Endless Summer

By dilaraaaa

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Alex, After Midnight's Drummer So kennen ihn die meisten und so wird er inzwischen auch immer angesprochen... More

Prolog
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By dilaraaaa

"Alex, wenn du dich über mich lustig machst...", sagt Isabelle und wedelt beim Reden mit den Drumsticks in ihrer Hand durch die Gegend.

Ich unterbreche sie aber, bevor sie weiterreden kann, da ich mich nicht über sie lustig mache. Das tun wir nicht immer.
"Nein, tu ich nicht. Ich fänd's voll cool, wenn du so ein Lied covern würdest. Oder wir schreiben ein Lied für dich, geht beides.", sage ich. Ich habe neulich eine Melodie aufgenommen, die eher zu einem Drum-lastigen Lied passt.

Wir sind in unserem kleinen Probestudio, das wir inzwischen mit After Midnight und Isabelle mieten. Wenn wir proben müssen haben wir einen Bereich gebraucht, wo wir das ungestört und auch ohne andere zu stören machen konnten, und die Garage wo wir unsere Instrumente aufbewahren ist dafür nicht mehr geeignet. Heute bin ich mit Isabelle alleine hier, weil sie weiterhin Schlagzeug spielen lernen will. Naja, sie kann inzwischen echt gut Schlagzeug spielen, sie arbeitet nur an ihren Fähigkeiten. Die meisten Pop-Lieder kann sie nun im Schlaf spielen, aber wenn es um Rock-Musik geht, wo Schlagzeug eine größere Rolle spielt, wirds etwas schwieriger.

"Mich nimmt doch niemand ernst, wenn ich plötzlich sowas singe.", sagt sie und schlägt abgelenkt leicht gegen die Tom-Toms. Ich kann ihr aber ansehen, dass sie es probieren würde. Über die Jahre war es echt cool zu sehen wie sehr sie an Selbstbewusstsein gewonnen hat, denn Isabelle ist echt unglaublich talentiert. Sie zweifelt aber immer noch ein bisschen zu sehr an sich.

"Du musst ja nicht wie die Sängerin von diesem Lied durch die Gegend tanzen. Wenn du sowas gerne ausprobieren willst, kann ich auch erstmal am Schlagzeug sitzen, damit du dich auf deine Stimme konzentrierst. Aber wir wissen beide, dass deine Stimme stark genug ist.", beim letzten Teil nehme ich ihr die Drumsticks aus den Händen und sie schaut mich direkt an. "Du musst ja auch nichts direkt hochladen."

"Hmm..", sagt sie, "Okay, ich sag dir Bescheid. Danke.", sagt sie lächelnd. Dann steht sie auf, läuft um mein zweites Drumkit herum und stellt sich neben mich. Ich werfe meinen Arm um ihre Schulter und wuschle ihr mit der anderen Hand durch die Haare.

"Die Jungs und ich können auch gerne für ein zwei Videos deine Background-Band sein.", sage ich lachend, worauf sie mich amüsiert ansieht und den Kopf schüttelt.

"So sehr ich das auch gerne sehen würde, ihr habt eh genug zu tun. Du hättest auch besseres zu tun als mir Schlagzeug Spielen beizubringen.", sagt sie.

Ich zucke mit den Schultern: "Das war ein einmaliges Angebot, jetzt hast du's verpasst."

"Oh man, wie lebe ich jetzt nur damit?", fragt sie überdramatisch, worauf wir beide nur ein bisschen lachen und dann ins Auto steigen. Ich fahre sie nach Hause und fahre dann direkt weiter, da ich mit den Jungs einen Termin bei der Beratungsfirma habe. Die Verträge sind wohl bereit und wenn wir gleich unterschreiben, ist schon einmal ein großer Teil der erstmaligen Arbeit geschafft. Ein Blick auf die Uhrzeit verrät mir, dass ich noch mehr als 45 Minuten habe und der Weg dauert knapp eine halbe Stunde, also passt's. Die anderen treffen mich dort, sie waren gerade noch für ihre privaten Dinge unterwegs.

