Mein Alea Aquarius 8

By Roter_Delfin

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Als Alea, Lennox und Darkonerin Siska in Venedig ankommen, haben sie nicht viel Zeit, sich von der letzten Wo... More

Vorwort
Wenn Sammys Flöte spielen...
Singsang
Rom
Das Konzert
Der Tag davor
Ich hasse dich
Der Hinterhalt
In Richtung Norderney
Gemischte Gefühle
Zurückgekehrt
Gat'Nambeessa
Das Duell
Ausschnitt der Zukunft
Unterwasser
Danke!
Verloren
Lennox' Opfer
Libra
Hoffnung
Gedankensturm
Unser aller Retter
Tess' Eltern
Unmögliches Unterfangen
Schlechte Nachrichten
Superstar der Meerwelt
Barcelona
Doppelspiel
Nur schnell ein Schiff stehlen...
Mio
Schwindende Magie
Problem(chen)
Mail
Schwesternausflug
Sorgen
Magie der Anschu
Isla
Orions Schachmatt
Die Wellen der Zeit
Aquarius
Nachwort

Ankunft in Venedig

500 16 11
By Roter_Delfin

Alea schaute durch das Fenster des grauen BMWs, der mit leise brummendem Motor durch die Landschaft Italiens fuhr. Den hügligen Teil der Fahrt hatten sie schon hinter sich, und nun war es nur noch ein Katzensprung nach Venedig – und zur Alpha Cru.

Lennox schien denselben Gedanken zu haben. „Bald sind wir da", sagte er und drückte Aleas Hand. Siska, die am Steuer saß, fragte: „Wo genau trefft ihr euch eigentlich? Schließlich ist Venedig kein kleines Dorf."

Lennox erklärte es ihr und reichte eine Karte vor, auf der die Straßen der Stadt eingezeichnet waren.

„Dort." Er wies auf die Rialtobrücke, bei der Alea und er schon mit Ben ausgemacht hatten, dass sie dort warten sollten. Ein paar Stunden sind sie nun schon gefahren, und bis Venedig waren es nur noch dreißig Minuten.

Ein Lächeln schlich sich auf Aleas Gesicht, als ihr abermals bewusst wurde, dass sie gleich wieder die anderen sehen würde. Tagelang hatte sie Sammy, den Bandenjüngsten, vermisst, der wie ein kleiner Bruder für sie war. Er wusste in jeder Situation einen Ratschlag zu geben, der die Stimmung aufbesserte, und war außerdem ziemlich verrückt – anders als Tess, die kluge Tess, die von ihren geschiedenen Eltern abgehauen war und mit Alea eine Kajüte auf der Crucis, ihrem Schiff, teilte. Und Ben war sowieso immer der vernünftigste von ihnen. Stets führte er seine Bande an und strahlte eine Ruhe aus, die Alea immer schon an ihm gemocht hatte.

„Dort!", rief sie, als schon vereinzelte Häuser und Gassen sich in der Ferne blicken ließen. Sie strahlte und reckte sich in ihrem Sitz, um besser sehen zu können. „Fahr schneller!", sagte Alea übermütig zu Siska, und dabei war es ihr egal, dass das Mädchen noch keinen Führerschein hatte.

„Besser nicht." Lennox drehte sich um und schaute durch das Fenster des Kofferraums. „Ein paar Autos weiter hinter uns fährt die Polizei, und sie müssen nicht unbedingt bemerken, dass hier Minderjährige am Steuer sitzen."

Alea schluckte, denn das wollten sie wirklich nicht. Sie waren schon so weit, dass sie sich das jetzt nicht von der Polizei vermasseln lassen durften. Doch diese schaltete gleich darauf das Blaulicht an und fuhr, ohne Notiz von ihnen zu nehmen, am Auto vorbei. Siska atmete geräuschvoll aus. „Bin ganz Lennox' Meinung."

Darum lenkte sie den BMW nach der vorgeschriebenen Geschwindigkeitsangabe in die Stadt Venedig rein. Ein Wasserfluss bahnte sich quer durch gelb-beige Häuser und Gondeln brachten Leute von Ort zu Ort. Alea fand Venedig sofort schön. „Wow", entfuhr es ihr und Siska parkte am Rand einer Straße.

„Jetzt müssen wir zu Fuß weiter", sagte sie und Lennox öffnete auf seiner Seite die Tür, da Alea das auf ihrer wegen einer Gruppe Leute, die vorbeimarschierten, nicht konnte.

Sie liefen durch eine schmale Gasse am Fluss entlang, und Siska, die sich im Kartenlesen am besten auskannte, dirigierte ihnen den Weg.

