Sunhunters

By wolkenbonbons

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• 2021 Wattys Winner • „Hey, ihr Wichser, beamt mich hoch", verlangt eine verwaschene Stimme aus dem Lautspre... More

vorwort
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1 - Matthias Green
2 - Clara de Flocon
3 - Matthias Green
4 - Matthias Green
5 - Clara de Flocon
6 - Matthias Green
7 - Matthias Green
8 - Clara de Flocon
9 - Clara de Flocon
10 - Clara de Flocon
11 - Matthias Green
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16 - Matthias Green
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75 - Clara de Flocon
76 - Matthias Green

68 - Clara de Flocon

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By wolkenbonbons

„Hola pendejos!"

Die Erlösung kommt nicht etwa mit einem göttlichen Blitzstrahl, oder einem reinigenden Gewitter, sondern mit einem spanischen Fluch. Wir fahren herum, aber natürlich wissen wir sofort, wer es ist. Die schiere Unmöglichkeit, die Dreistheit, einfach hereinzuplatzen, als wäre nicht eine ganze Bande skrupelloser Gesetzloser anwesend, hat nur ein Mensch an Bord. Matthias Green lehnt am Geländer, das auf Höhe des ersten Stocks einen schmalen Gang sichert. Nach seiner Körpersprache zu urteilen könnte er genauso gut irgendwo auf einem Kreuzfahrtschiff in der Karibik stehen und vergoldete Windbeutel schlürfen.

„Cómo estás?"

Der Sunhunter ist scheinbar unbewaffnet, hat die Hände in den Hosentaschen vergraben und kaut Kaugummi.

„Dieser Bastard", knurrt Noyemi so leise, dass nur ich sie verstehen kann.

„Symphony!", ruft Miss Atilgan, „Verschwinden Sie!"

Der Pirat mit den Dreadlocks bringt sie zum Schweigen, während Matt auf die Versammlung hinuntersieht, als wäre er derjenige, der dieses ganze Schlamassel geplant hat.

„Das heißt 'Hallo, Arschlöcher. Wie geht's?' für alle, die kein Spanisch hatten", übersetzt er selbstgefällig, während sich sämtliche Waffen im Raum auf seine Brust richten. Seelenruhig spuckt Matthias Green seinen Kaugummi über die Reling. Einer der Piraten schreit auf, als ihn das Geschoss mit Himbeergeschmack trifft. Doch niemand eröffnet das Feuer, weil Garcia, den der Sunhunter nun direkt ansieht, keinen Finger rührt.

„Elías, amigo mío, ¿disfrutas matando cachorros indefensos? ¿Por qué no intentas con alguien más grande, cobarde?", fährt der Sunhunter fort, während unter ihm der Pirat versucht, sich den Kaugummi aus den Haaren zu basteln. Garcia neben mir hat in jeder Hand eine Waffe und beide auf Matthias gerichtet. Bis auf das ‚cachorros', das spanische Wort für Welpen, habe ich zwar nichts verstanden, aber in diesem Zusammenhang ist ziemlich offensichtlich, was der Suhunter tut. Er packt sein mit Abstand größtes Talent aus: Provokation.

„Sin movimientos espasmódicos, bastardo", gibt Garcia zurück. Keine plötzlichen Bewegungen. Ich hoffe sehr stark, dass Matt einen Plan hat, aber als er die Hände ganz langsam in die Luft hebt, geht mir auf, dass er sich wirklich festnehmen lassen will.

„Matt, bist du bescheuert?", brülle ich zu ihm hinauf, was mir eine schallende Ohrfeige von Ravenna einbringt. Dann geschehen mehrere Dinge gleichzeitig.

Der Sunhunter schwingt sich ohne Vorwarnung über die Reling. Nun sieht man, dass er nicht nur Jeans und T-shirt, sondern die schwarze Kampfuniform der Föderation, darunter trägt. Er springt mit unverschämter Leichtigkeit auf Ravennas Schiff hinunter, rennt darauf entlang, als würde nicht gerade eine gesamte Piratencrew versuchen, ihn zu erschießen. Kugeln zerfetzen die Luft um ihn herum, Garcia feuert, Noyemi zieht mich hinter den Uni Jet, fluchend, während sie nachlädt. Ihr Komplize brüllt Kommandos und ich sehe nichts von dem, was im Hangar geschieht, während Noyemi mich auf den Boden wirft, wie einen Mehlsack und mein linkes Bein mit einem vom Jet herabhängenden Sicherungsgurt festbindet. Und, was hast du gemacht, während des großen Showdowns?, denke ich, Ich bin an ein Raumschiff gebunden rumgelegen und habe Löcher in der Decke gezählt, wieso?

