Schwarz wie die Nacht: Misstr...

By magicstarlight

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Für Adriana und ihre Freunde beginnt ein neues Schuljahr, während außerhalb der Schule die Morde an Halbwesen... More

Prolog
Das Rauschen der Wellen
Zwei Seiten der Medaille
Fullhouse bei den Weasleys
In der Winkelgasse
Zurück nach Hogwarts
Viele kleine Erstklässler
Ein nervtötender Lehrer und ein neuer Besen
Leg' dich nicht mit Lillia an
Happy Halloween
Ein manipuliertes Quidditchspiel
Zu viel für ein Wochenende
Der Tag, an dem es zu spät ist
Allein unter Freunden
Freunde am Verzweifeln
Der Duellierclub
Weihnachten mit den Tonks
Beschehrung
Zurück in die Realität
Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag
Niemand ist sicher ...
Mächtige Magie
Ein Schuljahr neigt sich dem Ende zu

Wieder gut?

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By magicstarlight

Wieder gut?

Blinzelnd schlug ich die Augen auf. Um mich herum war es dunkel. Wo war ich? Ich lag in einem Bett und etwas schweres lag auf meinem Brustkorb. Meine Arme schmerzten und mein Kopf pochte unangenehm. Was war passiert?

Langsam, ganz langsam kehrten die Erinnerungen zurück. Ginny, die in die Kammer des Schreckens verschleppt worden war. Adam, der diesen 'Anfall' bekommen hatte. War ich im Krankenflügel?

Adam. Ich setzte mich hektisch auf, was mehrere Reaktionen nach sich zog. Ersteinmal durchfuhr meinen Kopf ein gleißender Schmerz, was mich ächzend zurück in die Kissen sinken ließ. Dann spürte ich die dicken Verbände um meinen Rücken. Und zu guter Letzt verschwand das Gewicht auf meiner Brust mit einem lauten Rumsen - und neben meinen Bett schnarchte etwas erschrocken auf. Mit meiner Hand tastete ich nach einem Nachttisch und fand darauf meinen Zauberstab. Ich packte ihn und hielt ihn drohend vor mich. „Lumos!“

Ich lag, wie ich bereits vermutet hatte, im Krankenflügel. Und das Gewicht auf meinen Körper war George Weasleys Kopf gewesen, der sich nun stöhnend vom Boden aufrappelte. Fred saß zusammengesunken auf einem Stuhl neben dem Bett und schlief weiter, aber ich hatte nur Augen für seinen Bruder.

„George!“ Ich richtete mich erneut auf, diesmal langsamer, und starrte ihn aus großen Augen an. Ich sah, dass er geweint hatte. Wie in Trance streckte ich eine bandagierte Hand nach ihm aus. „Du bist hier?“

„Ich habe auf dich gewartet“, sagte er leise und nahm meine Hand in seine.

„Beinahe ein halbes Jahr lang?“

„Beinahe ein halbes Jahr lang!“, bestätigte er. Ich spürte, wie mich für einige Sekunden Wärme durchflutete, die sich sofort wieder in Kälte verwandelte, als ich an Ginny dachte. „Gibt es etwas neues von ihr?“

George schüttelte den Kopf. „Mum und Dad sind hier, sie sprechen gerade mit Dumbledore und McGonagall. Es sieht so aus ... als hätte sie ... keine guten Chancen -“ Er brach ab und ein Zittern durchlief ihn. Ich legte meine Arme um ihn, so gut es eben im ramponierten Zustand meines Körpers ging und er ließ seinen Kopf gegen meinen Oberkörper sinken. Ich weiß nicht wie lange wir so da saßen. Er weinte und ich strich ihm über den Rücken, das ganze begleitet von Freds unruhigem Schnarchen.