Da Isabelle und ich gerade Against The Current gehört und gespielt haben, lasse ich jetzt weitere ihrer Lieder laufen und tippe automatisch mit den Fingern am Lenkrad mit. Mein Navi zeigt mir ein Verkehrsaufkommen auf der Straße an, auf der das Büro der Beratungsfirma ist. Deswegen biege ich da gar nicht erst ein, stattdessen fahre ich in eine Nebenstraße, parke dort und laufe dann zu meinem Ziel. Oder ich versuche es. Sobald ich zu Fuß auf die richtige Straße abbiege, sehe ich mehrere Autos an der Seite der Straße geparkt, aber teilweise in zwei Reihen nebeneinander. Also bleibt auf der Straße nur wenig Platz für Autos, die vorbeifahren wollen. Daher die Warnung im Navi vorhin. Erst als meine Aufmerksamkeit von den komisch geparkten Autos schwindet, sehe ich worauf ich gerade hinlaufen will. Vor dem Gebäude, in das ich reingehen muss, ist eine recht große Gruppe versammelt. Automatisch bleibe ich stehen und gehe mehr zur Seite. Ich lasse meinen Blick über die Menge von Menschen fahren, es sind mindestens 50 Leute. Zwei Security Kräfte scheinen die Gruppe aus der Lobby halten zu wollen.

Mein Handy vibriert in meiner Hosentasche und ich gehe sofort ran.

"Alex, bist du schon in der Nähe?", fragt mich Aaron bevor er Hallo sagt.

"Ja, bin gerade um die Ecke gelaufen, aber 'ne große Gruppe versperrt den Weg.", antworte ich und schaue nochmal auf die Gruppe. Erst dann erkenne ich, dass einige von ihnen After Midnight Shirts tragen. Oh.

"Geh am besten zurück zum Auto und warte, bis sich das ganze auflöst. Wir sind schon drinnen, aber in der Lobby sind anscheinend auch schon einige Leute und es stört die ganzen Unternehmen und Büros im Gebäude.", sagt Aaron, ich kann die anderen im Hintergrund hören.

Woher wussten die Fans denn, dass wir hier sind? Keiner von uns hat jemals was über dieses Projekt gesagt und sicherlich nicht mit wem wir dafür arbeiten. Instinktiv gehe ich ein paar Schritte rückwärts und drehe mich dann um, um zurück zu meinem Auto zu laufen. So gerne ich mit Fans rede, es ist manchmal echt nicht ganz sicher, wenn man alleine in einer großen Gruppe ist. Selbst wenn wir alle zusammen sind... Sagen wir es mal so, so ziemlich alle fünf von uns haben schon mal blaue Flecken, Beulen oder ähnliches bekommen, weil wir überrumpelt wurden. Ich biege wieder um die Ecke und laufe fast gegen jemanden. Glücklicherweise reagiere ich schnell genug, dass ich sie am Arm festhalte und leicht zurückdrücke, damit sie nicht um die Ecke geht oder wir nicht gegeneinander laufen. Wir brauchen jetzt keine Aufmerksamkeit.

Chloe sieht mich mit großen Augen an, sieht aber auch bereit aus mir eine reinzuhauen. Okay, da hätte sie sogar Recht. Ich habe sie nicht nur einen Schritt zurück gedrückt, sodass man uns nicht von der Hauptstraße direkt sehen kann, sondern ich habe sie auch gegen die Wand des Gebäudes gedrückt. Erst nachdem ich sicher bin, dass niemand was gesehen hat, schaue ich sie an. Ich stehe ihr sehr nah und muss zu ihr runter gucken, damit ich ihren Blick treffen kann. Sie hat braune Augen, aber anscheinend ist da noch ein hellerer kupfertönliche Teil. Sie riecht gut, nach... Äpfeln?

"Was zur...", murmelt sie, fängt sich aber noch ab.

Als ich ihre Stimme höre, trete ich endlich einen Schritt zurück und gehe einen Schritt in die entgegengesetzte Richtung aus der ich gerade gekommen bin.

