๐๐‘๐ˆ๐๐‚๐„๐’๐’ | markus von...

By goldenmetanoia

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โ ๐ˆ๐œ๐ก ๐๐š๐œ๐ก๐ญ๐ž ๐ข๐œ๐ก ๐ฐ๐ฎฬˆ๐ซ๐๐ž ๐ข๐ก๐ง ๐ก๐š๐ฌ๐ฌ๐ž๐ง, ๐š๐›๐ž๐ซ ๐ง๐š๐œ๐ก ๐š๐ฅ๐ฅ๐ž๐ฆ ๐ฐ๐š๐ฌ ๐ฐ๐ข๐ซ ๐ณ๏ฟฝ... More

๐๐‘๐ˆ๐๐‚๐„๐’๐’
besetzung
prolog
๐š๐ค๐ญ ๐ข.
01. neues schuljahr
02. eine kleine lรผge
03. zehn tage
04. hausarrest fรผr anfรคnger
05. der rauswurf
06. unfreiwillige einladung
07. geburtstagsduell
08. schlacht um camelot
09. nicht allein
10. sei wild, gefรคhrlich und wild
11. verรคndere das spiel
๐š๐ค๐ญ ๐ข๐ข.
12. schรถne grรผรŸe vom dfb
13. dwk - international
14. lieber auf der erde
15. nebelburg und kopfzerbrechen
16. das ist ein wort
17. staraja riba
18. er ist รผberall
19. biestiger als alle anderen
20. uneinnehmbare festung
๐š๐ค๐ญ ๐ข๐ข๐ข.
21. vergiss mich nicht
22. vergangenes ist vergangen
23. revolverhelden und gartenzwerge
24. hoher besuch
25. was fรผhlst du wirklich
27. gewitter und flรผche
28. festmahl mit folgen
29. danke fรผr alles
30. in der falle
31. komplikationen
32. willkommen in der natternhรถhle
33. biester und kerle
34. duftender kirschkuchen
35. gelรถstes rรคtsel
36. perfekt fรผreinander
37. die kuchensache
๐š๐ค๐ญ ๐ข๐ฏ.
38. happy birthday
39. auf nach ragnarรถk
40. geistergeschichte
41. mysteriรถser eindringling
42. zweifel รผber zweifel
43. das richtige tun
44. eine einzige entscheidung

26. hoffnungsschimmer

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By goldenmetanoia

⋆。゚☁︎。⋆。 ゚☾ ゚。⋆

❝ 𝑉𝑖𝑒𝑙𝑙𝑒𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑠𝑜𝑙𝑙𝑒𝑛 𝑤𝑖𝑟 𝐹𝑟𝑒𝑚𝑑𝑒 𝑠𝑒𝑖𝑛 ❞
𝑫𝒊𝒆 𝑾𝒊𝒍𝒅𝒆𝒏 𝑲𝒆𝒓𝒍𝒆 𝒊𝒊𝒊.
𝑡𝑖𝑚𝑒𝑙𝑖𝑛𝑒 ──𝑆𝑜𝑚𝑚𝑒𝑟 '06
𝑲𝒂𝒑𝒊𝒕𝒆𝒍 26 ━━━━𝒉𝒐𝒇𝒇𝒏𝒖𝒏𝒈𝒔𝒔𝒄𝒉𝒊𝒎𝒎𝒆𝒓
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★ ★

Hoffnung kann wunderschön, allerdings auch sehr gefährlich sein.

Sie verführt den Mensch dazu, an etwas zu glauben, was mit Logik vielleicht nicht zu erklären ist. Sie kann dabei helfen nicht den Mut zu verlieren, egal wie schwer die Zeit ist, die man gerade durchlebt.

Blöderweise tendieren manche Menschen dazu ihre Hoffnungen über die Realität zu stellen und obwohl sie wissen, dass eine bestimmte Situation wahrscheinlich nicht so geschehen wird, wie sie es sich vorstellen, hoffen sie trotzdem darauf, weswegen sie am Ende enttäuscht werden.

Es ist wie, als würde man mit dem Feuer spielen; man nimmt seine Hand nicht rechtzeitig weg und bemerkt erst dass es zu heiß wird, wenn man sich bereits verbrannt hat.

Der Unterschied ist, dass die Brandwunde heilen kann, vielleicht tut es einige Tage weh, aber sobald sich die Hautzellen regeneriert haben, denkt man nicht mehr darüber nach.

Eine Enttäuschung, wie auch immer, kann tiefe Narben hinterlassen. Von außen sind diese meistens nicht sichtbar, aber man selbst bemerkt, dass man sich mit jeder enttäuschenden Erfahrung, das nächste Mal weniger Hoffnung macht.

