𝒜𝒞 - Alles zu seiner Zeit

By Nebelfeder_

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Avessa Carrow. Jüngster Spross einer der ältesten reinblütigen Familien, der Unantastbaren Achtundzwanzig. Un... More

Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5
Teil 6
Teil 7
Teil 8
Teil 9
Teil 10
Teil 11
Teil 12
Teil 13
Teil 14
Teil 15
Teil 16
Teil 17
Teil 18
Teil 19
Teil 20
Teil 21
Teil 22
Teil 23
Teil 24
Teil 25
Teil 26
Teil 27
Teil 28
Teil 29
Teil 30
Teil 31
Teil 32
Teil 33
Teil 34
Teil 35
Teil 36
Teil 37
Teil 38
Teil 39
Teil 40
Teil 41
Teil 42
Teil 43
Teil 44
Teil 45
Teil 46
Teil 48
Teil 49
Teil 50
Teil 51
Teil 52
Teil 53
Teil 54
Teil 55
Teil 56
Teil 57
Teil 58
Teil 59
Teil 60
Teil 61
Teil 62
Teil 63
Teil 64
Teil 65
Teil 66
Teil 67
Teil 68
Teil 69
Teil 70
Teil 71
Teil 72
Teil 73
Teil 74
Teil 75
Teil 76
Teil 77
Kapitel 78
Kapitel 79
Kapitel 80
Kapitel 81
Kapitel 82
Kapitel 83
Kapitel 84
Kapitel 85
Kapitel 86
Kapitel 87
Kapitel 88
Kapitel 89
Kapitel 90
Kapitel 91
Kapitel 92
Kapitel 93
Kapitel 94
Kapitel 95
Kapitel 96
Kapitel 97
Kapitel 98
Kapitel 99
Kapitel 100
Kapitel 101
Kapitel 102
Kapitel 103
Kapitel 104
Kapitel 105
Kapitel 106
Kapitel 107
Kapitel 108
Kapitel 109
Kapitel 110
Kapitel 111
Kapitel 112
Kapitel 113
Kapitel 114
Kapitel 115
Kapitel 116
Kapitel 117
Kapitel 118
Kapitel 119
Epilog

Teil 47

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By Nebelfeder_

Avessa

Avessa seufzte sehr leise und sah ihm nach, bevor sie direkt folgte. ‚Entschuldige dich nicht für sie', äffte sie ihn innerlich nach und runzelte die Stirn. Sie hatte sich nicht für Sirius entschuldigen wollen! Was interessierte es sie, wie er und Severus zueinander standen?! Sie reckte trotzig ihr Kinn und verdrängte auch den Gedanken an Sirius und den gewisperten Satz, der sie ganz aus dem Konzept gebracht hatte. ‚Jetzt hasse ich ihn nicht nur, nun bin ich auch noch neidisch auf ihn...' Avessa errötete sacht, als sie daran dachte und verdrängte dann jeden Gedanken an ihn, kam sie ja doch zu keinem befriedigenden Schluss.

Sie betraten die Räumlichkeiten von Professor Slughorn, deren breite Doppeltüren weit offenstanden. Es waren zwei große zusammenhängende Räume, die wirklich sehr geschmackvoll geschmückt waren. Avessa unterdrückte ein Schmunzeln, als sie die ganzen Tannengirlanden, Kugeln und Schleifen sah, die schwebenden Kerzen und Fackeln, die den Raum in ein warmes etwas diffuses Licht tauchten. Lily hatte sich offensichtlich gut ausgetobt. Sie ließ den Blick auch über die Kerzen an der Decke wandern und sah einige Mistelzweige im Raum verteilt an der Decke hängen und sie sah sich zweifelnd um. Es waren doch hoffentlich keine magischen... Sie beschloss, ihnen dennoch auszuweichen. Sicher war sicher.

