Sunhunters

By wolkenbonbons

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• 2021 Wattys Winner • „Hey, ihr Wichser, beamt mich hoch", verlangt eine verwaschene Stimme aus dem Lautspre... More

vorwort
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1 - Matthias Green
2 - Clara de Flocon
3 - Matthias Green
4 - Matthias Green
5 - Clara de Flocon
6 - Matthias Green
7 - Matthias Green
8 - Clara de Flocon
9 - Clara de Flocon
10 - Clara de Flocon
11 - Matthias Green
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13 - Clara de Flocon
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75 - Clara de Flocon
76 - Matthias Green

61 - Clara de Flocon

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By wolkenbonbons

Der Suhunter zieht seine DataWatch über den Sensor der Tür und diesmal öffnet sie sich sogar, ohne dass wir dabei ins Schwitzen kommen. Im Gegensatz zu der Notbeleuchtung auf dem Gang ist es stockfinster zwischen den summenden Geräten, die dafür sorgen, dass wir nicht all unsere Tage damit verbringen, an der Decke abzuhängen.

Ich packe Matt am Knöchel und ziehe ihn nach unten, um zu vermeiden, dass er sich seinen Dickschädel an einer Leitung anschlägt. Das Einzige, was schlimmer ist, als mit einem Sunhunter in einem komplett lahmgelegten Schiff festzustecken und darauf zu warten, dass dieses geentert wird, ist, mit einem bewusstlosen Sunhunter in einem komplett lahmgelegten Schiff festzustecken und darauf zu warten, dass dieses geentert wird.

Die Lichtkegel unserer Stirnlampen huschen über tonnenschwere Gerätschaften, deren Sinn und Zweck ich beim besten Willen nicht verstehe. Schwerkraft künstlich zu erzeugen war weit bis ins 22. Jahrhundert hinein absolut unmöglich. Heute werden Gravitationsforschung und vor allem Angewandte Gravitationstechnik an jeder Universität angeboten, weil es für Kreuzer wie diesen essentiell ist, dass alle Füße der Besatzung am Boden bleiben. Diese Technik hat die Raumfahrt revolutioniert, vollkommen neue Dimensionen aufgetan und Milliarden Arbeitsplätze geschaffen. Doch gerade hat sie auch die gesamte Besatzung unfähig gemacht. In Schwerelosigkeit eine Waffe abfeuern? Nicht ideal, wenn der Rückstoß einen gegen die Wand schleudert und ohnmächtig schlägt.

„Was denkst du haben sie vor?", frage ich, während wir das Kontrollpanel ausfindig machen und ich mich per DataWatch damit verbinde. Meine Finger sehen blass wie die einer Wasserleiche aus, während ich mich an das Panel klammere, um nicht in Richtung der diesmal ziemlich hohen Decke davonzuschweben.

„Mich fangen. Außerdem bin ich mir sicher, dass Ravenna irgendetwas in die Luft jagen wird, sobald sie mich haben. Aus Spaß an der Freude. Einer der Gründe, wieso wir sie am besten gleich davon abhalten, an Bord zu kommen", der Sunhunter lässt die zwei Kontakte einrasten, auf die ich deute, aber nichts geschieht. Nicht gut.

„Gib mir mal den Schraubenzieher, den du vorhin geklaut hast."

Matt tut gar nicht erst so, als habe er nicht einen Schraubenzieher aus der Gesäßtasche des verschnupften Ingenieurs gezogen, um damit dessen Teddybär zu erstechen. Grund dafür ist die freundliche Aufforderung des Experten, doch bitte von den Schwerkraftflachwitzen abzusehen, weil der Rest des Teams sich dann nur schwer auf Katara konzentrieren kann, gewesen.

„Welchen brauchst du?", fragt er, zieht ein ganzes Etuie von Schraubenziehern aus seinem Klettergurt, lässt es aufrollen und hält mir zwanzig verschiedene Schraubenzieher unter die Nase. Teilweise kleben noch Teddybärfussel an den Enden. Ich mache mir nicht einmal mehr die Mühe, ihm zu sagen, dass er dringend erwachsen werden muss, sondern suche einfach das passende Werkzeug heraus. Nach einigen weiteren Minuten Geruckel, mehreren Neustarts und einem festen Faustschlag läuft das Panel wie geschmiert. Immerhin.

„Wie gut kennst du diese Söldner, die hinter dir her sind?"

„Zu gut", der Sunhunter dreht den Kopf und leuchtet in eine Ecke hinter einer der Maschinen, als hätte er ein verdächtiges Geräusch gehört. Doch wir sind alleine.

„Als Sunhunter arbeitest du immer sehr nahe mit der Unterwelt der Galaxie zusammen. Obdachlose, Kriminelle, Prostituierte ... wenn du auf der Suche nach Informationen zu einem hochrangigen Ziel bist, dann findest du die Spuren der Zielperson meistens an den Rändern der Gesellschaft."

„Verhörst du sie bevor oder nachdem du mit ihnen schläfst?"

„Ha ha", macht er schwach und nimmt den Schraubenzieher wieder entgegen, um ihn in sein Etuie einzusortieren. Wieder dreht er sich um, lässt das weiße Licht seiner Stirnlampe über die Ventile, Rohre und nun wieder vor sich hin blinkenden Kontrolllämpchen huschen.

„Was ist?", frage ich leise.