Man kann also nicht genau sagen, ob Hoffnung uns mehr nützt oder schadet; vielleicht ist es alles eine Sache der Perspektive.

Was Juna anging, sie und die Hoffnung waren nicht gerade die besten Freunde und trotzdem fiel das Mädchen jedes Mal wieder auf sie herein.

Juna war eine dieser Menschen, die auf etwas hofften, obwohl sie wusste, dass es wahrscheinlich nicht geschehen würde; das war einfach, wie sie war.

"Juna!" Maxi krallte seine Finger förmlich in die Schultern der Blondine, seine enttäuschte Grimasse durch Angst ersetzt. "Schau auf die Straße!"

"Dampfender Teufelsdreck!" Die Tochter der Hexe lenkte scharf nach links, um wieder in die Mitte der Fahrbahn zu gelangen, bevor sie seufzte: "Sorry."

"Schon gut." Der Junge schloss gequält die Augen und zwang seinen Körper dazu sich zu beruhigen. "Bring uns einfach zum Teufelstopf."

"Nein, es ist nicht okay!", spottete Juna, während sie die Griffe des Lenkers so fest umschlang, dass ihre Knöchel sich weiß färbten. "Ich hätte auf die Straße achten müssen."

"Juna", mahnte der Mann mit dem härtesten Schuss der Welt. "Es ist nichts passiert."

Sie nickte geknickt mit dem Kopf, bevor sie laut überlegte: "Glaubst du, dass wir eine Chance gegen Fabis Mannschaft haben?"

"Ich weiß nicht." Der Junge rutschte vorsichtig nach links und rechts, um Juna nicht beim fahren zu stören. "Vielleicht sollten wir einfach hoffen,"

"Ja, hoffen." Die Zeit würde es zeigen, aber das Mädchen hatte genug davon nur herumzusitzen und zu warten. Das machte sie seit zwei Jahren und sie hatte die Nase gestrichen voll. Was sollte das überhaupt? Wieso sollte sie auf etwas warten, dass sie selbst in die Hand nehmen konnte? "Ohne Markus fehlt uns ein Torwart."

"Ich weiß." Maxi bemerkte, dass seine Freundin absichtlich das Thema wechselte, hatte aber nichts dagegen einzuwenden. "Wir lassen uns was einfallen, so wie wir es immer tun."

Der Junge hatte recht, es war noch lange nicht das Ende, sie sollten es mehr als einen Neuanfang betrachten. In jedem Schlechten steckt meistens auch was Gutes ... das Gute zeigt sich nur oft etwas später.

Das Duo fuhr den kleinen Hügel zum Platz hinunter, auf welchem Nerv und Juli bereits warteten. Nerv hatte einen Ball in der Hand, mit dem er auf dem Boden saß und daran herumspielte. Juli hingegen hielt seine Mütze in den Händen und drehte sie, als würde er nach einem tieferen Sinn hinter der Kopfbedeckung suchen.

Der Blicke des älteren Reik Bruders erhob sich. "Ich glaub ich spinne."

Die Tochter der Hexe stellte die Cross in der Mitte des Teufelstopfes ab und ließ ihren Mitfahrer absteigen, bevor auch sie von ihrem Gefährt hüpfte und den Helm abnahm.

"Na Streuner?", grüßte sie. "Ich habe gehört, dass du und die siebte Kavallerie zu Gärtnern mutiert seid."

"Das ist eine Geschichte für einen anderen Zeitpunkt." Ein sanftes, dennoch aufforderndes Lächeln stahl sich auf die Lippen des braunhaarigen Jungen. "Du könntest uns aber erzählen, warum du uns verschwiegen hast, dass du einen kleinen Bruder hast."

"Bekomme ich davor wenigstens noch eine Umarmung? Immerhin haben wir uns seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen."

"Komm her." Juli öffnete die Arme für seine Freundin, woraufhin Juna zu ihm ging. Die Umarmung war kurz, ein: schön, dass wir uns Wiedersehen. Es reichte aus, um die beiden daran zu erinnern, dass ihre Freundschaft trotz der langen Zeit nicht vorbei war.

Ein Räuspern beendete den kurzen Freundschaftsmoment der zwei Kerle: "Es ist ja schön, dass ihr euch wieder versteht, aber ich will trotzdem eine Erklärung."

"Nerv." Das Duo löste sich voneinander, ehe das Mädchen seufzte und den Kopf in den Nacken legte: "Setzt euch und ich werde euch alles in Ruhe erklären."

