Feuertänzerin - Erbin der Fla...

By 00elem00

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Die junge Ardenwyn hat schon viel verloren. Im Krieg, der das zuvor im Frieden lebende Land Espenjona für imm... More

Prolog - Schutt und Asche
Kapitel 1 - Nächtlicher Besuch | 1
Kapitel 1 - Nächtlicher Besuch | 2
Kapitel 1 - Nächtlicher Besuch | 3
Kapitel 2 - Das Leben einer Diebin | 1
Kapitel 2 - Das Leben einer Diebin | 2
Kapitel 2 - Das Leben einer Diebin | 3
Kapitel 2 - Das Leben einer Diebin | 4
Kapitel 2 - Das Leben einer Diebin | 5
Kapitel 3 - Die verdorbene Stadt | 1
Kapitel 3 - Die verdorbene Stadt | 2
Kapitel 3 - Die verdorbene Stadt | 3
Kapitel 3 - Die verdorbene Stadt | 4
Kapitel 3 - Die verdorbene Stadt | 5
Kapitel 4 - Die Illusion von Mortas Potera | 1
Kapitel 4 - Die Illusion von Mortas Potera | 2
Kapitel 4 - Die Illusion von Mortas Potera | 3
Kapitel 5 - Die Stadt mit den zwei Gesichtern | 1
Kapitel 5 - Die Stadt mit den zwei Gesichtern | 2
Kapitel 5 - Die Stadt mit den zwei Gesichtern | 3
Kapitel 6 - Des Fehlers Konsequenz | 1
Kapitel 6 - Des Fehlers Konsequenz | 2
Kapitel 6 - Des Fehlers Konsequenz | 3
Kapitel 6 - Des Fehlers Konsequenz | 4
Kapitel 6 - Des Fehlers Konsequenz | 5
Kapitel 7 - Eine unverhoffte Begegnung | 1
Kapitel 7 - Eine unverhoffte Begegnung | 2
Kapitel 8 - Ein verhängnisvoller Diebstahl | 1
Kapitel 8 - Ein verhängnisvoller Diebstahl | 2
Kapitel 8 - Ein verhängnisvoller Diebstahl | 3
Kapitel 8 - Ein verhängnisvoller Diebstahl | 4
Kapitel 8 - Ein verhängnisvoller Diebstahl | 5
Kapitel 9 - Auf unbekannten Wegen | 1
Kapitel 9 - Auf unbekannten Wegen | 2
Kapitel 9 - Auf unbekannten Wegen | 3
Kapitel 10 - Ein ungewolltes Bündnis | 1
Kapitel 10 - Ein ungewolltes Bündnis | 2
Kapitel 10 - Ein ungewolltes Bündnis | 3
Kapitel 10 - Ein ungewolltes Bündnis | 4
Kapitel 11 - Stadt aus Weiß und Blau | 2
Kapitel 11 - Stadt aus Weiß und Blau | 3
Kapitel 11 - Stadt aus Weiß und Blau | 4
Kapitel 11 - Stadt aus Weiß und Blau | 5
Kapitel 12 - Die Schatten Avarons | 1
Kapitel 12 - Die Schatten Avarons | 2
Kapitel 13 - Geister der Vergangenheit | 1
Kapitel 13 - Geister der Vergangenheit | 2
Kapitel 13 - Geister der Vergangenheit | 3
Kapitel 14 - Der Weg nach Norden | 1
Kapitel 14 - Der Weg nach Norden | 2
Kapitel 14 - Der Weg nach Norden | 3
Kapitel 15 - Mit dem Wind in den Segeln | 1
Kapitel 15 - Mit dem Wind in den Segeln | 2
Kapitel 15 - Mit dem Wind in den Segeln | 3
Kapitel 15 - Mit dem Wind in den Segeln | 4
Kapitel 15 - Mit dem Wind in den Segeln | 5
Kapitel 16 - Aus Holz und Nebel | 1
Kapitel 16 - Aus Holz und Nebel | 2
Kapitel 16 - Aus Holz und Nebel | 3
Kapitel 16 - Aus Holz und Nebel | 4
Kapitel 16 - Aus Holz und Nebel | 5
Kapitel 16 - Aus Holz und Nebel | 6
Kapitel 17 - Nachhall des Nebels | 1
Kapitel 17 - Nachhall des Nebels | 2
Kapitel 18 - Der Preis für eine Geschichte | 1
Kapitel 18 - Der Preis für eine Geschichte | 2
Kapitel 18 - Der Preis für eine Geschichte | 3
Kapitel 18 - Der Preis für eine Geschichte | 4
Kapitel 18 - Der Preis für eine Geschichte | 5
Kapitel 19 - Der Junge aus Sombreon | 1
Kapitel 19 - Der Junge aus Sombreon | 2
Kapitel 19 - Der Junge aus Sombreon | 3
Kapitel 19 - Der Junge aus Sombreon | 4
Kapitel 19 - Der Junge aus Sombreon | 5
Kapitel 20 - Von Menschen und Mawi | 1
Kapitel 20 - Von Menschen und Mawi | 2
Kapitel 20 - Von Menschen und Mawi | 3
Kapitel 20 - Von Menschen und Mawi | 4
Kapitel 20 - Von Menschen und Mawi | 5
Epilog - Der Insasse
Schlusswort