"Ehm... Wenn ich du wäre, würde ich da jetzt nicht lang gehen.", sage ich und deute Richtung Bürogebäude.

Sie sieht mich so an als hätte ich drei Köpfe, schubst sich von der Wand und macht einen Schritt in die Richtung, in die ich gedeutet habe. Automatisch schießt meine Hand hoch und ich ziehe sie mit einem leichten Griff an ihrem Arm zurück. Ihr kalter Blick auf meiner Hand an ihrem Arm und dann auf mich gerichtet reicht, dass ich sie schuldbewusst grinsend loslasse, aber schnell rede.

"Vor dem Gebäude und in der Lobby sind eine Menge Menschen und du kommst da nicht so einfach durch.", erkläre ich, aber das scheint ihr nicht genug zu sein.

"Ich muss arbeiten.", sagt sie nur.

"Und ich habe mit den Jungs einen Termin bei euch...", sage ich und füge schnell lachend hinzu, "... wie du offensichtlich weißt. Aber es wäre echt nicht so einfach durch die Menge an Menschen zu kommen." Ich will nicht erklären wieso, aber sie sieht mich nur ganz ausdruckslos an. "Fans von unserer Band stehen draußen, mindestens 50 Leute." Ich weiß nicht wie ich ihr erklären soll, dass sowas manchmal ausartet und dass Aaron schon angerufen hat um mich zu warnen, deutet nichts Gutes an. Ich will ihr das irgendwie nicht sagen.

"Fans von euch..", sagt sie langsam und sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie ist dann zu schnell, aber sie schaut kurz um die Ecke, kommt diese wenigen Schritte auch schnell zurück. "Okay. Sind deine Bandmitglieder schon hier?"

Sofort hat sich ihre Haltung geändert. Vorhin war sie noch lockerer, etwas unachtsam was ihre Reaktionen anging. Da war sie noch nicht im Arbeitsmodus drin, denke ich. Jetzt steht sie wieder gerade, nimmt ihr Handy in die Hand und tippt kurz etwas.

Ich nicke. "Sie sind schon oben. Haben mich aber angerufen, dass ich zurück zum Auto soll, bis es sich auflöst."

"Hmm.", gibt sie von sich und schaut nochmal auf ihr Handy und nickt für sich selbst. Dann sieht sie mir wieder ins Gesicht und sagt: "Es gibt einen anderen Weg, komm mit." Ich folge ihr einfach, sobald sie in die entgegengesetzte Richtung der großen Menschenmenge geht. Wir laufen um das Gebäude, in eine kleine Nebenstraße, wo das Parkhaus steht, das mit dem Bürogebäude verbunden ist. Aber letztes Mal mussten wir in die Lobby runter, da durch laufen und die Tür zum Parkhaus war am anderen Ende als die Aufzüge.

"Die Lobby ist auch voll.", bemerke ich, als wir am Parkhaus ankommen.

"Ich weiß.", sagt sie. Wem auch immer sie gerade geschrieben hat, hat ihr die Information schon mitgeteilt. Ein Wachmann sitzt in einem kleinen Raum auf dem Erdgeschoss des Parkhauses. Statt vorbei zu laufen, geht sie zum Wachmann, der bestimmt Ende 60 ist.

"Marcell, hi! Wie geht's dir?", sagt sie, ich bleibe einen Schritt hinter ihr stehen und schaue mich um. Hier ist es ziemlich ruhig.

"Chloe! Sehr gut und dir?", fragt er und sein Ausdruck erhellt sich sofort.

"Auch gut, danke.", dann hält sie kurz inne und im gleichen netten Ton fährt sie fort: "Könntest du uns vielleicht einen kleinen Gefallen tun?"

Der ältere Mann zieht fragend eine Augenbraue hoch, schaut dann an Chloe vorbei und nimmt mich nun wahr. Ich lächle, was er erwidert und sich dann wieder auf Chloe konzentriert.

"Die Lobby ist voll und vor dem Eingang zu unserem Gebäude ist es zu voll, als dass wir ungestört reinkommen und wir haben in ein paar Minuten ein Meeting. Wäre es, ausnahmsweise, möglich, dass wir hier durchgehen können?", sie klingt echt super lieb und deutet dann hinter Marcell, wo eine Tür zu sehen ist.

