Will you marry me? || catrado...

By AkisuraXD

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Endlich war es so weit. In wenigen Augenblicken würde Adora Catra heiraten. Doch warum war sie dann so unruhi... More

Will you marry me?

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By AkisuraXD

»Du siehst toll aus!«, rief Glimmer und sprang aufgeregt von einem Fleck zum anderen. Man könnte glatt meinen, sie wäre nervöser als Adora.
Adora betrachtete sich im Spiegel. »Wirklich?« Ihre blonden Haare waren, nicht wie üblich, zu einem Dutt zusammen gesteckt und ihr langer Pony hing ihr über dem rechten Auge. Von oben bis unten betrachtete sie ihr weißes, aufgeplüschtes Hochzeitskleid. Ihrer Meinung nach hatte es definitiv zu viel Schnickschnack und Rüschen angestickt. Aber Glimmer bestand darauf, das es sich so gehörte. Aber muss das wirklich sein?, fragte sich Adora innerlich, denn wirklich wohl fühlte sie sich nicht. Es fühlte sich eher an, als würde sie gleich aus allen Nähten platzen. Und damit nicht genug! Als sie es anzuziehen versuchte, musste selbst Glimmer ihre Luft anhalten und mit aller Kraft am Reißverschluss ziehen, damit es zu ging. Würde Adora sich zu sehr beugen, so war sie sich ganz sicher, war ihr Gefühl, gleich aus allen Nähten zu platzen, nicht mehr nur ein Gefühl, sondern nackte Realität.
»Wirklich?«, fragte Adora erneut und starrte ihre Freundin unsicher an, denn sie hatte ihr keine Antwort gegeben.
»Adora«, sagte sie und tauchte von einem Moment auf den anderen neben ihr auf. Ihre Hand auf der Schulter Adoras gelegt.
»Du siehst toll aus.«, bestätigte Glimmer ihre Freundin mit Nachdruck und sah ihr tief in die Augen. Adora nickte zur Bestätigung und versuchte ihr zu glauben. Dann war Glimmer wieder im nächsten Moment verschwunden und tauchte am anderen Ende des Zimmers wieder auf. Adora betrachtete sie, wie sie in einer Kiste neben dem fliederfarbenen Himmelbett etwas suchte. Ihre violetten Haare waren länger geworden, fiel Adora plötzlich auf. Und sie glitzerten mehr als sonst. Zum heutigen Anlass trug auch Glimmer einen besonderen Aufzug. Denn auch sie trug ein weißes Kleid. Doch war es kein Hochzeitskleid, sondern ein Gewand für die Königin für besondere Veranstaltungen. Und heute war ein besonderer Tag, denn Adora würde Catra heiraten. Und das in etwa einer halben Stunde.
Ohne es mitbekommen zu haben, fummelte Glimmer etwas in ihre Haare.
»So«, sagte die König. »Das müsste passen! Aber irgendetwas fehlt noch..«, und Glimmer fing an zu überlegen. Adora betrachtete sich abermals im Spiegel. Ein weißes Kleid. Zu viele Rüschen, zu viel Schnickschnack. Zu eng. Und ihre Haare sahen auch anders aus. Sie Verstand nicht, was Glimmer meinte, was fehlen würde. Plötzlich klopfte es an der Tür.
»Her rein!«, schrie Glimmer zur Tür und wirkte etwas genervt abgelenkt worden zu sein. Ein zierliches Mädchen mit langen, platinbloden, gewellten Haaren steckte ihren Kopf ins Zimmer. Um ihre Nase herum hatte sie viele Sommersprossen und auf dem Kopf trug sie eine Krone aus Blumen.
»Wie weit seid ihr?«, fragte sie mit sehr sanfter Stimme, die immer gleich zu klingen schien. Sie war ruhig und angenehm.
»Es fehlt was.«, sagte Glimmer genervt.
Nun trat das Mädchen komplett in den hellen, großen Raum. »Es fehlt was?« Ihr langes, grünes Kleid schliff über den Boden.
»Ja.« Glimmer runzelte angestrengt die Stirn. Dann dämmerte es ihr plötzlich: »Perfuma!«
Perfuma erschrak leicht. »Ja?«
»Gut das du da bist! Adora braucht einen großen, weißen Rosenstrauß!«
Brauche ich das?
Perfuma lächelte und wandte ihre Kraft an und stellte in kürzester Zeit einen Strauß von fünfundzwanzig weißen Rosen zusammen und übergab ihn, über beide Ohren hinweg grinsend, Adora, die das Lächeln verunsichert erwiderte und nicht wusste, wie genau sie den Strauß festhalten sollte, da fünfundzwanzig zusammengebundene Rosenstiele viel zu dick für sie waren. Aber Adora sagte nichts. Weder zum Kleid, noch zum Blumenstrauß. Ihre Freundinnen taten wirklich viel für sie und sie wollten ja nur helfen.
Plötzlich flog die Tür mit einem lauten Knall auf.
»Wie weit seid ihr?!«, schrie ein kleines, blauhaariges Mädchen. Sie trug, zu ihrer Haarfarbe passend, ein blaues, mit Pailletten beschmücktes Kleid. Es war knielang und trägerlos.
»Frosta! Kannst du nicht anklopfen?!«, keifte Glimmer. Doch Frosta überhörte ihre Frage mit Absicht.
»Alle warten schon! Wie weit seid ihr? Wie weit ist Adora?!« Frostas Blick blieb an Adora hängen.
»Wow.«, sagte sie. »Du siehst umwerfend aus!«
Adora wich Frostas, vor Begeisterung, glänzenden Blick aus und murmelte ein »Danke.« sie fühlte sich alles andere als umwerfend oder schön. Doch offensichtlich bemerkte niemand, dass Adora sich absolut unwohl fühlte. Sich irgendwie fehl am Platz fühlte. Sollte ein Hochzeitstag nicht normalerweise der schönste Tag des Lebens sein? Innerlich seufzte Adora. Sie wollte ihren Freundinnen, die sich doch extra so viel Mühe gaben, damit Adora sich etwas entspannen konnte, nicht aufbürden, dass sie sich unwohl fühlte. Wenn sie das täte, so wüsste Adora, sie würde sich nur schlechter fühlen.
Plötzlich spürte sie eine Hand an ihrer Schulter.
»Adora? Alles in Ordnung?« Es war Glimmer, die sie sorgvoll berührte. »Du hattest nicht geantwortet.«
Adora spürte den Blick jedes einzelnen auf sich. Sie durchbohrten sie regelrecht. Versuchten mit ihrer Skepsis herauszufinden, dass Adora sich nicht wohl mit all dem fühlte. Und dann würden sie enttäuscht sein und ihr Vorwürfe machen. Sie hatten sich doch so viel Mühe gegeben, wie konnte Adora nur so undankbar sein?!
