Will you marry me?

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»Du siehst toll aus!«, rief Glimmer und sprang aufgeregt von einem Fleck zum anderen. Man könnte glatt meinen, sie wäre nervöser als Adora.
Adora betrachtete sich im Spiegel. »Wirklich?« Ihre blonden Haare waren, nicht wie üblich, zu einem Dutt zusammen gesteckt und ihr langer Pony hing ihr über dem rechten Auge. Von oben bis unten betrachtete sie ihr weißes, aufgeplüschtes Hochzeitskleid. Ihrer Meinung nach hatte es definitiv zu viel Schnickschnack und Rüschen angestickt. Aber Glimmer bestand darauf, das es sich so gehörte. Aber muss das wirklich sein?, fragte sich Adora innerlich, denn wirklich wohl fühlte sie sich nicht. Es fühlte sich eher an, als würde sie gleich aus allen Nähten platzen. Und damit nicht genug! Als sie es anzuziehen versuchte, musste selbst Glimmer ihre Luft anhalten und mit aller Kraft am Reißverschluss ziehen, damit es zu ging. Würde Adora sich zu sehr beugen, so war sie sich ganz sicher, war ihr Gefühl, gleich aus allen Nähten zu platzen, nicht mehr nur ein Gefühl, sondern nackte Realität.
»Wirklich?«, fragte Adora erneut und starrte ihre Freundin unsicher an, denn sie hatte ihr keine Antwort gegeben.
»Adora«, sagte sie und tauchte von einem Moment auf den anderen neben ihr auf. Ihre Hand auf der Schulter Adoras gelegt.
»Du siehst toll aus.«, bestätigte Glimmer ihre Freundin mit Nachdruck und sah ihr tief in die Augen. Adora nickte zur Bestätigung und versuchte ihr zu glauben. Dann war Glimmer wieder im nächsten Moment verschwunden und tauchte am anderen Ende des Zimmers wieder auf. Adora betrachtete sie, wie sie in einer Kiste neben dem fliederfarbenen Himmelbett etwas suchte. Ihre violetten Haare waren länger geworden, fiel Adora plötzlich auf. Und sie glitzerten mehr als sonst. Zum heutigen Anlass trug auch Glimmer einen besonderen Aufzug. Denn auch sie trug ein weißes Kleid. Doch war es kein Hochzeitskleid, sondern ein Gewand für die Königin für besondere Veranstaltungen. Und heute war ein besonderer Tag, denn Adora würde Catra heiraten. Und das in etwa einer halben Stunde.
Ohne es mitbekommen zu haben, fummelte Glimmer etwas in ihre Haare.
»So«, sagte die König. »Das müsste passen! Aber irgendetwas fehlt noch..«, und Glimmer fing an zu überlegen. Adora betrachtete sich abermals im Spiegel. Ein weißes Kleid. Zu viele Rüschen, zu viel Schnickschnack. Zu eng. Und ihre Haare sahen auch anders aus. Sie Verstand nicht, was Glimmer meinte, was fehlen würde. Plötzlich klopfte es an der Tür.
»Her rein!«, schrie Glimmer zur Tür und wirkte etwas genervt abgelenkt worden zu sein. Ein zierliches Mädchen mit langen, platinbloden, gewellten Haaren steckte ihren Kopf ins Zimmer. Um ihre Nase herum hatte sie viele Sommersprossen und auf dem Kopf trug sie eine Krone aus Blumen.
»Wie weit seid ihr?«, fragte sie mit sehr sanfter Stimme, die immer gleich zu klingen schien. Sie war ruhig und angenehm.
»Es fehlt was.«, sagte Glimmer genervt.
Nun trat das Mädchen komplett in den hellen, großen Raum. »Es fehlt was?« Ihr langes, grünes Kleid schliff über den Boden.
»Ja.« Glimmer runzelte angestrengt die Stirn. Dann dämmerte es ihr plötzlich: »Perfuma!«
Perfuma erschrak leicht. »Ja?«
»Gut das du da bist! Adora braucht einen großen, weißen Rosenstrauß!«
Brauche ich das?