Kapitel 11 - Stadt aus Weiß und Blau | 1

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By 00elem00

Das Frühstück, das für alle aus Brot bestand, brachten sie schweigend hinter sich. Die Wirtin war sichtlich enttäuscht, als die vier sie verließen. Immerhin hatte sie durch Ardenwyn und ihr Kartenspiel mehr Geld eingenommen als üblich.

Selbst jetzt, Stunden später, erblickte sie noch den ein oder anderen betrunkenen Gast von gestern an einem der schmutzigen Tische schlummern. Jeder von ihnen mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Beiläufig tastete sie mit ihrer linke Hand nach den Karten und hätte beinahe selbst gelächelt, wäre nicht der Traum noch zu präsent. Der Traum, der eigentlich eine Erinnerung an die Nacht war, in der Honra sie in den Straßen des Labyrinths aufgelesen und zu sich nach Hause, zu seinem Meister, gebracht hatte.

Er hatte die Karten zusammen mit ihr gestaltet, einige Wochen, nachdem sie bei ihnen eingezogen war, da sie sich nicht von ihrer Sofaecke rühren wollte und bei jedem Geräusch, das von den Straßen zu ihr durchdrang, zusammengezuckt war. Die Karten gemeinsam mit ihm zu basteln hatte eine Art heilende Wirkung auf sie gehabt und sie war – zumindest wenn Honra bei ihr war – deutlich ruhiger und entspannter gewesen. Selbst, als er schließlich mit ihr zusammen die sicheren vier Wände verlassen hatte und mit ihr durch die Gassen gegangen war.

Ardenwyn begrüßte die frische Luft, die ihr um die Nase wehte, sobald sie die Tür des Gasthauses geöffnet hatten und hinaus traten. Da es noch so früh am Morgen war, war es still, obwohl sich das Gasthaus an einer der geschäftigen Hauptstraßen befand, die zur Hafenstadt führten. Allein das Gezwitscher der Vögel war zu vernehmen.

»Dann also nach Capri«, sagte Wisteria, nachdem sie einmal tief Luft geholt hatte. »Da haben wir ein gutes Stück vor uns.«

»Das ist wahr. Aber das wird noch ein wenig warten müssen«, meinte Diascur. »Wir haben noch Verbündete in Fort Aequoria, die zu uns stoßen wollen.«

»Verbündete?«, harkte Ardenwyn skeptisch nach. Hatte der Prinz nicht gestern noch gesagt, er wolle sich nach Leuten umhören, die sich ihnen anschließen konnten?