Die drei Jungen taten genau das und warteten darauf, dass das Juna mit ihrer Erklärung begann.

"Also, wo fange ich am besten an?"

Der Sohn der Hexe rutschte ungeduldig auf seinem Platz hin und her. "Wie wäre es denn mit dem Anfang?"

"Nerv, du nervst."

"Ich weiß, das ist mein Schicksal."

Juna suchte nach den richtigen Worten, um ihre Entscheidung zu begründen. Für sie war es unglaublich viel, dass sie sagen wollte, doch sie wusste, dass es besser war, wenn sie es kurz und verständlich verpackte. Es würde nichts bringen um den heißen Brei herum zu reden. "Unsere Mutter, die Hexe von Burgenhausen hasst alles, was sich um das Thema Fußball dreht. Ich spiele Fußball in einer Mannschaft, wovon sie weiß und weswegen sie keine Gelegenheit auslässt mir zu zeigen, was für eine große Enttäuschung ich bin."

Die Blondine fuhr sich kopfschüttelnd durch die Haare. "Ich wollte nicht, dass Nerv zu nah an die Kerle kommt; eigentlich will ich das immer noch nicht. Er soll nicht das Gleiche durchmachen müssen wie ich in diesem Alter."

Sie wand ihren Blick auf den Zwerg der mit seinem Ball spielte. "Vielleicht war es falsch dir nichts zu erzählen, bereuen tue ich es aber nicht. Du hast nur eine Kindheit Brüderchen und du hast das Recht sie, genauso wie jedes andere Kind, frei zu erleben."

Es blieb einige Zeit still, bevor Nerv den Blick hob und seiner Schwester in die Augen sah.
"Danke, ich weiß es zu schätzen."

Es war nicht mehr und nicht weniger an diesem Danke, was Juna zeigte, dass er zwar enttäuscht war, ihre Erklärung aber nachvollziehen und ihr verzeihen würde.

Beidseitiges Verständnis füreinander, war das, was Nerv und Juna zu so guten Geschwistern machte. Fehler waren erlaubt, da sie nunmal zum Leben dazu gehörten. Niemand war perfekt und niemand musste es sein.

Nerv und Juna waren es definitiv auch nicht, doch gerade diese Tatsache machte die beiden so interessant.

Die untergehende Sonne färbte den Himmel rot, orange und gelb. Einzelne weiße Wolken waren am Himmel zu sehen; es war ein typischer Sommerabend.

Das Quartett saß auf dem Boden und redete über die vergangen Zeit. Sie schwelgten in Erinnerungen und erzählten Nerv von ihren Abenteuern und obwohl er die meisten schon kannte, wollte er sie trotzdem hören.

Juna konnte das Strahlen in seinen Augen erkennen, das zeigte, dass er es genoss mit seinen Idolen gemeinsam im Teufelstopf zu sitzen und sie besser kennenzulernen.

Die Vier versuchten die Zeit totzuschlagen, aber irgendwann gingen ihnen die Ideen aus. Egal was sie versuchten oder wie langsam sie eine Geschichte erzählten, von den restlichen Kerlen fehlte jede Spur.

Es war wieder ein Stück dunkler geworden und es würde nicht mehr lange dauern, bis die Nacht über ihnen hereinbrach und der Sommerhimmel sich mit vielen leuchtenden Punkten schmücken würde.

Julis Blick wanderte ein letztes Mal zum Hügel, seine Enttäuschung offensichtlich. "Das wars dann wohl."

"Kommt!", forderte Maxi, erhob sich und klopfte seine staubigen Klamotten mit der Hand ab. "Wir gehen."

"Nein!" Nerv sah dabei zu, wie Tippkick seiner großen großen Schwester auf die Beine half, sträubte sich selbst aber dagegen aufzustehen; er wollte nicht, dass dieser Tag so zu ende ging. "Sonst steckt mich meine Mutter in meinen Matrosenanzug!"

"Aber das tut sie auch morgen und in vier Tagen." Der ältere Reik trat eine alte Dose, die vor ihm auf dem Boden lag, wodurch diese einige Meter vor ihn geschleudert wurde.

"Verflixt nochmal Nerv!", fluchte Maxi und drehte sich zu dem Kleinen um. "Es kommt keiner mehr."

"Da wäre ich mir gar nicht so sicher!" Die Köpfe der vier schossen in Richtung Hügel, auf welchem Raban mit dem alten Trikotkoffer in der Hand stand und zu ihnen herunter grinste. Er trug seine runde Brille auf der Nase und einen orangenen Pullover mit einem wilden Kerle Logo.