Plötzlich zitterte Adora am ganzen Leib. Beruhig dich, schalt sie sich selbst. Niemand macht dir Vorwürfe, solange du lächelst und sagst, dass es dir gefällt. Das alles in Ordnung ist. Sag es ihnen. Mach schon.
Doch Adora sagte nichts und sah lediglich zu Boden. Vielleicht würde er sie einsaugen und ihre Rettung sein?
»Vielleicht..«, überlegte jemand, der zuvor noch nicht im Raum war. Adora sah auf. Es war Scorpia. Sie trug ein eng anliegendes, weinrotes Kleid. Dazu die passenden Ohrringe und Schuhe. Ihre weißen Haare waren puffiger als sonst. Ihr Scorpionenschwanz war eingerollt. Und ihre Scheren, die anstelle der Hände und Arme waren, waren angewinkelt.
»Vielleicht ist sie einfach nur nervös und braucht einfach nur eine Umarmung?«, sagte Scorpia sanft und breitete ihre Arme aus. Sie ging auf Adora zu und umarmte sie innig, aber vorsichtig, als könnte sie Adora weh tun, wenn sie fester zudrücken würde. Auch Glimmer, Perfuma und Frosta hatten sich zu den Zwei gesellt und legten auch ihre Arme vorsichtig um Adora.
Nach einem langen Moment, der ziemlich kurz schien, lösten die Freundinnen die Umarmung auf und lächelten ihrer Freundin, die heiraten würde, aufmunternd zu.
»Danke.«, sagte Adora und lächelte leicht. Ihr kamen die Tränen.
Vielleicht hatte sie eine Umarmung wirklich gebraucht. Vielleicht war sie einfach zu nervös, zu aufgeregt. In diesem Moment fühlte sie sich allerdings etwas ruhiger. Wenn auch nur ein bisschen.
Perfuma sah zu Frosta und Scorpia und wandte sich dann an Adora.
»Wir gehen schon mal voraus. Wir müssen die Körbe holen.«, sagte sie und verließ mit den zwei den Raum. Adora und Glimmer blieben zurück.
»Also...« Glimmer räusperte sich und wandte sich an Adora. »Bereit?«
Adora tappte von einem Fuß zum anderen. Nicht im Geringsten, würde sie jetzt am liebsten sagen.
»Ja.«, sagte sie stattdessen und holte tief Luft.
»Na dann, komm!« Glimmer lächelte vom Herzen und ergriff Adoras Hand. Und plötzlich - alles passierte sehr schnell, alles auf einmal und innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde - kribbelt ihr Bauch, ihr Magen und sie fühlte sich schwerelos. Glitzer war überall, glatt als hätte jemand eine ganze Dose voll davon verschüttet. Dann standen sie vor der Tür des Thronsaals, wo Bow schon auf sie wartete.
Er trug einen weißen Anzug, welcher, wie für Bow üblich, bauchfrei war. Da Bow eine dunkle Hautfarbe besaß, sah der Anzug spitze, so würde es Glimmer sagen, an ihm aus. Seine Haare waren zurück gegelt und er hatte sich einen leichten Kinnbart wachsen lassen. Und - überraschenderweise - stand es ihm sogar, denn seine kindlichen Gesichtszüge waren dem eines schärferen, konturlastigen Gesicht eines Mannes gewichen. Er wirkte erwachsener. Reifer. Aber im Inneren, das wussten alle, war Bow immernoch der selbe. Kindlich und leicht zu begeistern.
Bow lächelte ihnen begrüßend zu. Glimmer ließ Adoras Hand los und lief zu ihm.
»Hi«, sagte Bow und hauchte einen Kuss auf Glimmers Stirn. Ihre Finger flochten sich ineinander.
Adora beobachtete schmunzelnd das Pärchen beim Flirten. Dann wanderte ihr Blick auf die Hände von Glimmer und Bow. Beide trugen am Ringfinger einen goldenen Ring mit einer Aufschrift. Sie waren ein Ehepaar. Zwei Jahre war es nun her, als Adora zusammen mit Catra, den Prinzessinnen und allen Freunden die Hochzeit von Glimmer und Bow gefeiert hatten. Das Fest war einmalig gewesen. Es wurde gesungen, getanzt und es gab viel Kuchen und andere Leckereien. Adora fragte sich, ob Glimmer wohl vor ihrer Hochzeit sich auch so nervös gefühlt haben mochte?
Adora schüttelte leicht und kaum merklich den Kopf. Natürlich hatte Glimmer sich auch so gefühlt. Sie war nervöser als nervös und Adora hatte alle Mühe gehabt sie zu beruhigen. Ständig war sie von einem zum anderem Ort gesprungen. Sie sprach unaufhörlich über negative Dinge, die passieren hätten können, die schlussendlich nie geschehen waren. Damals wirkte Glimmer wie ein Floh, der sich noch hinzu teleportien konnte. Das alles hatte Nerven gekostet, aber schlussendlich hatten sie es doch über die Bühne gebracht gehabt.
Tief sog Adora Luft in ihre Lungen und schöpfte neuen Mut. Jeder wäre nervös, wenn man im Brautkleid oder Anzug zu seinem Liebsten an den Altar schreiten würde. Das war normal.
Zwischen dem Beste Freundetrupp - Bow hatte ihre Freundschaft vor vielen Jahren so getauft gehabt - war es still. Niemand sagte etwas. Alle warteten sie. Sie warteten auf das Zeichen für den Einzug der Braut.
Adoras Blick war auf die große, helle Tür vor ihr gerichtet. Sollte diese für sie aufgehen, so würde sie einer gemeinsamen Zukunft mit Catra entgegen schreiten. Sie würden auf Ewig miteinander verbunden sein. Und sie würde sie nie wieder zurück lassen. Und der Gedanken, auf Ewig mit ihr verbunden sein zu dürfen, machte Adora unheimlich glücklich. Niemals hätte sie sich zu träumen gewagt ihre Kindheitsfreundin zu heiraten. Nun war es doch so weit. Und ihr Herz schlug ihr bis zur Kehle.
»Wo bleiben sie denn..?!«, hörte Adora Glimmer aufgebracht sagen. »Sie wollten doch nur Körbe für die Blumen holen!«
»Sie kommen mit Sicherheit gleich.«, versuchte Bow Glimmer zu beruhigen.
Als hätten sie nur auf ihr Stichwort gewartet, liefen Perfuma, Frosta und Scorpia auf die drei zu.
»'Tschuldige! Wir hatten etwas getrödelt.«, entschuldigte sich Perfuma sofort, als sie in Sichtweite war.
Frosta hatte zwei Körbe in der Hand. Einen von diesen gab sie Glimmer. Sie würden den Korb zum verstreuen der Blumenblüten brauchen, sobald Adora den Thronsaal betreten würde.
»Sind dann drin.«, sagte Frosta, ehe sie durch die Thronsaaltür verschwand.
»Du packst das schon!«, munterte Scorpia sie auf und Perfuma steuerte ihr bei, indem sie zustimmend lächelte und nickte. Dann folgten Scorpia und Perfuma Frosta in den Saal.
