Zebrawelt ✔

By TheAonyx

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Für Vera eröffnet sich eine völlig neue Welt, als sie Minou kennenlernt. Vera verbrachte ihre Schulzeit größt... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Nachwort

Kapitel 38

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By TheAonyx

Nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte, holte ich dann doch noch mein Buch ab und machte mich danach auf den Weg nach Hause.

Den restlichen Tag verbrachte ich damit, mir den Kopf darüber zu zerbrechen, was zur Hölle Minous schwuler Cousin damit zutun haben konnte, dass sie den Kontakt zu mir abgebrochen hatte, doch jede einzelne Vermutung, die ich aufstellte, musste ich schon kurze Zeit später aufgrund fehlender Logik wieder verwerfen.

Ich quälte mich durch den Tag und erwartete beinahe, Minou würde mich früher oder später anschreiben, aber vergeblich – der Chatverlauf blieb unberührt.

Die Tatsache, dass ich jedes Mal, wenn mein Smartphone vibrierte, direkt danach griff, war in meinen Augen fast schon erbärmlich, aber ich schob es darauf, unbedingt erfahren zu wollen, wie Janny in dem Ganzen mit drinhing und nicht darauf, dass irgendeine winzig kleine Stimme in meinem Hinterkopf mir zuflüsterte, dass jetzt, wo er mit ihr reden wollte, ja vielleicht doch noch alles gut werden könnte.

Ich ging so spät wie möglich ins Bett, in der Hoffnung, direkt einzuschlafen und nicht erst noch drei Stunden wach zu liegen und irgendwelche Szenarien in meinem Kopf durchzuspielen, die sowieso nie eintreten würden.


Am nächsten Morgen wurde ich von einem schrillen Piepen geweckt. Verwirrt öffnete ich meine Augen ein Stück weit und griff nach dem lärmenden Wecker, der neben mir auf meinem Nachtschrank stand und aus voller Kehle rumschrie.
Es war Samstag, wieso ließ er mich nicht schlafen?

Immer noch schlaftrunken brauchte ich geschlagene siebenundfünfzig Sekunden, bis ich mich wieder daran erinnern konnte, wie ich gestern Abend, ohne darüber nachzudenken, dass Wochenende war, auf die Taste zur Aktivierung für den nächsten Tag gedrückt hatte.

Ich verfluchte mich innerlich für diesen dämlichen Fehler und versuchte angestrengt, zurück ins Land der Träume zu sinken – aber ich versagte kläglich.

Nach geschlagenen fünfundzwanzig Minuten gab ich den Versuch, doch noch etwas Schlaf zu bekommen, auf und verließ mein gemütliches Bett.

Es war mittlerweile fast sieben Uhr und so beschloss ich, mir schon mal frühstück zu machen, wobei ich penibel darauf achtete, so leise wie möglich zu sein, um meine Familie nicht aufzuwecken. Schließlich war ich ein wirklich liebenswerter Mensch.

Um halb acht kroch ich zusammen mit meinem neuen Buch zurück unter die Bettdecke und begann zu lesen.
Um halb zehn beschloss ich, mir etwas Vernünftiges anzuziehen und die Zeit mit Sozialen Medien zu verschwenden.
Um halb elf, meine Familie war mittlerweile ebenfalls auf den Beinen, setzte ich mich an den Aufsatz, den ich noch für den Geschichtskurs schreiben musste.
Um viertel vor zwölf klingelte es.

Ich sprang auf, froh, vor den Anfängen der Amerikanischen Revolution fliehen zu können, und öffnete die Tür. Vermutlich hatte Chrissy wieder irgendetwas online bestellt und zu uns liefern lassen, da bei ihr im Wohnheim immer mal wieder die Pakete von einem etwas eigenartigen Mitbewohner entgegengenommen und danach nie wiedergesehen wurden.

Aber es war kein Postbote.

(Naja, außer die Post hatte die Uniformpflicht abgeschafft und Minou hatte beschlossen, Paketbote wäre ihr neuer Traumnebenjob.)

„Oh ehm hey", begrüßte ich sie etwas überfordert.

„Du hast mit Janny geredet."

Ich nickte langsam und war unsicher, ob ich sie nun reinbitten sollte oder nicht. Doch die Entscheidung wurde mir letztendlich sowieso abgenommen.

„Darf ich vielleicht reinkommen? Ich denke, wir sollten reden", sagte sie unsicher und ich trat schnell zur Seite, um sie ins Haus zu lassen.

„Du hättest auch anrufen können", meinte ich und bemerkte zu spät, wie unglaublich taktlos das geklungen haben musste.
„Sorry", schob ich schnell hinterher, doch sie ging auf keine der beiden Aussagen ein.

Sie zog ihren Mantel aus und ich bat sie in mein Zimmer, wo sie sich so vorsichtig auf mein Bett niederließ, dass es beinahe so rüberkam, als befürchte sie, es würde unter ihr zusammenbrechen.
Ich setzte mich neben sie.

