Der Orden von Alessia

By eclipse500

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Protagonistin dieser Romanserie ist die 31-jährige Lysande Crispinius. Die ein wenig melancholische Kaiservol... More

Widmung
Prolog
1. Teil - Der Geist der Wissenschaft - 1
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2. Teil - Schatten der Vergangenheit - 17
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3. Teil - Der letzte Schritt - 24
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Epilog
Dramatis Personae
Quellennachweise
Danksagung
Rechtliches

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By eclipse500

Weit nach Mittag des nächsten Tages erwachte Lysande. Sie tappte mit bloßen Füßen in die Küche, wo sie mechanisch den Herd anfeuerte und danach eine gußeiserne Wasserkanne auf eine der Metallplatten stellte. Nun stieg sie die wenigen Stufen zur Luke hinauf, durch die sie auf einen kleinen Dachgarten kam, den ihr der Vermieter der Wohnung als Draufgabe zur Verfügung gestellt hatte. Natürlich war dies kein so gepflegter Dachgarten wie die anderen, die ringsum auf den Häusern zu sehen waren. Ihrer glich eher einer Miniaturausgabe eines Urwalds, denn weder hatte sie die Zeit, den Garten zu kultivieren, noch machte sie sich viel aus in Töpfen gezüchteten Blumen. Sie betrachtete lieber alle Pflanzen in ihren natürlichen Lebensräumen und konnte sich an Wiesen und Wäldern immer wieder mehr erfreuen, als an Blumensträußen in Vasen.

Nachdem sie sich einen Weg zu der einzigen Sitzbank hier heroben gebahnt hatte, ließ sie sich seufzend darauf nieder und schob mit den Zehen welkes Laub zusammen, welches von einem ehemals wohl als Zierstrauch bezeichneten Gebilde zu Boden gerieselt war. Noch hatte die Sonne Kraft, doch der nahende Monat Herdfeuer schickte bereits seine Vorboten in Form von zuweilen kühlen Winden, die über die Kaiserstadt hinwegstrichen. Lysande, die ein weißes Leinennachthemd trug, beugte sich ein wenig vor und legte das Gesicht in ihre Handflächen. Der gestrige Abend saß ihr schwer in den Knochen; zumindest lag nun eine Aufgabe vor ihr. Seit Minselis Tod hatte sie nichts mehr berührt, weder die lange Heimreise nach Cyrodiil (die überraschend ereignislos verlaufen war), noch das Wiedersehen mit ihren Eltern. Einzig auf Octavus und die anderen Mitglieder der Gesellschaft hatte sie sich gefreut und nun...

Ob Octavus letztendlich verstand, warum sie das getan hatte? Ob er sich Regnus' Willen beugen würde? Regnus...

Lysande dachte an die erste Begegnung mit jenem Mann zurück, die jetzt bereits fast fünf Jahre zurücklag. Es war knapp nach der Trennung von Camilla gewesen, als sie ihn das erste Mal sah. Er hatte einfach in ihrer Wohnung gesessen, in dem kleinen Zimmer, das ihr als Wohn/Schlafraum diente und das fast ausschließlich mit Büchern und Pergamenten angeräumt war. Dazwischen kämpften mühselig einige Kleider und sonstige Gewandstücke um ein wenig Lebensraum, doch dieser Kampf war bestenfalls als aussichtslos zu bezeichnen. Sogar die Küche war mit Folianten und Plänen vollgestopft, die Grundrisse von Ayleid-Ruinen zeigten oder Stammbäume von berühmten Königen...

Bei diesem Gedanken angekommen, sprang Lysande auf und raste durch die Luke nach unten, wo sie sich durch Dampfwolken kämpfen mußte, um in die Küche zu gelangen. Mit einem Ruck zog sie den verzweifelt pfeifenden Wasserkessel von der Herdplatte, wobei sie sich die Finger verbrannte und dabei „Hols doch der...!" rief. Sie riß das schmale Küchenfenster auf und atmete rasch die frische Luft ein, die in die völlig verrauchte Küche drang, dann stützte sie sich am Fensterrahmen ab und Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie konnte sich nicht einmal mehr einen Tee zubereiten, Octavus wollte sie am liebsten nicht mehr sehen und Regnus schickte sie nach Himmelsrand. Letztendlich war es egal, wohin sie sich wandte, Minseli fehlte ihr; als sie — viel zu früh - gegangen war, hatte sie die Farbe aus Lysandes Leben mitgenommen. Alles was dieses Leben ausgemacht hatte, die Kaiserliche Archäologische Gesellschaft, der Orden Alessias... alles schien bedeutungslos geworden zu sein. Die Altmer wollten Tamriel? Dann sollten sie es doch nehmen, denn das Wichtigste auf diesem Kontinent gab es nicht mehr — ihre Geliebte. Mit Camilla hatte sie eine Art Haßliebe verbunden, doch als sie Minseli das erste Mal sah, zwei Tage nach ihrer Ankunft in Gramfeste, beim Eingang von Bamz-Amschend, da war es um sie geschehen gewesen. Und jetzt...

Ein Klopfen an der Tür riß sie aus ihren trüben Gedanken, sie schlurfte durch den wie üblich vollkommen unaufgeräumten Wohnbereich und öffnete. Draussen stand Regnus, der ihr ein spöttisches Lächeln schenkte.

„Hallo, erwartest du... einen Verehrer?"

Während Lysande ihn mit Unverständnis im Blick anstarrte, registrierte der Mann ihre verweinten Augen und schob sich an ihr vorbei ins Zimmer.

„Wieso Verehrer?", murmelte die Archäologin, während sie Regnus folgte, der mit einer Handbewegung einen Stuhl von einem Bücherstapel befreite und sich rittlings darauf niederließ. Dann glitten seine Augen betont langsam an ihrem Körper hinab, schließlich meinte er: „Es ist nett, daß du einem älteren Kameraden ein wenig Freude bereiten willst, aber als kleine — sozusagen taktische — Information: du bist nur mit einem, sagen wir einmal, ziemlich durchsichtigen Nachthemd bekleidet. Nicht, daß du daran etwas ändern sollst", fügte er mit einem Grinsen hinzu. Lysande starrte ihn für einen Moment an, wieder fiel ihr ein, wie er so wie jetzt dagesessen hatte, vor fünf Jahren. Sie war gerade nach einem harten Tag in Abargarlas nach Hause gekommen, müde, teilweise durchnäßt wegen eines Wassereinbruches in der Ruine und deprimiert, weil Camilla endgültig gegangen war. Sie schloß die Tür auf, entzündete eine der Öllampen an der Wand und hätte sich beinahe zu Tode erschreckt, als da plötzlich der Mann saß. Doch ihre Furcht währte nur einen Augenblick, dann riß sie ein Messer aus ihrem Gürtel (das sie immer dafür verwendete, um den gröbsten Schmutz von Steinreliefs zu kratzen) und stürzte sich auf den vermeintlichen Eindringling. Denn was sonst sollte er sein, wo er sich doch widerrechtlich in ihrer Wohnung befand? Doch die Hand mit dem Messer fuhr ins Leere, weil der Mann katzengleich auswich und ehe sie es sich versah, hatte er ihr den Arm auf den Rücken gedreht und ihr das Messer entwunden. Dann ließ er sie los und meinte anerkennend: „Ich denke, wir haben die richtige Wahl getroffen... wieder einmal."