„Jetzt weiß ich, was Sammy, Ben und Tess daran fanden, hier her zu kommen", staunte auch Lennox. Alea nickte und streifte sich im Laufen ihre fingerlosen Handschuhe über. Nun brauchte sie sie endlich mal wieder, und das ließ ihre Stimmung gleich etwas mehr steigern. Lennox hatte seine Hände in den Hosentaschen verschwinden lassen, denn für ihn hatten sie noch keine, die seine Raffnarben zwischen den Fingern verstecken könnten. Im Gegensatz zu Siska. Sie trug schon ihr ganzes Leben lang welche, wie sie ihnen auf der Autofahrt erzählt hatte.

Aleas Schritte beschleunigten sich, als sie eine große Brücke über dem Wasser entdeckte. „Da ist Tess!", rief sie.

Tess Taurus hatte sie ebenfalls schon entdeckt und lief mit weit ausholenden Schritten auf Alea, Lennox und Siska zu. Angekommen umarmte sie erst Alea, dann Lennox und Siska schüttelte sie die Hand. „Salut!", sagte sie. „Da seid ihr ja endlich! Wir warten schon Ewigkeiten auf euch." Anstelle ihres Pokerfaces strahlte sie von einem Ohr zum anderen. Weitere schnelle Schritten kamen zu ihnen angerannt, und Samuel Draco kam jubelnd auf sie zugewuselt. „Schneeewiiiittcheeeen!"

„Diskriminierung", brummte Lennox, doch Sammy breitete die Arme so weit aus, dass sowohl er als auch Siska in seiner Umarmung mit eingeschlossen wurden. Alea grinste ihn an, und Lennox grinste zurück. Tess wich panisch aus.

„Musst du immer so stürmisch sein?", fragte sie kopfschüttelnd und mit ihrem leicht französischen Akzent.

„Klar!", lautete die Antwort. „Denn wenn ich einfach nur angelatscht komme, weiß niemand, was für ein spektakulärer Bestmoment das ist!" Gleich darauf zupfte Sammy eine Fluse von Siskas Handschuh ab und zwinkerte. Ihm schien es nicht auszumachen, dass er ein Mädchen umarmte, das er kaum kannte. Dann kam auch Ben.

„Wo finde ich denn hier jetzt noch Platz?", fragte er scherzhaft und Alea streckte den Arm nach ihm aus und zog ihn mit in die Umarmung an eine freie Stelle rein. „Au ja!", rief Sammy. „Gruppenkuscheln!" Schließlich wurde auch Tess nicht vor ihm verschont, was diese gar nicht toll fand.

Kurz danach lösten sie sich wieder. „Ich bin so froh, euch wieder zu sehen!", sagte Alea lächelnd und dachte an die Tage zuvor, bei denen sie nur mit Lennox zusammen war.

„Ich auch", sagte er gleich darauf. „Die Zeit am Rhein war wirklich... anstrengend."

„Also wir haben megakrassviel Spaß gehabt!", erwiderte Sammy. „Dafür war es bei euch viel spannender." Er zog die Brauen zusammen und dachte scheinbar darüber nach, was jetzt von beiden besser war.

Alea konnte ihm nicht widersprechen. Was eigentlich nur die Suche nach ihrer Zwillingsschwester am Loreleyfelsen war, entpuppte sich als lange geplante Falle von Doktor Orion. Dadurch hatten sie zwar Thea gefunden – doch kaum später wieder verloren.

„Wie lang bleiben wir denn eigentlich hier?", fragte Tess. „Schließlich müssen wir ja nächste Woche in Rom sein." Ben zuckte mit den Schultern.

„Alea, Lennox und Siska haben ja noch nichts von hier gesehen. Wir sollten aber auch für das Konzert proben – immerhin stehen wir bald vor tausenden von Menschen auf der Bühne!"

Bei der Vorstellung zog sich alles in Alea zusammen. Mittlerweile war sie beim Musizieren auf der Straße kaum mehr nervös. Es hörten nie mehr als ein paar Personen zu, und nun sollte sie vor gefühlt der halben Welt singen? Es erstaunte sie, wie locker die anderen damit umgingen.

„Was ist mit mir?", fragte Siska auf Hajara, da sie Deutsch nicht verstehen konnte.

„Wir spielen in einem Konzert", sagte Lennox.

„Das ist ja ein Ding! Wann ist denn eure Aufführung?"

„In einer Woche."

Siskas Augen weiteten sich. „Oh", sagte sie.

Sammy quatschte ihr dazwischen. „Schneewittchen! Sir Scorpio! Wann wollt ihr zwei Schmachtschätzchen euch denn an der Schönheit Venedigs beseelen?", fragte er. „Schließlich habt ihr von euren Abenteuertagen ein bisschen Entspannung verdient, findet ihr nicht auch?"

„Auf jeden Fall!", sagte Alea und freute sich auch schon darauf. Sammy klatschte in die Hände.

„Wunderbärchen! Ben und ich haben ein Laden gesehen, wo man sich Essen zum Mitnehmen kaufen kann. Da können wir doch gleich was holen. Und dann setzen wir uns auf eine schön große Bank mit Blick auf's Wasser und wir sind ganz still, damit Sir Scorpio und du den Klängen Venedigs lauschen könnt und schön..." Sammy warf die Arme nach hinten und atmete lautstark aus. „... und selig in aller Seelenruhe euch beseelen lassen könnt."

