Die Gefährtin des Lycans

Av AnnaMHerzig

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„Komm nur näher, nicht so schüchtern. Ich werde dich nicht auffressen", raunte der Wolf. Selbst durch das Met... Mer

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Epilog + Überraschung

Kapitel 27

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Av AnnaMHerzig





Angst.



Sie war ein Mensch.



So wie ich.





Mir war der Appetit vergangen.

Ein flaues Gefühl wuchs in meinem Magen.

Wenn ich jetzt etwas aß, würde ich mich übergeben.

Lyza war wieder in die dunkle Ecke verschwunden. Jetzt wo ich mich im Raum umsah, standen unzählige Menschen in den Schatten und warteten auf den Befehl der Werwölfe. Sie waren wie blass wie Geister.

Von Luna Mayras Kinn tropfte der Bratensaft, den sie sich mit ihrem Arm wegwischte. Es gab kein Besteck in Silberkrone. Angewidert beobachtete ich ihre rohen Bewegungen, bei denen die Edelsteine auf dem Kleid glänzten. Zelos schlürfte an dem Wein und lehnte sich zurück.

Fleisch.

Es gab Fleisch von der Jagd.

Schweiß bildete sich in meinem Nacken und lief zwischen den Schulterblättern entlang. Es war wie in einer Sauna. Ich trug noch Handschuhe und Schal, doch wagte es nicht mich zu bewegen. Die Hitze staute sich unter dem Tisch.

„Willst du nichts essen?", fragte Davin und zog die Augenbrauen in der Mitte an.

„Ich habe keinen Hunger", flüsterte ich. Kaum merklich verspannte sich Zelos neben mir.

„Ist das Essen etwa nicht gut genug für dein Spielzeug?", fragte Luna Mayra und zog eine Braue hoch. Bevor ihre Augen auf mich fallen konnten, senkte ich meinen Kopf.

„Verzeiht Luna Mayra. Ich will Euch nicht beleidigen", sagte ich und versuchte meine Stimme auf geradem Kurs zu halten.

„Du beleidigst mich aber!"



Mein Magen fiel in den Keller.

Stille fuhr durch den Raum.

Adrenalin pumpte durch meinen Körper als müsste ich jeden Moment aufspringen und um mein Leben laufen. Alle Augen waren auf uns gerichtet. Unter meinem Mantel badete ich in Schweiß.

„Ich bin die Luna dieses Rudels und du nur ein-!"

Eine Hand donnerte auf den Holztisch, sodass ich zusammenzuckte. Das Geschirr klirrte bei der Wucht. Zelos war aufgestanden und verdeckte mit seinem Rücken den Blick auf Luna Mayra.

Alle hielten die Luft an und warteten auf seine Worte.

„Sie wird bei diesem Essen keinen Bissen machen!", donnerte Zelos und drehte sich zu mir um. In seinen rubinfarbenen Augen schwamm eine Nachricht nur für mich. Ich sollte durchhalten. „Das ist ein Befehl von mir."

Ich war dankbar.

„Ah, eine Bestrafung ich sehe", sagte Luna Mayra, während sich Zelos wieder setzte. „So sind Menschen eben. Ohne lernen sie es nie, stimmts Lyza?"

Das Geistermädchen trat aus den Schatten. Die Knochen stachen an allen Ecken hervor: Ellbogen, Gesicht, Finger. Sie war das Skelett eines Menschen.

„Ja, Luna Mayra. Ich bin dankbar hier zu sein", raunte Lyza, kaum laut genug, dass ich sie hören konnte. Die Werwölfe mussten sie alle gut verstanden haben.

„Du kannst dich glücklich schätzen, dass Silberblut fort ist. Sie hätten noch viel schlimmeres mit euch getan", sagte Luna Mayra und winkte Lyza wieder weg. Das Mädchen verschwand in den Schatten. „Ich lasse sie in diesem Haus wohnen, gebe ihnen einen Platz zum Schlafen und manche dennoch sind viele undankbar. Aber dein Mensch scheint gut erzogen zu sein. Mit den Weibchen ist es eben einfacher, habe ich recht?"