Damit reichte er ihr das Messer zurück und meinte mit einem Grinsen: „Aber nicht wieder stechen, da könnte ja einer von uns beiden verletzt werden..."

Nun ließ sich die Kaiservolk-Frau auf das ungemachte Bett fallen und anstatt ungehalten zu reagieren oder sich etwas überzuziehen, erwiderte sie teilnahmslos: „Was willst du..."

Regnus erhob sich langsam, dann setzte er sich vorsichtig neben die Archäologin, sein Grinsen war verschwunden. „Hast du aus demselben Grund geweint, weswegen du dich auch noch nicht offiziell bei uns zurückgemeldet hast?"

Wieder starrte Lysande den Mann neben ihr an, hatte sie überhaupt verstanden, was er gesagt hatte? Schließlich wandte sie den Kopf ab, ihre Schultern zuckten und sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. Sie hatte geglaubt, keine Tränen mehr zu haben, mit denen sie den Verlust ihrer Geliebten hätte beweinen können, doch der Schmerz drohte sie einmal mehr zu überwältigen. Regnus saß zuerst nur still neben ihr, nach einer Zeit legte er ihr ungewohnt sanft einen Arm um die Schultern, bis sich die junge Frau umwandte und ihren Kopf an seine Brust legte. Während der Mann Lysande sanft über die Haare streichelte, murmelte er: „Ich bin wirklich vom Pech verfolgt. Da sitze ich nun, im Arm eine schöne Frau, und mime den großen Beschützer. Normalerweise ist die Frau nun total dankbar, was sie dem Retter unter anderem dadurch beweist, daß sie ihm ihren Körper darbietet auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit. Und was ist bei mir? Die Frau in meinem Arm mag nur Frauen... ich frage dich, ist das Leben nicht eine einzige Ungerechtigkeit?"

Trotzdem Lysande ihre Tränen nicht zurückhalten konnte, mußte sie gleichzeitig grinsen und boxte dem Mann mit einer Faust gegen die Schulter.

„Mach... dich nur... lustig... über... mich...", schluchzte sie, während sie Regnus noch immer fest umschlungen hielt. Dann begann sie, langsam und stockend zu erzählen, während der Offizier schwieg. Schließlich versiegte der Tränenstrom und Lysande warf dem Mann einen Blick aus rotumränderten Augen zu. „Ich bin nicht grade sehr professionell, oder?"

Wieder ließ Regnus seinen Blick an ihr herabwandern, wobei er erneut grinste. „Das kommt ganz darauf an, was du meinst."

Die Forscherin schüttelte den Kopf und wickelte sich in einen fadenscheinigen Morgenmantel, der so aussah, als ob er direkt von einem Abfallhaufen genommen worden war. Prompt zog Regnus die Augenbrauen hoch und meinte: „Entzückend. Bitte, entferne dieses... Ding... wieder von deinem göttlichen Körper, davon bekomme ich ja Augenschmerzen."

„Hättest du wohl gerne", brummte Lysande und zog den Gürtel mit einem energischen Ruck enger. Dann meinte sie spitz: „Jetzt könnte ich einen Tee vertragen..."

Als Regnus nicht gleich reagierte, wies sie mit dem Kinn in Richtung Küche und setzte hinzu: „Na?"

Der Mann mit dem militärischen Haarschnitt erhob sich und zuckte hilflos die Schultern. „Warum bin ich eigentlich hergekommen? Ich bin der Chef von dem ganzen verlotterten Haufen, also müßtest ja eigentlich du zu mir..."

Lysande verschränkte die Arme vor der Brust und warf Regnus einen ungnädigen Blick zu. Darauf drehte sich dieser um und während er sich in Richtung Küche bewegte, maulte er: „Geh ja schon, pff, Frauen..."

„Das habe ich gehört!"

Später, während beide auf der alten, klapprigen Bank gleich neben dem ‚Urwald' auf dem Dachgarten saßen, bat Regnus Lysande, von Minseli zu erzählen. Er hatte im Laufe seines Lebens viele Kameraden verloren und er wußte, daß die Überlebenden leichter damit zurechtkamen, wenn sie über die Toten reden konnten. Dadurch blieben sie zwar trotzdem tot, doch in den Herzen derer, die einmal etwas für sie empfunden hatten, lebten sie weiter... irgendwie. Mit Gefühlen kannte er sich nicht so gut aus und mit Frauen noch weniger. Er grinste in seine Tasse, als ihm einfiel, wie Lysande ihn damals mit dem Messer attackiert hatte, bei seinem ersten Besuch hier in ihrer Wohnung. Sie hatten die Archäologin schon seit längerem beobachtet, hatten unauffällig ihren Lebensraum ausgekundschaftet, ihre Familienverhältnisse überprüft, die Positionen ihrer Eltern und sie hatten auch den beruflichen Werdegang der Forscherin überwacht. Sie sahen eine brilliante Wissenschaftlerin, die offensichtlich über Integrität verfügte und die überdies — bedingt auch durch ihren Beruf — einen durchtrainierten Eindruck machte. Wenn nun auch noch ihre politischen Ansichten paßten und sie eine gewisse Skrupellosigkeit besaß...

„Hörst du mir überhaupt zu?"

Lysandes grüne Augen bohrten sich in die seinen. „Natürlich höre ich zu. Du hast gerade erzählt, wie ihr gemeinsam den Schock-Zenturio zerlegt habt, als der Kern explodierte..."

„Fast explodierte", berichtigte die Archäologin, „ansonsten wäre ich ja wohl kaum noch hier, oder?"

Ein wenig besänftigt trank sie danach einen Schluck Tee, während Regnus einmal mehr für sein Talent dankbar war, gleichzeitig zuhören und auch an eigene Dinge denken zu können.

Unversehens hob Lysande den Kopf. „Bitte... erzähl mir jetzt nocheinmal ausführlich, was geschehen ist, dann gehen wir ins Hauptquartier und ich spreche mit diesem Caspar und sehe mir auch die Pläne an, die er mitgebracht hat."

Regnus nickte leicht, dann erwiderte er ernst: „Es tut mir sehr, sehr leid wegen Minseli. Wenn du... dich nicht in der Lage fühlst, diesen Auftrag anzunehmen, dann... schicken wir jemanden anderen..."

Lysande warf ihm einen undefinierbaren Blick zu. „Du und ich wissen, daß wir keine anderen Archäologen in der Gruppe haben und niemand, der von der Materie keine Ahnung hat, kann anderen über einen längeren Zeitraum vorspielen, daß er ein echter Forscher ist. Über kurz oder lang macht man einen Fehler, stolpert über etwas, was man als Wissenschaftler eigentlich kennen sollte... nein, ich mache es. Und... ich bin eigentlich froh, daß ich hier wieder wegkomme. Ich fühle mich so... ruhelos..."