Kaum waren sie eingetreten ertönte die tragende Stimme des Hauslehrers der Slytherins. "Was sehen meine alten Augen? Miss Leary und Mister Snape, einträchtig zusammen. Das nenne ich aktive Verständigung zwischen den Häusern." Er strahlte über das ganze runde Gesicht und nahm Avessas Hand. "Miss Leary, Sie sind eine wahre Augenweide, meine Liebe! Da hat sich das Haus Gryffindor gleich zwei kluge Schönheiten unter den Nagel gerissen, die weit besser in mein Haus gepasst hätten. Kein Wunder, dass Mister Snape Ihnen nicht widerstehen konnte." Avessa unterdrückte ein Schmunzeln und sah kurz zu Severus hoch, der trotz seiner stoischen Miene sacht amüsiert wirkte. Na, geht doch...

„Oder was meinen Sie, Lucius?" Avessa zuckte leicht zusammen, als der hochgewachsene blonde Mann zu ihnen trat – wie auch in späteren Jahren mit einer Eleganz und Selbstsicherheit, um die ihn sicher nicht nur Männer beneideten. Seine funkelnden blaugrauen Augen wanderten anerkennend über sie, bevor er ihre Hand ergriff und einen höflichen Kuss hinauf hauchte, eine respektvolle Verbeugung einnehmend. "Ganz entzückend, Horace, ich muss Ihnen zustimmen. Du siehst bezaubernd aus, Liebes." Avessa errötete leicht und Lucius Augen blitzten auf. „So unschuldig...Als wüsstest du nicht um deine Wirkung auf das andere Geschlecht." Avessa sah irritiert zu ihm auf und Lucius lachte leise auf. „Was du offensichtlich auch nicht tust...wie überaus anregend...", raunte er und Avessa, deren Herzschlag sich beschleunigt hatte, zog ihre Hand zurück und senkte verlegen den Blick.

Sie spürte den Blick der Männer auf sich und wurde den Eindruck eines Rehs unter Wölfen nicht los. Was albern war! Sie reckte rebellisch das Kinn und ihre unsichere Miene verschloss sich. Sie war kein Reh, sondern eine Löwin! Professor Slughorn, der sichtlich unangenehm berührt zu Lucius geblickt hatte bei seinen Worten, lachte nun auf. Offensichtlich hatte er beschlossen, das Ganze als Neckerei zu sehen, da es einer sechzehnjährigen Schülerin gegenüber sicher nicht angemessen gewesen war. "Nana, Lucius, lassen Sie das nicht Narzissa hören. Außerdem wirkt Miss Leary nicht gerade so arglos, wie Sie glauben. Denken Sie daran, sie ist eigentlich fast eine Slytherin.", lachte er und legte eine Hand auf Severus' Schulter. "Amüsieren Sie beide sich gut." Damit drehte er schnell ab, neue Gäste zu begrüßen.

Severus sah ihm nach, dann zu Lucius. "Du kannst froh sein, dass es kein anderer Lehrer war, der Deine Worte gehört hat.", sagte er und Avessa hörte fast so etwas wie milden Spott in dem Vorwurf. Lucius schmunzelte und nahm einen Schluck von seinem Wein. "Es ist einfach zu lustig zu sehen, wie gern er selbst nochmal jung genug wäre...", raunte er und warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. Sie spürte, wie die beiden gleichermaßen leichte Belustigung empfanden und Ärger stieg in ihr auf. "Nun, nachdem ihr auf meine Kosten Professor Slughorn in Verlegenheit gebracht habt, werde ich mir etwas zu trinken holen.", sagte sie scharf und wollte sich abwenden, doch griff Lucius erneut nach ihrer Hand. "Severus wird euch etwas holen.", sagte er mit einem freundlichen Lächeln und doch bestimmt und Avessas Augen verengten sich, bevor sie den Blick langsam auf seine Hand richtete. Severus schien erst ebenso zu empfinden, doch kräuselten sich dann seine Lippen und er sah Lucius an. "Wenn du deine Hand behalten möchtest, denke ich, du solltest ihre loslassen." Damit ging er zur Bar, an der ein nervöser Drittklässler bereitstand, die Wünsche der Gäste zu erfüllen.