Marcell verzieht das Gesicht. "Du weißt, dass das nicht geht. Tut mir Leid."

"Ist denn gerade jemand da drin?", fragt Chloe und ich wünschte ich könnte ihren Blick sehen, da ihr Ton echt interessant ist. Ich gehe näher und stelle mich nun neben sie. Während mein Blick auf sie gerichtet ist, schaut sie nur Marcell an.

Marcell zögert kurz, schüttelt dann seinen Kopf. Er wirft einen Blick über seine Schulter, als könne er so durch die geschlossene Tür gucken. Dann steht er auf und macht die Tür zwischen uns und ihm auf.

"Komm schon, Marcell. Du weißt, ich würde nicht fragen, wenn es nicht wichtig wäre.", sagt Chloe und sieht ihn lächelnd an. Er zögert ein paar Sekunden, nickt dann aber.

"Schnell und wenn euch jemand sieht, ich hab nichts gesehen.", sagt er leicht grinsend. Chloe grinst ihn an und das ist das erste Mal, dass ich diese Reaktion von ihr sehe. Es ist niedlich. Marcell schließt dann die Tür hinter sich auf und ich kann verstehen, wieso wir da eigentlich nicht reingehen dürfen. Es ist ein Überwachungsraum. Mehrere Bildschirme, die die Aufnahmen der Überwachungskameras aus dem Parkhaus und anscheinend auch dem Bürogebäude zeigen, sind im kleinen Raum verteilt. Der Schreibtischstuhl vor den Bildschirmen ist leer.

"Zieht die Tür hinter euch zu!", ruft er uns zu, als ich Chloe durch den kleinen Überwachungsraum folge. Bevor ich die Tür hinter uns schließe, treffe ich Marcells Blick und bedanke mich. Dann drehe ich mich um und sehe, dass wir in einem Treppenhaus stehen. Wortlos geht Chloe voraus, wortlos folge ich ihr. Wir steigen Stockwerk nach Stockwerk hoch und kommen dann im fünften an. Wir haben erfolgreich die Lobby vermieden und sind jetzt im Büro von Rodriguez&Turner.

"Danke.", sage ich als ich sie einhole. Sie schaut zu mir hoch und nickt. "Kein Problem.", dann schaut sie sich um, bevor ihr Blick wieder auf mich fällt. "Deine Bandmitglieder sind im Pausenraum", sie deutet dort hin, meine Augen folgen der Bewegung sofort. Sie gibt mir keine Chance noch etwas zu sagen.

"Ich schaue nach James und hole euch gleich in den Konferenzraum.", sagt sie und verschwindet den linken Flur entlang. Ich gehe zu den anderen und sobald ich durch die Tür trete, schauen sie mich alle an.

"Wie bist du durchgekommen?", fragt Tim.

Nathan fragt: "Alles okay?"

"Alles gut, habe auf dem Weg zurück zum Auto Chloe getroffen und sie kannte einen anderen Weg rein. Sie holt uns gleich, wenn sie bereit für das Meeting sind.", antworte ich.

Nick zwinkert mir zu, aber ich gehe nicht mal drauf ein. Ich weiß, was er denkt, aber dafür habe ich gerade keinen Nerv.

"Wieso genau sind so viele Leute unten? Hat einer von euch was gepostet?", frage ich, worauf sie alle verneinen. Es ist eine Sache, wenn sowas vor Konzerten oder Events mit anderen Künstlern passiert. Aber dass es an einem Bürogebäude passiert, ist eine ganz andere Geschichte. Ich will fragen, wie wir da schnell was gegen machen, aber die anderen haben da ganz sicher schon drüber geredet und anscheinend keine Antwort gefunden. Je nach Gruppe, bringen unsere Bitten oft nichts.