Regnus Corvinus nickte abermals: „Du wirst noch ein paar Trainingseinheiten brauchen, nach all der Zeit in Morrowind..."

„Ich habe ohnehin sehr viel trainiert, bin gelaufen, habe mit dem Bogen geübt..."

„Kampftraining", erwiderte Regnus sanft.

„Oh..."

Schließlich wiederholte der Mann alles, was er bereits gestern Abend dargelegt hatte, zuerst bei Octavus Jucani alleine und dann nochmals gemeinsam mit Lysande.

Vor vier Monaten, ungefähr zum Zeitpunkt des Unglückes von Minseli, hatten Agenten des Ordens in Himmelsrand von einer Dwemer-Ausgrabungsstätte erfahren. Das war an sich nichts Ungewöhnliches, es gab viele derartige Projekte in der nördlichen Nachbarprovinz Cyrodiils. Viele Glücksritter und Banditen versuchten, Edelsteine und seltene Metalle aus den Tiefen der verlassenen Festungen herauszuholen. Viele verschwanden dabei auch auf Nimmerwiedersehen, manchen gelang es jedoch tatsächlich, Beutestücke zu ergattern. Archäologische Expeditionen gab es eher wenige, meistens aus Geldmangel. Zuweilen versuchten einige Magier der Akademie in Winterfeste, der ehemaligen Hauptstadt Himmelsrands, alte Gräber oder auch Dwemer-Ruinen zu erforschen, doch dies kam ebenfalls eher selten vor. Vor einem Jahr hatte die Kaiserliche Archäologische Gesellschaft, die in Himmelsrand ihren Sitz in der Stadt Einsamkeit hatte, beschlossen, eine für ihre Verhältnisse großangelegte Expedition in die Dwemer-Ruine Alftand zu beginnen. Die Schwierigkeiten, mit denen die Forschergruppe von Beginn an zu kämpfen hatte, waren mannigfaltig. Alleine die Anreise in das unzugängliche Gebiet inmitten einer ausgedehnten Eis- und Schneeregion stellte eine kleine logistische Meisterleistung dar. Durch die Bürgerkriegsunruhen und immer wieder aufflammenden kleinen Scharmützel zwischen Soldaten des Imperiums und rebellischen Nord, die sich — so lernte Lysande — Sturmmäntel nannten, waren Reisen im Lande extrem gefährlich. Die Krisensituation wurde, wie immer in solchen Fällen, von zwielichtigem Gesindel ausgenutzt, die sich teilweise zu ganzen Verbrecherbanden zusammenschlossen und jene Leute, die tatsächlich wagten, in Himmelsrand zu reisen, gnadenlos überfielen, ausraubten und töteten.

Wegen all dieser Umstände war eine erste Maßnahme der Archäologischen Gesellschaft gewesen, Schutz für die Forscher anzuheuern. Dazu bediente man sich bezahlter Söldner, die es derzeit angeblich in rauhen Mengen gab. Doch nicht alle Söldner beschränkten sich darauf, ihren Teil der Abmachung zu erfüllen, nämlich ihre Auftraggeber zu beschützen. Dies mußte die Forschergruppe später auf schmerzliche Art und Weise feststellen.

Dann hatte Regnus berichtet, daß als zusätzliche Gefahrenquelle zuweilen angeblich Drachen Dörfer angriffen oder in der Wildnis Tiere töteten. An diesem Punkt angelangt, lehnte sich Corvinus zurück, während ihn Octavus Jucani und Lysande gebannt beobachteten. Schließlich meinte er: „Das ist die Stelle, wo ich eigentlich Gelächter erwartet hätte."

Der Gildenleiter und die Archäologin warfen einander einen Blick zu, dann meinte Jucani: „Und was wäre es, worüber wir lachen sollten?"

„Na... die Drachen natürlich! Allerdings... habe ich im letzten Jahr genügend Berichte von unseren Leuten erhalten, um dem Glauben zu schenken. Außerdem... gab es wohl jemanden, der es irgendwie geschafft hat, die Drachenflut einzudämmen... mir ist das, ehrlich gesagt, ein wenig zu hoch und es tut auch nicht wirklich etwas zur Sache. Ich habe es nur der Vollständigkeit halber erwähnt."

Lysande wandte sich an Octavus. „Denkt Ihr, was ich denke?"

Der ältere Kaiservolk-Mann nickte langsam, dann blickte er aus dem Fenster, wo diffuses Licht durch eine in der Nähe befindliche Laterne hereinfiel. „Du warst lange weg, Lysande... seit ungefähr drei Jahren, also seit knapp nach deiner Abreise; kursieren Gerüchte, Geschichten, die Reisende aus Himmelsrand hierhergetragen haben, nach Cyrodiil... über die Rückkehr der Drachen..."

Dann schwieg er, schließlich sagten die Archäologin und Octavus gleichzeitig: „Alduin..."

Regnus musterte die beiden Forscher und insgeheim beglückwünschte er sich wieder einmal, bei der Rekrutierung von Neuzugängen offensichtlich einmal mehr ein gutes Gespür bewiesen zu haben. Er hatte von Anfang an die Meinung vertreten, nicht ausschließlich nur Soldaten oder Kämpfer in den Orden aufzunehmen, sondern auch solche Personen, die durch ihre Position oder ihr Wissen der Sache dienlich sein könnten. Und wie es aussah, ging sein Konzept gerade in doppelter Art und Weise auf. Genaugenommen war es natürlich das Konzept des Kaisers gewesen, aber Corvinus redete sich gerne ein, daß er die Grundidee dazu gehabt hatte.

„Alduin?"

Er sah Lysande und Octavus fragend an, beide nickten. Als wieder beide gleichzeitig zu sprechen anhoben, verstummte die Frau und bedeutete Jucani, fortzufahren. Dieser warf seiner Kollegin einen Blick zu, in dem bereits zu erkennen war, daß er seine harrschen Worte von vorhin bereute, dann erklärte er: „Ja, Alduin. Alduin, der Weltenfresser... wen, sagtet Ihr, vertretet Ihr?"

Der Gildenleiter musterte Regnus scharf, dieser erwiderte unverbindlich: „Ich bin sicher, daß Ihr Euch das gemerkt habt, doch wiederhole ich es gerne nocheinmal. Ich bin Mitglied des Penitus Oculatus und wir benötigen Eure Unterstützung."

„Der Penitus Oculatus hat doch die Aufgabe, den Kaiser zu schützen, oder irre ich mich? Was hat da eine Expedition der Archäologischen Gesellschaft in Himmelsrand für eine Bedeutung für Euch? Dadurch wird wohl kaum Seine Majestät in Gefahr geraten, nicht wahr?"

Lysandes Blick wanderte zwischen Regnus und Octavus hin und her, würde der Geheimdienstler die Karten auf den Tisch legen?