Avessa indes bekam ihre Hand wieder und sah in das entschuldigend lächelnde Gesicht des besten Freundes ihres Vaters. "Verzeih, Liebes. Es schickt sich nur nicht, dass das Mädchen selbst gehen muss." Avessa sah ihn kühl an. "Ich weiß nicht, was du denkst, aber dies ist kein Date,... Lucius." Es fiel ihr irgendwie immer noch schwer, ihn beim Vornamen zu nennen, auch wenn er so viel jünger war, als der 'Mister Malfoy' ihrer Zeit. Doch hatte er bereits jetzt eine derart dominante und selbstsichere Ausstrahlung, dass sie zu große Vertraulichkeit scheute. Besagter zog eine seiner perfekten Augenbrauen hoch und lächelte charmant, auch wenn sie Kälte in seinen Zügen wahrzunehmen meinte.

"Nein, das ist es nicht. Dafür würde er sich wohl auch jemand anderen wünschen, nicht wahr?" Er sah demonstrativ zu Lily und Avessa verspürte Ärger aufwallen, war es doch wirklich ziemlich unhöflich, auch wenn dies kein Date war. Ihr Kinn reckte sich leicht und ihre Augen funkelten, bevor sie merkte, dass Lucius sie schmunzelnd betrachtete. "Du versteckst dein Feuer immer gut, kleine Löwin. Umso mehr reizt es einen, es hervorzulocken." Der Klang seiner Stimme stürzte sie in leichte Verwirrung und ihre Wangen wurden hitzig, was er mit einem Lächeln quittierte. Er tat dichter zu ihr. "Es ist bezaubernd, wie du wegen solcher Kleinigkeiten errötest, Liebes. Vielleicht wurdest du ja doch bewusst gewählt." sie blinzelte verwirrt zu ihm auf, doch bevor sie noch etwas sagen konnte, war Severus wieder da und drückte ihr ein Glas mit einer weihnachtlich roten Flüssigkeit in die Hand, die eine leichte Zimtnote verströmte.

„Danke, Severus.", sagte sie mit etwas belegter Stimme und spürte seinen durchdringenden Blick auf sich, bevor er fragend zu Lucius sah, der leicht lachte. „Ich habe nur deine ...Mitschülerin unterhalten, Sev." Avessa sah sich um und schnupperte an ihrem Getränk, das ein wenig scharf roch, doch als sie einen Schluck nahm, wölbte sie angenehm überrascht die Augen, denn schmeckte es fruchtig und mild. Es war wohl kaum Alkohol enthalten. Zum Glück. So ohne Essen wäre der Abend sonst schnell zu Ende. Gut, wäre auch nicht so schlimm. Sie fühlte sich einfach nicht ganz wohl. Offensichtlich war dies auch Lily nicht entgangen, die ihren Blick einfing und sie dann rief. „Avessa! Komm bitte mal, ja?"

Das blonde Mädchen lächelte sacht und sah kurz zu Severus und seinem Freund. „Ihr entschuldigt mich." Lucius deutete eine Verbeugung an, während Severus nur knapp nickte und sie nicht mal ansah. Ihre Miene blieb starr. Der Typ hatte echt kein Benehmen! Sie wandte sich ab und ging zu Lily, die einen Arm um die Schultern der kleineren legte. „Ich habe eigentlich gar nichts, aber du sahst ein wenig verloren aus bei den Schlangen.", sagte sie mit einem Augenzwinkern und Avessa lächelte sacht. „Danke, das kam zum richtigen Zeitpunkt.", sagte sie leise und Lily sah über Avessas Schulter. „Malfoy...ich fand ihn immer irgendwie gruselig.", sagte sie und Avessa sah unwillkürlich hinter sich zu dem ehemaligen Slytherin, begegnete dabei seinem Blick.

Schnell wandte sie sich wieder ab und hob eine Schulter. „Lily, meine Liebe, ich würde Ihnen gern jemanden vorstellen...", erklang Professor Slughorns Stimme und mit einer entschuldigenden Geste ließ Lily sie und Liam alleine. Dieser sah mit Verachtung und Abscheu im Blick zu Severus. „Gruselig? Das ist bei denen doch irgendwie üblich...Wie kannst du nur mit ihm hierherkommen, Leary?", stieß er hervor und sie sah überrascht und etwas verwirrt auf. Sie folgte dem Blick des Ravenclaw-Jägers auf Severus und verdrehte leicht die Augen. Ihr Magen war warm und eine angenehme Leichtigkeit hatte von ihr Besitz ergriffen, sodass sie kurz mutmaßte, es sei doch mehr Alkohol in ihrem Getränk, als sie dachte. Doch sah sie dann unwillig zu Liam, von dem weiterhin so viel Vorwurf ausging, dass er sie irgendwie triggerte.