Perfuma lächelte und wandte ihre Kraft an und stellte in kürzester Zeit einen Strauß von fünfundzwanzig weißen Rosen zusammen und übergab ihn, über beide Ohren hinweg grinsend, Adora, die das Lächeln verunsichert erwiderte und nicht wusste, wie genau sie den Strauß festhalten sollte, da fünfundzwanzig zusammengebundene Rosenstiele viel zu dick für sie waren. Aber Adora sagte nichts. Weder zum Kleid, noch zum Blumenstrauß. Ihre Freundinnen taten wirklich viel für sie und sie wollten ja nur helfen.
Plötzlich flog die Tür mit einem lauten Knall auf.
»Wie weit seid ihr?!«, schrie ein kleines, blauhaariges Mädchen. Sie trug, zu ihrer Haarfarbe passend, ein blaues, mit Pailletten beschmücktes Kleid. Es war knielang und trägerlos.
»Frosta! Kannst du nicht anklopfen?!«, keifte Glimmer. Doch Frosta überhörte ihre Frage mit Absicht.
»Alle warten schon! Wie weit seid ihr? Wie weit ist Adora?!« Frostas Blick blieb an Adora hängen.
»Wow.«, sagte sie. »Du siehst umwerfend aus!«
Adora wich Frostas, vor Begeisterung, glänzenden Blick aus und murmelte ein »Danke.« sie fühlte sich alles andere als umwerfend oder schön. Doch offensichtlich bemerkte niemand, dass Adora sich absolut unwohl fühlte. Sich irgendwie fehl am Platz fühlte. Sollte ein Hochzeitstag nicht normalerweise der schönste Tag des Lebens sein? Innerlich seufzte Adora. Sie wollte ihren Freundinnen, die sich doch extra so viel Mühe gaben, damit Adora sich etwas entspannen konnte, nicht aufbürden, dass sie sich unwohl fühlte. Wenn sie das täte, so wüsste Adora, sie würde sich nur schlechter fühlen.
Plötzlich spürte sie eine Hand an ihrer Schulter.
»Adora? Alles in Ordnung?« Es war Glimmer, die sie sorgvoll berührte. »Du hattest nicht geantwortet.«
Adora spürte den Blick jedes einzelnen auf sich. Sie durchbohrten sie regelrecht. Versuchten mit ihrer Skepsis herauszufinden, dass Adora sich nicht wohl mit all dem fühlte. Und dann würden sie enttäuscht sein und ihr Vorwürfe machen. Sie hatten sich doch so viel Mühe gegeben, wie konnte Adora nur so undankbar sein?!
Plötzlich zitterte Adora am ganzen Leib. Beruhig dich, schalt sie sich selbst. Niemand macht dir Vorwürfe, solange du lächelst und sagst, dass es dir gefällt. Das alles in Ordnung ist. Sag es ihnen. Mach schon.
Doch Adora sagte nichts und sah lediglich zu Boden. Vielleicht würde er sie einsaugen und ihre Rettung sein?
»Vielleicht..«, überlegte jemand, der zuvor noch nicht im Raum war. Adora sah auf. Es war Scorpia. Sie trug ein eng anliegendes, weinrotes Kleid. Dazu die passenden Ohrringe und Schuhe. Ihre weißen Haare waren puffiger als sonst. Ihr Scorpionenschwanz war eingerollt. Und ihre Scheren, die anstelle der Hände und Arme waren, waren angewinkelt.
»Vielleicht ist sie einfach nur nervös und braucht einfach nur eine Umarmung?«, sagte Scorpia sanft und breitete ihre Arme aus. Sie ging auf Adora zu und umarmte sie innig, aber vorsichtig, als könnte sie Adora weh tun, wenn sie fester zudrücken würde. Auch Glimmer, Perfuma und Frosta hatten sich zu den Zwei gesellt und legten auch ihre Arme vorsichtig um Adora.
Nach einem langen Moment, der ziemlich kurz schien, lösten die Freundinnen die Umarmung auf und lächelten ihrer Freundin, die heiraten würde, aufmunternd zu.
»Danke.«, sagte Adora und lächelte leicht. Ihr kamen die Tränen.
Vielleicht hatte sie eine Umarmung wirklich gebraucht. Vielleicht war sie einfach zu nervös, zu aufgeregt. In diesem Moment fühlte sie sich allerdings etwas ruhiger. Wenn auch nur ein bisschen.
Perfuma sah zu Frosta und Scorpia und wandte sich dann an Adora.
»Wir gehen schon mal voraus. Wir müssen die Körbe holen.«, sagte sie und verließ mit den zwei den Raum. Adora und Glimmer blieben zurück.