„Der Kaiser ist ständig in Gefahr, deshalb sind wir auch ständig bemüht... Unstimmigkeiten... im Vorfeld möglichst zu... bereinigen. Wenn Ihr die Güte hättet, mich zu Ende sprechen zu lassen, dann würde ich mich bemühen, den Sachverhalt so genau wie möglich darzulegen."

Es war Octavus anzumerken, daß er mit dieser Aussage nicht zufrieden war, ruckartig wandte er sich an Lysande.

„Kind, der Penitus Oculatus ist die persönliche Schutzgarde des Kaisers. Corvinus erzählte mir vorhin, als ich ihn — ohne Anmeldung! — in meinem Arbeitszimmer vorfand, daß auch du dieser Garde angehörst. Doch hier stimmt wohl etwas nicht, denn weder habe ich dich in all den Jahren, seit du hier Mitglied bist, in der Rüstung des Penitus Oculatus gesehen, noch hast du dich in der Nähe des Kaisers befunden. Was also..."

Er brach ab und starrte einen Moment ins Leere, dann schüttelte er den Kopf. „Nein, das ist zu... das wäre einfach..."

„Um nun auf Alduin zurückzukommen...", versuchte Lysande das Gespräch in eine andere, weniger gefährliche Richtung zu lenken, „so ist zu sagen..."

Octavus erhob sich mit einem Mal, er blickte finster zuerst auf Regnus und dann auf die Forscherin, schließlich rief er zornig: „Ihr lügt mir etwas vor, alle beide! Ihr seid nicht beim Penitus Oculatus, was für eine lächerliche Geschichte!"

Regnus lehnte sich gelassen zurück und erwiderte ruhig: „Doch, ich schwöre es. Ich bekleide den Rang eines Präfekten und Lysande... nun, ihre Karriere beginnt erst. Ohnedies sind Dienstränge eher nebensächlich. Was nun Eure Zweifel anbelangt, es war uns klar, daß wir jemanden mit Eurer Intelligenz schwer belügen würden können, aber ich mußte es versuchen."

„Ha!", rief Octavus triumphierend, „ich wußte es! Nie und nimmer..."

„Doch", fiel ihm Lysande ins Wort, „wir sind beim Penitus Oculatus, jedoch..."

Sie brach unsicher ab, es kam ihr nicht zu, die bestgehütetsten Geheimnisse des Reiches auszusprechen, schon gar nicht in Gegenwart eines der ranghöchsten Offiziere des Ordens. Doch Regnus nickte leicht. „Vielleicht ist es besser, du erklärst es ihm, immerhin kennt ihr einander schon sehr lange. Er wird dir glauben, anscheinend mehr als mir, so wie es aussieht."

Zu Octavus gewandt setzte er hinzu: „Ihr müßt verstehen, daß wir sehr lange gezögert haben, Euch damit zu belästigen, jedoch scheinen uns die Umstände derart gravierend, daß wir letztendlich keine andere Wahl hatten."

Lysande schluckte. „Ich... soll es wirklich erzählen? Jetzt? Aber..."

Regnus' Lippen umspielte ein Hauch eines Lächelns. „Falls du denkst, du mußt deinen... Mentor danach töten, dann kann ich dich beruhigen. Zuerst einmal habe ich es dir als Offizier und Vorgesetzter erlaubt und andererseits... bin ich ja genau wegen ihm hier. Ich bin sicher, dein geschätzter Gildenleiter wird die Tragweite des Besprochenen verstehen, wenn ich einmal alles dargelegt habe. Also... sag es ihm."

Jucani stand noch immer, jetzt erhob sich auch Lysande und trat zögernd zu ihm.

„Octavus... zuerst einmal... sollt Ihr wissen, daß ich Euch nie belügen wollte, jedenfalls nicht absichtlich. Ich kenne Eure Ansichten, zur politischen Lage, zu den Thalmor... und ich teile diese Ansichten, daran hat sich nach wie vor nichts geändert..."

„Das ist nicht wahr, Lysande. Du bist Teil einer..."

Er brach ab und starrte ins Leere, dann wandte er sich zu der Forscherin um, die leicht verloren dastand. „Ich beginne zu ahnen, worum es hier geht, aber ich möchte es mit deinen eigenen Worten hören. Erst dann kann ich entscheiden, ob du meines — unser aller — Vertrauen noch würdig bist."

Lysande nickte leicht, dann faßte sie sich und begann mit leiser, jedoch fester Stimme zu erzählen.

„Octavus... als der Große Krieg endete, da war ich gerade mal vier Jahre alt. Ich begriff nichts von alledem, was um uns herum geschah, wußte nicht, wer die Thalmor waren, nur, daß, seit ich denken kann, immer wieder von ihnen bestimmt wird, was in der Stadt geschieht, im ganzen Land geschieht. Ich habe gelernt, daß es einen neunten Gott gab, dessen Namen man nicht einmal mehr aussprechen durfte, weil man sonst riskierte, von den Thalmor befragt zu werden. Wir wissen, was das genau bedeutet, oder? Meine Eltern hatten immer einflußreiche Positionen, also wuchs ich mehr oder weniger behütet auf, alles Ungemach wurde von mir ferngehalten. Ich trat — gegen den Willen meiner Eltern — hier ein, denn die Archäologie war und ist meine große Leidenschaft. Aber ich war nicht blind, habe all das Unrecht um mich herum wahrgenommen, und die Thalmor haben nie einen Zweifel daran gelassen, wer nun die neuen Herren von Tamriel sind, respektive bald sein werden.

Knapp nachdem Camilla... gegangen war, da suchte mich Regnus auf, in meiner Wohnung. Und er erzählte mir eine Geschichte. Möchtet Ihr sie hören, Octavus?"

Der Gildenleiter blickte Lysande unverwandt an, nun nickte er leicht.

„Die Geschichte", fuhr die junge Frau fort, „handelte vom Krieg. Sie handelte davon, wie die tapfersten, die dem Kaiser am treuesten ergebenen Frauen und Männer in Tamriel gejagt wurden wie Tiere. Sie handelte von jenen Agenten, die man die Klingen nannte. Diese Gruppe hatte bereits früh durch verdeckte Operationen herausgefunden, was die Thalmor planten, doch sie wurden schließlich enttarnt. Dies nahmen die Hochelfen zum Anlaß, Klingen in ganz Tamriel zu jagen... und zu töten. All diese Kämpfer leisteten Widerstand, bis zum bitteren Ende, bis ihre letzte Akademie, der Wolkenherrscher-Tempel nahe Bruma, endeckt und alle dort befindlichen Agenten in einem beispiellosen Massaker abgeschlachtet wurden. Der Kaiser wurde schließlich gezwungen, im Weißgold-Konkordat festzuschreiben, daß die Klingen offiziell als aufgelöst galten und die Thalmor das Recht besaßen, verbleibende Agenten tamrielweit zu jagen und zu töten. So endete die Geschichte jener Personen, die seit der ersten Ära unsere Kaiser beschützten und — unerkannt — dafür sorgten, daß auch die Bevölkerung im Reich sicher leben konnte, so sicher wie eben möglich..."