Sie wandte sich ihm ganz zu und straffte sich. Ihr Blick ließ ihn überrascht schauen, hatte sie viel Strenge darin. „Warum nur müsst ihr alle so selbstgerecht erpicht darauf sein, Slytherins per se schlecht zu machen, Walker? Falls es dir entgangen ist, du bist auf der Party von einem!", sagte sie und Liams Stirn umwölkte sich. „Willst du mich veralbern, Leary? Er hat Lily...du weißt schon was genannt!" Avessa rollte die Augen und atmete genervt tief durch. „Oh, achja! Ich hatte vergessen, dass ein Fehler jemanden für immer zum Aussätzigen machen sollte!", giftete sie und ging einen Schritt näher zu ihm. „Sag mir, Walker...hast du noch nie im Streit etwas gesagt, was dir später leidtat?" Der Ravenclaw schnaubte. „Klar, aber ich habe nie sowas gesagt!", empörte er sich ein wenig lauter, doch Avessa achtete nicht mehr auf die Umgebung. Sie war es so leid, dass immer alle auf ihm rumhackten! Warum? Hat er dir einen Anlass gegeben, ihn zu verteidigen? Ja. Immer wieder...also...würde noch...

„Oh, Merlin, Walker!", sagte sie kalt und extrem entnervt. „Klar, dass du das Wort nicht in den Mund nimmst. Du bist auch in einer völlig anderen Umgebung aufgewachsen. Da ist das Schlimmste, was du jemandem sagen kannst, wahrscheinlich weit weniger falsch. Schlammblut ist ein widerliches Wort für jemanden und das werde ich sicher nicht leugnen. Aber genau das wird in seiner Umgebung sicher des Öfteren benutzt und man nimmt, wenn man jemanden verletzen will, immer das Schlimmste, was einem einfällt. Mich hat er zum Beispiel noch nie so genannt. Was wohl deutlich darauf hindeutet, dass er es nicht ständig für jeden Muggelstämmigen benutzt, sondern es eine Ausnahmesituation war. Ich war nicht dabei, aber ich gehe davon aus, dass es eine Streitsituation war."

Liam sah sie etwas eingeschüchtert an, waren Haltung und Stimme der jungen Gryffindor ungewohnt angriffslustig. „Zudem verletzt man immer die am meisten, die einem am meisten bedeuten...so wie man auch am meisten von ihnen verletzt wird." Sie schluckte, als sie den Nachsatz brachte, musste sie unwillkürlich an ihren...an Aaron denken. Liam aber fand seine gerechte Empörung wieder und neigte sich zu ihr hinab. „Was willst du denn damit sagen?" Avessa weigerte sich, zurückzuweichen und reckte ihr Kinn. „Dass Lily und Severus..."

Eine Hand nahm sie am Arm und zog sie sanft aber bestimmt von dem Ravenclaw weg. „Das reicht, Avessa.", sagte Severus Stimme samtig und sie sah verwirrt zu ihm auf, waren die Emotionen in ihm gerade etwas zwiegespalten. Lucius stellte sich halb vor Avessa und sah den etwas unsicher blickenden Jäger der Ravenclaws kalt aber mit einem höflichen Lächeln an. „Sie sollten sich um Ihre Verabredung kümmern, Mister Walker." Dieser versuchte sich an einem würdevollen Abgang, auch wenn es ein wenig wie eine Flucht wirkte.

Lucius

Die kleine Löwin überraschte ihn immer wieder. So scheu sie manchmal wirkte und so leicht sie in Verlegenheit gebracht werden konnte, so stark waren ihr Willen und ihr Drang, die Kontrolle zu behalten. Sie hatte auf ihn nicht den Eindruck gemacht, dass sie Severus sehr mochte, oder ihn und Aaron. Und doch hatte sie sich in seinem Anwesen freundlich gegeben und sich nicht einschüchtern lassen. Sein Vater meinte zwar, an ihr gäbe es etwas Ungewöhnliches, aber Lucius wusste, dass sie ihn beeindruckt hatte. Er hatte noch niemanden in die Bibliothek eingeladen und Lucius kannte ihn gut genug zu wissen, dass es nicht nur war, um eine erneute Chance zu haben, mehr aus ihr herauszubekommen.