Ich hatte die Tür zum Pausenraum hinter mir zugezogen und drehe mich um, sobald ich höre wie sie geöffnet wird. Ich erwarte Chloe, die uns zum Meeting holen wollte. Aber es ist eine der Praktikantinnen, die wir das letzte Mal getroffen hatten. Anna.

Sie schließt die Tür auch hinter sich und schaut uns alle sehr kurz an, bevor sie ihren Augen auf den Boden konzentriert. Erst nachdem wir ein paar Sekunden wortlos warten, schaut sie uns wieder an. Aber immer nur für wenige Sekunden.

"Hi, ich wollte nicht stören... ehm... naja..", sagt sie und spielt nervös an ihren Fingernägeln herum.

Tim tritt einen kleinen Schritt vor, sodass er neben mir steht und fragt sie vorsichtig, ob alles okay ist. Sie sieht echt total nervös aus und vielleicht kam sie in den Pausenraum, um kurz ihre Ruhe zu haben. Und wir haben den Raum belagert.

Sie nickt erst, schüttelt dann ihren Kopf. Dann sieht sie uns wieder an, mir gefällt ihr Blick nicht. Sie sieht sehr schuldbewusst aus. Aber als sie anfängt zu reden, redet sie schnell und ohne Pause.

"Ich wollte nur sagen... Es hat sich rumgesprochen, dass es eure Fans sind und ihr eben hier einen Termin habt. Die anderen Unternehmen im Gebäude beschweren sich gerade bei uns und ich habe gerade Herr Rodriguez ziemlich genervt gehört und... ich glaube, ich bin Schuld. Ich habe vorhin mit einer Freundin über mein Praktikum geredet und erwähnt, dass ich euch hier gesehen hatte und dass ich euch vielleicht nochmal sehen kann und sie hat's wohl weitererzählt und jetzt gibt's so einen Stress und ja, tut mir wirklich sehr Leid. Ich weiß nicht, was ich machen kann, um's besser zu machen. Aber ich hab Herr Rodriguez wütend gehört und wollte nicht, dass ihr wegen mir Stress habt. Ich wollte erst euch Bescheid geben und werde dann versuchen mit ihm zu sprechen."

Erst beschrieb sie den Co-Inhaber der Firma nur als genervt, und dann wütend. Oh man. Das ist keine gute Grundlage für die weitergehende Zusammenarbeit. Wir werden ihre Unterstützung nämlich weiterhin brauchen.

Nathan und Aaron kommen auch etwas näher. Wir schauen uns alle an und Aaron spricht erst.

"Hey, wir klären das schon irgendwie. Mach dir keinen Stress. Du hättest nicht wissen können, dass deine Freundin etwas weiter erzählt und es dann so enden könnte.", als sie Aarons Worte hört, sieht sie etwas erleichtert aus und trifft seinen Blick. Aaron redet leicht lachend weiter und wenn es jemand anderes gesagt hätte, würde es vielleicht fies klingen, aber das tut es nicht: "Aber Termine von Klienten preisgeben ist vielleicht nicht die beste Idee." Sie nickt.

Nathan versichert ihr, dass es okay ist und sie sich keine Sorgen machen muss. Sie zittert total. Hatte sie Angst, dass wir wütend reagieren oder hat sie Angst vor den Konsequenzen, die sie von dem Unternehmen hier sehen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Herr Rodriguez, so wie er uns erzählt wurde, mit sowas leicht umgehen würde. Ich drehe mich gerade zu Nathan, als er Anna fragt, ob sie uns kurz zwei Minuten geben kann, damit wir unter uns bereden können was wir machen.

Es endet so, wie ich es mir gedacht habe. Nathan und ich hatten nämlich den gleichen Gedanken. Wir haben uns erinnert, dass Anna nach diesem Praktikum ihren Uni Abschluss bekommen wird. Wenn sie aber sagt, dass das Ganze im Grunde ihre Schuld ist, weil sie unsere Informationen weitergegeben hat, so grob es auch war, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass sie das Praktikum gezwungenermaßen abbrechen werden muss. Wir sagen ihr dann, dass sie erstmal nichts sagen muss und wir, wenn wir drauf angesprochen werden, sagen, dass wir nicht wissen wieso es zu dieser Unruhe kam. Schlimmstenfalls werden die Leute hier einen schlechten Eindruck von uns haben, aber damit sollten wir klar kommen. Sie schaut uns unsicher an und ich bewundere, dass sie nicht direkt auf diese Option springt. Anna beginnt einen Satz, aber wird unterbrochen, da dann Chloe die Tür öffnet und uns zum Meeting holen will. Sie schaut kurz zu Anna, sagt aber nichts.