Plötzlich wurden die Türen aufgestoßen und wir zuckten zusammen. Fred erwachte mit einem besonders lauten Schnarchen und fuhr herum. Madam Pomfrey betrat den Raum, gefolgt von Professor Sprout. Zwischen ihnen schwebte ein kleiner dampfender Kessel. Die Lampen im Krankenflügel begannen gedämpft zu leuchten und ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es gerade mal zehn Uhr abends war. George hob den Kopf. „Alraunensaft?“ Professor Sprout nickte mit betretener Miene. „Dann werden die Versteinerten gleich wieder aufwachen.“ Ich nickte und bereute es, als ein scharfer Schmerz durch meinen Kopf schoss.

Madam Pomfrey holte ein paar Becher und eine Schöpfkelle herbei und verteilte den Trank auf die Becher. „Nun denn ...“ Seufzend nahm sie den ersten und ging damit zum Bett von Colin Creevey hinüber.

Abermals wurden die Türen aufgestoßen. Madam Pomfrey stieß einen spitzen Schrei aus und der Becher fiel zu Boden. Er kullerte über die Fliesen und verteilte seinen Inhalt über den Boden. In der Tür standen drei Leute. Mrs und Mr Weasley und -

„Ginny!“ George und Fred sprangen auf und rannten auf eine vor sich hin schluchzende Ginny zu. Auch ich wollte mich aus dem Bett hieven, doch Madam Pomfrey legte mir eine Hand auf die Beine. „Du bleibst liegen!“, sagte sie bestimmt, doch man sah ihr ihre Erleichterung an. Nun regte sich auch jemand im Bett neben mir. 

Adam sah schrecklich aus. Eine breite Schramme zog sich über sein Gesicht und seine Arme waren dick bandagiert. Madam Pomfrey ging zu den Weasleys hinüber und geleitete die zitternde Ginny zu einem freien Bett zu meiner anderen Seite. Mrs Weasley kam zu uns gelaufen. „Oh bei Merlins Barte, Fred, George. Ich bin so froh euch zu sehen. Und Adriana, was um Himmelswillen ist nur mit dir passiert? Du siehst ja fürchterlich aus.“ Sie ließ sich schwer atmend auf den Rand von Ginnys Bett sinken. Mr Weasley strich ihr beruhigend über den Rücken.

Ich beugte mich vor. „Was ist passiert?“ Mr Weasley erzählte mir irgendetwas von Ginnys Tagebuch, von Du-weißt-schon-wem und von Harry und Ron, doch ich konnte mich kaum darauf konzentrieren. Madam Pomfrey und Professor Sprout kümmerten sich weiter um die Versteinerten, als Professor McGonagall den Krankenflügel betrat. Sie ging zu Madam Pomfrey hinüber und wechselte ein paar leise Worte mit ihr. Diese schürzte zwar die Lippen, nickte dann aber und ging weiter ihrer Aufgabe nach. Ich sah zu Adam hinüber. Er saß mehr oder weniger aufrecht im Bett und sah neugierig dem Geschehen zu.

„Alles klar bei dir?“, fragte ich vorsichtig. Er nickte. „Severus hat mich gewarnt, dass sowas passieren könnte, ich muss einfach überreagiert haben. 'Tschuldigung deswegen.“ 

„Kann ja mal vorkommen“, sagte ich grinsend und schob mich noch ein wenig höher. Ich spürte Georges Arm um meine Schultern und griff nach seiner Hand. „Wenn du willst, können wir wieder mehr Zeit miteinander verbringen“, flüsterte ich. 

„Natürlich will ich, sonst hätte ich ja umsonst gewartet“, raunte er sanft und drückte mich an sich. 

In den Betten gegenüber regten sich die ersten Personen. Aufgeregt schaute ich zu, wie Colin Creevey entspannt ins Bett zurücksank. Madam Pomfrey eilte zu ihm hinüber und flößte ihm noch etwas von dem Alraunentrank ein. Dann kam sie zu uns zurück. „Professor Dumbledore ist der Meinung, dass Sie beide den Krankenflügel für das Fest heute Nacht verlassen dürfen, wenn Sie wollen.“ Sie schürzte die Lippen und zeigte deutlich, dass sie anderer Meinung war. 

Ich nickte aufgeregt und bereute es sofort, was man mir wahrscheinlich deutlich ansah.