Erzogen?!



Weibchen?!

Das Blut kochte in meinen Venen.

Sie redete von mir als wäre ich ein Hund. Mein Herz pulsierte gegen die Rippen.

„Falls Ihr es vergessen habt, ich saß die letzten Jahrzehnte in einer Zelle aus purem Silber", sagte Zelos. Seine Stimme war ruhig, doch seine Hand legte sich unter dem Tisch auf meinen Oberschenkel. Ein Prickeln lief durch meinen Körper als wollte er mich beruhigen. „Mein größtes Problem waren jene, die mich dort gefangen hielten."

„Ich habe mich bereits entschuldigt", sagte Davin und zog die Aufmerksamkeit auf sich. „Wir alle kannten nur die Legenden des Lycan, nicht die Wahrheit über ihn. Er hat uns gerettet, genauso wie er Silberkrone gerettet hat."

Zelos strich mit seinen Fingern sanfte Linien über meinen Oberschenkel. In ihm brodelte etwas, das er mit allen Kräften unterdrückte. Immerhin war Luna Mayras Aufmerksamkeit von mir gewichen und hin zu dem Wächter neben mir. Sie schob ihren Teller nach vorne und kippte das Glas mit Wein hinunter.

„Ist das so, ja? Im Kampf war ich zu sehr damit beschäftigt meine Klauen durch die Silberblutkrieger zu stoßen. Ich konnte den Lycan gar nicht kämpfen sehen, eine Schande... Lenkin hat mir erzählt es war das majestätischste Wesen, das er je zu Gesicht bekommen hat, stimmts?"

Beta Lenkin nickte neben seiner Luna.

„Es war mir eine Ehre, an Eurer Seite gekämpft zu haben", sagte der Krieger und beugte den Kopf mit seinen schwarzen Locken.

„Die Ehre war ganz meinerseits", antwortete Zelos und nickte Lenkin zu. Sie zollten sich gegenseitig Respekt.

„Aber meine war es bis jetzt noch nicht", erwiderte Luna Mayra und setzte sich gerade hin. „Zelos, ich habe ein Angebot für euch."

Mein Magen hüpfte einen Salto. Zelos' Hand verharrte auf meinem Oberschenkel.

„Du hast die gefangenen Krieger in mein Rudel zurückgebracht und uns aus den Klauen des Feindes befreit. Wir beide sind starke Wölfe mit guten Genen. Nimm mich zu deiner Gefährtin und lass uns zusammen Vergeltung an Silberblut üben."


Stille.


Ein Gefühl des Versinkens stach in meine Magengrube. Zelos' Finger waren das Einzige, das mich im Stuhl hielten. Mein Herz verkrampfte sich und ich drückte meine Hand zu Fäusten.

„Ich bin geehrt von diesem Angebot, Luna Mayra. Dennoch muss ich dankend ablehnen", sagte er, „Meine Gefährtin würde es mir sicher nicht verzeihen."

Luna Mayra lehnte sich zurück und hob die Augenbraue. Seine Worte linderten das schlimme Gefühl in meinem Bauch. Hatte er mich gerade seine Gefährtin genannt?

Du hast eine Gefährtin?"

„Ihr klingt überrascht", antwortete Zelos und drehte den Kelch in seinen Händen.

„Nein, es ist nur... Es wurde nie von ihr erzählt. Ich bin davon ausgegangen, dass die Mondgöttin... Wo ist sie?"

„Ich möchte nicht, dass Silberblut sie in die Hände bekommt. Daher befindet sie sich an einem geheimen Ort, wo sie am sichersten ist", sagte er und das Grinsen war in seinem Ton zu hören.

Mein Herz flatterte als er unter dem Tisch über meine Haut strich.

Geheim.

Das klang gut.

Ich saß direkt neben ihm.

Niemand würde mich hier vermuten.

„Ich verstehe. Ihr habt sie in Bergschatten gelassen und aus meinen Fehlern gelernt", sagte sie und sah gedankenverloren auf den Teller vor sich. „Damit werden sie nicht davonkommen. Soll Silberblut für immer in der Hölle schmoren!"