»Also...« Glimmer räusperte sich und wandte sich an Adora. »Bereit?«
Adora tappte von einem Fuß zum anderen. Nicht im Geringsten, würde sie jetzt am liebsten sagen.
»Ja.«, sagte sie stattdessen und holte tief Luft.
»Na dann, komm!« Glimmer lächelte vom Herzen und ergriff Adoras Hand. Und plötzlich - alles passierte sehr schnell, alles auf einmal und innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde - kribbelt ihr Bauch, ihr Magen und sie fühlte sich schwerelos. Glitzer war überall, glatt als hätte jemand eine ganze Dose voll davon verschüttet. Dann standen sie vor der Tür des Thronsaals, wo Bow schon auf sie wartete.
Er trug einen weißen Anzug, welcher, wie für Bow üblich, bauchfrei war. Da Bow eine dunkle Hautfarbe besaß, sah der Anzug spitze, so würde es Glimmer sagen, an ihm aus. Seine Haare waren zurück gegelt und er hatte sich einen leichten Kinnbart wachsen lassen. Und - überraschenderweise - stand es ihm sogar, denn seine kindlichen Gesichtszüge waren dem eines schärferen, konturlastigen Gesicht eines Mannes gewichen. Er wirkte erwachsener. Reifer. Aber im Inneren, das wussten alle, war Bow immernoch der selbe. Kindlich und leicht zu begeistern.
Bow lächelte ihnen begrüßend zu. Glimmer ließ Adoras Hand los und lief zu ihm.
»Hi«, sagte Bow und hauchte einen Kuss auf Glimmers Stirn. Ihre Finger flochten sich ineinander.
Adora beobachtete schmunzelnd das Pärchen beim Flirten. Dann wanderte ihr Blick auf die Hände von Glimmer und Bow. Beide trugen am Ringfinger einen goldenen Ring mit einer Aufschrift. Sie waren ein Ehepaar. Zwei Jahre war es nun her, als Adora zusammen mit Catra, den Prinzessinnen und allen Freunden die Hochzeit von Glimmer und Bow gefeiert hatten. Das Fest war einmalig gewesen. Es wurde gesungen, getanzt und es gab viel Kuchen und andere Leckereien. Adora fragte sich, ob Glimmer wohl vor ihrer Hochzeit sich auch so nervös gefühlt haben mochte?
Adora schüttelte leicht und kaum merklich den Kopf. Natürlich hatte Glimmer sich auch so gefühlt. Sie war nervöser als nervös und Adora hatte alle Mühe gehabt sie zu beruhigen. Ständig war sie von einem zum anderem Ort gesprungen. Sie sprach unaufhörlich über negative Dinge, die passieren hätten können, die schlussendlich nie geschehen waren. Damals wirkte Glimmer wie ein Floh, der sich noch hinzu teleportien konnte. Das alles hatte Nerven gekostet, aber schlussendlich hatten sie es doch über die Bühne gebracht gehabt.
Tief sog Adora Luft in ihre Lungen und schöpfte neuen Mut. Jeder wäre nervös, wenn man im Brautkleid oder Anzug zu seinem Liebsten an den Altar schreiten würde. Das war normal.
Zwischen dem Beste Freundetrupp - Bow hatte ihre Freundschaft vor vielen Jahren so getauft gehabt - war es still. Niemand sagte etwas. Alle warteten sie. Sie warteten auf das Zeichen für den Einzug der Braut.
Adoras Blick war auf die große, helle Tür vor ihr gerichtet. Sollte diese für sie aufgehen, so würde sie einer gemeinsamen Zukunft mit Catra entgegen schreiten. Sie würden auf Ewig miteinander verbunden sein. Und sie würde sie nie wieder zurück lassen. Und der Gedanken, auf Ewig mit ihr verbunden sein zu dürfen, machte Adora unheimlich glücklich. Niemals hätte sie sich zu träumen gewagt ihre Kindheitsfreundin zu heiraten. Nun war es doch so weit. Und ihr Herz schlug ihr bis zur Kehle.
»Wo bleiben sie denn..?!«, hörte Adora Glimmer aufgebracht sagen. »Sie wollten doch nur Körbe für die Blumen holen!«
»Sie kommen mit Sicherheit gleich.«, versuchte Bow Glimmer zu beruhigen.
Als hätten sie nur auf ihr Stichwort gewartet, liefen Perfuma, Frosta und Scorpia auf die drei zu.