Und nun beobachteten er und Severus, wie sie wie die Löwin, die sie nun mal war, Severus verteidigte. Ein Blick auf seinen Freund zeigte ihm deutlich dessen Verwirrung darüber. Ein Schmunzeln legte sich auf Lucius' Lippen. Er wusste um Lilys Bedeutung für Severus und wenn er so zu ihr sah, konnte er definitiv sehen, was er an ihr fand. Die Lebenslust, Warmherzigkeit und die offene Art der Rothaarigen waren sicher zusätzlich zu ihrem hübschen Äußeren etwas, das einen Jungen wie Severus anzogen. Zumal er sie bereits seit seiner Kindheit liebte. Liebe... Ein Konzept, das in ihrer Welt nicht gerade erwünscht war. Lucius konnte seine Emotionen herausragend gut hinter einer kalten Maske verbergen und sein Talent in Legilimentik und Okklumentik war es zu verdanken, dass auch nicht das Geringste nach außen drang und doch...war er sicher nicht frei davon. Und so sehr es Severus auch wollte, er ebenfalls nicht.

Und die kleine Leary interessierte ihn sehr, das konnte Lucius deutlich erkennen und auch, dass ihm das gar nicht schmeckte. Lucius schmunzelte und folgte Severus, der mit einem „Was macht sie da...", auf den Weg machte, Avessa von dem wütenden Ravenclaw wegzuziehen. Lucius trat ebenfalls hinzu, ein wenig vor Avessa und erlangte somit die Aufmerksamkeit des Siebtklässlers. „Sie sollten sich um Ihre Verabredung kümmern, Mister Walker.", sagte er leise und Liam wandte sich ab, ein wenig zu schnell vielleicht. Lucius schmunzelte. Er mochte die Ausstrahlung, die er auf andere hatte und sie zu nutzen, um ein junges Mädchen zu schützen, ließ ihn sich auf eine ganz spezielle Art einflussreich fühlen. Dann drehte er sich zu Avessa und Severus, die bereits dabei waren, ihr Gespräch mit dem Jäger der Ravenclaws zu diskutieren.

„Warum hast du das gemacht, Avessa?", fragte Severus sie und Lucius sah die Kleine mit den Schultern zucken. Sie schien ein wenig fahriger in ihren Bewegungen, als sonst und als Lucius das fast leere Glas sah, schmunzelte er. Nicht, dass in der Bowle besonders viel Alkohol enthalten war, aber vertrug sie offensichtlich nicht wirklich etwas. Gerade strich sie über ihr helles Haar, das in einer Länge und Dichte über ihre Schultern den Rücken hinunterfiel, dass er an sich halten musste, nicht mit den Fingern hindurch zu fahren. Sie hatte etwas an sich, das ihn reizte, das fiel ihm immer wieder auf. Und eigentlich war es nicht ihr Äußeres, auch wenn das durchaus mehr als ansehnlich war.

„Ach, ich kann diese Selbstgerechtigkeit von den anderen Häusern gegenüber den Slytherins nicht leiden.", sagte Avessa und ihre Augen funkelten. Die Leidenschaft, die das sonst so kühle Mädchen ausstrahlte, gefiel Lucius, zumal ihre Worte und die Einstellung dahinter ihn überraschten. "Und jemanden nur aus dem Grund zum Feindbild zu erklären, weil er aus eben jenem Haus kommt, macht mich..." sie suchte nach Worten. "Es nervt mich einfach." Sie sah zu Severus auf. "Versteh mich nicht falsch, Severus. Dieses Wort ist eklig und die Ideologie dahinter für mich zutiefst verachtenswert." Sie atmete tief durch und sah in Richtung Liams. „Dennoch kann ich nicht mehr hören, wie du ständig wegen des einen Mals, dass du es ausgesprochen hast, für immer verdammt bist. Das ist weder klug noch gerecht, wofür die Häuser, die dich anfeinden, doch angeblich stehen!"