„Bist du dir sicher, Liebes?“, fragte Mrs Weasley, die wie ein aufgescheuchtes Tier zwischen meinem und Ginnys Bett herumtrippelte, bis ihr Mann beruhigend einen Arm um sie legte und sie an sich zog.

Langsam zog ich die Decke beiseite, ich trug ein knielanges weißes Nachthemd, und stand mit Fred und Georges Hilfe vorsichtig auf. Es ging besser als erwartet, schließlich hatten meine Beine kaum etwas abbekommen, aber ich lief wahrscheinlich wie eine bucklige Alte, unfähig den Rücken gerade zu machen.

In den Betten nahe der Tür kamen gerade Lillia, Hermine und die Ravenclaw-Vertrauensschülerin zu sich. Grinsend liefen wir zu ihnen herüber. Hermine hatte sich als erstes gefasst. Sie öffnete ihre zur Faust geballte Hand, starrte eine Weile lang gebannt auf ihre leere Handfläche und sprang dann schneller auf, als gut für sie war. Nur ein beherztes Zugreifen von Freds Seite rettet sie davor, direkt zu Boden zu gehen.

„Es war ein Basilisk … er ist durch die Rohre … er … es“ - „Schon gut, Miss Granger.“ Professor McGonagall lächelte breiter, als ich sie je hatte lächeln sehen. „Mister Potter und Mister Weasley haben ihre Aufzeichnungen gefunden, das Rätsel gelöst und den Eingang zur Kammer gefunden. Danach haben sie Miss Ginny Weasley gerettet und den Basilisken getötet.“

„Was?“, kam es von Hermine, Fred, George und mir.

„Wieso musste Ginny gerettet werden?“, fragte Lillia atemlos.

„Was haben Harry und Ron getötet?“, erkundigte sich George fassungslos.

Professor McGonagall hob abwehrend die Hände. „Ich habe kaum die Möglichkeit alles zu erklären … Vielleicht könnten Sie sich später einfach gegenseitig über das Verpasste aufklären. Nur soviel: Mister Potter und Mister Weasley haben den Eingang zur Kammer in einer Mädchentoilette gefunden ...“

„In einer Mä-“, setzte Fred an, doch Professor McGonagall ließ ihn nicht zu Worte kommen.

„In einer Mädchentoilette. Mister Potter konnte den Eingang mit Parsel öffnen und sie gelangten in die Kammer, wo“ Sie holte tief Luft, ihre Nasenflügel blähten sich auf und ihre Stimme nahm einen übertrieben sachlichen Unterton an. „Wo Professor Lockhart unter tragischen Umständen sein Gedächtnis verlor, weshalb Mister Potter allein den Basilisken und ein Abbild von Du-weißt-schon-wem aus einem alten Tagebuch konfrontierte und besiegte.“

Ich wechselte einen Blick mit den anderen und sah ihnen deutlichst an, dass sie aus den Worten ebenso wenig schlau wurden, wie ich. Die anderen Nicht-mehr-Versteinerten hatten sich ebenfalls zu uns gesellt.

Professor McGonagall schaute auf Hermine herab. „Was denken Sie, Miss Granger, fühlen Sie sich in der Lage, die genauen Umstände zu erklären? Es gibt ein Fest zu organisieren. In einer halben Stunde in der Großen Halle. Alle, die sich in der Lage fühlen, mit zu feiern, dürfen kommen, Anweisung vom Schulleiter.“ Madam Pomfrey presste die Lippen aufeinander und wackelte in Richtung ihres Büros. „Pyjamas sind erlaubt, wenn nicht sogar ausdrücklich erwünscht. Bis später!“ Sie verließ mit großen Schritten den Saal und alle Köpfe drehten sich gleichzeitig zu Hermine herum, die puterrot anlief.