»'Tschuldige! Wir hatten etwas getrödelt.«, entschuldigte sich Perfuma sofort, als sie in Sichtweite war.
Frosta hatte zwei Körbe in der Hand. Einen von diesen gab sie Glimmer. Sie würden den Korb zum verstreuen der Blumenblüten brauchen, sobald Adora den Thronsaal betreten würde.
»Sind dann drin.«, sagte Frosta, ehe sie durch die Thronsaaltür verschwand.
»Du packst das schon!«, munterte Scorpia sie auf und Perfuma steuerte ihr bei, indem sie zustimmend lächelte und nickte. Dann folgten Scorpia und Perfuma Frosta in den Saal.
Plötzlich umarmte Glimmer Adora.
»Es wird toll! Du wirst sehen!«, sagte sie zu ihrer unsicheren Freundin. »Es ist Catra. Du kennst sie seit einer Ewigkeit, oder nicht? Wovor fürchtest du dich nur so?«
»Ich fürchte mich doch nicht.«, log Adora mit verzerrter Stimme. »Ich kann's nur kaum erwarten! Glaub ich...« Den letzten Satz flüsterte sie mehr zu sich selbst, als dass sie ihn laut und sicher zu Glimmer aussprach.
»Denk an den Kuchen später! Die Gedanken sollten dich wenigstens etwas ruhiger stimmen!«, fantasierte Bow. Beide sorgten sich sehr um ihre Freundin.
»Kuchen..« Adora dachte an Madame Razz, die sie nicht hatte finden können. Sie hätte sie gerne zur Hochzeit eingeladen gehabt. Sie kam in der Vergangenheit nicht oft in den Geschmack ihres Kuchens, aber sie wusste, dass die Kuchen von Madame Razz wirklich ausgesprochen gut waren.
»Ja!«, sagte Glimmer. »Spindarella und Netossa haben ganz viel Kuchen extra für alle mitgebracht. Am meisten freue ich mich über den Schokokuchen!«
»Auf diesen freu ich mich schon am meisten!«, sagte Bow aufgeregt.
Spindarella und Netossa machten nach Madame Razz die besten Kuchen. Jeder liebte sie. Auch Adora. Und der Gedanke an den eben genannten Schokokuchen ließ ihr den Speichel im Mund zusammen laufen.
»Danke«, sagte Adora und Glimmer umarmte sie erneut. Plötzlich umklammerten sie zwei starke Arme.
»Beste-Freundetrupp-Kuscheln!«, rief Bow und alle lachten, auch Adora. Sie hatte wirklich die besten Freunde, die es gab.
»Also«, sagte Glimmer. »Ich muss auch langsam rein. Mein Korb ist noch leer.« Sie hob ihn, um ihn besser präsentieren zu können. »Perfuma muss ihn noch befüllen.«
»Uhh!«, sagte Bow und konnte seine Vorfreude kaum im Zaun halten. »Gleich ist es so weit!«
»Ja«, hauchte Adora kaum hörbar.
»Hey, das wird schon. Du bist stark!«, lächelte Glimmer ihr zu.
»Ja!«, bestärkte Bow Glimmers Worte. »Schließlich bist du She Ra!«
»Danke euch.« Adora lächelte. Trotz den ganzen Zusprüchen fühlte sie sich nach wie vor unsicher und total nervös.
Glimmer ging zur Thronsaaltür.
»Bring sie Heil zum Altar, Bow!«, sagte sie scharf zu ihrem Mann. Dieser nickte eifrig. Dann verschwand auch Glimmer in den Thronsaal. Zurück blieben Adora, nach wie vor war sie nervös, und Bow, welcher auch hätte ein treuer Hund sein können - nur fehlte ihm der wedelnde Schwanz.
Adora atmete schwer. Gleich. Gleich war es so weit. Aufgeregt tappte sie von einem zum anderen Fuß.
»Denk an die Kuchen.«, witzelte Bow und stupste ihr mit dem Ellenbogen in die Seite. Dann hielt er ihr seinen Arm hin. Angespannt hakte Adora ihren ein.
»Mir geht's gut.«, sagte sie mit hoher Stimme und atmete schwer. »Ich bin nur.. Nein, eigentlich nicht. Ich bin vielleicht.. Merkt man mir meine Nervosität an?!«
»Adora«
»Ja?«
»Beruhig dich. Es ist alles in Ordnung. Du lebst doch nun schon seit drei Jahren mit ihr zusammen, oder nicht?«, sagte Bow.