Im Konferenzraum stehen nur James und Chloe. Wir hatten ihren Chef auch erwartet, weil er eigentlich dabei sein sollte.

"Das Security-Team hat die Situation unten unter Kontrolle bekommen. Leute können wieder zur Arbeit kommen und auch wieder normal weggehen.", sagt Chloe nur sachlich und setzt sich dann wieder mit ihrem Laptop an das Ende des Tisches. Sie hat ihn mit dem großen Bildschirm hinter sich verbunden, um wieder über unsere Organisation zu reden.

James sieht so aus als würde er brennend gerne etwas sagen, hält sich aber zurück. Chloe öffnet eine Powerpoint und James fängt dann an über den Fortschritt in der Planung zu reden. Wenig später kommt der Rezeptionist in den Raum, gibt James einen Ordner, flüstert ihm etwas zu und verlässt den Raum.

Im Ordner ist der Vertrag für die offizielle Gründung der Charity-Organisation. Ein wenig später kommt ein Notar dazu und wir unterschreiben alle, unser Anwalt hatte natürlich schon über den Vertrag geguckt.

Nachdem das geschäftliche erledigt ist, stehen wir alle auf, aber als James und Chloe sich kurz flüsternd unterhalten und dann in unsere Richtung schauen, bleibe ich stehen. Nick merkt es auch und hält auch an. Die anderen bleiben erst an der Tür stehen, als wir nicht folgen.

"Ist alles okay?", frage ich und kann mir denken, was sie jetzt sagen wollen.

Chloe verengt ganz kurz ihren Blick gegenüber James, sammelt sich aber schnell. James dagegen sieht total genervt aus und versucht es nicht einmal zu verstecken, er sagt aber nichts. Chloe sieht ihren Kollegen für einen Moment an und dreht sich dann zu uns. Nathan, Tim und Aaron sind wieder zurück in den Raum gekommen und stehen bei Nick und mir.

Chloe hält ihr Laptop vor ihrer Brust und sieht uns nacheinander an, sie lächelt leicht.

"Wir wollten nur einmal sagen, dass die Security Kräfte des Gebäudes die Lage vorhin unter Kontrolle bekommen haben, aber trotzdem war eine Weile der Betrieb in einigen der anderen Unternehmen im Büro zumindest ein wenig eingeschränkt.", sie spricht wie immer sehr sachlich, aber sie presst für einen Moment ihre Lippen aufeinander, als wolle sie den Rest nicht sagen. Mit einer Hand streicht sie sich ihre Haare hinter ihr Ohr und redet dann langsam weiter: "Wir wissen, dass es nicht immer in eurer Hand liegt, wann und wo eure Fans auftauchen und es ist echt bewundernswert, dass sie jede Möglichkeit nutzen wollen euch zu treffen. Aber es wäre hilfreich, wenn zumindest ihr nicht erwähnt wann ihr hier Termine habt, damit ein Vorfall wie heute vermieden werden kann."

Sie redet zu Ende und schaut und abwartend an. Sie presst wieder ihre Lippen aufeinander und hat beide Arme vor sich, über ihrem Laptop verkreuzt. Es ist das erste Mal, seitdem wir mit ihr arbeiten, dass sie zumindest ein wenig unbehaglich wirkt. Als sie meinen Blick trifft, lächle ich sie leicht an, worauf sie nickt.

Nathan antwortet für uns alle: "Wir fühlen uns wirklich schlecht, dass es wegen uns zu solchen Umständen kam. Wir schätzen eure Hilfe echt sehr wert und werden darauf Acht geben, dass so etwas nicht noch einmal passiert."

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