Plötzlich umarmte Glimmer Adora.
»Es wird toll! Du wirst sehen!«, sagte sie zu ihrer unsicheren Freundin. »Es ist Catra. Du kennst sie seit einer Ewigkeit, oder nicht? Wovor fürchtest du dich nur so?«
»Ich fürchte mich doch nicht.«, log Adora mit verzerrter Stimme. »Ich kann's nur kaum erwarten! Glaub ich...« Den letzten Satz flüsterte sie mehr zu sich selbst, als dass sie ihn laut und sicher zu Glimmer aussprach.
»Denk an den Kuchen später! Die Gedanken sollten dich wenigstens etwas ruhiger stimmen!«, fantasierte Bow. Beide sorgten sich sehr um ihre Freundin.
»Kuchen..« Adora dachte an Madame Razz, die sie nicht hatte finden können. Sie hätte sie gerne zur Hochzeit eingeladen gehabt. Sie kam in der Vergangenheit nicht oft in den Geschmack ihres Kuchens, aber sie wusste, dass die Kuchen von Madame Razz wirklich ausgesprochen gut waren.
»Ja!«, sagte Glimmer. »Spindarella und Netossa haben ganz viel Kuchen extra für alle mitgebracht. Am meisten freue ich mich über den Schokokuchen!«
»Auf diesen freu ich mich schon am meisten!«, sagte Bow aufgeregt.
Spindarella und Netossa machten nach Madame Razz die besten Kuchen. Jeder liebte sie. Auch Adora. Und der Gedanke an den eben genannten Schokokuchen ließ ihr den Speichel im Mund zusammen laufen.
»Danke«, sagte Adora und Glimmer umarmte sie erneut. Plötzlich umklammerten sie zwei starke Arme.
»Beste-Freundetrupp-Kuscheln!«, rief Bow und alle lachten, auch Adora. Sie hatte wirklich die besten Freunde, die es gab.
»Also«, sagte Glimmer. »Ich muss auch langsam rein. Mein Korb ist noch leer.« Sie hob ihn, um ihn besser präsentieren zu können. »Perfuma muss ihn noch befüllen.«
»Uhh!«, sagte Bow und konnte seine Vorfreude kaum im Zaun halten. »Gleich ist es so weit!«
»Ja«, hauchte Adora kaum hörbar.
»Hey, das wird schon. Du bist stark!«, lächelte Glimmer ihr zu.
»Ja!«, bestärkte Bow Glimmers Worte. »Schließlich bist du She Ra!«
»Danke euch.« Adora lächelte. Trotz den ganzen Zusprüchen fühlte sie sich nach wie vor unsicher und total nervös.
Glimmer ging zur Thronsaaltür.
»Bring sie Heil zum Altar, Bow!«, sagte sie scharf zu ihrem Mann. Dieser nickte eifrig. Dann verschwand auch Glimmer in den Thronsaal. Zurück blieben Adora, nach wie vor war sie nervös, und Bow, welcher auch hätte ein treuer Hund sein können - nur fehlte ihm der wedelnde Schwanz.
Adora atmete schwer. Gleich. Gleich war es so weit. Aufgeregt tappte sie von einem zum anderen Fuß.
»Denk an die Kuchen.«, witzelte Bow und stupste ihr mit dem Ellenbogen in die Seite. Dann hielt er ihr seinen Arm hin. Angespannt hakte Adora ihren ein.
»Mir geht's gut.«, sagte sie mit hoher Stimme und atmete schwer. »Ich bin nur.. Nein, eigentlich nicht. Ich bin vielleicht.. Merkt man mir meine Nervosität an?!«
»Adora«
»Ja?«
»Beruhig dich. Es ist alles in Ordnung. Du lebst doch nun schon seit drei Jahren mit ihr zusammen, oder nicht?«, sagte Bow.
»Ja, schon«, antwortete Adora.
»Und es wird sich nichts daran ändern.«, erklärte er. »Nichts wird sich ändern. Catra hat schließlich dich um Hand angehalten, oder nicht?«
»Das hat sie, aber-«
»Aber was? Denkst du sie wird plötzlich Nein sagen? Das glaub ich nicht. Du kennst doch Catra, oder nicht?«
Adora nickte.
»Na also.« Bow lächelte sanftmütig, dann richtete er zufrieden seinen Blick auf die Thronsaaltür. Adora tat es ihm gleich.
Die Tür war rosé gestrichen und mindestens zwei Mal so groß wie sie, wenn sie She Ra war. Wenn nicht sogar größer. Die Knäufe waren golden. Auf Kopfhöhe waren Blumen und Girlanden an der Tür festlich befestigt.
Adoras Herz schlug stärker. Krampfhaft rief sie sich die Zusprüche ihrer Freundinnen in die Gedanken.
Du siehst toll aus!
Du siehst umwerfend aus!
Du packst das schon!
Es wird toll!
Es ist Catra.
Denk an den Kuchen!
Schokokuchen!
Gleich ist es so weit!
Das wird schon!
Du bist stark!
Du bist She Ra!
Denk an die Kuchen!
Mir geht's gut.
Beruhig dich.
Es ist alles in Ordnung.
Nichts wird sich ändern.
Es ist Catra.
Meine Catra.
Wie ein Mantra wiederholte sie die Zusprüche. Immer wieder. Sie merkte nicht einmal, dass sie vor Aufregung in Bows Arm kniff, bis sie plötzlich ein »Au!« hörte. Verkniffen murmelte sie ein »Sorry«.
Und dann war es so weit. Die Throntür öffnete sich und gab sein Inneres preis. Links und rechts standen massenhaft Bänke und zu jeden Platz einen dazugehörigen Gast. Es waren viele bekannte Gesichter. Nestrossa und Spinerella saßen auf der linken Seite. Adoras Links. Entrapta, Hordak - auch sie waren ein Paar - und falscher Hordak auf der rechten. Adora konnte sich noch sehr gut erinnern, wie nach der finalen Schlacht sehr viel Mißtrauen Hordak gegenüber geäußert wurde. Doch Entrapta hielt unerschütterlich und standhaft zu ihm und beteuerte, dass er sich ändern könne. Nicht desto trotz wurde er eine ganze Weile in eines der Gefängnisse von Bright Moon festgehalten. Ein Gefängnis ganz in Lila und Rosa und Himmelsbett. Selbst bis heute besaß Bright Moon kein wirkliches Gefängnis. Danach wurde er lange Zeit beaufsichtigt. Er hatte sogar eine Leibwache, die notfalls eingreifen solle. Es kam nie zu einem Notfall. Schlussendlich wurde Hordaks Aufsichtspflicht an Entrapta übertragen. Und zu allen Verwunderung wurden sie ein Paar. Dennoch traute niemand Hordak so recht. Schließlich hatte er viele, viele Leben auf dem Gewissen.