»Ich bin kein ganzes Jahr untätig gewesen«, benachrichtigte er sie. »Und es ist an der Zeit, dass wir wieder zusammenfinden.«

Sie behielt für sich, dass sie das als keine gute Idee ansah, nach Fort Aequoria zu gehen, zumal sie befürchtete, auf Wachen aus Mortas Potera zu stoßen. Denn dies wäre der perfekte Ort, um die Perlen von Kahn aus dem Land zu schmuggeln. Bestimmt warteten die Wachen dort auf sie.

Anscheinend hatte es in der vergangenen Nacht heftig geregnet, denn unter jedem ihrer Schritte schmatzte der aufgeweichte Boden und brauner Schlamm klebte an ihren Schuhen. Wenn das so weitergehen würde, wären ihre Schuhe auf halben Weg nach Fort Aequoria ganz klamm und sie würde sich sogleich neue besorgen müssen, da ihre hinüber sein würden. Ardenwyn verzog leicht das Gesicht bei dem Gedanken, so kurz nach Beginn ihrer Reise bereits Geld ausgeben zu müssen. Als sie sich für ihre Flucht aus Mortas Potera auf Beutezug begab, hatte sie ganz sicher nicht damit gerechnet, schon so bald auf ihre Reserve zurückgreifen zu müssen, mit der sie eigentlich vorgehabt hatte, lediglich Lebensmittel zu kaufen und sich mit dem Rest ein neues Leben aufzubauen. Aber das konnte sie nun ohnehin vergessen.

»Was würde ich jetzt für eine Kutsche geben!«, seufzte Zirkon und die Diebin verkniff es sich, mit den Augen zu rollen. Solch einen Satz hätte sie eher von jemanden wie Diascur erwartet, obwohl dieser wenig Einblicke in sein Innerstes zuließ. Mit teilnahmsloser Miene setzte er seinen Weg fort, schenkte seinen edlen, aber verschmutzen Schuhen keinen einzigen Blick. Von solch einer Nichtigkeit ließ er sich nicht aufhalten. Obwohl sie sich sicher war, dass er viel Wert auf seine äußere Erscheinung legte. Wäre dem nicht so, wäre er nicht bereits so edel im Labyrinth aufgetreten.

Bäume säumten ihren Weg und schützte sie vor dem Wind, der heute – trotz der bereits verzogenen Regenwolken und des warmen Sonnenscheins – stark wehte. Heulend fegte er durch die Baumkrone, brachte die Äste bedrohlich zum Schaukeln.

Einige Meter vor ihnen kam eine kleine windschiefe und halb zerfallene Hütte in Sicht. Selbst aus dieser Entfernung konnte Ardenwyn erkennen, dass es bloß eines einzelnen kräftigen Hiebes bedurfte, und das ganze Gebilde würde in sich zusammenstürzen.

»Wollen wir dort vielleicht warten, bis dieser schreckliche Wind sich gelegt hat?« Sehnsüchtig blickte Zirkon zu der ärmlichen Imitation einer Hütte. Sie verstand sein Problem nicht. Heute war ein warmer Tag, die Sonne schien. Und anders als sie besaß er kein langes Haar, das bei einem Wetter wie diesem ein Eigenleben entwickelte. Wüsste sie es nicht besser, würde sie behaupten, er sei der Adelige in dieser Gruppe.

»Ich weiß nicht«, murmelte Wisteria, die das alte Gebilde misstrauisch betrachtete. »Mir gefällt das nicht.« Und sie sollte recht behalten. Sobald sie näher kamen, konnte die junge Diebin die Silhouette einer Person im Dunkeln der Hütte erkennen. Die Fenster waren schon vor langer Zeit herausgebrochen worden, doch es gab nicht einmal Scherben am Boden, die auf die nicht länger existenten Fenster hinwiesen.