Am Ende entschieden wir uns dazu, alles zusammen zutragen, was wir wussten, damit auch Colin auf den Stand der Dinge gebracht wurde. Wir erzählten von den weiteren Angriffen, den Nachrichten und schließlich erzählten die Zwillinge, wie Professor McGonagall im Gemeinschaftsraum der Schülerschaft von der Entführung Ginnys erzählt hatte und dass die Schule geschlossen würde, wenn man nicht noch in dieser Nacht den Verantwortlichen fand. Hermine fügte dann hinzu, dass e sich bei dem Monster von Slytherin um eine Riesenschlange namens Basilisk handelte. Ein Monster, das ziemlich giftige Zähne hatte und einen bei Blickkontakt töten konnte. Nur das keiner der Versteinerten ihn direkt angesehen hatte. Filchs Katze hatte die Augen der Schlange in einer Fütze gesehen, Colin durch seine Kamera, Justin durch den Fast Kopflosen Nick und Lillia, Hermine und die Ravenclaw-Schülerin Penelope durch eine Kristallscheibe, die Lillia geschaffen hatte, damit sie um die Ecken sehen konnten.

Es war alles in allem ziemlich verwirrend und ich beneidete keinen der Ex-Versteinerten auch nur annähernd, denn schon nach den paar Stunden, die ich weg gewesen war, fühlte ich mich, als hätte ich eine halbe Ewigkeit verpasst.

Nach dem sich die anderen dann mehr oder weniger auf den gleichen Stand gebracht hatten und schon mal zum Fest in der Großen Halle vorgegangen waren, setzte ich mich vorsichtig auf den Rand meines Bettes und seufzte.

„Also, zum Fest?“, fragte George vorsichtig.

Ich nickte. „Auf jeden Fall!“ Dann schaute ich nochmal an mir herunter. „Aber nicht so!“

„Bandagen und Nachthemd, ist doch unglaublich ...“ - „George!“

Der Rothaarige schrumpfte unter dem Blick seiner Mutter zusammen und Fred, der garantiert gerade einen ähnlichen Kommentar hatte abgeben wollen, klappte schnell seinen Mund zu.

„Ich zieh einfach noch irgendwas drüber und dann können wir los, in Ordnung?“, schlug ich hastig vor, um die Situation wieder zu entspannen.

Auf meinem Nachttisch lagen meine Sachen. Der Umhang war von Adams Ausbruch ziemlich mitgenommen worden, aber der Rest der Uniform war noch so gut wie intakt. Leider handelte es sich dabei um eine Bluse und einen grauen Pullover mit dem Gryffindorwappen darauf. Beides an sich relativ bequem, aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich beim momentanen Zustand meines Rückens weder in das eine noch das andere kommen würde.

Seufzend schaute ich mich nach annehmbaren Alternativen um, als George von hinten seinen Umhang um mich legte. „Besser als gar nichts.“ Grinsend griff er nach meinen Schuhen und ging in die Hocke, um sie mir zuzubinden. Ich errötete ein wenig, denn ich fühlte mich plötzlich wieder wie ein kleines Kind, das nichts alleine konnte. Fertig angezogen krempelte ich die Ärmel des Umhangs ein wenig hoch und griff nach Georges Fingern. Fred murrte irgendwas von wegen fehlender Aufmerksamkeit, doch er wurde einfach weiter ignoriert und so schlich er halb schmollend, halb grinsend hinter uns her zur Großen Halle.

Noch nie zuvor hatte jemand von uns so ein Fest erlebt. Alle strömten in Schlafanzügen und Morgenmäntel durch die Tür der Halle, wo es lauter und voller war als je zuvor. George ließ mich kein einziges Mal los und ich war froh darüber. Überall wurde gelacht, gefeiert und gegessen. Mehrere neugierige Blicke ruhten immer wieder auf Adam und mir und mehr als einmal war ich froh, dass die viel zu lagen Ärmel von Georges Umhang meine Verbände bis zu den Handgelenken erfolgreich versteckten.

