorge überwog. Das Mädchen war kaum noch bei Bewusstsein. Leise redete ich auf sie ein und wiegte sie hin und her. Ihre Augen flackerten. Plötzlich fiel ein Schatten auf mich und als ich aufsah, bemerkte ich die grauhaarige Frau, die sagte: „Komm mit ich zeige dir ihr Zimmer. Dann kannst du sie auf ihr Bett legen und wir können ihre Wunden versorgen."

Ich nickte und hob sie hoch. Sie war ganz leicht und ich konnte ihre Schulterknochen ganz deutlich fühlen. Bekamen die Kinder hier kein Essen?

Die Jungen hatten mittlerweile aufgegeben und eingesehen, dass sie dieses Mal verloren hatten. Sie verzogen sich aus dem Saal. Cole kam zu mir.

„Ist alles in Ordnung?", fragte er und schaute mir in die Augen. Was er sah, schien ihn zu beruhigen, denn meine Augen waren weder rot, noch spiegelte sich darin die Angst, jemanden zu verletzten.

„Ich denke nicht, dass du uns helfen kannst", unterbrach die Frau, die uns die Tür aufgemacht hatte, den Moment. „Geh du nur zurück ins Büro und regele das mit der Person, die ihr sucht. Ich bringe deine Freundin nachher zu dir."

Diese Anweisungen ließen keinen Widerspruch zu und deshalb ging er, nachdem ich bestätigend nickte. Ich folgte der Frau in ein Zimmer, das zwei Türen weiter lag. In dem grau gestrichenen Raum standen zwei Betten und ein Schrank. Ein einziges kleines Fenster spendete Licht, das durch die Wolken sowieso nicht besonders hell war, und ich konnte keine Lampe entdecken.

„Ich gehe Wasser und einen Lappen holen", verkündete die grauhaarige und verließ das Zimmer. Ich legte das kleine Mädchen auf das eine Bett, sie hatte das Bewusstsein bereits verloren, und trat ans Fenster. Man konnte weite Felder und vereinzelte Bäume sehen. Es war zwar erst um die fünf Uhr, aber trotzdem schon dämmrig. Plötzlich verschwamm alles.

Ich sitze am Fenster. Jetzt bin ich also wieder hier. Was mache ich falsch, dass sie mich immer wieder zurückgeben?
Hinter mir geht eine Tür auf und Elena, meine Zimmerpartnerin kommt herein.
„Du bist wieder da!", ruft sie und umarmt mich.
„Wundert dich das?", frage ich. Es ist schön, sie wiederzusehen. Und trotzdem:
Ich will nach Hause. Leider weiß ich nicht, wo das ist. Ich will eine Familie. Leider weiß ich nicht, wer das sein soll. Ich will Liebe. Leider weiß ich nicht, was das ist.

„Hallo, Mädchen!" Ich zuckte zusammen. Die Frau war zurückgekommen und wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht. Ich blinzelte.

„Du kannst mit dem Wundeversorgen anfangen." Sie reichte mit einen Eimer mit Wasser und einen Lappen. Wobei der Lappen eher ein Stoffetzen war. „Ich kümmere mich um die Jungs." Damit ging sie wieder. Ich fragte mich, was es sich denn um die Jungs zu kümmern gab. Doch ich hielt mich nicht lange auf, sondern setzte mich sofort an das Bett des Mädchens, um anzufangen. Das Wasser war kalt. Offenbar lebte man hier, was Energie anging, sehr sparsam. Und Essen auch. Und überhaupt. Der Lappen war so schmutzig, dass ich nicht das Gefühl hatte, dass er die Wunden wirklich säuberte. Also nahm ich ein Taschentuch, das ich in der Jackentasche hatte, und fuhr damit fort.

Ich war gerade mit dem Gesicht fertig, als ich von dem Zimmer über mir Schmerzensschreie hörte. Außerdem konnte ich ganz deutlich einen Stock aufkommen hören. Mir war sofort klar, was die Frau damit gemeint hatte, sie würde sich um die Jungs kümmern. Kalte Schauer liefen meinen Rücken hinunter. Meine Hände begannen zu zittern und bei jedem Schrei zuckte ich zusammen. Zehn Mal. Dann wurde die Stimme gewechselt. Mehrmals fiel mir das Taschentuch aus der Hand. Vier Jungen. Vierzig Schreie. Dann war es endlich vorbei.

„Das geht hier jeden Tag so." Das Mädchen war wieder zu sich gekommen. Es lächelte müde, hustete, hustete Blut.

„Keine Sorge", sagte es, als es meinen besorgten Blick sah, „das bin ich gewohnt. Ich bin Anna und du?"

„Mira", sagte ich und lenkte meine ganze Konzentration auf die Wunden.

„Du machst das gut", wollte Anna nicht aufhören, zu reden. „Viel sanfter als Ingrid."

Ich tat ihr den Gefallen und versuchte, sie auch ein wenig abzulenken. „Wer ist Ingrid?"

„Der Hausdrache. Die Hausmutter. Die mit dem grauen Dutt. Hat euch sehr wahrscheinlich die Tür aufgemacht. Es kommt nicht oft Besuch und wenn doch, hoffen alle, dass sie mitgenommen werden."