Ardenwyn blickte zurück. Aber sie hatten sich schon viel zu weit vom Gasthaus entfernt, sodass sie es nicht einmal mehr in der Ferne erblicken konnte. Sie waren hier mitten im Nirgendwo und nicht einmal Händler hatten ihren Weg gekreuzt. Obwohl sie sich hier nicht auskannte und die Gegend dementsprechend nicht kannte, ahnte sie, dass man diese Hauptstraße vielleicht lieber meiden sollte. Weshalb war es ihr nicht bereits zuvor aufgefallen, wie seltsam es war, niemandem sonst auf einer Hauptstraße zu begegnen? Allein das war bereits besorgniserregend genug.

»Wir sollten woanders entlang gehen«, gab sie mit gesenkter Stimme zu bedenken. Hoffentlich waren sie von der Gestalt in der Hütte noch nicht bemerkt worden. Doch ein leises Stimmchen in ihrem Inneren bezweifelte das. Abgesehen von den Ästen der Bäume waren sie das einzige weit und breit, das sich bewegte. Sie nicht zu bemerken, würde an ein Wunder grenzen.

Amüsiert grinste der Steinteufel ihr zu. »Ach, mach dir keine Sorgen.« Seine Stimme hatte einen leicht spöttischen Unterton, der Ardenwyn gar nicht gefiel. Für ihren Geschmack war er ihr viel zu sorglos.

»Ich finde, Arda liegt gar nicht falsch«, pflichtete ihr nun auch die Giftmischerin bei. In ihren grün-gelben Augen stand die Sorge. Keine Sekunde über wandte sie den Blick von der schäbigen Hütte ab. Auch sie hatte die Gestalt bemerkt, die reglos wie ein Schatten in der Finsternis lauerte, die das morsche Gebilde schuf. »Und sollten wir nicht gerade jetzt besonders vorsichtig sein?« Es war klar, worauf sie anspielte.

»Das stimmt schon. Heißt aber noch lange nicht, in jedem Schatten Geister zu sehen.« Zirkon zuckte mit den Schultern. Für seine Worte hätte Ardenwyn ihm am liebsten einen kräftigen Schlag verpasst. Wie hatte der Steinteufel so lange überlebt? Außerdem bewies sein jetziges Verhalten einmal mehr, wie wenig er dafür geeignet war, die Perlen von Kahn vor den falschen Leuten zu beschützen. Beiläufig vergewisserte sie sich, dass sich ihr Steinmesser noch immer an ihrer Seite befand.

Der Steinteufel schnaubte, als er das sah. »Dein Leben besteht auch bloß aus Misstrauen, was? Hast du dich bisher jemals entspannt? Ich wette, das würde dir zur Abwechslung mal gut tun!« Ardenwyn ging auf seine Provokation gar nicht erst ein, sondern begnügte sich damit, ihm einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. Jemandem wie ihm, dessen Leben bisher immer größtenteils ruhig und sicher abgelaufen war, Argumente darüber, wie vorsichtig man zu sein hatte, um am Leben zu bleiben, zu liefern, war verschwendete Mühe. Hier würden bloß eigene Erfahrungen helfen und sie war sich ziemlich sicher, dass diese nicht lange auf sich warten lassen würden.

Wisteria wendete sich dem Erben der Schattenlande zu, als müsse er zuerst seine Zustimmung geben, bevor sie sich alle aus der Gefahrenzone bringen durften. Die Giftmischerin hatte doch bereits erkannt, dass ihnen potenziell Gefahr drohte. Weshalb also vergeudete sie wertvolle Zeit, anstatt in Deckung zu gehen? Ardenwyn konnte ihr Vorgehen einfach nicht verstehen. Hätte sie im Labyrinth immerzu auf die Erlaubnis eines anderen gewartet, zu leben, hätte sie längst den Tod gefunden. Wieso also legten sie ihr Wohlbefinden in die Hände einer Person, und vertrauten blind darauf, dass sie die richtige Entscheidung traf? Was, wenn diese Entscheidung falsch wäre? Oder jemand anderes deutlich besser dazu qualifiziert wäre, die Situation einzuschätzen?