Nach zwei Stunden wilder Musik und unruhigem Durcheinander merkte ich auch, wie sehr mir die Verletzung doch noch in den Knochen steckte. Auch George bekam es mit. Er griff mich um die Hüfte und zog mich mit sich in eine Ecke der Halle, wo weniger los war. Wir ließen uns dort auf den Boden sinken und ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter, weil ich meinem Rücken nicht die kalte Steinwand zumuten wollte. Er strich mir gedankenverloren durch die kurzen Haare und ich genoss den Augenblick mit geschlossenen Augen. Mehr wollte ich nicht … ich wollte nur hier mit ihm sitzen.

„Das auf meinem Rücken … das werden ziemlich krasse Narben, glaube ich“, murmelte ich in den Stoff seiner Jacke. Er zuckte mit den Schultern und hielt sie dann schnell wieder still, damit mein Kopf wieder ruhig lag.

„Wen stört's?“

„Ich wollte es nur mal erwähnen … nur so ...“

„Schon klar ...“ Ich hörte wie er tief durchatmete. „Was ist nur aus der kleinen Adi geworden, mit der ich vor einem Jahr hierher gekommen bin?“ Er lachte dabei ein wenig, aber ich machte mir wirklich Gedanken über seine Worte … war es wirklich nur ein Jahr?

„Lass mich überlegen … da wäre eine Mörderin … eine Beerdigung, ein Monster in Hogwarts, sicher ein halbes Pfund Haare weniger am Kopf und ziemlich üble Narben am ganzen Körper ...“

Er nickte. „Aber das ist nicht alles … du bist plötzlich ziemlich … erwachsen ...“

Ich dachte über das Gesprochene nach. War ich erwachsen? Sicherlich war ich erwachsener, aber ich kam mir nicht wirklich reif und vernünftig vor … „Ist das schlimm?“

„Nein, überhaupt nicht … man muss sich bloß erstmal daran gewöhnen.“

Er verstärkte den Griff um mich und ich musste wir lächeln. Egal was in Zukunft passieren würde, für den Augenblick war erst einmal alles wieder gut.

Ich hob den Kopf und drehte ihn unter leichten Schmerzen im Nacken so, dass ich Georges Gesicht von unten her betrachten konnte. So verharrend konnte ich jeden Atemzug beobachten, jedes Schlucken, jedes Blinzeln und mir wurde plötzlich bewusst, wie lange wir einander mehr oder weniger ignoriert hatten. Nicht auf die bösartige Weise, wir hatten einander nicht ignoriert um uns zu ärgern … es war mehr aus einer Notwendigkeit heraus gewesen, es dem anderen nicht noch schwerer zu machen …

Nach einer gefühlten Ewigkeit bemerkte er meinen Blick und schaute leicht verwundert zu mir hinab. „Tut das nicht höllisch weh? Dein ganzer Rücken und dein Nacken sind bandagiert, von deinen Armen ganz zu schweigen.“

Ich zuckte mit den Schultern und zuckte zusammen, was mich paradoxerweise zum Lachen brachte. „Ein wenig tut es vielleicht schon weh.“

„Dann hör auf damit ...“ Er griff unter mein Kinn und zog mich behutsam ein Stückchen näher.

Ich betrachtete fasziniert seine braunen Augen. Mir ist seine Augenfarbe nie wirklich aufgefallen, aber jetzt merke ich, wie warm und beruhigend sie sind. Er stoppt wenige Zentimeter vor meinem Gesicht und ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Er ist so vorsichtig … als könnte ich jeden Moment zerbrechen wie eine Skulptur aus Glas.

Er sieht das Grinsen trotz meiner Bemühungen und runzelt verwirrt die Stirn. „Was ist los?“

Ohne meinen Blick von ihm zu lösen zucke ich sehr zum Leidwesen meines Rückens wieder mit den Schultern. „Nur irgendwelche Gedanken ...“

„Und an was denkst du?“

Ich überlege. Tatsächlich denke ich an viele Dinge in diesem Augenblick, aber ich entscheide mich für einen der Gedanken, die mich zum Grinsen gebracht hat. „Daran, was dein Bruder jetzt sagen würde.“

Die Falte zwischen seinen Augenbrauen wird noch tiefer. „Du denkst an Fred? Willst du die ganze Romantik zerstören?“, fragt er halb im Scherz. Und dann: „Was würde Fred jetzt sagen?“

Mein Grinsen wird noch breiter. „Küss sie endlich, du Idiot!“

Er lachte und überbrückt gleichzeitig den kaum nennenswerten Abstand zwischen uns. Es ist wie beim ersten Mal, damals auf dem Quidditchfeld. Überrumpelt, auch wenn ich es doch so deutliche habe kommen sehen. Und ungewohnt schön, vielleicht, wegen der langen Pause, die wir hatten.