"Potzblitz!", ertönte die Stimme des jüngeren Reik Bruder, der neben seinem besten Freund stehen blieb und lachte "Da staunt ihr, hab ich recht?"

Vanessa war ebenfalls mit von der Partie. In einer Jacke mit grauer Kapuze stellte sie sich neben das Duo. "Dafür leg ich meine beiden Beine ins Feuer."

Juna konnte nicht anders, als ihre beste Freundin sanft anzulächeln; sie hatte sie einfach vermisst.

Juli sah erleichtert zu seinen Freunden nach oben und richtete seine Schiebermütze dabei. "Meine Beine!"

"Meine Seele!", sagte Nerv, sprang vom Boden auf und trat neben seine Schwester, die ihm durch die Haare wuschelte.

"Und mein ganzes Herz!"

Juna traute ihren Augen nicht. Leon, der Slalom-Dribbler und Torjäger stand in einem weißen, glitzernden Country-Outfit, neben der Unerschrockenen auf dem Hügel. Er war zurück und das, obwohl er der Meinung war, dass die wilden Kerle nur Kinderkram waren.

"Hey wie sieht der denn aus?", fragte Juli, der den Anführer verwirrt ansah. "Vanessa?"

"Kommt wir gehen!", sprach Maxi und wechselte das Thema. Er stieg den Hügel empor, um zu den anderen zu gelangen. "Wir gehen zu Hadschi Ben Hadschi."

"In seine Geheimerfinderwerkstatt", stimmte Joschka zu, der sich darauf freute den Erfinder wiederzusehen.

Die meisten der Kerle gingen still und in sich gekehrt den Hügel auf der anderen Seite herunter, während Juna, die die einzige war, die neben Leon stehen blieb leise lachte: "Wie war das mit: die wilden Kerle sind Geschichte?"

Leon lächelte sanft zu seiner besten Freundin nach unten, was dem Größenunterschied der beiden zu verdanken war. Er erinnerte sich an das Gespräch, was sie vor guten zwei Jahren geführt hatten, als Juna sich dafür entschieden hatte, dass sie ihm eine zweite Chance geben würde. Er beschloss, dass er genau das jetzt auch für die Mannschaft der wilden Kerle versuchen wollte - eine zweite Chance.

"Vergangenes ist vergangen", zitierte er, seine Augen fielen dabei auf Vanessa, deren Silhouette in der Entfernung immer kleiner wurde.

"Ich bin froh, dass der Anführer der wilden Kerle wieder zurück ist."

Der Torjäger legte seinen Arm um die Schulter des Mädchens und mit einem letzten Blick auf den Teufelstopf stiegen auch Leon und Juna den Hügel herunter, um in Richtung der Geheimerfinderwerkstatt zugehen.

Hadschi Ben Hadschi, der Führer und Besitzer der Werkstatt war ein, nein, der beste Erfinder, den es auf der ganzen Welt gab. Der Mann war einfach brilliant und das hatte er schon einige Male unter Beweis gestellt.

Die Federkanone, mit der die Mannschaft den dicken Michi damals überzogen hatten war von Hadschi gebaut worden, genauso wie die Weihnachtsbaumeinnetztonnen.

Es war, als hätte der Mann einzig und allein Augen für die Dinge, die sonst eigentlich keiner brauchen könnte - bis auf die wilden Kerle natürlich.

Sie verdankten Hadschi Ben Hadschi den Sieg über den dicken Michi und durch seine Erfindung konnten sie verhindern, dass die unbesiegbaren Sieger Camelot zerstört hatten.

Dabei war es schon irgendwie ironisch, dass die wilden Kerle den Erfinder eigentlich nur kannten, weil Raban vor einigen Jahren mit dem Fahrrad in Hadschis Obst- und Gemüsestand gefahren war. (Das hatte der Held zumindest erzählt.)

Anscheinend stand Hadschis Stand damals direkt vor Rabans Gartentor, dass er immer benutzte um mit dem Rad wegzufahren. Er hatte auch erzählt, dass er angeblich um die drei Mal in den Stand gefahren war und Hadschi ihm jedes Mal damit gedroht hatte ein Hühnchen mit ihm zu rupfen.

Am Ende erfuhr Raban von Hadschi Ben Hadschis Geheimerfinderwerkstatt und die beiden wurden zu Freunden.

Wer hätte damit gerechnet, dass der Obst- und Gemüseverkäufer ein talentierter Erfinder sein würde?