Einige Augenblicke über, die der jungen Feuertänzerin wie eine Ewigkeit vorkam, in der die Zeit stillstehen zu schien, sagte Diascur überhaupt nichts, sondern besah sich forschend die Hütte sowie die reglose Gestalt. Für den Augenblick eines Wimpernschlages zuckte ein Ausdruck über sein Gesicht, den sie nicht deuten konnte. Sie war kurz davor, zu explodieren. Würde er auch so viel Bedenkzeit benötigen, wenn ein Verrückter mit einem Messer auf ihn zustürmen würde?

Sie fühlte das Blut in ihren Adern heiß lodern. Die Hitze stieg schwelend in ihr auf und sie spürte die Worte auf ihrer Zunge, die kurz davor waren, wie Lava aus einem Vulkan, hervorzuschießen. Die Diebin sollte einfach die Beine in die Hand nehmen und sich allein um ihr Leben kümmern. Es war nicht ihre Aufgabe, sich auch noch um die anderen zu sorgen, zumal sie nicht einmal freiwillig mit ihnen reiste. Ihre Aufgabe war es, die Perlen von Kahn zu beschützen. Was kümmerte sie die Zukunft dieser drei Leute, die nicht den geringsten Funken eines Überlebensinstinkts aufwiesen? Sie waren von Anfang an verdammt gewesen.

»Lasst uns einen sichereren Weg wählen«, entschied nun Diascur Umbrala. »Auf der Hauptstraße geben wir ein leichtes Ziel ab. Im Schutze der Bäume sollte unsere Reise weniger von Gefahren betroffen sein.« Beinahe hätte Ardenwyn sarkastisch aufgelacht. Auf diese Idee war er aber schnell gekommen!

»Dafür ist es zu spät, Schönling«, ertönte plötzlich eine scharrende Stimme hinter ihnen. Abrupt fuhr die Feuertänzerin auf ihrem Absatz herum. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals und das Blut rauschte ihr in den Ohren. Wie aus einem Reflex heraus hatte sie ihr Messer gezogen und hielt es angriffsbereit vor sich.

Der Mann, der in sicherer Entfernung zu ihr stand, schenkte ihr ein schmallippiges Lächeln. Sein Haar war lang, dünn und fettig. Ungleichmäßige Stoppel überzogen sein Gesicht und seine Zähne waren gelb, sogar stellenweise schwarz. Er war auf eine andere Weise ungepflegt als die Leute, die sie im Gasthaus getroffen hatte. Seine Art der Verwahrlosung war vollkommen abstoßend und widerwärtig. Als sie dann auch noch aus den Augenwinkeln wahrnahm, dass weitere Personen wie Spinnen von den Bäumen krochen, die die Hauptstraße säumten, wurde ihr ganz anders.

»Ganz ruhig, Heißblut«, sagte er, während er zu ihr sah. Sein Lächeln wurde eine Spur breiter. »Du bist für uns nicht interessant.« Er hatte bloß einen kurzen Blick auf ihre abgetragenen Klamotten geworfen und sie sogleich abgeschrieben. Einerseits erleichterte sie das, weil sie somit nicht sein Ziel war. Wäre sie noch immer zu Hause, hätte sie jetzt das Weite gesucht. Immerhin handelte es sich hierbei nicht um ihr Problem. Aber sie war nicht länger zu Hause.

»Weißt du« Der verwahrloste Mann bedachte den Prinzen mit einem selbstzufriedenen Blick, »du stichst aus der Menge heraus wie ein bunter Hund. Mit deiner vornehmen Kleidung hast du es wirklich darauf angelegt, die Aufmerksamkeit der falschen Leute auf dich zu ziehen. Und mit deinem hochgeborenen Gehabe hilfst du dir wirklich nicht. Weißt du, ich habe dich gesehen. Als du und deine kleinen Lakaien schnurstracks ins Gasthaus marschiert seid. Es war unmöglich, euch nicht zu sehen.«

»Du redest zu viel«, merkte Ardenwyn betont gelangweilt an. Gleichgültig strich sie mit ihrem Zeigefinger sanft über die Klinge ihres Messers, während sie erst dann ihre Augen auf den Verbrecher legte. Sie spürte Zirkons entsetzten Blick auf sich, sobald er ihre Worte vernommen hatte. Allerdings hatte sie es nicht anders erwartet. Der Steinteufel verstand sich nicht darauf, seine Gefühle in den Hintergrund zu stellen und der Situation entsprechend zu handeln. Er war nicht dazu in der Lage, jemand anderes zu sein.

