Kapitel 126: (18+) Besser werden
„Wenn du dich noch fester an mich krallst, kann ich das Hemd anschließend entsorgen, Wheeler."
Joey hörte ihn kaum.
Er war völlig in Ekstase.
Die Beiden waren in die Tiefgarage geflüchtet und trieben es wild und hemmungslos auf der Motorhaube ihres Lieblings- Wagens. Oben veranstaltete Mokuba derweil eine Lan-Party mit seinen engsten Freunden.
Eigentlich war der Plan gewesen mal wieder einen gemütlichen Sonntagsausflug in einem der flotten Schlitten zu machen. Beim Aussuchen eines passenden Wagens (Joey wollte sie sich alle ansehen und dann spontan entscheiden auf welches Gefährt er Lust hatte), fiel sein Blick auf dieses eine gewisse Auto:
Den blauen Lexus.
Der, in dem Seto ihn zum ersten Mal persönlich abgeholt hatte. Als noch völlig undenkbar war, dass aus den Beiden jemals etwas werden könnte, aber Joey trotzdem diese gewissen, verbotenen Gelüste verspürt hatte...
Beim Schwelgen in Erinnerungen kam da plötzlich wieder diese Stimmung auf...
Kaiba musste sich nie lange überreden lassen. Schließlich hatte er das Privileg immer alles tun und lassen zu dürfen was er wollte und wann er es wollte.
Überall.
Da waren sie nun:
Joey in Setos Rücken gekrallt.
Inbrünstig stöhnend.
Jedes Geräusch hallte mit beeindruckendem Echo durch die gigantische Halle. Jeder Stoß und jedes noch so leise Jauchzen.
Als er wieder und wieder heftig kam, ergoss sich auch Kaiba mit einem befreienden Aufschrei in ihm. Schwitzend sackte er zusammen. Noch in dem schwer atmenden Joey steckend.
Trotz der wohltemperierten Tiefgarage konnte man, alleine schon an der Luftfeuchtigkeit, deutlich merken welch eine Affenhitze draußen war. Doch das war nicht der Hauptgrund aus dem Beide so außer Atem waren.
So langsam erlange Joey die Fassung wieder:
„Wow, ich dachte nicht, dass du dich noch steigern kannst, aber der Begriff 'Sex- Gott' ist mittlerweile wirklich ein granatenmäßiges Under- Statement. Deine Performance ist echt krass. Ich kann gar nicht mehr zählen wie oft ich gekommen bin..."
„Sechsmal. Tja Wheeler, seitdem du mit deinem ewigen, peinlichen Rumgeheule aufgehört hast, kann ich mich auch wesentlich besser auf die Technik konzentrieren."
„Was soll das denn bitte heißen?!"
„Dass ich mich bisher voll darauf konzentrieren musste, dir keine Schmerzen zuzufügen.
Jetzt, da du nicht mehr so überempfindlich bist, kann ich mich solchen Dingen wie Rhythmus, Winkel und Geschwindigkeit widmen."
„Ach komm, so empfindlich war ich doch gar nicht. Du übertreibst!"
Seto zog nur wissend die Augenbraue nach oben. Das genügte.
„Ja gut, ich hab ein bisschen gebraucht ins richtige Mindset zu finden, aber das ist doch Schnee von gestern..."
„Naja, ich empfinde es offen gestanden schon als wesentlichen Unterschied, ob du über eine halbe Stunde Vorspiel benötigst, oder es notfalls mit ein wenig Spucke getan ist."
„Jaja, hab ja verstanden. Ich war sicherlich auch ein ganz, ganz kleiner Bestandteil davon, dass es ab und zu mal nicht sofort geklappt hat. Und?"
„Das sind ja ganz neue Töne. War ich nicht immer derjenige, der alles falsch macht und keine Ahnung hat?"
„Eigentlich wollte ich nur loben, was für ein geiler Stecher du geworden bist und nicht ewig diskutieren, wer, wie, wo, wann, Schuld hat. Geil war's doch trotzdem immer..."
Kaiba seufzte betroffen, während er die Hose wieder vollständig anzog und sich den feuchten Pony aus der Stirn strich.