»Ja, schon«, antwortete Adora.
»Und es wird sich nichts daran ändern.«, erklärte er. »Nichts wird sich ändern. Catra hat schließlich dich um Hand angehalten, oder nicht?«
»Das hat sie, aber-«
»Aber was? Denkst du sie wird plötzlich Nein sagen? Das glaub ich nicht. Du kennst doch Catra, oder nicht?«
Adora nickte.
»Na also.« Bow lächelte sanftmütig, dann richtete er zufrieden seinen Blick auf die Thronsaaltür. Adora tat es ihm gleich.
Die Tür war rosé gestrichen und mindestens zwei Mal so groß wie sie, wenn sie She Ra war. Wenn nicht sogar größer. Die Knäufe waren golden. Auf Kopfhöhe waren Blumen und Girlanden an der Tür festlich befestigt.
Adoras Herz schlug stärker. Krampfhaft rief sie sich die Zusprüche ihrer Freundinnen in die Gedanken.
Du siehst toll aus!
Du siehst umwerfend aus!
Du packst das schon!
Es wird toll!
Es ist Catra.
Denk an den Kuchen!
Schokokuchen!
Gleich ist es so weit!
Das wird schon!
Du bist stark!
Du bist She Ra!
Denk an die Kuchen!
Mir geht's gut.
Beruhig dich.
Es ist alles in Ordnung.
Nichts wird sich ändern.
Es ist Catra.
Meine Catra.
Wie ein Mantra wiederholte sie die Zusprüche. Immer wieder. Sie merkte nicht einmal, dass sie vor Aufregung in Bows Arm kniff, bis sie plötzlich ein »Au!« hörte. Verkniffen murmelte sie ein »Sorry«.
Und dann war es so weit. Die Throntür öffnete sich und gab sein Inneres preis. Links und rechts standen massenhaft Bänke und zu jeden Platz einen dazugehörigen Gast. Es waren viele bekannte Gesichter. Nestrossa und Spinerella saßen auf der linken Seite. Adoras Links. Entrapta, Hordak - auch sie waren ein Paar - und falscher Hordak auf der rechten. Adora konnte sich noch sehr gut erinnern, wie nach der finalen Schlacht sehr viel Mißtrauen Hordak gegenüber geäußert wurde. Doch Entrapta hielt unerschütterlich und standhaft zu ihm und beteuerte, dass er sich ändern könne. Nicht desto trotz wurde er eine ganze Weile in eines der Gefängnisse von Bright Moon festgehalten. Ein Gefängnis ganz in Lila und Rosa und Himmelsbett. Selbst bis heute besaß Bright Moon kein wirkliches Gefängnis. Danach wurde er lange Zeit beaufsichtigt. Er hatte sogar eine Leibwache, die notfalls eingreifen solle. Es kam nie zu einem Notfall. Schlussendlich wurde Hordaks Aufsichtspflicht an Entrapta übertragen. Und zu allen Verwunderung wurden sie ein Paar. Dennoch traute niemand Hordak so recht. Schließlich hatte er viele, viele Leben auf dem Gewissen.
Auch Lonnie, Rogelio und Kyle waren da. Huntara saß auf der rechten Seite. Perfuma und Scorpia saßen auch schon auf ihren Plätzen und winkten Adora zu. Adora erwiderte die Gesten mit einem Lächeln.
Auch vielen Gäste aus verschiedenen Dörfern wurden die Ehre zu Teil hier im Thronsaal die Hochzeit mit zu erleben. Nachher aber würde es ein großes fest im zum Schloss anschließenden Dorf geben. Und jeder dürfte kommen.
Auf der vordersten Bank, links und etwas weiter von den anderen Bänken entfernt, stand ein wirklich sehr hübsch hergerichteter Tisch. Zwei Bilderrahmen, die besonders hervor stachen, zierten die Mitte. Zwei Bilder von denen, die ihr Leben für den Sieg gelassen hatten. Königin Angella und Shadow Weaver. Sowohl Catra, als auch Adora hatten darauf bestanden, dass ein Foto von Shadow Weaver aufgestellt werden sollte.