»Und du traust dich vielleicht was.« Sie hatte die Aufmerksamkeit des Mannes wieder auf sich gelenkt. »Oder verwechsle ich Dummheit mit Mut? Du warst doch schon längst aus dem Schneider, Kleine.«

Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Ach, wirklich? Ist mir gar nicht aufgefallen.« Jetzt sah nicht bloß Zirkon sie entsetzt an, sondern auch Wisteria. Auch Diascur schaute zu ihr, doch wie so oft konnte sie seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. Nicht, dass das von Belang wäre.

»Pass bloß auf, was du sagst!«, warnte der Bandit.

»Und was, wenn ich das nicht mache?« Ihr Lächeln wurde eine Spur breiter und sie steckte all ihre Liebenswürdigkeit in es hinein. »Vielleicht höre ich mich ja selbst gerne reden?«

Die Miene des Mannes verfinsterte sich. So langsam hatte die Feuertänzerin ihn genau da, wo sie ihn haben wollte. Hatte sein Zorn ihn erst einmal im Griff, würde er unvorsichtig werden und sie hätte leichtes Spiel. Sie wusste, dass er ihr körperlich überlegen war und sie ihm wenig entgegenzusetzen hatte, wenn sie nicht auf ihre Flammen zugriff. Aber würde er sich wie blind auf sie stürzen, genügte ein präzise geführter Streich mit dem Messer.

»Ich glaube, du begreifst nicht, in was für einer Situation du dich da befindest«, knurrte der Mann. Mit ihrem überheblichen Verhalten verärgerte sie ihn. Kein Wunder, wenn er es gewöhnt war, dass alle vor ihm kuschten und er immer bekam, was er wollte. Eine vorlaute, respektlose Göre konnte ihm dann mit Leichtigkeit den letzten Nerv rauben.

»Nein.« Ardenwyn schüttelte ihren Kopf. Süffisant sah sie ihn an. Ihren Augen funkelten selbstgefällig. »Ich schätze, du bist es, der nicht begreift. Hast du wirklich geglaubt, du könntest mir etwas anhaben? Lächerlich. Aber meinetwegen. Ich belehre dich gerne eines Besseren. Komm nur her.« Sie bleckte ihre Zähne. »Wenn du dich traust.«

Fassungslos starrte der Bandit sie an. »Du blödes Gör, was glaubst du, wer du bist und wem du gegenüberstehst?«

Gelassen zuckte sie mit ihren Schultern. »Verzeih, wenn ich deinen Namen nicht kenne. Aber das ist wohl meine Schuld. Schließlich habe ich nicht nachgefragt. Es erschien mir einfach nicht wichtig genug.« Getuschel breitete sich unter den Banditen aus. Eine weitere Reaktion, die sie sich erhofft hatte. Der Mann würde sich unter Druck gesetzt fühlen, wenn er länger zuließ, sich vor den Augen seiner Leute, von einem schmalen Mädchen ohne jeden Respekt behandeln zu lassen. Das würde seine Autorität infrage stellen. Ardenwyn wusste, wie es in solchen Banden lief. Oft genug hatte sie das auf den Straßen ihres Viertels beobachten können.

»Du hältst dich also für was Besseres.«

»Selbstverständlich. Du hast erstaunlich lange gebraucht, um das zu begreifen.« Wie beiläufig spielte sie mit ihrem Messer. Ließ es durch die Luft wirbeln und in der Sonne aufblitzen. Geschickt fing sie es wieder auf. Es war erstaunlich leicht, ihn von seiner eigentlichen Beute abzulenken. Sie vermutete, dass er keinen Gedanken mehr an Diascur verschwendet hatte. 

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