Die Sonne war bereits hinter dem Horizont untergegangen, doch an das Schlafen dachten die wilden Kerle nun definitiv nicht.

Maxi öffnete langsam die Tür, die in Hadschi Ben Hadschis Geheimerfinderwerkstatt führte. Keines der Lichter im Eingangsbereich brannte, weswegen es ein wenig gespenstisch aussah. Ein schmaler Eingang gewährte der Mannschaft einen Einblick in den Raum, in welchem etwas weiter hinten, Hadschi Ben Hadschi höchstpersönlich an einem Tisch saß.

Der Erfinder hatte den wilden Kerlen den Rücken zugedreht und das gedimmte Licht der neben ihm stehenden Schreibtischlampe war genau auf seinen Arbeitsplatz gerichtet.

"Ich glaube ich träume", murmelte der Erfinder abwesend, ehe er den Kopf hob und sich zu den wilden Kerlen umdrehte. "Gibt es euch noch? Oder gibt es euch wieder?"

Nerv drängte sich hastig zwischen den restlichen Kerle nach vorne, wobei er so schnell war, dass er einige seiner neuen Freunde anrempelte. Er stellte sich selbstbewusst vor den Tüftler. "Es gibt uns wieder."

"Hadschi Ben Hadschi-", sagte Joschka langsam und trat ebenfalls zu seinem Freund, den er durch Raban kennengelernt hatte, nach vorne. "-Ben Hadschi, Ben?"

"Hadschi!", nieste der Mann, nachdem er sich die Hand vor den Mund gehalten hatte.

"Gesundheit."

Die beiden Freunde standen sich gegenüber und sahen sich an, als hätten sie sich seit Jahrhunderten nicht mehr gesehen.

"Beim Schlitzaugenohrring von Sir Alibaba!", fluchte Hadschi, während sich ein nostalgisches Lächeln auf seine Lippen legte. "Joschka."

Das Duo begrüßte sich mit einem kurzen Handschlag, den sie sich in den Jahren, in denen sie sich kannten hatten einfallen lassen.

"Hey! Und wer bist du?" Mit einem Ruck drehte der Mann sich zu dem Kleinsten der Kerle um, der sich einige Erfindungen ansah und sie berührte. Der Tüftler hob Nerv hoch, weshalb ihm der wilde Kerle Anhänger auffiel, den der Junge um den Hals trug. "Oh, wie ich sehe ein ganz wilder Kerl."

"Jetzt werdet bitte nicht sentimental", mokierte Leon, der sich als einziger noch direkt am Eingang der Werkstatt befand, wo er mit verschränkten Armen an der Wand lehnte.

"Oha."

"Hadschi, wir brauchen die Räder", erklärte der Torjäger unbeeindruckt und stieß sich dabei ein Stück ab, damit er wieder aufrecht stehen konnte.

"Verstehe." Der Erfinder fuchtelte mit seinen Armen herum und deutete auf eine Tür, die in einen kleinen Nebenraum führte. "Komm mit, ich zeig dir was."

Die Mannschaft folgte ihm. Der Raum war spärlich eingerichtet: mit einigen Regalen, in welchen Hadschis Erfindungen standen, einer Werkbank, die mit Materialien übersäht war und einem kleinen Schrank, der so voll war, dass die Holztüren sich bereits nach außen heraus drückten.

Doch eine Ecke des Raumes wurde von einem riesigen, schwarzen Laken beansprucht, unter welchem Hadschi wohl etwas verstecken wollte ... vielleicht auch aufbewahren.

Der Tüftler packte den Stoff und zog daran, sodass die alten, kaputten und teilweise verrosteten Fahrräder der Kerle darunter zum Vorschein kamen.

Die Wilden-Kerle-Aufkleber, die zuvor noch einige Räder zierten, waren zum Teil herunter gerissen oder vom Regen verwaschen worden und die einst, silber funkelnden Einzelteile der Fahrzeuge waren nun in einer tiefkupfernen Farbe gefärbt.

"Das ist sentimental!", spottete Hadschi, eine Augenbraue hochziehend und die Kerle vorwurfsvoll ansehend. "Sie lagen überall in der Stadt; ihr habt sie weggeworfen."

"Ich weiß", versicherte Leon. "Aber wie lange brauchst du, um sie zu richten?"

"Ich?", wiederholte der Erfinder und deutete dabei in einer übertriebenen Geste auf sich selbst, bevor er eines der Räder vom Stapel nahm und es dem jüngeren Masannek Bruder in die Hand drückte. "Oh, das wirst schön du tun ... Herr Anführer und wenn du Glück hast, dann bist du in vier Tagen fertig."