Ihre Stimme brach in der Mitte.

Die braunen Augen verglasten.

„Ich bedaure Eure Verluste", sagte Zelos.

„Verluste... Mein Sohn war erst vierzehn. Er hätte Alpha werden sollen...", sagte sie. Ein kaltes Lachen schüttelte ihren Körper. „Ich werde meine Klauen so tief durch Alpha Udyrs Brust rammen, dass ihm der Verlust seines Herzens erst auffällt, wenn das Leben seine Augen verlässt. Ganz langsam..."

Der Hass färbte ihre Stimme. Ihre Lippe zuckte auf und ab. Wir alle schwiegen. Silberblut hatte ihren Gefährten getötet und ihren Sohn. Sie wollte Rache.

Was hatte Zelos gesagt?

Irgendwann verliert Rache ihren Reiz.

„Wenn Ihr nichts dagegen habt, werden meine Krieger und ich uns zurückziehen. Wir haben eine lange Reise hinter uns", sagte Zelos.

Ich atmete auf. Er drückte mein Knie ein letztes Mal, bevor er seine Hand löste.

„Sicher doch. Ruht euch aus für das Fest heute Abend. Ich habe euch die gesamte dritte Etage reserviert. Lenkin wird euch hinbringen."

„Ich danke Euch für die Gastfreundschaft", sagte Zelos und schob den Stuhl zurück. Wir alle folgten seiner Bewegung. Mein Blick schnappte zu Lyza, die wie eine Statue in der Ecke verharrte.

Die Krieger an den Tischen schenkten den Menschen keine Beachtung. Sie redeten, lachten und tranken ohne Sorgen.

„Bitte folgt mir", sagte Lenkin und führte uns zu den Türen. Ich starrte auf den Stein unter meinen Füßen, unter dem die Hitze brodelte.

„Hier im Keller steht ein riesiger Ofen, von dem aus das ganze Rudelhaus beheizt wird", sagte Luna Mayra hinter mir und ich zuckte herum. Ein eiskaltes Lächeln lag auf ihren Lippen. „Vor dem großen Umschwung hat dieses Gemäuer einem Kurfürsten gehört. Er liebte das Jagen, bis er plötzlich selbst zum Gejagten wurde."

Ein mulmiges Gefühl belauerte meinen Magen.

Hatte sie mir gerade gedroht?

Sie blieb am Ausgang stehen, doch ich spürte ihren brennenden Blick auf meinem Rücken. Luna Mayra hatte mich ins Visier genommen. Kerberos bellte mit jedem Kopf einmal, als er uns kommen sah. Er hatte vor dem großen Saal auf uns gewartet.

Langsam war ich froh um seine Gegenwart.

Lenkin führte uns die Treppen hinauf bis zur dritten Etage.

„Ihr könnt die Zimmer belegen wie Ihr wollt. Sollten weitere Krieger ankommen, haben wir noch mehr Platz", sagte der Beta und verbeugte sich.

„Danke. Es werden bald noch ehemalige Wölfe aus Silberblut eintreffen. Wir werden uns jetzt ausruhen."

Zelos nickte Davin und den anderen zu, die sich ein Zimmer suchten. Die Türen knallten zu, bis wir allein mit Kerberos zurückblieben.

„Komm", sagte er sanft und nahm meine Hand. Funken schossen durch meinen Arm bei unserer Nähe. Zelos führte mich zu einer der hinteren Türen und schloss sie hinter mir.



Bevor ich auf nur den Raum betrachten konnte, spürte ich seine Lippen auf meinen. Er drückte mich gegen die Wand und ich schloss die Augen.



---



Uff, das war ein schwieriges Kapitel... Ich hoffe es geht euch allen gut! Wir werden uns schon am Samstag wiedersehen :)

Danke an alle für die tollen Flachwitze! Da habe ich einige Male geschmunzelt und ein paar werden definitiv bald in den Kapiteln sein!

Bis dahin: Bei welchem Beruf steht der Mensch im Mittelpunkt?












Beim Scharfschützen.

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