Als er sich wieder zurücklehnte, war das Grinsen noch immer auf seinen Zügen. Ich lehnte mich wieder gegen ihn und wir beobachteten, wie in der Halle noch immer ausgelassen gefeiert wurde und genossen unsere wiedergewonnene Zweisamkeit - die ich noch vor wenigen Tagen niemals für möglich gehalten hätte.

Irgendwann musste ich eingeschlafen sein, denn meine nächste Erinnerung war, wie ich im nun deutlich leereren Krankenflügel wieder erwachte. Fred und George saßen zwischen Ginnys und meinem Bett. Als George merkte, dass ich wach war, kam er sofort zu mir und setzte sich frech grinsend auf meine Bettkante.

„Na, findest du meine Anwesenheit immer noch zum Schnarchen?“, fragte er feixend und ich errötete.

„Mach dir nichts drauß, ich find ihn auch meistens ziemlich langweilig“, kam es von Fred, was ihm einen festen Schlag in die Seite von seiner Schwester einbrachte. Ich wandte mich unterdessen an George.

„Nun komm schon. Ich hab die ganze Magie abbekommen und nicht du!“

Er grinste und lehnte sich zu mir hinüber, um mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu geben. „Okay, du hast Schonfrist, aber nicht zu lange, in Ordnung?“

„Ich hoffe doch, Sie werden Miss Carter noch einige Wochen lang Schonfrist lassen, Mister Weasley“, erklärte Professor McGonagall, die gerade mit Snape zur Tür herein kam. „Ich habe gerade beim Frühstück mit Madam Pomfrey geredet und sie spricht von einer Pause bis zum Ende des Schuljahrs!“ Erschrocken riss ich die Augen auf. „Apropos Frühstück, Sie sollten endlich was essen gehen, sonst hat es die arme Poppy bald auch noch mit unterernährten Schülern zutun.“

George wollte etwas entgegnen, doch ich stieß ihm entschlossen in die Seite. „Komm schon, zisch ab. Du hast dich schließlich auch immer beschwert, dass ich zu wenig gegessen habe … und nimm deinen Bruder gleich mit.“

Er warf mir einen beleidigten Blick mit, aber ich wusste, dass ich das nicht ernst nehmen musste. Viel zu lieb war uns beiden die wiedergewonnene Beziehung.

Als er und Fred verschwunden waren, wandte sich meine Hauslehrerin wieder an mich. „Wie schon gesagt, werden Sie also den Rest des Schuljahres hier verbringen müssen“, erklärte die Lehrerin mit einem beinahe schuldbewusstem Gesichtsausdruck. „Ich denke, schulisch wird dies kein Problem darstellen, schließlich entfallen dieses Jahr die Prüfungen … haben Sie das gestern überhaupt mitbekommen? Auf jeden Fall, sicherlich können Ihre Klassenkameraden sich bereiterklären, Ihnen die nötigen Materialien vorbeizubringen. Es wäre Miss Granger sicherlich eine Freude ...“ Kurze Zeit in Gedanken versunken, hielt sie inne, nur um dann den Kopf zu schütteln und sich wieder mir zuzuwenden. „Um zum Schluss zu kommen, Professor Snape würde gerne einige Worte mit Ihnen wechseln und ich denke ...“ Ihre Nasenflügel weiteten sich kurz, als würden die folgenden Worte nicht wirklich ihren Gedanken entsprechen. „Ich denke, dass man dagegen nichts einwenden kann ...“ Sie drehte sich zu Snape um, der gerade neben Adams Bett stand und mit gesenkter Stimme auf ihn einsprach. Meine Hauslehrerin schürzte nur kurz die Lippen und deutete dann auf die Tür. „Wenn Sie mich dann noch entschuldigen könnten, ich habe noch eine Stunde, die vorbereitet werden will. Ich denke, Sie kommen zurecht.“