Severus sah aus intensiv forschenden Augen zu ihr hinab und Lucius konnte sich sehr gut vorstellen, was gerade in seinem jungen Freund vorging. Severus konnte es nach außen hin nicht leiden, wenn ihn jemand verteidigte, doch hatte Lucius ihn oft genug sagen hören, wie häufig er sich bei Lily entschuldigt hatte für seine Aussage und dass er nicht verstand, wieso sie ihm nicht verzieh. Jetzt zu sehen, dass Avessa Verständnis für ihn aufbringen konnte, obwohl sie ihn nicht besonders mochte, während das Mädchen, mit dem er seit Kindesbeinen an befreundet war, dies nicht schaffte, war sicherlich verwirrend. Lucius maßte sich da kein Urteil an. Er war in dem Wissen erzogen worden, dass Zaubererblut nicht verwässert werden sollte und dass die Hexen und Zauberer, die in reine Muggelfamilien geboren wurden, seltene und nicht wünschenswerte Launen der Natur waren. Sicherlich. Es gab sehr magiebegabte Launen, doch waren sie eine Gefahr für die Zaubererwelt, da sie als reine Muggel aufgewachsen waren und nichts von den Werten und der Wichtigkeit wussten, die die Zauberergemeinschaft ausmachte. Sie ‚Schlammblüter' zu nennen war für ihn nur eine logische Konsequenz, sie an ihren Stand zu erinnern und sie von echten Zauberern und Hexen abzugrenzen.

Lucius spürte den Blick Avessas auf sich und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob sie irgendeine Art Einblick in die Gedanken anderer hatte, sah sie ihn gerade mit einem viel zu wissenden Blick an. „Sie sind bei dem Thema anderer Meinung, nehme ich an, Mister Malfoy?", fragte sie und er wölbte überrascht die Augenbrauen. „Wir sind wieder beim Siezen, Avessa? Was habe ich getan?" Sie winkte ein wenig genervt ab. „Ach, dass ich Sie geduzt habe, war einfach als Antwort auf ihr unerlaubtes und beleidigend gemeintes Duzen gedacht." Er musste schmunzeln, als er sah, dass ihr das nur rausgerutscht war und sie beschämt errötete. Doch überwand sie die Verlegenheit schnell und reckte sich. „Denn wissen Sie, was mir aufgefallen ist?" Sie warf ihm einen taxierenden Blick zu, der ihn vergnüglich abwarten ließ, was sie noch zu sagen hatte. Sie war es durchaus wert, dass man ihr zuhörte. Schlammblut hin, Schlammblut her.

„Nein, Miss Leary, was denn?", fragte er neckend, doch ging sie nicht darauf ein. Er sah kurz zu Severus, der die beiden interessiert betrachtete und sein Blick auf Avessa ließ Lucius vermuten, dass er noch etwas Anderes tat, als zuzuhören. „Sie und Ihresgleichen nutzen das Duzen von anderen Menschen, um sie herabzusetzen, so es keine Bekannten sind. Das ist mir nicht neu, aber was mir aufgefallen ist...bei mir ist es genau andersrum. Ich duze außerhalb der Schule nur Menschen, die ich mag, oder die mir etwas bedeuten. Und sie gehören in keine der beiden Kategorien, auch wenn sie mir überraschenderweise durchaus ab und an sympathisch sind. Aber das ist nicht das, was Sie wirklich sind. Sie stehen zu sehr und zu aktiv hinter der Ideologie und der Person selbst..." Oder werden es zumindest, falls noch nicht jetzt... „Weshalb es mir wichtig erscheint, das nicht zu vergessen."