Auch Lonnie, Rogelio und Kyle waren da. Huntara saß auf der rechten Seite. Perfuma und Scorpia saßen auch schon auf ihren Plätzen und winkten Adora zu. Adora erwiderte die Gesten mit einem Lächeln.
Auch vielen Gäste aus verschiedenen Dörfern wurden die Ehre zu Teil hier im Thronsaal die Hochzeit mit zu erleben. Nachher aber würde es ein großes fest im zum Schloss anschließenden Dorf geben. Und jeder dürfte kommen.
Auf der vordersten Bank, links und etwas weiter von den anderen Bänken entfernt, stand ein wirklich sehr hübsch hergerichteter Tisch. Zwei Bilderrahmen, die besonders hervor stachen, zierten die Mitte. Zwei Bilder von denen, die ihr Leben für den Sieg gelassen hatten. Königin Angella und Shadow Weaver. Sowohl Catra, als auch Adora hatten darauf bestanden, dass ein Foto von Shadow Weaver aufgestellt werden sollte.
Rechts an der Wand war ein großes Klavier aufgebaut, an dem Sea Hawks saß und - zu aller überraschen - gemeinsam mit Mermista Lieder zur Hochzeit sangen. Niemand hätte erwartet, dass Mermista singen würde. Und sie besaß, trotz ihrer gleichgültigen Stimmlage eine ausgesprochen schöne Stimme.
Weit vorne, auf der ersten Stufe der Treppe zum Thron stand Micah in einem sehr festlichen Gewand. Er würde die Zeremonie abhalten. Einige Meter rechts von ihm stand Swiftwind mit den Eheringen und scharrte aufgeregt mit den Hufen auf dem Tronboden. Rechts von Micah, mit etwas Sicherheitsabstand, stand General Juliet. Und etwas versetzt, aber unweigerlich vor Micah stand Catra. Und sie war wunderschön. Nein, schön war nicht das passende Wort. Aber Adora fiel kein Wort ein, welches hätte Catra gerecht werden können. Ihre sehr langen Haare waren zu einem Zopf zusammen gebunden. Dennoch war ihr Haar, genauso wie Catra, widerspenstig und wild und hing ihr an den Ohren, kleine Strähnen im Nacken und große als Pony aus dem Zopf. Ihren Körper umschmigte ein relativ enger Anzug. Atemberaubend.
Catra musterte auch Adora von oben bis unten und musste unweigerlich amüsiert Grinsen. Peinlich berührt wandte Adora ihren Blick gen Boden. Catra lachte. Über sie. Sie sah lächerlich aus. Und plötzlich spürte sie wieder die Enge ihres Kleides. Zu eng.
Bow fing an sich in Richtung Micah, Swiftwind, General Juliet und Catra zu bewegen und zerrte die unsichere Adora mit sich. Glimmer und Frosta liefen mit ihren gefüllten Blumenkörben hinter Bow und Adora her. Während Glimmer darauf bedacht war beim Blüten verstreuen anmutig und elegant wie eine Königin zu wirken, pfefferte Frosta ihre Blüten durch den Gegend, als gedenke sie mit großer Freude jemanden zu töten.
Plötzlich gab es einen lauten Knall und von der Decke fielen federleicht weitere Blüten und auch ganze Blumenköpfe zu Boden. Es war wirklich schön mit anzusehen. Doch Adora hatte ganz andere Dinge im Kopf.
Das Kleid ist zu eng. Es wird platzen. Es hat zu viel Schnickschnack.
Ist mein Schritttempo richtig? Wie sieht mein Gang aus?
Sehe ich ruhig aus?
Meine Haare. Sie sind anders.
Catra lachte.
Sie ging an vielen Bänken vorbei. Alle Blicke hafteten an ihr. Sie alle beobachteten sie. Jedenfalls hatte Adora so das Gefühl. Sie dürfte jetzt keine Patzer machen, keine Blöße zeigen.
Tief sog sie die Luft ein und lief weiter und - ganz so als hätte sie das Unglück vorhergesehen - trat sie auf ihr eigenes, viel zu langes und vor allem viel zu enges Hochzeitskleid. Adora verlor den Halt. Adora fiel. Bow entglitt ihr Arm. Und ein lautes, viel zu lautes Geräusch zerschnitt jeglichen Laut in diesem Raum. Es war gerissen. Das Kleid war gerissen.
Alle sahen Adora an und Adora bekam nichts mit. Weder, das Bow ihr versuchte hoch zu helfen, noch dass Catra sich zu ihr niederhockte und vorsichtig und behutsam ihre Hand auf den Rücken Adoras legte. Sie hörte nicht den leisesten Ton. Alles war still.
Es ist gerissen. Das Kleid ist gerissen.
Catra lachte. Catra lachte bestimmt.
Adora zitterte am ganzen Körper und wagte es nicht auf zusehen. Der Raum war in heller Aufruhr. Das Kleid war wegen ihr gerissen. Die Hochzeit war versaut. Alle waren bestimmt enttäuscht. Vor allem aber würde Catra am meisten enttäuscht sein. Wochenlang hatte Adora nichts anderes im Kopf gehabt als die Hochzeit. Sie wollte sich doch zusammen reißen. Und jetzt? Alles versaut.
Langsam stand Adora auf, dann preschte sie los, entriss sich von Catra und Bow und rannte hinaus. Raus aus dem Schloss raus aus Bright Moon. Sie hatte alle enttäuscht.

Catra sah Adora nach. Sie war verwirrt und entrüstet, aber irgendwie kannte sie es von Adora nicht anders. Es war nicht das erste Mal, dass sie sie zurück ließ. Sie versetzte und allein ließ. Allerdings tat es dieses Mal mehr weh. Es schmerzte.
Catra ließ ihre Ohren hängen und biss sich auf die Lippen.
»Wir müssen sie suchen.«, sagte Glimmer in völliger Aufruhr.
Fragen waren auf Mermistas Gesicht geschrieben. »Warum ist sie weg gerannt?«
Catra sagte nichts.
Dann mischte Bow sich ein. »Sie war die ganze Zeit schon so nervös. Ich denke sie wollte es allen Recht machen.«
»Das Kleid ist kaputt!«, rief Frosta laut.
»Ich hätte es wissen müssen.«, jammerte Glimmer bedrückt. »Das Kleid war schon bei der Anprobe viel zu eng. Es hat ihre Sauerstoffzufuhr bestimmt eingeengt!«
»Ich hätte ihr noch eine Umarmung geben sollen.«, überlegte Scorpia.
Dann erhob Perfuma ihre Stimme: »Beruhigt euch Leute!«
Während dieser hitzigen Diskussion gesellte Entrapta sich zu Catra und legte mitfühlend ihre Hand auf ihre Schulter. Doch Catra schlug diese sofort weg. Sie würde kein Mitleid brauchen. Dann hörte sie Perfuma weiter sprechen.