Ich nickte. Beinahe etwas zu heftig. Schließlich war ich nicht sonderlich erpicht darauf, die Lehrerin bei einem Gespräch zwischen Snape und mir dabei zu haben. Nicht bei der galligen Wut, die jedes Mal in mir spürte, wenn ich sein schleimiges Antlitz sah.

Stirnrunzelnd betrachtete ich Adams verbissenen Gesichtsausdruck. Snape schien ja bereits bester Laune zusein. Machte es dann etwas, wenn ich ein klein wenig gereizter auf 'Was-auch-immer' reagieren würde?

Endlich drehte er sich herum und wandte sich mit undurchdringlicher Miene mir zu. Automatisch wappnete ich mich gegen alles, was er sagen könnte, auch wenn mir eigentlich nichts einfiel, was ich in seinen Augen falsch gemacht haben könnte. Adam ging es den Umständen entsprechend gut – mir übrigens auch, auch wenn ihn das wahrscheinlich nicht wirklich interessierte. Das kleine Problem mit dem Erben Slytherins war gelöst, alles war wieder wunderbar und wenn er Glück hatte, würde er von Dumbledore die Stelle des Lehrers für Verteidigung gegen die Dunklen Künste bekommen … okay, der Gedanke war mir gerade erst gekommen und mir gefiel er ganz und gar nicht, aber für Snape musste die Welt doch geradezu perfekt sein.

„Was haben Sie sich eigentlich gedacht?“, fauchte er los und ich musste mich zusammenreißen, damit ich nicht unwillkürlich zurück zuckte. Was sollte das denn jetzt?

„Bitte?“, war die höflichere Umschreibung dieser Frage.

„Befindet sich irgendwo in ihrem malträtiertem Kopf noch eine Erinnerung an unser Gespräch zum Anfang des Schuljahrs? Ich glaube mich zu erinnern, dass ich sagte, sie sollten nicht den Helden spielen!“

Ah, das war es also. Wer keine Problem hat, kann sich ja welche machen. Meine anfängliche Verwunderung schlug erstaunlich schnell zur gewöhnlichen Snape-Wut um. „Gut möglich, dass sie es erwähnt hatten, ja.“ Ich legte den Kopf schief und starrte ihn herausfordernd an, während Adam hinter Snapes Rücken unauffällig die Augen verdrehte.

„Sie hätten dabei umkommen können, Miss Carter, ich glaube kaum, dass das Anlass zu jugendlichem Trotz gibt.“

„Ich bin aber noch immer am Leben und ich glaube nicht, dass das Anlass zu unnötigem Gemecker gibt!“

Adam grinste nun unverhohlen und streckte beide Daumen hoch. Er war, was dieses Gespräch anging, wohl um einiges selbstsicherer als ich.

Snape unterdessen hob eine Augenbraue und verschränkte die Arme hinter dem Rücken. „Sicherlich bin ich erfreut Sie hier bei bester Gesundheit zu sehen, das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass Sie wirklich ein untragbares Risiko eingegangen sind!“

„Oh natürlich.“ Auch wenn mein Körper rebellierte, richtete ich mich noch ein Stückchen weiter auf. „Aber wenn ich mich nur um meine eigene Haut scheren würde, dann wäre ich wohl in Ihrem Haus, oder? Es hätte jederzeit jemand von herumfliegenden Bilderrahmen erschlagen oder von Adams Magie erwischt werden können. Und ein Lehrer war zu dem Zeitpunkt leider auch nicht zur Stelle. Ich nenne sowas Schadensbegrenzung!“