„Klingt nicht schlecht", meinte Lennox. „Aber hast du vergessen, dass wir nicht allein gekommen sind?" Siska, die neben ihm stand, wusste wirklich nichts mit sich anzufangen und schaute deshalb interessiert auf einen unsichtbaren Fleck am Boden. Sammy blies die Wangen auf. „Ich hab eine Idee", sagte er. „Wir werden uns tiefgründig unterhalten, damit der werte Herr Ben mit uns allen zufrieden sein kann, stimmt doch, Ben, oder?"

Alea erinnerte sich noch daran, wie Ben sich erst mal mit ihr und in Amsterdam auch noch mit Lennox unterhalten wollte, und das hatte Sammy wohl nicht vergessen. Nicht, dass er sonst Sachen schnell vergessen würde, doch nun hakte er sich an seinem älteren Bruder und bei Siska unter und schlenderte mit großem Tamtam zur nächsten Sitzgelegenheit. Tess, als einzige übrig geblieben, stöhnte. „Die können sich doch eh nicht verstehen."

„Ben kann ein bisschen Hajara", erwiderte Lennox. „Für ein solches Gespräch reicht es vielleicht sogar aus. Na ja, kommt drauf an, was sie so alles besprechen."

Tess nickte und bei diesem Punkt schien ihr etwas einzufallen. „Weiß Siska eigentlich etwas von ihrem Vater?"

„Ja, wir haben es ihr erzählt", sagte Alea.

„Und? Wie hat sie reagiert?"

„Erst... erschrocken. Dann fassungslos und dann..." Alea wusste nicht so genau, wie sie das nun formulieren sollte. „... dann wurde sie wütend, aber entschlossen wütend, als würde sie das noch mehr zu Orions Entführung anspornen. Denn wenn die Darkoner nicht mehr zu ihm zurückfänden, wäre Zeirus ja vielleicht frei. Und mit ihm die anderen."

„Und Siska würde mit ihm gehen", sagte Lennox. Alea stutzte, denn über das Danach hatte sie sich noch keine richtigen Gedanken gemacht. Möglicherweise würde sie mit ihrem Vater gehen, aber sie hatte ja noch Pflegeeltern und ging eigentlich zur Schule. Wenn sie mit Zeirus mitgehen sollte – wohin würde das führen? Der Darkonerchef lebte seit Jahren bei Orion und hatte keine sichere Unterkunft, wo sie bleiben konnten. Bei Aleas eigenem Vater Keblarr hatte sie sich auch für die Alpha Cru entschieden, aber das war natürlich ein komplett anderer Vergleich. Und wenn Siska nun bei ihnen oder ihren Pflegeeltern blieb, was würde dann Zeirus machen? Für ihn wäre das ein Tochter-Vater-Wiedertreffen nach etlichen Jahren, und wie sollte er reagieren, wenn sie plötzlich nicht bei ihm leben mochte?

Ohne Orion würden die beiden wahrscheinlich ein ganz normales Leben führen, dachte Alea voller Grimm. Ohne Virus und mit der Mutter im Ozean leben (und ein paar Gretzer aufspüren), alles wäre friedlich und kein Orion weit und breit. Alea lächelte bei der Vorstellung, denn genau das war ihr Traum. Dass die Meermenschen, vor allem die Meerkinder, wieder in ihre Heimat zurückkehren konnten. In ihre wirkliche Heimat.

„Erde an Alea", riss Lennox' Stimme sie plötzlich aus ihren Gedanken.

„Äh, was?"

„Du hast echt gruselig ausgesehen, wie du so selig in die Ferne geschaut hast", sagte Lennox und lächelte. „Wahrscheinlich hast du nicht an mich gedacht, oder?" Alea boxte ihn leicht gegen die Schulter und grinste. „Nein, du armer, hab ich nicht."

Lennox schaute sie einen Augenblick lang mit hochgezogener Braue an, dann grinste er, beugte sich vor und küsste sie. Tess wandte sich höflich ab (im Gegensatz zu Sammy, der zwei Bänke weiter sie mit strahlendem Gesicht anstarrte), doch Alea wusste, was Tess dabei denken musste. Kurz darauf machte sie sich wieder von Lennox los.

„Also, was wollte mir die Erde gerade eben sagen?", wechselte sie das Thema.

„Zwei Dinge. Erstens: Wir gehen gleich los und holen uns etwas auf die Hand. Zweitens: Wir beide und Siska brauchen noch einen Platz für die Nacht, und da wäre die Jugendherberge geeignet, in der Tess, Sammy und Ben schon schlafen. Da müssten wir uns allerdings noch anmelden und ich weiß nicht, ob das noch so spät am Abend geht."

Alea stöhnte, dabei wollte sie sich doch nur selig und in aller Seelenruhe beseelen lassen.

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