»Wahrscheinlich«, sagte sie ruhig. »war ihr einfach alles viel zu viel. Das Kleid, die Blumen, die innere Unruhe, all die Gäste hier. Und vor allem, gerade weil sie solch ein Mensch ist, dass sie es allen recht machen wollte. Vor allem für Catra wollte sie perfekt sein. Denke ich jedenfalls. Wir kennen sie doch nun so lange oder?«
»Ich gehe sie suchen.«, sagte Catra entschlossen und herrschte die anderen an: »Ihr bleibt hier. Ich brauche keine Hilfe. Das ist eine Sache zwischen uns, klar?!«
Alle nickten. Dann rannte auch Catra aus den Thronsaal. Sie folgte Adoras Geruch.

Adora war außer Atem. Ihre Lungen brannten vom Rennen und von den Schnappatmungen, die sie machte. Ihre Augen waren gerötet und insgesamt sah sie sehr mitgenommen aus. Immer wieder wischte sie sich die Tränen, die ihr hoch kamen und nicht aufhören wollten, fort und reibte sich ihre Augen nur noch wunder.
Und ehe sie sich versah stand sie mitten im Wald von Whispering Woods. Doch sie wunderte sich nicht darüber, wie sie so weit kommen konnte. Sie hätte nicht einmal den Weg hierher ansatzweise mitbekommen. Sie hatte nur das Bedrängnis zu Rennen. Und nun war sie nun mal eben hier.
Ohne sich Gedanken zu machen, wohin sie ging, lief sie weiter. Dann setzte sie sich nach einer Weile unter einen der mächtigen und stämmigen Bäume. Sie war es Leid weiter zu gehen und vor allem war sie erschöpft. Dicht zog sie ihre Beine an ihren Körper heran und umklammerte sie mit ihren Armen. Ihr Atem war flach und stockte ab und zu.
Eine ganze Weile lauschte sie den Lauten des Waldes. Das Pfeifen des Windes, das Rascheln der Blätter, das Zwitschern der Vögel. Als plötzlich sie ein lautes Knacken aus dem Baum, an dem sie sich gelehnt hatte, ganz weit über ihr in den Blättern, aufschrecken ließ. Adora sah hinauf und lauschte genau. Und schon wieder! Das Knacken eines Astes! Diesmal war es lauter. Doch es war nicht das letzte Knacken. Es knackte auch noch ein drittes, ein viertes und ein fünftes Mal. Dann raschelten nur noch die Blätter.
Adora hielt den Atem an und machte sich innerlich bereit, falls sie angegriffen werden würde.
Plötzlich fiel etwas aus dem Blätterkleid des Baumes und kam laut fluchend vor ihren Füßen auf. Die Gestalt war klein, ihre Haare weiß und zottelig. Die Haut schimmerte violett und die Kleidung war alt und abgenutzt. Sie rückte ihre Brille zurecht und hob dann ihren Korb auf.
»Madame Razz«, platzte es Adora überrascht heraus.
»Ah, Adora, Liebes«, sagte die alte Dame mit einen starken Dialekt und freundlicher Mine. »Du kommst grade zur rechten Zeit! Komm! Komm wir gehen Beeren pflücken! Beeren für den Kuchen!«
Madame Razz griff nach Adoras Hand, drückte ihr den Korb in die Andere und zog sie hinter sich her.
»Wo waren sie, Madame Razz? Ich hatte sie wochenlang gesucht gehabt!«, fragte Adora ein wenig irritiert.
»Ich verstehe nicht was du meinst? Madame Razz war die ganze Zeit hier. Ich habe nach Beeren für den Kuchen gesucht. Heute wurde ich endlich fündig! Ich möchte Kuchen für die Hochzeit backen.« Madame Razz war bei bester Laune.
»Ja.. Die Hochzeit..«
»Kopf hoch, Mädchen!«, sagte die alte Dame mit leichter Strenge, dann glänzten plötzlich ihre Augen und sie hüpfte vor Freude. »Adora, Liebes! Die Beeren! Die brauch ich!«
Adora folgte ihren Finger, den sie wie wild hin und her fuchtelte, um auf alle blauen Beeren im Baum aufmerksam zu machen. Leicht seufzte sie und ging mit dem Eimer in der Hand auf den dicken Stamm des alten Baumes zu. Seine großen, fächerartigen Blätter waren in einem sehr dunklen grün gefärbt und die Früchte, die Beeren, die er trug waren so groß wie eine ganze Faust.
»Wie viele wirst du benötigen?«, wandte Adora sich an Madame Razz.
»Mach den Korb voll, Liebes!«, rief sie aufgeregt zurück.
Adora seufzt und griff nach einem dicken, herab hängenden Ast - und ließ ihn sofort wieder los. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass sie in diesem Kleid schlecht klettern können würde. Sie griff nach dem Rock und zerriss den Stoff so, das Kleid war sowieso schon hinüber, dass sie alles unnötige entfernte. Den Plüsch, den Schnickschnack, die Rüschen. All das würde sie nicht mehr benötigen. Die Hochzeit hatte sie ja schließlich platzen lassen. Und sie bezweifelte, das Catra sie noch heiraten wollen würde. Monate lang war Adora Catra auf den Geist gegangen, sie wolle sie heiraten, doch Catra lehnte immer wieder ab. Als Adora die Idee schon fast aufgegeben hatte, hockte sich Catra plötzlich auf die Knie und bat Adora. Ihr kamen die Tränen und sie hatte sofort ja gesagt.
Schließlich stand Adora nur noch im Unterrock da. Dieser war weit genug, um sich einigermaßen ordentlich bewegen zu können. Erneut griff sie nach dem Ast und kletterte mit Hilfe dessen in den Baum hinein. Adora kletterte immer höher, bis sie an die Beeren gelangte. Auf dem Boden sah sie Madame Razz, wie sie vor Freude in die Hände klatschte und von einem Bein auf den anderen hin und her tanzte. Es war in gewisser Hinsicht süß, dass die alte Dame so leicht zufrieden zu stellen war.
Ganze fünf blaue Beeren passten in den Korb. Zufrieden kletterte Adora den Baum wieder hinunter und übergab Madame Razz den gefüllten Korb.
»Danke dir!« Madame Razz strahlte vor Freude. »Aber die Arbeit ist noch nicht getan! Wir haben die Beeren, aber Beeren allein ist kein Kuchen! Komm, Adora, Liebes, gehen wir den Kuchen backen!«
Und erneut drückte Madame Razz den Korb in Adoras Hand, ergriff die andere und zog sie hinter sich her. Sie mag zwar alt und gebrechlich wirken, allerdings trügt der Schein. Sie war fit und munter - und vor allem schnell unterwegs! Adora hatte leichte Schwierigkeiten mit ihr Schritt zu halten, was aber eher daran lag, dass sie hinter ihr her gezogen wurde und sie demnach im Bücken laufen musste. Und Madame Razz machte erst halt, als sie vor ihrem Zuhause stand. Es war mehr so eine Art Höhle, vor der, am Eingang, ein zerrissenes Laken gespannt war.