"Das ist zu spät!"

"Dann frag die anderen!", schlug der Tüftler vor und nahm sich ein weiteres Fahrrad, das er Maxi gab. "Vielleicht helfen sie dir ja."

Juna zögerte nicht und schnappte sich eines der Fahrzeuge, da sie wusste, dass es sinnlos war mit Hadschi zu diskutieren.

Der Erfinder war sauer und das aus gutem Grund. Er selbst hatte die Räder gebaut, nachdem die Kerle in darum gebeten hatten. Er hatte Monate damit verbracht sie zu designen und zu konstruieren, doch die wilden Kerle hatten seine Arbeit einfach zum Fenster hinausgeworfen als sie die Räder wegschmissen.

Die ehemalige Bogenschützin fuhr sich mit der Hand durch die Haare, als das Gefühl von einem Déjà-vu sie überkam.

Juna wusste nicht, wem das Rad gehört hatte, das sie reparierte, aber allein die Erinnerungen daran reichten aus, um ihre Gedanken an die frühere Zeit zu heften: stundenlanges Fußballspielen im Teufelstopf und ein Sommer, der niemals zu enden schien - was war daraus nur geworden?

"Das kannst du vergessen!", protestierte Raban, der, während seine Freunde angefangen hatten an den Fahrrädern zu schuften, mit Joschka zusammen die alten Trikots aus dem verstaubten Koffer geholt und sie anprobiert hatte.

Die beiden Freunde hatten Probleme gehabt überhaupt noch in die Dinger hineinzupassen; als sie es schließlich endlich geschafft hatten wurde erst deutlich, wie viel sie seit dem Aus der wilden Kerle gewachsen waren.

Obwohl sie es nicht sein sollten, waren die Oberteile der Trikots bauchfrei und die Hosen so kurz, dass sowohl Rabans, als auch Joschkas Boxershorts darunter zum Vorschein kamen.

"Da spiel ich doch lieber in Unterhose!", gab Joschka zu und sah, sich unwohl fühlend auf den Boden.

"Oder in meinem Matrosenanzug!", sagte Nerv, der hinter Raban und Joschka aus dem Raum kam. Er hatte das alte Trikot von Markus an, genauso wie seine Torwarthandschuhe, doch er füllte nicht einmal die Hälfte davon richtig aus. Die Sachen waren ihm viel zu groß; so konnte er sich unmöglich richtig bewegen, geschweige denn Fußball spielen.

Juli runzelte verwirrt die Stirn. "Ihr wollt echt, dass der Kleine Torwart wird?"

"Ich stimme dem Gartenzwerg da vorne ja nur ungern zu-", stimmte Nerv zu, unterbrach sich aber, weil er für seinen Spitznamen einen bösen Blick von Juli kassierte. Der Sohn der Hexe räusperte sich: "Jedenfalls, im Tor bin ich eine Niete."

"Na super, was machen wir jetzt?", wollte Raban wissen, der an dem Stoff seines Trikots herumspielte. "Wir brauchen einen Torwart; der ist sozusagen eine Grundvorraussetzung für das Spiel gegen Fabi."

Es wurde still, während die Kerle überlegten.

Raban hatte recht, ohne einen Torhüter brauchten sie nicht spielen. Keiner von ihnen wusste, wie stark ihre gegnerische Mannschaft war, weswegen ein Spiel ohne, ein zu großes Risiko wäre.

"Juna kann ins Tor gehen", sagte Leon plötzlich und obwohl seine Stimme selbstbewusst und sicher klang, lag ein entschuldigender Blick auf seinem Gesicht, der auf seine beste Freundin gerichtet war. Er fuhr fort: "Du warst doch schonmal Torwart; ich bin mir sicher, dass du das hinkriegen würdest."

Die restlichen Kerle sahen verwirrt zu ihrer Freundin, die unter all den Blicken am liebsten im Erdboden versunken wäre. Die Blondine war zwar nicht sauer auf den Torjäger, allerdings machte sie sich eine innere Notiz dringend ein Wörtchen mit ihm zu reden - sie hatte nicht um sonst nie erwähnt, dass sie damals Torhüterin werden wollte.

"Ja, aber selbst wenn, es ist ewig her, seitdem ich das letzte Mal richtig trainiert habe."

"Du wolltest damals echt Torwart werden?", fragte Joschka. "Bist du gut?

Die Augen des Mädchens weiteten sich; mit dieser Frage hatte sie nicht gerechnet. "I-ich denke?"