„Nur ein Gefühl", murmelt er und schüttelt den Kopf, „Es ist absolut unmöglich, dass sie schon im Schiff sind. Dann müssten sie sich vor dem Blackout durch die Kontrollen geschlichen haben."

Mir läuft ein Schauer über den Rücken, während er seine Stirnlampe wieder ausknipst, um mich nicht zu blenden. Auch wenn ich es Matt gegenüber nur ungern zugebe, habe ich großen Respekt vor seinen Bekannten. Man hat sich schon immer gruselige Geschichten über Weltraumpiraten und Söldner erzählt, aber seitdem der Krieg begonnen hat, hört man mehr denn je von gekaperten Schiffen, entführten Crews und Massakern mitten im deepspace. Die Föderation hat alle Hände voll zu tun damit, nicht gegen die VHN zu verlieren und ist bei der Verfolgung dieser Verbrechen dementsprechend langsam und desinteressiert. Die ‚Unterwelt' der Galaxie, wie es der Sunhunter genannt hat, ist einer der großen Gewinner des Kriegs.

Matts Hand streift meine und meine düsteren Gedanken verpuffen. Er hat es auch gemerkt, natürlich hat er es auch gemerkt. Unsere Blicke treffen sich über das leuchtende Kontrollpanel hinweg, während dieses neustartet. Als frische Rekruten haben wir uns ab und zu Taschenlampen unter das Kinn gehalten, um unsere Gesichter wie Geister aussehen zu lassen und den anderen einen fiesen Schreck einzujagen. Das Panel hat ungefähr denselben Effekt, auch wenn ich mich selbst natürlich nicht sehen kann.

Die Konturen von Matts Gesicht sind präzise, als hätte sie jemand feinsäuberlich aus Origamipapier gefaltet. Seine Wangen wirken beinahe eingefallen, weil das Licht die Struktur seiner Kiefer- und Wangenknochen so hart nachzeichnet, als wolle mir das Schiff sein wahres, düsteres ich zeigen. Doch ich habe keine Angst vor diesem Typ, weder im bunten Licht einer Diskokugel, noch in diesem gespenstischen Schattenspiel. Hat er mich irritiert? Sicher. Doch im Gegensatz zum Rest der Menschheit weiß ich so sicher und selbstverständlich, wie ich meinen nächsten Atemzug nehme, dass er mich niemals angreifen würde. Mehr als das.

„Was wäre, wenn es mir egal ist?", frage ich ihn, „Wenn mir egal ist, was passiert, sobald wir im Core anlanden?" Mein Brustkorb ist eng geworden, was man im leichten Zittern meiner Stimme hört. Matt ist sofort klar, dass ich nicht von den Schwerkraftsystemen oder irgendetwas anderem rede, das man einfach durch einen Neustart wieder zum Funktionieren bringen kann.

„Das wäre verantwortungslos von dir", erwidert er, „Du kannst alle haben, Tiger, du brauchst mich nicht."

„Nein", ich kralle meine Hände in das Panel, „Nein, ich brauche dich nicht, aber ..."

War ich nicht gerade noch sauer auf ihn? Ich senke den Blick auf das Panel und atme lange aus, während ich auf den Balken starre, der den Fortschritt des Neustarts dokumentiert. Als ich den Blick wieder hebe, ertrinke ich förmlich in Matts Blick. Trauer, durchzogen von einem goldenen Gewebe aus Hoffnung und das alles erwachsend aus einer Zuneigung, die mir den Atem raubt.

„... aber?", fragt er.

Meine Finger zittern. Bin ich von allen guten Geistern verlassen? Wieso lädt diese dumme Maschine nicht schneller?

„... aber ich mag dich, okay?", sage ich trotzig, „Du bist schrecklich eingebildet, dein Moralkodex ist fragwürdig und deine Flachwitze sind unterirdisch, aber du bist im Kern ein so guter Mensch, dass das alles ausgleicht."

„War das ein Liebesgeständnis?", fragt er, „MacClara, das ist wirklich schlechtes Timing. Das nächste Bett ist mehrere Aufzugschächte entfernt."

Ich hebe den Mittelfinger, weil er gerade schon wieder die Stimmung ruiniert hat und ziehe schnell die Hand zurück, als er spielerisch danach schnappt. Doch da hat er schon mein Handgelenk gepackt und zieht mich zu sich herüber. Seine rechte Hand hält immer noch das Panel fest, doch die linke verschränkt ihre Finger mit meinen, warm und fest, angenehm, wie eine ganze Umarmung.

„Küss mich endlich", fordert der Sunhunter, als mein Gesicht vor seinem in der Luft hängt und unsere Stirnlampen zusammenstoßen. Ich muss lachen.

„So nötig haben wir es also?"

„Wir?"

„Pluralis Majestatis."

„Das heißt also, du erkennst mich als der König unter den Männern an, der ich bin?"

„Halt die Klappe, Green."

„Bring mich doch dazu", gurrt er, doch sein letztes Wort spricht er bereits an meine Lippen. Jetzt ist eh schon alles egal. Falls wir heute noch sterben, habe ich immerhin ein Recht darauf, noch einmal so geküsst zu werden. In mir geht die Sonne auf, als ich die Augen schließe und mich fallen lasse. Aneinandergeschmiegt schweben wir in Richtung Decke, während die Schwerkraftsysteme wieder hochfahren. Wir sehen den Fremden erst, als es zu spät ist. 

~ ☀️ ~

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