Regnus eisblaue Augen fixierten einen imaginären Punkt an der Wand, während er reglos Lysandes Worten lauschte und auch Octavus schwieg. Die Forscherin atmete tief durch und fuhr mit leiser Stimme fort:

„Damit endet nicht unsere Geschichte, damit beginnt sie. Denn der Kaiser, dem als neue Leibgarde der sogenannte Penitus Oculatus von den Thalmor bewilligt worden war, begann im Verborgenen, die loyalsten Mitglieder dieser Schutztruppe um sich zu scharen — seit vielen Jahren. Es wurde eine Art innerer Kreis gebildet, der in Anlehnung an einen anderen, früheren heroischen Freiheitskampf der Menschen ‚Orden von Alessia' genannt wurde. Der Orden sollte im Geiste der Klingen operieren, unerkannt, schattengleich... seine Aufgabe würde es sein, nicht den Kaiser zu schützen, sondern erneut ein Agentennetzwerk in Tamriel zu etablieren, um aktiv der Bedrohung durch die Thalmor entgegenzuwirken."

Octavus Jucani, der bisher ruhig zugehört hatte, hob ein wenig die Schultern.

„Fast so, wie ich es mir dachte... aber sag mir, Lysande, von welcher Bedrohung durch die Thalmor sprichst du? Ich kann nämlich nicht so ohne weiteres eine erkennen..."

„Abgesehen von den bisherigen Massakern, Entführungen, Befragungen? Abgesehen davon, daß die Thalmor in vielen Ländern des Reiches quasi die Politik diktieren? In allen Schaltzentralen der Macht ihre ‚Berater' eingesetzt haben, um sicherzustellen, daß alles so abläuft, wie sie es gerne haben möchten?"

Regnus räusperte sich ein wenig und beugte sich dann leicht vor. „Hier sollte ich wohl einhaken, um ein wenig mehr zu erklären. Seht, wie Lysande bereits richtig sagte, existiert der Orden nunmehr seit ungefähr zehn Jahren. In dieser Zeit waren wir nicht untätig und haben in sehr vielen Provinzen Agentenzellen errichtet. Dazu kommt noch eine Zahl an momentan inaktiven Mitgliedern, wie es beispielsweise Lysande ist. Für diese sogenannten Schläfer haben wir derzeit keine spezifische Aufgabe, wir haben uns nur vorsorglich ihrer Loyalität und Mitarbeit versichert und trainieren sie, sodaß sie jederzeit für einen Ernstfall gerüstet sind. Trotzdem gibt es viel zu wenige Ordensmitglieder, wie Ihr Euch sicher denken könnt.

Was nun Euren Einwand angeht, es gäbe keine direkte Bedrohung durch den Aldmeri-Bund, so muß es Euch derzeit einfach genügen, wenn ich sage, daß Ihr damit falsch liegt. Die Hochelfen haben die längste Zeit konkrete Pläne, das Kaiserreich endgültig von der Landkarte zu wischen. Was das für die Menschenvölker bedeutet, muß ich Euch als Wissenschaftler nicht wirklich erkären, oder? Der Krieg, Gildenleiter, hat nie geendet. Das Weißgold-Konkordat stellte nur eine kurze Verschnaufpause dar, mehr für die Thalmor als für uns. Die Altmer bereiten schon lange detaillierte Operationen vor, mit denen sie, abgesehen von Hammerfell, den Kontinent unter ihr Joch bringen wollen. Und es sind Idealisten wie Lysande hier, die als einzige, letzte Verteidungslinie zwischen Sklaverei und Freiheit stehen."

Octavus wandte sich dem Fenster zu, eine Hand strich wie üblich geistesabwesend über seinen Bart. Schließlich meinte er, ohne sich umzudrehen: „Das war eine richtige Blut, Vaterland und Ehre-Rede, Corvinus. Es mag sein, daß so etwas bei, wie Ihr es nennt, Idealisten wie Lysande zieht, bei mir könnt Ihr Euch diese Worte sparen. Im Endeffekt geht es doch einfach darum, den Krieg gegen die Thalmor zu gewinnen und sie auf ihre Inseln zurückzutreiben, oder? Ob dies die Zivilbevölkerung wieder ins Leid stürzt, ob dadurch wieder Dörfer und Städte brennen werden, Frauen und Kinder niedergemetzelt werden, das ist Euresgleichen egal. Ihr habt Euer Ziel fest im Auge, nicht wahr? Ihr kennt nur den Kampf... doch es gibt auch andere Mittel, subtilere, unblutige..."

„Nennt sie mir, und ich werfe mein Schwert in den nächsten Fluß", erwiderte Regnus. „Sagt mir, wie wir es anstellen können, daß unsere Familien, Kinder, Enkel, nicht als Sklaven der Thalmor enden und ich bin der erste, der Euch zuhören wird und mit mir der Kaiser, seid gewiß. Ihr jedoch wißt nicht, was wir wissen und dies ist auch besser für Euch, denn ansonsten, Gelehrter...", Regnus Stimme bekam einen schneidenden Klang, „...würdet Ihr keine einzige Nacht mehr ruhig auf Eurem feinen Daunenkissen schlafen können, das versichere ich Euch!"

Kurze Zeit blieb es still im Raum, dann wandte sich Jucani vom Fenster ab. „Sag mir, Lysande, wärst du bereit, für diese deine Ideale auch zu töten?"

„Ich habe es Euch vorhin bereits indirekt gesagt, aber ich wiederhole es nun: ja, Octavus, ich würde auch für meine Überzeugung töten, ich würde kämpfen und nichts unversucht lassen, die Besatzer aus dem Reich zu jagen. Wir alle wissen sehr genau, daß das Kaiserreich nicht nur gute Seiten hat, wahrlich nicht. Welche Mißstände es gibt, welche Probleme und auch Ungerechtigkeiten. Aber die Alternative wäre ungleich schwieriger, vielleicht lauter einzelne Provinzen, die ständig mit den Säbeln rasseln, die einander überfallen, so wie es die Argonier mit Morrowind gemacht haben und auch die Nord... Ist das besser? Gibt es auf diese Art keine brennenden Dörfer, keine hingemetzelten Kinder? Und wenn eine Gefahr von aussen droht, wie damals die Akaviri eine gewesen ist... wie soll Tamriel dagegen bestehen? Ist nicht ein geeintes Reich besser zu verteidigen? Vorerst zumindest? Seht doch, was den Ayleiden widerfahren ist! Alessia hätte es nie und nimmer mit ihrem Sklavenaufstand geschafft, die Elfenherrscher zu stürzen, wären nicht die einzelnen Ayleiden-Stadtstaaten untereinander so zerstritten und verfeindet gewesen, daß ein Zerfall des Reiches nur mehr eine Frage der Zeit war.

Ja, ich bin für den Frieden, aber wie ich vorhin schon sagte, es gibt wohl Zeiten, da muß man sich entscheiden... für einen diktierten, aufgezwungenen, demütigenden Frieden, der unweigerlich in Sklaverei mündet oder ob man bereit ist, gegen solcherlei Ungerechtigkeit notfalls auch mit der Waffe in der Hand zu kämpfen. Ich habe mich entschieden, Octavus, und ich stehe dazu."