Juna wollte und konnte vor nicht mit ihren Fähigkeiten, die sie mittlerweile nicht mehr einschätzen konnte, prahlen. Sie hatte keine Ahnung, ob sie überhaupt noch einen Ball halten würde.

"Glaubst du, du kriegst das hin Juna?", wollte Leon wissen, der ihr die Torwarthandschuhe, die zuvor noch Nerv getragen hatte in die Hand drückte.

"Theoretisch hab ich alles im Griff."

"Hadschi!", rief Raban, der sich daran erinnerte, dass das zwar ihr Torwart-, aber nicht ihr Kleidungsproblem löste. "Wir brauchen trotzdem neue Trikots."

"Ich denk nicht dran!", protestierte Hadschi. "Nein, das habt ihr euch alles selbst-"

"Zuzuschreiben, ich weiß!", versicherte Maxi und schnitt dem Erfinder das Wort ab.

"Aber wir müssen in drei Tagen über hundert Achtzig Kilometer weit fahren", argumentierte Juli.

"Fabi hat uns herausgefordert."

"Und wenn du uns nicht hilfst-"

"-Dann hat er uns jetzt schon geschlagen.", seufzte Vanessa und ging langsam auf den Erwachsenen zu. "Und das mit einer Mädchenmannschaft Hadschi. Das willst du doch nicht ... oder?"

"Oh, beim Schlitzohrenschnurbart von Sir Alibaba", stotterte Hadschi und schüttelte wild den Kopf. "Das kann nicht gut gehen, das überleben wir nicht ... und als erstes werdet ihr verhungern."

Der Erfinder lief zu einem seiner Schränke mit der Aufschrift "Spezielle Vorräte", aus welchem er Kartons herausholte, die mit vielen kleinen Tuben gefüllt waren. Direkt vorne auf dem Pappkarton klebte sein eigens entworfenes Logo.

"Ultra schnell lösliche Malzbierbrause, fette Würstchencremepaste und meine neuste Erfindung ... Fischstäbchen Sandwich mit Ketchup. Und das alles direkt aus der Tube", zählte der Mann grinsend auf. "Hier."

Er drückte Raban die vielen kleinen Kisten in die Hand, die ihn fast vollständig hinter dem Karton verschwinden ließen. Der Held justierte die Vorräte und murmelte: "Ich glaube ich werd irre."

"Und ich erstmal."

Während die anderen sich mit Hadschi unterhielten, hatte sich Juli eine von Hadschis Erfindungen genommen.

Die Tochter der Hexe beobachtete den Streuner dabei wie er den Gegenstand zwischen seinen Händen herumdrehte, um ihn inspizieren zu können. Dann zielte er auf Juna, weshalb sie eine abwehrende Position einnahm.

"Verflixt nochmal Juli!", mahnte der Tüftler und schnappte dem älteren Reik Bruder das Gerät aus der Hand. "Das ist eine Kaugummi-Spinnfäden-Fesselkanone."

"Und das hier?", fragte Juli und hob eine etwas kleinere Erfindung nach oben. Erneut und ohne es zu wissen, visierte er Juna an.

"Juli ich wäre dir wirklich dankbar wenn du aufhören könntest mit Hadschis Erfindungen auf mich zu zielen." Die ehemalige Bogenschützin nahm sich ein kleines Kissen, das sie sich vors Gesicht hielt, um zu vermeiden unabsichtlich getroffen zu werden. "Noch dazu, wenn du nicht mal weißt was sie kann."

Hadschi nahm dem brünetten Jungen auch diese Erfindung aus der Hand. "Das ist eine Blutegelschleuder."

Juna wandte ihre Aufmerksamkeit auf die restlichen Regale, wo ihr Blick auf einen schwarzen Recurvebogen fiel, der sich auf einem kleinen Metallgestell in einer der Etagen befand. Das Mittelstück des Bogens glänzte silbermetallisch, die beiden Wurfarme waren, wenn sie es richtig erkannte, aus Carbon und die Sehne aus Dacron.

Die Blondine konnte nicht anders als ein Stück auf die Waffe zuzugehen, um ihn sich genauer anzusehen. Sie hatte seit einer gefühlten Ewigkeit keine Pfeile mehr geschossen und wenn sie den Bogen nun so sah, trieb das die Lust an, es wieder einmal zu versuchen.

"Wie ich sehe hast du meinen Rauch-Pfeil-Bogen entdeckt", sprach Hadschi lächelnd.

Juna nickte abwesend, ehe sie sich zu dem Erfinder umdrehte. "Darf ich ihn ausprobieren?"

"Du kannst Bogenschießen?", fragte Maxi verwirrt.