Madame Razz ließ Adoras Hand los und eilte sogleich hinein. Adora folgte ihr. Im Inneren herrschte Unordnung. Überall lag irgendetwas, was da nicht hinzu gehören schien. Während am Bett saubere Teller sich stapelten, stapelte sich die saubere Wäsche in den Küchenschränken. Überall waren Spinnenweben und Wollmäuse. Blätterlaub lag verstreut auf dem Boden und allerlei Gerümpel stand an den Wänden angelehnt. Viele Bücher staubten in Ecken, hoch auf Schränken, neben den Tellern und auf der Wäsche vor sich hin. Und überall wuchsen Wurzeln und Efeu.
Madame Razz nahm Adora den Korb aus der Hand und stieg über eine Wurzel hinweg, geradeaus zu auf die Küchenzeile. Den Korb stellte sie auf die zugerümpelte Ablage. Dann begann sie alle Schränke aufzureißen, um nach weiteren Backzutaten und Gewürzen zu suchen. Dafür kletterte sie sogar auf die Ablage. Die ältere Frau machte vor nichts Halt. Sofort eilte Adora an ihre Seite und half ihr beim Suchen der Utensilien.
»Ei und Milch habe ich hier! Frisch vom Vogel und der Kuh!«, sagte Madame Razz und zog sowohl eine Schachtel gefüllt mit Eiern, als auch eine Flasche Milch hervor.
»Mit oder ohne Schokolade?«, damit wandte sie sich an Adora und legte überlegend die Finger auf die Lippen, runzelte angestrengt ihre Stirn und schien die Luft einzuhalten, bis Adora etwas sagen würde.
»Mit«, antwortete Adora schnell und fühlte sich etwas überrumpelt.
»Dann mit! Großartige Idee!«
Madame Razz wühlte tiefer im hinteren Bereich des Schrankes und suchte nach Schokolade, Mehl und Zucker.
Adora legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
»Madame Razz«
Die ältere Dame rückte ihre Brille zurecht und sah zu Adora hinab. Sie sah Tränen aufblitzen.
»Adora, Liebes, was hast du auf dem Herzen?«
Ohne große Müh sprang sie die Ablage hinab und stellte sich ganz nah an Adora. Sie griff nach ihren Händen und streichte ihr sanft mit ihren runzeligen Daumen über die Handoberflächen.
»Madame Razz«, wiederholte Adora ihren Namen und sah sie an. Ihre Stimme war ganz brüchig. »Ich habe etwas ganz dummes gemacht.« Adora wartete nicht darauf, dass Madame Razz nach hakte. Sie fuhr unbeirrt fort; »Ich habe Catra versetzt. Ich habe sie stehen lassen. Ich habe sie schon wieder zurück gelassen. Ich.. Ich.. Was soll ich nur tun? Wegen mir.. Ich schaff es nicht mal die Person, die ich liebe, glücklich zu machen..«
»Beruhige dich, Liebes. Warum entschuldigst du dich nicht einfach? Es war schließen keine Absicht, oder?«
»Wenn es nur so einfach wäre.. Natürlich war es keine Absicht! Ich war einfach zu aufgeregt und das Kleid war zu eng! Es ist gerissen! Und es war nicht mein Stil, aber ich wollte doch nur... dass alle glücklich sind..«
»Ich glaube, da hast du aber eine wichtige Sache vergessen.« Eine raue Stimme ließ Adora zusammen fahren. »Sollte die Braut nicht auch glücklich sein und sich wohlfühlen?«
Adora drehte ihren Kopf zum Eingang von Madame Razz' Zuhause. Catra stand mit verschränkten Armen vor dem Vorgang und sah Adora abschätzig an.
»Wieso hast du Glizza denn nicht gesagt, dass das Kleid nichts taugt?« Ehe Adora antworten konnte, beantwortete Catra ihre Frage selbst. »Schon klar. Wolltest ja niemanden verletzen. Vor allem deine beste Freundin nicht. Da ist natürlich absolut egal, dass man dann seine Verlobte am Altar stehen lässt.«
»Catra, ich..« Adora schaffte es unter all ihren Tränen nicht einen ganzen Satz zu formen.
»Oh man.« Catra schüttelte leicht grinsend den Kopf. »Seit wann bist du nur so heulerich geworden, Adora? Passt ja gar nicht zu einer Heldin, die alle gerettet hat.«
Catra ging auf Adora zu und warf Madame Razz einen raschen Blick zu. Diese aber verstand sofort, lies Adoras Hände los und machte sich an den Kuchen.
Catra blieb unmittelbar vor Adora stehen und legte sanft und zärtlich ihre Hand auf ihre Wange. Ihre Gesichtszüge wichen den eines sanfteren. Catra lächelte leicht und fürsorglich. Ein Lächeln, dass man an ihr vor einigen Jahren nicht hätte vorstellen können. Das gleiche Lächeln, wie an jenem Tag, an dem sie Adora ihre Liebe gestand. Eines, in dem Adora versinken könnte.
Geschafft ließ Adora ihren Kopf auf ihre Schulter sinken. Tief sog sie den Duft der Halbkatze ein und genoss ihre Wärme.
»Adora«, sagte Catra ganz leise. »Du musst endlich aufhören Sachen in dich hinein zu fressen. Rede mit uns. Selbst, wenn es uns kränken sollte, du musst auch mal an dich denken. Was wäre, wenn das Kleid nicht geplatzt wäre? Und du das Bewusstsein wegen Sauerstoffmangel verloren hättest?« Catra lachte auf. »Schon komisch. Nicht egoistisch zu sein, kann am meisten egoistisch sein.« Vorsichtig legte sie ihre Arme um Adoras Körper und drückte sie an sich. Auch Adora umschlung den Körper ihrer Freundin.
Adora schämte sich. Catra hatte recht. Und doch fühlte sie sich so wohl in ihren Armen. Es war, als falle für diesen Augenblick alle Lasten, die Adora mehr und mehr zu Boden drücken versuchten, einfach von ihr ab. Als ob ein leichter Windstoß eine Feder vor sich her wehte.
»Willst du mich denn noch heiraten?«, fragte Adora leise.
Catra lachte. »Dummkopf. Natürlich will ich.«
Ein erleichtertes Lächeln machte sich auf Adoras Gesicht breit.
»So kannst du doch nicht heiraten, liebes!«, rief Madame Razz plötzlich empört, dann lief sie zu einem hohen Schrank und öffnete ihn. Catra und Adora warfen sich verwirrte Blicke zu.
»Aaah, da ist es ja. Madame Razz wusste es die ganze Zeit!« Die ältere Dame zog ein rotes, luftiges Kleid heraus, welches man im Nacken mit zwei Bänder zu knotete. Es war knielang und zwar schlicht, aber es gefiel Adora wirklich gut.