Auf Lysandes Wangen hatten sich leichte rote Flecken gebildet, sie hatte sich, ohne dies zu beabsichtigen, in Rage geredet. Dabei wollte sie doch alles kühl und sachlich darlegen, vom wissenschaftlichen Standpunkt aus, sozusagen. Es war gut, daß sie in diesem Moment nicht Regnus Augen sehen und seine Gedanken lesen konnte. Denn der Blick, mit dem der Geheimdienstoffizier Lysande während ihrer Rede bedachte, war abgrundtief traurig und seine Gedanken kreisten um unzählige andere ‚Lysandes', die in den letzten Jahren für ihre Überzeugungen in einen oft grausamen Tod gegangen waren. Und es würden noch viel mehr nachkommen, bis es endlich soweit war, das Joch der Thalmor abzuschütteln. Er durfte sich keine Schwäche erlauben, keine persönlichen Gefühle für die einzelnen Agenten entwickeln, keine Bindungen eingehen. Er hatte ausschließlich taktisch zu entscheiden und viel zu oft schickte er loyale Männer und Frauen in den sicheren Tod, wissend, daß sie damit zumindest ein winziges Teilchen beitrugen, irgendwann den letzten Schritt zu wagen. Was die anderen Gedanken anging, so bemühte er sich, diese in die tiefsten Tiefen seines Kopfes zu verbannen, oder seines Herzens...


Ein kühler Wind strich über die Dächer der alten Häuser, die in diesem Viertel der Kaiserstadt seit undenklichen Zeiten Wind und Wetter trotzten und Lysande fröstelte.

„Glaubst du, wird uns Octavus helfen?"

Sie blickte Regnus fragend an und dieser nickte. „Du hast doch selbst gemerkt, daß er spätestens ab dem Moment, wo ich darlegte, weswegen ich euch beide überhaupt aufgesucht hatte, seinen Widerstand nach und nach aufgab. Geh am besten heute nocheinmal zu ihm und bearbeite ihn ein bisschen, du kennst ihn ja schon so lange..."

„Ich möchte ihn nicht... unter Druck setzen... gerade Octavus nicht... ich habe ihm alles zu verdanken, was ich habe und bin..."

Corvinus hielt Lysandes Blick eisern fest. „Eines Tages, eines Tages da wird er es sein, der dir alles verdankt. Dir und allen, die für ein freies Tamriel kämpfen, verstehst du mich? Ich kenne mich mit diesem Dwemer-Kram nicht aus, dafür haben wir ja dich. Deswegen ist es so wichtig, daß du jetzt dann diese Pläne betrachtest..."

„Du weißt aber, daß ich nicht wirklich Dwemer-Spezialistin bin, das ist nicht mein Hauptgebiet. Meine Domäne sind die Ayleiden... vielleicht sollten wir eher Octavus..."

„Nein, auf keinen Fall. Es ist schon schlimm genug, daß wir ihn nun einweihen mußten, ab jetzt darf wieder nur mehr ausschließlich der Orden mit der Sache befaßt sein."

Lysande schwieg, schließlich erhob sie sich und schickte sich an, durch die Falltür wieder nach unten in ihre Wohnung zu steigen. Regnus blieb auf der Bank sitzen, er wollte der Archäologin einerseits Zeit geben, sich in Ruhe umzuziehen und andererseits mußte er dringend nachdenken.

Bisher hatten sie alles im Griff und Grübeleien würden nur seine Entscheidungsfähigkeit beeinträchtigen; genau das konnte er jetzt am wenigsten brauchen. Wieder fiel ihm das Gespräch mit dem Leiter der Archäologischen Gesellschaft und Lysande ein, die gebannt seinen Worten gelauscht hatten. Man konnte richtig sehen, wie bei beiden der Forscherdrang erwacht war — daß es um Menschenleben ging, wurde in den Hintergrund gedrängt.

Nach Lysandes flammender Rede konnte der Geheimdienstoffizier sehen, wie Jucani die Archäologin mit einer Art widerwilligem Stolz betrachtete. Schließlich wandte er sich an Regnus. „Und Ihr seid Lysandes... Vorgesetzter?"

„Sozusagen. Ich leite die Operationen hier in der Kaiserstadt. Es ist Euch ja hoffentlich klar, daß auch nur der geringste Hinweis auf den Orden, den falschen Leuten gegenüber geäußert, zu einer neuerlichen, großangelegten Menschenhetze quer durch ganz Tamriel führen wird. Bisher ist es uns unglaubliche zehn Jahre lang gelungen, unsere Tätigkeiten vor den Thalmor zu verbergen. Wir haben gewartet, waren vorsichtig, haben fast unüberwindliche logistische Schwierigkeiten gemeistert... leider zählt der Orden, über den Kontinent verteilt, derzeit insgesamt nur sehr wenige Mitglieder, teilweise aktiv, teilweise, so wie Lysande, in einer Art Warteposition, bis ihre Dienste benötigt werden. Es ist einfach unglaublich schwierig, neue Rekruten anzuwerben und auszubilden, immer unter den Augen der Thalmor, sozusagen. Und wie Ihr Euch sicher denken könnt, müssen schon... besondere Umstände eintreten, um Nichteingeweihte hinzuzuziehen. Nun, dies ist wohl so ein Fall. Vielleicht darf ich jetzt erläutern, worum es geht?"

Octavus nickte leicht, hob jedoch eine Hand. „Bitte... ich denke, es ist bereits weit nach Mitternacht... mit Rücksicht auf Lysande würde ich anregen, morgen weiterzusprechen."

Regnus schüttelte den Kopf. „Bedaure, das ist leider nicht möglich, dafür ist die Angelegenheit, denke ich, zu dringend."

Lysande winkte ebenfalls ab, allerdings erhob sie sich und meinte leichthin: „Möchte jemand Tee? In der Küche gibt es bestimmt noch jede Menge davon, außerdem ist von unserer kleinen Zusammenkunft vorhin sicher noch der eine oder andere kalte Braten übriggeblieben."

„Kalter Braten klingt gut", fand der Geheimdienstler und Lysande sah den Gildenleiter fragend an. „Octavus, was darf ich Euch bringen?"

„Antworten...", erwiderte dieser leise und die Archäologin wandte sich traurig ab. „Verzeih, ich habe es nicht so gemeint... ich muß wohl erst mit den neuen... Gegebenheiten zurechtkommen, das ist alles. Wenn du mir einen Tee mitbringen könntest, dann wäre ich dir sehr verbunden."

Lysande nickte rasch und schlüpfte aus der Tür, zurück blieben die beiden Männer, die einander mit Blicken maßen. Auf einmal brach es aus Jucani heraus: „Wie konntet Ihr Lysande in all das hineinziehen, sie ist Wissenschaftlerin, keine... was weiß ich, Agentin! Sie ist feinsinnig...", dann, mehr zu sich selbst: „Sie liegt mir am Herzen..."