„Du hast ja Recht. Ich bin wohl nur etwas angespannt, weil ich noch immer keinerlei Inspiration für ein geeignetes, künftiges Kaiba- Corp Projekt habe. Durch den ganzen Hochzeits- Nonsens habe ich sogar noch weniger Zeit und Muße mir über etwas Passendes Gedanken zu machen. Sex ist zwar durchaus geeignet, um schnell den Kopf freizubekommen, aber für gewöhnlich nur eine temporäre Lösung, bevor mich mein persönliches Versagen wieder einholt."
„Wieso 'Versagen'?",
fragte Joey, während er sich mit zusammengebissenen Zähnen den Rücken rieb. Im Nachhinein war die harte Motorhaube wohl doch nicht die bequemste Lösung für die 'schnelle Nummer' gewesen. Die Rechnung für unbedachte Locations trug er meistens später, wenn das Hochgefühl abgeklungen war.
Kaiba ignorierte sein Leiden gekonnt.
Schließlich ging er ja auch nicht damit hausieren, dass er, je nach Position, nicht selten einen Krampf im Bein hatte. Auch das Magnesium, dass ihm deswegen verschrieben wurde, machte es nur zeitweise besser.
Aber ein 'geiler Stecher' durfte eben keine Schwäche zeigen! Also durfte es der, der von seinem Einsatz profitierte auch nicht. Schließlich hatten sie ja Personal dafür.
Allein letzte Woche war Joey drei Mal unangekündigt bei der hauseigenen Physiotherapeutin reingeschneit.
Ja: Guter Sex war teuer.
Und ihrer war nunmal verdammt gut...
Kaiba antwortete umgehend:
„Dass ich nicht selbst dazu in der Lage bin, eigenständig eine klare Zukunftsperspektive für mein Unternehmen festzulegen, ist mehr als beschämend. Im Prinzip hast du mir bisher das Denken vollständig abgenommen. Mir praktisch das passende Konzept für die kommenden Jahre einfach auf dem Silbertablet serviert. Alles was ich noch tun müsste, wäre es eine ergänzende Idee mit Potential zu finden, damit ich mich nicht selbst auf Dauer in meiner eigenen Firma als überflüssig erweise. Nicht einmal das bekomme ich im Augenblick auf die Reihe. Armselig!"
Joey klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
„Ohne dich gäbe es die Firma so wie ist doch gar nicht. Außerdem hat das doch alles Zeit. Jetzt wo Mokuba sich um den Spiele- Bereich kümmert, hast du doch eigentlich gar keinen Druck."
"Du weißt gut genug, dass ich nicht der Typ bin, der sich auf Leistungen Anderer ausruht, Wheeler. Ich habe gewisse Ansprüche an mich selbst. Wenn ich diese nicht zu erfüllen im Stande bin, schlägt mir das mächtig aufs Gemüt. Ich lebe nach der Devise: Wer aufhört besser zu werden, hört irgendwann auf gut zu sein."
„Naja, dann war ich wohl nie gut und werde nie gut sein. Ich leb nur mein Leben."
„Das stimmt so auch nicht. Mittlerweile kochst du halbwegs genießbar und deine Fortschritte was das Geschäftliche angeht, sind auch nicht von der Hand zu weisen. Außerdem bist du nur noch ein Drittel so nervtötend."
Joey zuckte mit den Schultern.
„Wahrscheinlich auch nur, weil du dich mittlerweile an mich gewöhnt hast."
„Was hat mich am meisten an dir gestört?"
„Meine Dummheit."
„...und du redest nicht einmal halb so viel unüberlegten Stuss wie zuvor, also bleibe ich bei meinem Standpunkt."
"Naja, wenn es darum geht arbeitest du ja auch an dir. Du bist nicht mehr ganz so oft ein bösartiges Arschloch wie früher. Manchmal lächelst du sogar, wenn du denkst, dass keiner hinsieht. Und im Bett, beziehungsweise auch außerhalb davon, bist du, wie gesagt, der absolute Hammer. Ist doch auch was. Wobei es da tatsächlich von jetzt an wohl schwierig wird, das noch zu steigern. Wenn ich noch öfter komme, werde ich wahrscheinlich beatmet werden müssen." , lachte Joey schallend.
Als er bemerkte, dass Kaiba nicht darauf reagierte und noch immer besorgt aussah, wurde er still, legte seine Hand beruhigend auf Seine und sah ihn eindringlich an.
„Die richtige Idee wird kommen.
Dann, wenn du es am wenigsten erwartest.
Versprochen.
Versuche einfach nur nicht dauernd dran zu denken, okay?"
Kaiba nickte leicht seufzend.