Lucius kam nicht umhin von ihrer entwaffnenden Offenheit betroffen zu sein...besonders und zuallererst, weil er ehrliche Trauer in der Miene der kleinen Gryffindor zu sehen glaubte. Warum machte ihm das etwas aus? Automatisch legte sich sein typisches arrogantes Grinsen auf sein Gesicht. Sie war es immer mehr wert, sich mit ihr zu beschäftigen, hatte sie sich gerade erneut als nicht zu leicht zu erhaschende Beute gezeigt. Er sah kurz zu Severus, der ihn mit einer gerunzelten Augenbraue durchdringend ansah und angedeutet den Kopf schüttelte, doch er lächelte auch ihn nur an. „Die kleine Wildkatze ist heute in der Stimmung, jedem die Meinung zu sagen, oder, Avessa?", raunte er und trat dichter zu ihr.

Erfreut und verärgert zugleicht stellte er fest, dass sie nicht zurückwich, auch wenn die Wangen wieder ein wenig dunkler wurden und er ein leichtes Zittern an diesem schmalen Hals wahrnahm. „Ich bedaure, dass du das so siehst, Avessa und hoffe, den Teil in dir zu nähren, der mich ‚ab und an sympathisch' findet.", zitierte er sie und zwinkerte ihr zu, bevor er ihr Freiraum ließ und einen Schritt zurücktrat. Sie atmete unauffällig tief durch und sah ihn dann mit einem fast melancholisch angehauchten kühlen Ausdruck an. „Natürlich...es würde mich freuen, wenn ich mich irren sollte.", sagte sie und sah sie dann beide an. „Wenn Sie mich entschuldigen würden." Sie ging zwischen ihnen hindurch und Lucius konnte nicht anders, als für sie deutlich ihren Duft einzusaugen, und er wurde mit einem defensiven Schultern anziehen dafür belohnt.

Er lachte leise, während sie sich entfernte und sah zu seinem Freund. „Verflucht, Severus, ich mag sie." Dieser sah ihn mit steinerner Miene an. „Das ist nicht zu übersehen, Lucius. Für keinen. Du bist verheiratet, denk dran und hier sind nicht nur Hogwartsschüler. Sie ist und bleibt für alle eine Muggelstämmige, da solltest du vielleicht nicht zu sehr involviert sein, oder irre ich mich da? Der Dunkle Lord schätzt es sicher nicht..." Lucius warf ihm einen scharfen Blick zu. „Versuche nicht zu ergründen, was der Dunkle Lord schätzt, oder nicht, oder warum ich etwas mache. Glaube mir, ich weiß sehr gut, was ich tu."

Severus nickte knapp und sah Avessa nach. „Sie ist ungewöhnlich.", sagte er und Lucius lachte. „Ja, mein Freund, das ist sie. Wie sie eben den Ravenclaw aus dem Konzept gebracht hat, war sehr amüsant anzusehen." Severus knirschte leicht mit den Zähnen. „Ja...Sie hat, wie du ja schon weißt, einen starken Hang, sich in Gefahr zu bringen." Lucius sah ihn belustigt an. „In Gefahr? Entschuldige, Sev, aber das hier sind Schüler. Ich denke nicht, dass sie hier irgendwo wirklich in Gefahr wäre." Severus sah ihn bedeutungsvoll an und Lucius Augenbrauen gingen erstaunt in die Höhe. „Es hat sie jemand angefasst?", fragte er sehr ruhig und Severus nickte. „Avery. Sie sind sich vor Kurzem im Vertrauensschülerbad begegnet. Sie hatte keinen Zauber über die Tür gesprochen und er hat die verschlossene Tür geöffnet. Wohlwissend natürlich, dass jemand drin ist. Ich habe sie durch Zufall gesehen, als sie fluchtartig und in sehr derangiertem Zustand das Bad verlassen hat."

Lucius Miene war starr. Avery. Er hasste die Familie. Sie waren ebenfalls Reinblüter, aber Lucius empfand sie als zu impulsiv, zu unüberlegt und grausam an Stellen, die es nicht erforderten. Sie hatten einfach keine Finesse. Und auch, wenn es ihn eigentlich nichts angehen sollte, empfand er aufkommende Wut. „Was hat er getan?", fragte er kalt und Severus sah in den Raum, äußerlich gelassen. „Nicht das, was du denkst. Aber er hat es sehr sicher vorgehabt, so, wie sie aussah. Ich bin ihr in einen Raum im Siebten Stock gefolgt und ich war überrascht, dass sie nicht in den Krankenflügel ist, da sie verletzt und völlig durch den Wind war. Ich glaube, nur ihre Sturheit hat sie aufrecht gehalten."