„Gerade weil sie Wissenschaftlerin ist, haben wir sie angeworben. Versteht Ihr denn nicht, daß es nicht darum geht, plumpe Mörder zu rekrutieren, sondern in jeder Provinz irgendwann eine breite Basis für den Widerstand zu schaffen? Natürlich haben wir auch genügend Kämpfer in unseren Reihen, denn die Thalmor werden nicht freiwillig gehen... und weil Ihr gesagt habt, Lysande sei keine Agentin... es wird Euch vielleicht interessieren, daß sie — was ihre Kampffertigkeiten angeht — im oberen Drittel rangiert."

„Und das heißt?", blaffte Jucani.

„Das heißt, sie hat die Reflexe einer Berglöwin, kann Euch mit einer unmerklichen Bewegung ohne jede Waffe töten, beherrscht das Kurzschwert und trifft mit dem Bogen auf fünfunddreißig Meter ins Auge einer Katze — bildlich gesprochen."

Der Leiter der Archäologischen Gesellschaft starrte Corvinus mit großen Augen an und der Offizier lächelte: „Überrascht? Das alles gilt natürlich nur... theoretisch."

„Theoretisch?"

„Ja, denn all das von mir aufgezählte hat Lysande bis dato nur in Übungen und Scheingefechten zustandegebracht. Ich bin aber davon überzeugt, daß sie im echten Feldeinsatz genausolche Leistungen erbringen wird. Sagt... was war das vorhin mit diesem Alduin?"

Damit gelang es Regnus, den Wissenschaftler kurzfristig abzulenken. „Ja, Alduin, der erstgeborene Sohn von Akatosh. In Himmelsrand wird Alduin als Vorbote des Weltunterganges gesehen und in den Mythen der Nord hat er die letzte Welt zerstört, sodaß diese, unsere Welt entstehen konnte. Es heißt, wenn die Drachen zurückkehren und mit ihnen Alduin, dann endet Nirn... und etwas Neues entsteht, eine neue Welt..."

Nun war es an Regnus, den Gelehrten unbehaglich anzustarren. „Und... was ist jetzt mit dem Ende der Welt? Wo doch wieder Drachen in Himmelsrand gesichtet worden sind? Bei allen Göttern, wenn sie das Jerall-Gebirge überqueren und nach Cyrodiil vordringen..."

„Angst?"

Um die Lippen von Octavus spielte ein freudloses Lächeln. „Das Ende der Welt... vielleicht ist das mehr im übertragenen Sinne zu sehen... denn wie sollte ein Drache Nirn zerstören können, nicht wahr? Vielleicht ist es mehr ein Hinweis darauf, daß etwas Altes zu Ende geht und etwas Neues beginnt..."

In das nachfolgende Schweigen trat Lysande, in den Händen ein großes Tablett mit diversen Speisen und zwei großen Teekannen. Sie stellte das Servierbrett auf dem runden Tisch ab, bei dem sie bisher beieinander gesessen hatten und verteilte rasch Teller und Besteck.

„Worüber habt ihr gerade gesprochen?", fragte sie, weil sie die angespannte Stimmung in der Luft spüren konnte.

„Über... das Ende und den Neubeginn...", erwiderte Regnus langsam, und kein Spott war in seiner Stimme zu vernehmen.

„Alduin?", meinte Lysande.

Beide Männer nickten, dann hob die Archäologin leicht ihre Teetasse und sagte leise: „Wollen wir hoffen, daß es sich um einen guten Neubeginn handelt..."

Während Octavus und der Geheimdienstoffizier schließlich herzhaft zulangten, bat Lysande: „Nun, Regnus, jetzt berichte, warum du die Hilfe dieses Hortes der Wissenschaft in Anspruch nehmen mußt, besser gesagt, warum wir diese Hilfe in Anspruch nehmen müssen", ergänzte sie und Regnus nickte anerkennend.

„Also", begann er, während er rasch hinunterschluckte, „ich habe ja von der Expedition in diese Dwemerruine erzählt, Alftand. Die Jungs und Mädels der Ausgrabungsgruppe sind wohl von Anfang an vom Pech verfolgt gewesen..."

„Verzeiht, wenn ich schon wieder unterbreche", begann Octavus, „aber woher wißt Ihr denn das alles? Ich nehme wohl kaum an, daß jemand von Euren Leuten dort dabei war, oder?"

Regnus nahm rasch einen neuen Bissen des wirklich köstlichen kalten Bratens und zog ein wenig die Augenbrauen hoch. „Warum denkt Ihr das? Ich sagte doch vorhin, daß wir nicht nur Kämpfer in unseren Reihen haben... aber gut, Ihr habt recht, teilweise. Anfänglich war natürlich niemand vom Orden dabei, wozu auch? Ausgrabungen interessieren uns eher wenig, weitaus wichtiger sind für uns Thalmor-Truppenbewegungen, politische Überlegungen und all so etwas. Allerdings geschah dann etwas bei dieser Expedition und in der Folge ist es uns gelungen, zwei Agenten als Söldner getarnt dort einzuschmuggeln. Dadurch haben wir nach und nach alles erfahren, denn derzeit — also zumindest war dies vor zwei Monaten der Stand der Dinge - hat sich die gesamte Ausgrabungsgruppe wieder in den Eingangsbereich der Ruine zurückgezogen, um zu überlegen, ob und wie weiter vorgegangen werden soll. Das ist ja auch der Grund, warum ich Euch aufsuchte."

Octavus schien fürs erste zufrieden mit dieser Erklärung und Lysande fragte: „Was ist also geschehen? Angriffe von Spinnen- und Dampf-Zenturios? Oder... gab es... Unfälle?"

Bei ihren letzten Worten schloß sie für einen Moment gequält die Augen, fing sich jedoch wieder. Regnus beschloß, derzeit nicht weiter in sie zu dringen, nahm sich jedoch vor, Lysande in einer ruhigen Minute zu fragen, was ihr augenscheinlich Kummer bereitete, denn er mußte sicherstellen, daß er sich auf sie verlassen konnte.

„Das und noch mehr", erwiderte der Offizier jetzt und nahm einen Schluck des wirklich ausgezeichneten Tees. „Die ersten Verluste erlitt die Mannschaft durch die von dir erwähnten Spinnen-Dingsdas, zwei Mitglieder starben durch Fallen, die sie versehentlich ausgelöst hatten... dann jedoch schien sich das Blatt zu wenden. Die Expedition etablierte weiter unten in der Ruine ein Lager und begann, sozusagen einen normalen Betrieb aufzunehmen. Sie untersuchten die Räumlichkeiten und taten eben, was Archäologen so tun..."

Lysande schmunzelte trotz der ernsten Stimmung, dann meinte sie: „Du hast keine Ahnung, was wir wirklich ‚so tun', nicht wahr?"

Sogar Octavus verzog ein wenig den Mund, Regnus nickte. „Also wenn ich ehrlich sein soll, nein. Aber das macht ja nichts, dafür gibt es ja dich... Euch", beeilte er sich, in Richtung des Gildenleiters hinzuzufügen. Dieser beugte sich nun trotz seiner anfänglichen Ablehnung ein wenig vor und fixierte Corvinus. „Und? Was haben die Kollegen gefunden? Gibt es neue Erkenntnisse hinsichtlich... ach... wie soll jemand wie Ihr das wissen...", schloß er und Regnus neigte in einer ironischen Verbeugung den Kopf.