Während Ravenna von hinter dem Jet an der Schießerei teilnimmt, ziehe ich mit den Zähnen eines meiner Schuhbänder aus den Löchern. Ich habe nicht vor, nur nutzlos rumzuliegen, während der Sunhunter den Held spielt und dabei wahrscheinlich gleich draufgeht. Ich werfe immer wieder Blicke zu Noyemi hinüber, doch sie ist viel zu beschäftigt damit, Verwünschungen zu schreien, um sich um mich zu scheren. Wusstet ihr, dass ein Schuhband einen Kabelbinder aufbrechen kann? Ich auch nicht, bis ich Angel aus einem befreien musste. Fragt am besten gar nicht, wie es dazu kam, ich wünschte, ich könnte es auch vergessen.

Schreie hallen durch den Hangar, als der Kabelbinder endlich nachgibt. Ravenna fährt zu mir herum, als hätte sie über das Chaos hinweg gehört, wie das Plastik nachgibt. Ihre stechenden Augen nehmen mich ins Visier, als würde sie sich erst jetzt daran erinnern, dass ich noch existiere. Wir realisieren gleichzeitig, dass sie mich nicht mehr braucht. Matt ist hier, sie muss ihn nur noch einfangen. Sie hebt die Waffe, sagt „So eine Verschwendung" und entsichert sie.

Ich habe nur Zeit, die Augen zu schließen. Wird sie mich in den Kopf oder in die Brust schießen? Was davon ist schrecklicher? Ich bete stumm in den Sekundenbruchteilen, die mir noch bleiben, bevor die Kugel mich trifft. Ein winziger Teil meines Gehirns, der gerade nicht wie am Spieß schreit, fragt sich zum ungefähr hundertsten Mal, seit der Sunhunter sich auf dem Dozentenpult verbeugt hat, wie ich hier gelandet bin. Von einer berüchtigten Söldnerin erschossen. Doch als der Schuss ohrenbetäubend laut knallt, spüre ich keinen Schmerz. Stattdessen stöhnt jemand anderes auf.

„Fass sie noch einmal an und ich schwöre, ich breche dir alle Knochen."

Ich reiße die Augen auf.

Der Sunhunter hat Noyemi am Kragen gepackt. Er hat einen langen Schnitt am Oberarm und entlastet seinen linken Unterarm merklich, ist aber trotzdem viel zu unversehrt für jemanden, der gerade mitten in seinen Tod gerannt ist. Scharlachrotes Blut klebt ihm in den Haaren, auf seinen Händen.
Es ist nicht sein eigenes, stelle ich in einer Mischung aus Ekel und Erleichterung fest. Das T-shirt, das Matt getragen hat, um seinen Anzug zu verschleiern, ist verschwunden. Er trägt die schwarze HighTec Rüstung eines Föderationsgenerals, pechschwarz und gepanzert. Die Waffe der Söldnerin liegt am Boden. Ich löse meinen Knöchel aus der Schlinge und sichere sie, bevor Ravenna sie mit dem Fuß in die Luft lupfen kann. Der Sunhunter und sie fauchen sich an, wie zwei Raubtiere.

„Du bist ein toter Mann, Symphony. Und deine kleine Schlampe ..."

Der Rest des Satzes bleibt ihr im Halse stecken, denn Matt schlägt sie kompromisslos k.o. Erst dann, mit gefletschten Zähnen und blutbespritzt, wendet er sich mir zu. Mir läuft ein eiskalter Schauder über den Rücken, als ich den Ausdruck in seinen Augen sehe. Kein Witz, kein spielerisches Funkeln, verschleiert mehr wie unmittelbar tödlich er ist. Sehen ihn die anderen so? Als Killermaschine der Föderation? Nun sieht er aus wie der Kriegsheld, der Geheimagent, der Supersoldat, der er ist. Zum ersten Mal bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich nicht vielleicht doch Angst vor ihm haben sollte. Doch dann wird sein Gesichtsausdruck sanfter, Wärme strahlt in seine Augen.

„Hallo, Schönheit", grüßt er mich, grinst etwas unsicher und streckt mir die Hand hin, „Geht es dir gut?"

„Du bist wahnsinnig", sage ich ihm ins Gesicht. Eigentlich möchte ich noch viel mehr sagen, möchte es schreien, möchte ihn schütteln, damit er vielleicht wieder zur Vernunft kommt. Doch immer noch hallen Schüsse um uns her und ein Haufen Weltraumpiraten versucht, das Schiff zu entern. Ich kann ihn auch noch nachher anschreien. Vorausgesetzt, wir überleben die nächste halbe Stunde.

Matt verbeugt sich halb, als wäre das ein Kompliment, während sich am anderen Ende des Hangars eine Schleuse öffnet und weitere Piraten hereinströmen. Garcia muss Verstärkung gerufen haben.

„Wir sind ja sowas von am Arsch", sage ich, immer noch erschüttert, als er mich auf die Beine zieht.

„Ach, schnickschnack", er drückt mir eine zweite Waffe in die Hand, „Jetzt wird es erst richtig spannend. Bleib' hinter mir, ich bin kugelsicher."