Er schnaubte und drehte sich auf dem Absatz herum, nur um auf halbem Weg zur Tür noch einmal zu erstarren. Man sah deutlich, wie er einmal tief durchatmete und dann nochmal zurückkam. Mit ruhigen Bewegungen zog er einige Bögen Pergament aus dem Umhang und legte sie an mein Bettende. „Dies ist der Stoff, den ich in den Wochen bis zum Schuljahrsende mit der Klasse durcharbeiten werde. Schauen Sie es sich genau an, damit Sie nach den Ferien den Anschluss wieder finden!“

Dann verschwand er endgültig und mit dramatisch flatterndem schwarzen Umhang. Noch bevor sich die Tür hinter ihm wieder vollständig geschlossen hatte, brachen Adam und ich in schallendes – und schmerzhaftes – Gelächter aus, welches wir erst wieder unter Kontrolle bekamen, als Madam Pomfrey stirnrunzelnd den Kopf aus ihrer Bürotür herausstreckte und uns ermahnte, wir sollten doch mindestens so tun, als seien wir krank.

Ich hielt mir die vor Lachen schmerzenden Rippen und stolperte noch immer etwas unsicher zu Adam hinüber, um mich beim ihm auf die Bettkante fallen zu lassen.

„Jetzt hasst er mich endgültig, oder?“, fragte ich breit grinsend.

Adam schüttelte nur den Kopf. „Nö, das glaub ich nicht.“ Er deutete auf die Unterlagen am Fußende meines Bettes. „Die hätte er dir nicht gegeben, wenn er wirklich wütend gewesen wäre. Keine Ahnung warum er gerade so eine Szene gemacht hätte, aber wenn er es wirklich ernst gemeint hätte, dann hätte er hier wohl so lange rumgebrüllt, bis Madam Pomfrey ihn rausgeschmissen hätte. Severus mag es bloß … ein wenig dramatisch.“

Ich verdrehte die Augen und ließ mich rückwärts auf seine weiche Matratze fallen, auch wenn sich mein Rücken wieder zu Worte meldete. „Ich kann immer noch nicht verstehen, wie du es mit ihm aushältst, ich meine … ich weiß ja, dass du ihn magst, aber ich finde ihn einfach nur schrecklich.“

Adam legte den Kopf schief. „Er ist im Unterricht nunmal immer der unerträgliche, parteiische Professor Snape … ich glaube, man muss ihn außerhalb der Schule erleben, um mich zu verstehen.“

Bei seinen Worten fing ich schon wieder anfangen zu kichern. „Glaub mir Adam, ich würde lieber zehnmal in das Zentrum deiner Magie hineinrennen, als diesem Ekel auch noch in den Ferien zu begegnen!“

Er verdrehte wieder die Augen. „Ich weiß schon, dass ich dich nicht vom Gegenteil überzeugen kann. Weißt du, dass ist auch ein kleiner Makel von Gryffindors … sie sind bei solchen Urteilen immer ziemlich vorschnell.“

„Nenn mich vorschnell, aber ich konnte Snape schon in der ersten Stunde nicht mehr leiden, weil er da Harry vor der ganzen Klasse vorgeführt hat!“

„Die Sache mit Harry ist aber etwas völlig anderes … er hatte in seiner Schulzeit wohl ordentlich Stress mit Harrys Vater.“

Ich drehte ihm nun meinen Kopf zu, um Adam richtig in die Augen sehen zu können. „Mein Vater war im gleichen Jahrgang und mit James Potter befreundet, außerdem ist er ein Massenmörder und meine Mutter war ein Halbwesen, was nach Slytherin-Ansicht so mit das schlimmste ist, was geht. Dann soll er doch mich fertig machen. So richtig logisch ist sein Verhalten nicht, oder?“

Adam zuckte nur mit den Schultern. „Nein … du hast schon recht. So richtig logisch war er nie.“

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So, die Überschrift ist Programm :D Wie hat's euch gefallen? Ich hoffe ich konnte alle, die sich nach der Wiedervereinigung gesehnt haben, beruhigen ;)

lg. Magicstarlight

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