„Bist du gekommen, um mir endlich mal die Wahrheit zu sagen?"

Sie zupfte an einem Ende meiner Bettdecke herum. „Ja, ich schätze, das hast du verdient."

Endlich.

Sie holte tief Luft. „Janny meinte, er hätte dir erzählt, dass er schwul ist."

Ich nickte langsam.

„Seine Eltern haben damals nicht besonders gut darauf reagiert."

„Oh", sagte ich leise. „Das tut mir leid."

„Ja", sagte sie. „Die Zeit danach war ziemlich heftig für ihn. Es gab andauernd wirklich unschöne Diskussionen deswegen mit seinen Eltern und ..." Sie brach ab.

„Und du hattest Angst, dass deine Eltern genau so reagieren würden?", fragte ich vorsichtig.

Sie zuckte mit den Schultern. „Ja und nein. Guck, Janny hatte keine Wahl, er steht halt auf Männer. Ich hingegen ... ich weiß auch nicht, ich meine, ich dachte, ich könnte einfach weiterhin nur Typen daten, verstehst du?"

„Hm", machte ich und dachte immer noch darüber nach, wie nett ich Carmen damals gefunden hatte.
„Und willst du das durchziehen?", fragte ich dann. „Also nie wieder Mädchen zu daten?"

Sie sah weg und es entstand eine kurze Pause.

„Nein."

Erneut verstrich ein kurzer Augenblick, in dem keiner von uns beiden etwas sagte.

„Okay", meinte ich irgendwann langsam. Für einen kurzen Moment war mir ihr Plan gar nicht mal so dumm vorgekommen.

Sie musste meine Gedanken erraten haben, denn sie seufzte leise. „Die Sache ist die: Ich will meine Eltern nicht enttäuschen, aber ich kann nichts dafür, wenn ich mich in irgendwen verliebe. Ich weiß nicht, wie sie reagieren werden. Vielleicht ist es so wie bei Janny, vielleicht ist es aber auch ganz anders. Aber das, worauf es wirklich ankommt, ist, dass ich nicht mein Leben lang meine wahren Gefühle unterdrücken kann, nur um es meinen Eltern recht zu machen. Verstehst du?"

Ich nickte langsam. Sie hatte recht, sie konnte nicht einfach einen Teil von sich verleugnen. Er würde nicht einfach verschwinden.

Sie blickte wieder zu mir zurück und das Licht der Deckenbeleuchtung ließ die kleinen goldenen Punkte in ihren Augen tanzen.

„Und? Was denkst du darüber?", fragte sie vorsichtig.

Das war eine verdammt gute Frage. Gute Fragen erkennt man daran, dass man keine Antwort auf sie hat.

„Ich habe ehrlich gesagt noch nicht darüber nachgedacht."

„Oh, okay." Sie wendete ihren Blick ab.

Ich hasste dieses ständige unangenehme Schweigen. Ich musste irgendwas sagen, um es zu brechen. Irgendwas.

Naja, irgendwas außer „Willst du mit mir zum Schulball gehen?".

„Wie bitte?", Minou sah mich verwirrt an.

Okay, stopp! Das hatte ich gerade nicht wirklich gefragt, oder? Das war doch nur in meinem Kopf gewesen, oder nicht? Wieso zur Hölle hatte ich das AUSGESPROCHEN?
Ich meine, ich habe das nicht mal geplant oder so. Ich will das nicht mal! (Vermutlich.) Ich weigere mich, zu glauben, dass ich es war, die diesen Satz gerade ausgesprochen hat!

Doch Minou schien mindestens genau so überrascht davon dem zu sein, was ich gerade gefragt hatte, wie ich selbst. „Aber ... ich dachte, du hasst mich?"

Ich beschloss, die Frage, ob ich das eben jetzt ausgesprochen hatte oder nicht, für einen Moment zu ignorieren und schüttelte den Kopf. „Ich hasse dich nicht."
Ich machte eine kurze Pause, um meine Gedanken zu ordnen. „Ich meine, du hast mich verletzt. Sehr. Aber ich hasse dich nicht."

Ihre Augen glitzerten und ich befürchtete, dass jeden Moment Tränen anfangen könnten, über ihr Gesicht zu laufen.

„Ich -", fing ich an, doch sie unterbrach mich, indem sie sich zu mir beugte und ihre Lippen auf meine drückte.

Nach wenigen Sekunden machte sie sich von mir los, doch ihr Gesicht war immer noch nur Millimeter von meinem entfernt.
„Ja, ich will mit dir zum Ball gehen, Vera", flüsterte sie leise und bevor ich darauf antworten konnte, fing sie schon wieder an, mich zu küssen.

Ich legte vorsichtig eine Hand auf ihren Rücken und erwiderte den Kuss.

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