»Mara würde auch wollen, dass du es trägst«, damit überreichte sie Adora Maras Kleid.
»Danke, Madame Razz.«, sagte Adora begeistert, als sie es annahm.
»Und für dich, Katzenmädchen, hat Madame Razz natürlich auch etwas!« Madame Razz lächelte breit und lief zurück zum Schrank.
Catra verschränkte ihre Arme und schnalzte mit der Zunge. »Das Katzenmädchen hat auch einen Namen! Catra. Und nein, danke. Ich trage keine Kleidung einer Toten.«
»Ach Papperlapapp!« Madame Razz beschwichtigte Catra mit einem Abwinken ihrer Hand. Die Halbkatze stöhnte genervt und sah mit einem Augenrollen zu Adora. Doch diese war viel zu beschäftigt damit ihr neues Kleid zu begutachten. Sie hatte ein gewisses Glänzen in ihren Augen. Wie Catra dieses Mädchen liebte! Augenblicklich wurde Catra, nur allein durch Adoras Anblick, wieder ruhiger. Allerdings hatte sich nichts an ihrer Meinung geändert, dass sie diese Kleidung nicht tragen würde. Egal was die alte Schachtel auch herausziehen würde.
»Ja! ja! Das ist es!« Madame Razz' Stimme machte Freudensprünge. Aus dem Schrank zog sie ein weißes, sehr langes Kleid. Ebenso wie das von Adora war es luftig und zum Schließen musste man es auch im Nacken verbinden. Doch im Gegensatz zum Anderen war es lang und schleifte beim gehen über den Boden. Es hatte einen tiefen Ausschnitt und wirkte an sich auch sehr elegant. Catras Augen leuchteten, wie eine verspielte Katze, als sie es sah. Dann räusperte sie sich schnell, um von dem Eindruck los zu kommen, dass es ihr gefallen könnte. Adora beobachtete amüsiert Catras Reaktion und kicherte in ihre geschlossene Faust hinein.
»Naja,«, sagte Catra beschwichtigend und leicht errötet. »so schlecht sieht es ja gar nicht aus.«
»Also ich denke, es würde dir super stehen« Adora lächelte Catra anzüglich an, wodurch die Röte nur noch mehr in Catras Wangen stieg.
»Wenn du so darauf bestehst, kann man wohl nichts machen.«, sagte Catra und riss Madame Razz das Kleid aus der Hand. »Und so schlecht sieht es ja nicht aus.« Sie räusperte sich erneut und Adora lächelte zufrieden.
»Der Kuchen ist gleich fertig!«, drängelte Madame Razz. »Na los, zieht euch an! Und dann lasst uns eine Hochzeit feiern!«

Und wie Adora es vermutet hatte, Catra sah in diesem Kleid wirklich gut aus. Vor allem der Zopf mit ihren widerwilligen, langen Haaren ließ Catra noch viel schöner und vor allem süßer wirken. Catra war aber auch nicht abgetan von ihrem Kleid, auch wenn sie es versuchte zu verbergen. Wenn ihr allerdings etwas gefiel, so war sie eine wirklich schlechte Lügnerin.
»Glotz nicht so.«, nörgelte sie und sah beschämt zur Seite. Adora trat lächelnd an sie heran und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn.
»Ja, ja.«, sagte Catra, die Wangen putterrot. »Du siehst auch ganz toll aus.«
»Wollen wir?« Adora deutete hinaus zu Madame Razz, die vor dem Eingang schon ungeduldig auf und ab sprang. Den Blaubeerschokokuchen hatte sie im Korb verstaut und mit einem weiß-blau karierten Tuch abgedeckt, damit dieser auch auf den Weg zum Schloss von Bright Moon warm blieb.
»Wo bleibt ihr denn? Kommt, kommt! Der Kuchen wartet nur darauf gegessen zu werden!«, rief Madame Razz dem Pärchen zu.
Catra griff nach Adoras Hand und verschränkte ihre Finger in die Adoras. Dann lief sie hinaus und zog Adora mit.

»Wo bleiben sie denn? Was ist, wenn etwas passiert ist?! Wenn Catra Adora nicht finden konnte?!« Glimmer lief unruhig durch den Thronsaal, in dem es ohnehin nicht gerade geordnet zu ging. Die Königin hatte die Arme verschränkt. Ihre Ohnmacht machte ihr sehr zu schaffen und zerrte an ihr.
»Glimmer« Bow legte seine Hand auf ihre Schulter und zog sie sanft in eine Umarmung. »Catra schafft das schon. Vertrau ihr«
»Ich weiß.. Aber.. Ach.. Ich weiß auch nicht..«, schluchste Glimmer.
»Wenn jemand Adora zurück holen kann, dann bestimmt Catra!«, mischte Entrapta sich mit ein und lächelte Glimmer aufmunternd zu. Hordak stand neben ihr, ihre Finger ineinander geschlungen, allerdings sah er Glimmer nicht an. Seine Aufmerksamkeit waren den Minikuchen, die seine Freundin mitgebracht hatte und auf einem der Seitentische mit Süßem und Getränke auf einem goldenen Teller serviert waren, gewidmet.
Scorpia gesellte sich ebenfalls zu Glimmer und Bow.
»Wenn Catra sich erstmal etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt sie nicht so schnell locker.« Scorpias Stimme war sanft.
Bow wischte Glimmer über einige Tränen, die ihr über die Wange liefen, mit dem Ärmel seines bauchfreien Jacketts. Dann lächelte er ihr erneut zu und drückte ihr sanft einen Kuss auf. Glimmer schlang ihre Arme um die Taille ihres Mannes und lehnte ihre Stirn an seine Brust.
Plötzlich schrie Frosta auf: »Sie sind da! Sie sind da!«
»Siehst du?«, sagte Bow lachend. Doch Glimmer hatte sich bereits los gerissen und sich zur Thronsaaltür teleportiert. Und da waren sie wirklich. Catra zusammen mit Adora - und vorneweg Madame Razz, die glücklich vor sich hin summte. Doch sowohl Catra, als auch Adora trugen komplett andere Kleidung als zuvor. Adora ein weinrotes, knilanges Kleid und Catra ein schneeweißes, luftiges Kleid, das bis zum Boden reichte. Sie waren eher schlicht, allerdings sehr Hübsch. Nicht unbedingt Hochzeitskleider, wie Glimmer fand, aber wenn Catra und Adora sich wohlfühlten, umso besser.