Lucius sah durch den Raum auf der Suche nach dem hellen Schopf der Gryffindor und wurde schnell fündig. Sie stand bei Professor Slughorn und einem seiner Ehemaligen und erneut fiel Lucius auf, wie gut das Benehmen der angeblich muggelstämmigen Amerikanerin war. Zudem schien sie einen wirklich starken Willen zu haben, dass sie nach so einem Erlebnis weitermachte wie bisher. Doch stimmte er Severus in einem Punkt zu: Sie wollte zu sehr die Kontrolle über alles behalten und als stark dastehen und brachte sich damit wissentlich in Gefahr. Aaron hatte sie auch gereizt, nachdem er ihr schon bewiesen hatte, dass er wütend war und nicht davor zurückscheute, sie zu verletzen.

Und so sehr es Lucius schätzte, dass sie sich nicht schnell einschüchtern ließ, so sehr missfiel es ihm auch. „Was genau ist passiert? Ich meine, dass sie entkommen konnte?", fragte er ruhig, sie betrachtend. Severus folgte seinem Blick. „Er hat sie offensichtlich geschlagen und stark gewürgt. Ihre eine Gesichtshälfte war dunkel und die Schläfe geplatzt, ebenso die Lippen. Zudem eine Bisswunde in der Halsbeuge...sie sah nicht sonderlich gut aus." Lucius warf ihm einen wissenden Blick zu, doch Severus' Miene blieb stoisch. „Doch scheint sie ihre Druckwelle diesmal weit kontrollierter angewendet zu haben. Avery lag schwer verletzt im Bad an der Wand. Schädelbruch, gebrochene Rippen, Prellungen am Nacken und Rücken. Er wurde von ihr geschleudert." Lucius' Augen funkelten, war die Macht, die die Magie der Kleinen ausdrückte durchaus anziehend. Sie zu kontrollieren wäre sicher von Vorteil...

„Ich habe ihr gesagt, sie soll sich endlich von ihnen fernhalten. Avery und Mulciber.", setzte Severus erklärend hinzu. „Sie haben es eh schon auf sie abgesehen gehabt, aber nun sinnt Avery auch noch auf Rache." Lucius lachte laut auf und schlug ihm auf die Schulter. „Man könnte meinen, du machst dir Sorgen." Severus schnaubte und wischte die Hand runter. „Mach dich nicht lächerlich. Aber ich brauche sie. Oder besser das Wissen, das sie in ihrem kleinen Kopf hat. Und ich hoffe, heute endlich mehr herauszubekommen..." Lucius runzelte die Stirn und nahm sich einen frischen Wein von einem der Tabletts, die andere ambitionierte Schüler Slughorns umhertrugen, und stellte das leere darauf. „Was für Wissen?" Severus sah ihn ruhig an. „Ich wollte dir erst davon erzählen, wenn ich mehr weiß, aber...sie hat offensichtlich Wissen in sich, welches, wenn ich es recht interpretiere, von Interesse sein könnte für...den Dunklen Lord.", setzte er hinzu, den Titel wie zuvor leise und voller Ehrfurcht aussprechend.

Lucius verbarg sein Staunen und die fiebrige Neugierde, die ihn erfasst hatte wie immer hinter einer perfekt sitzenden ruhigen Maske und nippte gedankenverloren an seinem Wein. „Ist das so? Nun, das würde dir sicher zusätzlich helfen, sein Interesse und Wohlwollen zu erlangen. Es könnte sich aber auch nachteilig auswirken, wenn es nicht wirklich hilfreich ist. Er schätzt es selten, wenn seine Anhänger sich erdreisten zu wissen, was für ihn von Interesse sein könnte, geben sie ihm damit vor, was er denken oder wohin er sein Augenmerkt richten sollte." Severus nickte und leerte sein eigenes Glas. „Deswegen hatte ich noch nichts gesagt." Lucius nickte anerkennend. „Es zeigt sich immer wieder, dass ich mit meiner Wahl, dich zu protegieren nicht hätte besser liegen können. Wie kann ich dir helfen, Sev?"

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