Zur Bekräftigung klopft er sich auf die schwarze Funktionsrüstung.

„Bist du alleine?", frage ich ungläubig.

„Ja. Siren mobilisiert Verstärkung, aber das dauert bei feststeckenden Aufzügen. Nur du und ich im Moment. Aufregend, nicht wahr?"

„Sag' mir nicht, du hast Spaß?", schimpfe ich, während er sich über den Jet lehnt und an Noyemis bewusstlosem Körper vorbei zwei Schüsse abfeuert.

„Offiziell erst, wenn du in Sicherheit bist. Wobei Seite an Seite mit dir Kämpfen schon einen Reiz hat. Hilf' mir mal, bitte. Und dann bringen wir das Baby mal in die Luft."

„Was zur Hölle hast du vor?!"

Ich kauere mich zum Sunhunter und schieße unter dem UniJet hindurch auf die ankommenden Piraten. Einen treffe ich ins Schienbein, er fällt hin und schreit auf. Ich beiße die Zähne zusammen.

„Wenn ich das hier überlebe", rufe ich dem Sunhunter zu, der inzwischen das Cockpit geöffnet hat und nur noch auf einen geigneten Moment wartet, um in den Jet einzusteigen, „bringe ich dich um."

„Da musst du dich hinten anstellen", brüllt er zurück, während ich die Leiter hinauf klettere.

Wie immer gibt nur einen Pilotensitz in einem UniJet. Der Sunhunter klopft sich mit einer Hand auffordernd auf den Oberschenkel, während er mit der anderen feuert. Ich lasse mich auf seinen Schoß fallen, ziehe die Beine so schnell wie möglich in den Jet und kauere mich zusammen. Eine Patrone prallt von seiner Schulter ab und schießt in einem schiefen Winkel davon, gerade noch unter dem Cockpitverschluss durch, der sich über uns senkt. Keuchend starre ich nach draußen, sehe zum ersten Mal, was eigentlich passiert, während Matt seine Arme links und rechts an mir vorbeistreckt und sich den Controls widmet. Kugeln prallen vom Cockpit ab, wie ein Schwarm blitzender Insekten.

„Du hast die Mechaniker bewaffnet."

„Deswegen habe ich so lange gebraucht. Bisschen nach links rutschen, bitte, außer du willst fliegen."

Ich verlagere so schnell mein Gewicht, dass er trotz allem auflacht. Er schluckt einen Kommentar herunter, das Kinn auf meiner linken Schulter, und drückt auf mehrere Knöpfe.

„Gut", Matt startet seelenruhig den Jet, während ein Haufen Piraten mit blitzenden Waffen und Mordlust im Blick auf uns zu rennen. Ich drehe den Kopf und reiße die Augen auf. Er denkt wohl, ich sehe ihn an, weil unsere Gesichter so nahe zusammenliegen, doch das tue ich nicht. Man schießt nicht mehr auf uns, aber das nicht aus gutem Willen.

„Ähm ... Matt? Wie schnell kannst du das Ding starten?"

„Warte, hab's gleich."

„Matt!"

„Hm?"

Endlich folgt er meinem Blick und flucht. Ravenna Noyemi rennt über den linken Flügel des UniJets auf uns zu. Ich schlage mit der Hand auf den ‚Öffnen'-Button, lehne mich zur Seite, packe eine der herumliegenden Waffen und ziele durch den größer werdenden Spalt auf die Söldnerin. Doch als ich abdrücke, verlagert der Sunhunter das Gewicht. Der Schuss geht daneben, Ravenna Noyemi ist mit einem letzten großen Sprung bei uns und ... mit ohrenbetäubendem Getöse hebt der Jet ab.

Panik wäscht über das Gesicht der Söldnerin, als sie mit ihren langen Nägeln versucht, sich in die glatte Oberfläche zu krallen. Sie fällt hinunter auf den Boden des Hangars, rollt sich ab, ist sofort wieder auf den Beinen und rennt von unserem Jet weg. Auch die restlichen Piraten verlassen ihre Positionen, suchen panisch Schutz, während sich der Jet mit blau leuchtenden Triebwerken in die Luft erhebt.

Waffensysteme online, leuchtet auf dem Monitor vor uns auf.

„Adiòs, mis amigos", schnurrt der Sunhunter.

Er drückt seinen Daumen auf die Geschützcontrols. Der Jet beginnt zu vibrieren. Der Sunhunter runzelt die Stirn. Etwas knallt ohrenbetäubend laut. Matt lässt die Controls los, plötzlich panisch, hämmert auf den Knopf, der das Cockpit öffnet.

„Scheiße, scheiße, scheiße."

Dann schiebt er mich nach unten, sodass mein Kopf an seiner Brust liegt, zieht die Beine an, sodass meine Knie gegen meine Brust gepresst werden und schlingt die Arme um mich, so fest, dass ich kaum Luft bekomme. Und dann explodiert das Schiff um uns her.

~☀️~

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