»Adora!«, rief Glimmer und war im nächsten Moment direkt neben ihr und umarmte sie innig. »Es tut mir so leid! Ich hätte nicht meinen Willen ständig durch setzen sollen! Ich hätte dir zuhören sollen! Und dir mehr die Nervosität nehmen sollen! Bitte verzeih mir!«
Adora erwiderte die Umarmung. »Nein, ich muss mich entschuldigen. Bei euch allen. Ich hätte sagen sollen, dass das Kleid mir nicht gefällt und vor allem zu eng war. Vielleicht ein bisschen zu eng. Außerdem der ganze Schnickschnack und die Rüschen! Alles schön und gut, aber das ist nun mal nicht meins... Aber ich wollte euch nicht verletzen«
»Das hättest du nicht. Das nächste Mal, vielleicht nicht gerade bei einer Hochzeit, sag einfach Bescheid. Schließlich will ich, das es dir auch gut geht«
»Ja, ich weiß. Aber ich habe mich so geschämt und ich war so nervös.. Es tut mir wirklich leid, dass ich einfach weggelaufen bin«
»Das macht nichts, du bist schließlich wieder hier. Und das es dir gut geht ist das wichtigste. Und wie ich sehe habt ihr Madame Razz gefunden«
»Naja«, sagte Adora nach denkend. »Eher hat sie uns gefunden. Und sie hat Blaubeerschokokuchen dabei!«
Sie sahen zu Madame Razz, die dabei war ihren Korb auf den Tisch zu platzieren und sich unauffällig eines der Minikuchen in den Mund schon. Dann räusperte sich Catra und die Aufmerksamkeit lag bei ihr. Leicht errötet sah sie zur Seite und weigerte sich in die Augen von Glimmer und Adora zu sehen.
»Wollen wir dann?« Catra verschränkte ihre Arme.
Adora ließ von ihrer besten Freundin ab und hauchte einen leichten Kuss auf die Wange der Halbkatze.
»Ja«, sagte sie. »Ich bin endlich bereit«
Catra errötete.
»Na dann, worauf warten wir dann noch, Leute?«, rief Bow freudig und hakte sich bei Glimmer und Adora ein.
Gesagt, getan. Glimmer zog Catra mit zurück in den Saal und ließ die Türen schließlich. Bow blieb mit Adora zurück.
»Und? Wie fühlst du dich?«, fragte Bow sichtlich nervös.
»Blendend.«, sagte Adora fest entschlossen. »Ich bin bereit.«
Bow nickte zufrieden, stellte sich neben sie und hielt ihr seinen Arm hin. Adora dachte nicht lange über diese Geste nach und hakte sich ein.
Dann öffnete sich die Tür - allerdings nur einen Spalt - und ein mit Sommersprossen besprenkeltes Gesicht lugte hervor. Platinblonde Haare fielen ihr über die Schulter. Perfuma räusperte sich.
»Adora, möchtest du eigentlich einen Blumenstrauß haben?«, sagte sie sanft und blickte unsicher, mit der Erinnerung des riesigen weißen Straußes, zwischen Adora und dem Boden hin und her.
Adora lachte. »Ja, aber bitte etwas dezenter. Und gerne mit roten und weißen Rosen gemischt. Mach nicht zu viele und die Stiele nicht zu lang, wenn das in Ordnung geht.«
Perfuma nickte eifrig und wandte sofort ihre Kräfte an. Nachdem ihr dann einige Rosen gewachsen waren, übergab sie Adora ihren gewünschten Strauß.
»Danke«, sagte Adora und nahm ihn entgegen.
»Nicht dafür« Perfuma lächelte herzlich und verschwand dann im Saal. Die Thronsaaltür fiel erneut zu.
Es dauerte nur einige Minuten, da öffnete sie sich wieder. Adora, begleitet von Bow, schritt zielsicher voran. Alle Blickten sie an. Nestrossa, Spinnerella, Entrapta und Hordak, Lonnie, Rogelio und Kyle. Huntara, Scorpia, Madame Razz und Perfuma. Einige Dorfbewohner. Seahawk spielte das Klavier und Mermista sang. General Juliet, Swiftwind und Micah. Und natürlich Catra. Aber es machte Adora nichts. Sie fühlte sich selbstsicher wie noch nie.
Bow und Adora schritten durch die Reihen der Holzbänke. Hinter ihnen liefen Glimmer und Frosta, die jeweils auf ihre Weise Blumenblüten verstreuten. Die eine elegant, die andere mörderisch.
Über ihren Köpfen gab es einen Knall und noch mehr Blüten, sowie ganze Blumenköpfe segelten, wie zuvor, federleicht zu Boden oder verhedderten sich den den Haaren der Gäste.
Dann erreichten sie den Fuß der Treppe. Glimmer und Frosta stellten sich jeweils links und rechts an die Seiten der Treppen. Bow übergab die Hand Adoras Catra und gesellte sich dann zu Glimmer. Ihre Finger verschlungen sich in einander.
Catra und Adora sahen sich tief in die Augen - und die Blondhaarige drohte glatt in ihnen zu versinken. Catras Hände umschlossen die ihre.
»Angst, Adora?«, lächelte die Halbkatze neckig.
»Träum weiter.« Adora lachte. Nein, sie spürte weder Angst noch Nervösität mehr, denn sie wollte mit ihr auf Ewig zusammen leben. Adora wollte Catra heiraten. Sie war sich da ganz sicher. So sicher, wie man nur sicher sein konnte.
»Nun denn«, erhob Micah seine Stimme und im Saal wurde es ruhig. Erst jetzt hatte Adora gemerkt, dass ihr Beifall und Zuwünsche geklatscht wurde.
»Lassen wir die ganzen Formalitäten.«, sagte Micah entrüstet und gleichzeitig leicht kichernd. Glimmer stimmte mit ein. Dann lachte der gesamte Saal. Jeder wusste mittlerweile, das Micah nicht sonderlich auf Formalitäten stand.
Micah räusperte sich und fuhr dann fort. »Catra, schwörst du die hier anwesende Adora zu ehren und auf ewig zu lieben?«
»Also,«, sagte Catra und neigte etwas ihren Kopf. »das mit dem ehren , darüber können wir gerne noch mal streiten. Ich verehre nichts. Vielleicht mein Bett oder das Essen.«
Leises Gekicher schlich durch den Saal.
»Aber lieben«, fuhr Catra fort. »Ja. Lieben werde ich sie auf ewig. Bis zu meinem Tod.«
Adora errötete bei dem zarten Lächeln, das Catra ihr zu warf.
»Adora« Alle Aufmerksamkeit war wieder auf Micah gerichtet. »Überspringen wir auch das mit dem Ehren. Adora, schwörst du die hier anwesende Catra auf ewig zu lieben?«
»Ja«, sagte Adora mit einem Lächeln auf den Lippen. »Das schwöre ich.«
»Uuh, jetzt kommt mein lieblings Part!« Micah war ganz aufgeregt, als er das sagte. »Mit der Kraft meines waltenden Amtes erkläre ich euch hiermit zur Frau und Frau!«
Alle klatschten und jubelten.
Adora kam Catras Gesicht immer näher und legte ihre Lippen auf die zärtlichen der Halbkatze. Im Rhythmus bewegten sie sich gegen und mit einander. Wurden verlangender. Und Adora wollte nur mit Catra auf Ewig zusammen leben. Sie liebte sie einfach. Das würde sie immer.

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