Das Mädchen surrte: "Mhm."

"Terro-touristisches Hypodesaster!", fluchte Joschka, der sich umgezogen hatte und nun mit passenden Klamotten aus dem Nebenzimmer kam. "Jetzt mal ganz im ernst, was kannst du nicht?"

"Biologie, Golfspielen, backen, singen, Tennisspielen, soll ich weitermachen? Ich kann nämlich."

"Nein, ich glaube, dass ist nicht nötig."

"Irgendwann darfst du in ausprobieren Juna, versprochen", sagte der Erfinder, der derweil zu einem anderen Regal lief. "Aber jetzt kümmern wir uns erst einmal um wichtigere Dinge."

Der Mann holte eine große Karte hervor, die aussah wie eine Landkarte und drückte sie Juli in die Hand, der wohl der Einzige war, der mit Karten etwas anfangen konnte.

"Das dürft ihr haben", erklärte Hadschi. "Los, schau dir das an. Hier sind alle Schleichwege und Geheimverstecke verzeichnet die es überhaupt gibt."

Huckleberry hörte nicht einmal zu, er war zu einer Art Schreibmaschine gegangen und hatte auf einen der Knöpfe gedrückt, wodurch das Gerüst der Kugel, in welchem sich eine Art Zeiger befand, anfing sich zu drehen.

"Genau, das ist das Ding, dass sie findet", informierte der Tüftler die Mannschaft stolz. "Der erste Geheimes-Geheimversteck-Sucher-und-Finder-Navigationsautomat der Welt. Hier, pass auf, damit findest du sogar den Yeti, oder was du sonst so finden willst."

Nach einem kurzen Probedurchgang, der gezeigt hatte, dass Hadschi die Wahrheit sagte, begannen die Kerle damit an ihren Fahrrädern zu arbeiten.

"Damit findet euch keiner!", versicherte der Mann. "Selbst dein Vater nicht Maxi ... oder deine Mutter, die Hexe von Burgenhausen.", erklärte der Erfinder, während er ins Nebenzimmer ging, wo der Kleinste der Kerle auf einer kleinen Holzkiste stand und wartete. "Hey Nerv, ist die Hose nicht fantastisch?"

"Naja, ich weiß nicht", murmelte Nerv unsicher und sah an dem Rock herunter, den er um die Hüfte trug. Seiner Meinung nach sah er aus wie jemand, der im Dschungel lebte. "Vielleicht sollte ich doch meinen Matrosenanzug anziehen."

"Soll das eine Beleidigung sein?", fragte der Erfinder getroffen und legte sich die Hand aufs Herz. "Du bist hier bei Hadschi Ben Hadschi; das werden die wildesten Trikots der Welt."

Der Erfinder legte dem Sohn der Hexe ein farbig passendes Tuch über die Schulter, wodurch Nerv ein wenig an Tarzan erinnerte.

Leon knuffte seine beste Freundin in die Seite, weshalb sie zu ihm sah. Der Junge deutete in Richtung Nerv, während er sich ein Lachen verkniff.

Vanessa sah die Interaktion ihrer Freunde und verdrehte die Augen. "Du siehst auch nicht besser aus."

"Vanessa!", mahnte Maxi, der direkt neben ihr arbeitete.

"Schitte nochmal, wozu brauchen wir ihn überhaupt?", meckerte die Unerschrockene und begann an einem der Räder zu schweißen. "Wir sollten Hadschi zu unserem Anführer machen. Ja, oder Nerv."

Juna runzelte die Stirn und seufzte leise. Sie wusste, dass Vanessa verletzt war, aber verstand nicht, warum sie es so sehr heraushängen lassen musste, immerhin war sie diejenige gewesen, die den Torjäger überhaupt erst zurück ins Team geholt hatte, obwohl sie keiner darum gebeten hatte. Es war einzig und allein Vanessas Entscheidung gewesen.

Außerdem teilte die ehemalige Bogenschützin nicht die gleiche Meinung wie die Unerschrockene. Die beiden hatten schon seit Ewigkeiten nicht mehr miteinander geredet, weswegen Juna nicht einmal wusste, wie sie sich um ihre ehemalige beste Freundin geben sollte.

Die Blondine hatte schon einmal versucht mit Vanessa zu reden, doch das hatte mit der Distanzierung der beiden geendet, was Juna nun definitiv vermeiden wollte.

Sie würde warten bis das Butz Mädchen auf sie zukommen und mit ihr reden würde, solange beschloss sie einfach still zu sein und sich ihren Teil zu denken.

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