„Vielen Dank für Euer Vertrauen... aber gut, Ihr habt recht. Ich bin nur ein alter Soldat, von Wissenschaft verstehe ich nicht viel. Doch hört nun weiter. Die Expedition blieb drei Monate vor Ort, dann beschloß man, eine Etage tiefer hinabzusteigen, um dort die Forschungen weiterzubetreiben. Knapp bevor das Lager abgebrochen wurde, entdeckte man einen verborgenen Zugang zu einem kleinen Bereich, der bisher offensichtlich unbekannt war. Dieser Bereich war augenscheinlich vollgestopft mit Plänen..."

Lysande und Octavus runzelten gleichzeitig die Stirn. „Pläne? Unmöglich." Der Gildenleiter schüttelte den Kopf. „Pergament wäre längst zerfallen..."

„Metalltafeln?", fragte Lysande und Regnus nickte. „Ja, solche Metalldinger, wie du sagst. Darauf waren irgendwelche Zeichnungen und Texte eingraviert, das muß die Archäologen ganz schön aus dem Häuschen gebracht haben."

Ein Anflug eines Grinsens streifte das Gesicht des Geheimdienstoffiziers, genauso schnell, wie es gekommen war, verschwand es jedoch wieder.

„Wie ich ja eingangs erwähnte, hat die Forschergruppe eine beträchtliche Zahl an Söldnern mitgenommen, die bis jetzt gute Dienste geleistet hatten. Als die Platten und andere Dinge entdeckt wurden, erkannten einige der bezahlten Kämpfer anscheinend, daß womöglich ein wichtiger Fund gemacht worden war und... naja, Ihr wißt ja selbst, daß es genügend Leute gibt, denen man diesen Dwemerkram teuer verhökern kann."

Bei dem Wort ‚Dwemerkram' verzogen Lysande und Octavus schmerzlich das Gesicht, Regnus fuhr jedoch unbeirrt fort: „Das muß vor ungefähr sechs Monaten gewesen sein. Einige der Khajiit, die angeheuert wurden, um die Wissenschaftler zu beschützen, griffen sich am Tag darauf ein paar der Tafeln und wollten damit aus der Ruine verschwinden. Andere Söldner versuchten, sie aufzuhalten und es entbrannte ein erbitterter Kampf. Es gab fünf Khajiit, wobei sich einer auf die Seite der ‚guten' Söldner schlug. Die restlichen Vier versuchten, sich einen Weg nach oben freizukämpfen, doch die anderen konnten sie vorerst daran hindern. Daraufhin flohen zwei der Katzen tiefer in die Ruine, wohl auf der Suche nach einem anderen Ausgang, einer der Diebe wurde getötet und der Vierte schaffte es, aus Alftand zu fliehen, in seinem Besitz befanden sich drei der gefundenen Metalltafeln. Und nun kommt der Zufall ins Spiel."

Regnus machte eine Pause, dann meinte er: „Jetzt hätte ich nichts gegen ein gutes Bier einzuwenden..."

Lysande wollte sich bereits erheben, da schüttelte Octavus energisch den Kopf. „Soweit kommt es noch, daß eine meiner Forscherinnen zur Schankmaid degradiert wird!"

Sprachs und zauberte aus einem in der Nähe befindlichen Schrank drei Flaschen eines starken Dunkelbieres hervor. Dazu kamen noch einige Krüge zum Vorschein, als er jedoch auch Lysande eingießen wollte, schüttelte diese rasch den Kopf. „Danke, Octavus, aber ich bleibe lieber bei meinem Tee."

Schließlich stieß sie mit ihrer Tasse leicht gegen die Bierkrüge der Männer, als niemand einen Trinkspruch ausrief, sagte sie leise: „Auf... den Geist der Wissenschaft..."

„Darauf trinke ich gerne", meinte Jucani und auch Regnus nickte. „Ja... auf den Geist der Wissenschaft..."

Lysande steckte den Kopf durch die Falltür. „Kommst du?"

Regnus schreckte aus seinen Gedanken auf, am Himmel über ihm kreisten träge einige Adler. Das helle Sonnenlicht wurde von der Spitze des Weißgoldturmes reflektiert und blendete ihn für einen Moment, sodaß er sich eine Hand über die Augen legen mußte. Lysande trat schließlich zur Gänze aufs Dach und stellte sich neben den Offizier. Gemeinsam blickten sie über die Stadt, die unter ihnen ausgebreitet lag, Regnus sagte mit belegter Stimme: „Wie friedlich es von hier oben betrachtet aussieht."

Eine Hand der Forscherin stahl sich in jene ihres Vorgesetzten und so standen sie für einige Augenblicke da, schweigend und bewegungslos. Noch wußte Lysande nicht, welche Zukunft vor ihr lag, hätte sie es auch nur im Entferntesten geahnt, sie wäre mit dem schnellsten Pferd zurück nach Morrowind geritten... oder vielleicht auch nicht.

Der Moment ging vorüber, der Offizier und die Archäologin verließen den Dachgarten und kurze Zeit später auch das Haus. Sie schlenderten scheinbar ziellos durch das Viertel, bis sie schließlich durch eines der hohen Stadttore in den Palastbereich kamen. Für einen zufälligen Beobachter konnten Regnus und Lysande durchaus als Ehepaar durchgehen, das plaudernd und scherzend in den eleganten Boulevards der großen Stadt flanierte. Ringförmig um den Palast war der Friedhof angeordnet, wo nun beide in einen der gekiesten Wege einbogen; augenscheinlich, um das Grab eines Verwandten zu besuchen. Sie erreichten eine unscheinbare Gruft, die wohl seit einiger Zeit nicht mehr richtig gepflegt worden war, nach einem raschen Blick ringsum traten sie nacheinander durch die mit Moos bewachsene Steintüre und zogen diese fest hinter sich zu. Würde ein Unbedarfter zufällig an dieser Gruft vorbeikommen und versuchen, die Türe zu öffnen, so würde ihm das niemals gelingen, denn so alt das Portal auch aussah, es war mit einem ausgeklügelten Mechanismus versehen, den nur Eingeweihte bedienen konnten.

Hinter einem in der Nähe befindlichen Grabstein lehnte ein stark angetrunkener Bettler an der Mauer, die den Friedhof umgab und starrte in die Richtung der Gruft, wo er doch soeben zwei Gestalten erblickt hatte. Jetzt waren sie auf einmal verschwunden... er rieb sich die Augen und murmelte unverständliche Worte in seinen langen, verfilzten Bart. Dann setzte er eine schmuddelige Flasche an die Lippen und leerte sie in einem Zug; schließlich sank er an der Mauer nach unten und noch bevor sein Kopf die Erde berührte, drang bereits lautes Schnarchen aus seinem zahnlosen Mund.

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