„Es ist nicht schön hier, oder?"

„Es ist grauenvoll. Aber wir haben uns damit abgefunden. Doch wenn wir 18 sind, dürfen wir hier raus. Da freuen sich schon alle drauf. Und wir haben ja noch eine Sache, die uns Hoffnung gibt."

„Welche?"

„Gott."

Ich hielt inne und blickte sie an. Gott.

„Klopf hoch. Gott ist bei uns", versucht Elena, mich aufzumuntern, während sie meinen wunden Rücken untersucht. Ich wünsche, ich hätte genauso viel Gottvertrauen wie sie. Doch wo ist Gott? Ich kann einfach nicht mehr blind jemandem vertrauen, der uns, so wie es aussieht, schon im Stich und alleine gelassen hat.
„Du musst einfach nur an Gott glauben."

„Du musst einfach nur an Gott glauben, dann wird er dich retten. Mira?" Anna schaute mich nun ihrerseits besorgt an. „Alles in Ordnung?"

Ich nickte schnell. So, die letzte Wunde war versorgt.

„Weißt du, Elena erzählt uns immer von Gott. Sie ist meine Lieblingsbetreuerin. Du hast sie glaub ich auch schon kennen gelernt oder wenigstens gesehen. Die junge Frau mit den braunen Haaren. Sie müsste ungefähr in deinem Alter sein." Wieder musste Anna husten und wieder hustete sie Blut.

„Wie lange ist..." Die Tür ging auf und Ingrid, die grauhaarige und unfreundliche Betreuerin kam wieder rein.

„Oh gut, du bist fertig. Ich auch. Dann bring ich dich jetzt wieder zu deinem Freund. Anna, du kannst dich ausruhen", sagte sie. Ich drückte noch einmal Annas Hand, lächelte und stand auf.

„Tschüss!", rief sie, während ich die Tür hinter mir zu machte. Doch der Ausruf ging in erneutes Husten über.

Ich mochte dieses Mädchen. Sie war so lebendig und so voller Hoffnung in diesem trostlosen Leben. Und dieser Glanz in ihren Augen...

Ingrid brachte mich direkt vor die Haustür. Ohne Abschiedsworte schlug sie die Tür hinter mir zu. Cole stand schon am Auto. Ich ging zu ihm und schweigend setzten wir uns ins Auto. Erst nach fünf Minuten fuhren wir los. Wir waren beide geschockt über das, was wir gesehen hatten. Cole fuhr nicht nach Hause. Er blieb mitten im Wald stehen und drehte sich zu mir.

„Du warst doch früher auch im Kinderheim, oder?"

Ich nickte.

„Weißt du, es gab nie einen Jungen, der Jace ähnlich sieht. Aber an die Frau mit den roten Haaren, die Zwillinge im Heim abgeben wollte, kann sie sich sehr wohl erinnern. Auch, dass sie nur den einen angenommen hat, den anderen Zwilling aber nicht."

„Ja und?"

„Der Zwilling, der im Heim angenommen wurde, wurde oft in eine Familie geholt aber wieder zurückgebracht."

„Das war bei mir auch so", warf ich ein.

„Mira, was ich sagen will: Die Leiterin kann sich an Zwillinge erinnern. An zweieiige Zwillinge. An einen Jungen, den sie nicht genommen haben, und an ein Mädchen. Mit roten Haaren."

Ich schwieg. In meinem Kopf war nichts als Pudding.

„Mira, ich glaube, dass du das bist."

Ich brauchte lange, bis mein Gehirn alles zusammengesetzt hatte.

„Das würde auch erklären, warum ihr euch in dasselbe Tier verwandelt und ihr seid doch auch gleich alt, oder? Und beide ein Vampir. Ich meine, das ergibt alles einen Sinn..."

Ich hörte nicht mehr zu, sondern schaute aus dem Fenster, ohne wirklich zu sehen, während mir langsam klar wurde, was das hieß.

Das bedeutete, Jace war mein Zwillingsbruder. Das bedeutete, Julian war mein Vater. Das bedeutete, Emma war meine Mutter.

Das bedeutete, und ich war mir nicht sicher, ob ich mich deswegen freute, oder nicht, ich hatte eine Familie.

Eine Familie.

Familie.

Continue Reading

You'll Also Like

3.1K 127 16
Du beschließt ein Ritual zu vollführen um den Slenderman zu rufen. Aber dies sollte sich ganz anders entwickeln als geplant.
13.1K 415 32
Sayo und Kyoko sind die Besten Freundinnen. Sie müssen mit 6 Jungs zusammen leben die auch noch Vampire sind! Dann tauchen auch noch 4 andere Jungs a...
22.2K 1.4K 40
Ellinor Swanson ist zusammen mit den Ghost Ridern auf der Jagd. Sie erhält die Aufgabe eine ganz bestimmte Person zu jagen, dafür muss sich Ellinor u...
8.5K 738 57
(vorsicht: Das Buch wurde von meinem 14-Jährigen Ich geschrieben und ist teilweise fehlerhaft :,D ) Jung und genervt. Das sind die zwei Wörter, die L...