Rechts an der Wand war ein großes Klavier aufgebaut, an dem Sea Hawks saß und - zu aller überraschen - gemeinsam mit Mermista Lieder zur Hochzeit sangen. Niemand hätte erwartet, dass Mermista singen würde. Und sie besaß, trotz ihrer gleichgültigen Stimmlage eine ausgesprochen schöne Stimme.
Weit vorne, auf der ersten Stufe der Treppe zum Thron stand Micah in einem sehr festlichen Gewand. Er würde die Zeremonie abhalten. Einige Meter rechts von ihm stand Swiftwind mit den Eheringen und scharrte aufgeregt mit den Hufen auf dem Tronboden. Rechts von Micah, mit etwas Sicherheitsabstand, stand General Juliet. Und etwas versetzt, aber unweigerlich vor Micah stand Catra. Und sie war wunderschön. Nein, schön war nicht das passende Wort. Aber Adora fiel kein Wort ein, welches hätte Catra gerecht werden können. Ihre sehr langen Haare waren zu einem Zopf zusammen gebunden. Dennoch war ihr Haar, genauso wie Catra, widerspenstig und wild und hing ihr an den Ohren, kleine Strähnen im Nacken und große als Pony aus dem Zopf. Ihren Körper umschmigte ein relativ enger Anzug. Atemberaubend.
Catra musterte auch Adora von oben bis unten und musste unweigerlich amüsiert Grinsen. Peinlich berührt wandte Adora ihren Blick gen Boden. Catra lachte. Über sie. Sie sah lächerlich aus. Und plötzlich spürte sie wieder die Enge ihres Kleides. Zu eng.
Bow fing an sich in Richtung Micah, Swiftwind, General Juliet und Catra zu bewegen und zerrte die unsichere Adora mit sich. Glimmer und Frosta liefen mit ihren gefüllten Blumenkörben hinter Bow und Adora her. Während Glimmer darauf bedacht war beim Blüten verstreuen anmutig und elegant wie eine Königin zu wirken, pfefferte Frosta ihre Blüten durch den Gegend, als gedenke sie mit großer Freude jemanden zu töten.
Plötzlich gab es einen lauten Knall und von der Decke fielen federleicht weitere Blüten und auch ganze Blumenköpfe zu Boden. Es war wirklich schön mit anzusehen. Doch Adora hatte ganz andere Dinge im Kopf.
Das Kleid ist zu eng. Es wird platzen. Es hat zu viel Schnickschnack.
Ist mein Schritttempo richtig? Wie sieht mein Gang aus?
Sehe ich ruhig aus?
Meine Haare. Sie sind anders.
Catra lachte.
Sie ging an vielen Bänken vorbei. Alle Blicke hafteten an ihr. Sie alle beobachteten sie. Jedenfalls hatte Adora so das Gefühl. Sie dürfte jetzt keine Patzer machen, keine Blöße zeigen.
Tief sog sie die Luft ein und lief weiter und - ganz so als hätte sie das Unglück vorhergesehen - trat sie auf ihr eigenes, viel zu langes und vor allem viel zu enges Hochzeitskleid. Adora verlor den Halt. Adora fiel. Bow entglitt ihr Arm. Und ein lautes, viel zu lautes Geräusch zerschnitt jeglichen Laut in diesem Raum. Es war gerissen. Das Kleid war gerissen.
Alle sahen Adora an und Adora bekam nichts mit. Weder, das Bow ihr versuchte hoch zu helfen, noch dass Catra sich zu ihr niederhockte und vorsichtig und behutsam ihre Hand auf den Rücken Adoras legte. Sie hörte nicht den leisesten Ton. Alles war still.
Es ist gerissen. Das Kleid ist gerissen.
Catra lachte. Catra lachte bestimmt.
Adora zitterte am ganzen Körper und wagte es nicht auf zusehen. Der Raum war in heller Aufruhr. Das Kleid war wegen ihr gerissen. Die Hochzeit war versaut. Alle waren bestimmt enttäuscht. Vor allem aber würde Catra am meisten enttäuscht sein. Wochenlang hatte Adora nichts anderes im Kopf gehabt als die Hochzeit. Sie wollte sich doch zusammen reißen. Und jetzt? Alles versaut.
Langsam stand Adora auf, dann preschte sie los, entriss sich von Catra und Bow und rannte hinaus. Raus aus dem Schloss raus aus Bright Moon. Sie hatte alle enttäuscht.

Will you marry me? || catradora || SHE RA FFOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz