Kapitel 14

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Ich musterte sie von oben bis unten.

Lange blonde Haare, Figur eines Models und Fingernägel länger als meine Ausdauer beim laufen. Aber irgendwie kommt sie mir bekannt vor, nur woher?

»Ey Irem, teilen wir uns einen Kuchen?« schrie Dilara so laut über den Tisch, dass das ganze Kaffee es mitbekommen hat. Sofort schellte Enes Kopf zu mir rüber. »Nein Danke.« antwortete ich ihr gezwungen ruhig.

Mein Blick ging wieder rüber zu Enes. Sein davor lockerer Blick, war jetzt finster und monoton. Sein Date und er nahmen ein paar Tische weiter von uns platz.

»Sie kommt mir bekannt vor.« wendete ich mich an Ahmet, ohne meinen Blick von den beiden abzuwenden. Aus dem Augenwinkel bekam ich mit wie er meinen Blick verfolgte. »Das ist Idil.« antwortete er mir stumpf »Seine Ex.«

»Schön das er Ersatz gefunden hat. Wer weiss, vielleicht läuft ja wieder was zwischen denen.« wand ich mich eintönig wieder Ahmet zu, gefolgt von einem aufgesetzten lächeln.

Idil also. Ein Mädchen was ich nur vom sehen her kannte. Aus dem Freundeskreis von Enes. Er meinte immer nur, das sie sich von früher kannten und nichts zwischen ihnen liefe.

Unwissend wie ich auf diese Situation reagieren sollte, entschuldigte ich mich kurz bei der Gruppe und lief Richtung Toiletten. Ich spürte förmlich wie seine Blicke mich verfolgten, ich schenkte ihn aber keinerlei Beachtung.

Schwungvoll schloss ich mich in einen der Kabinen ein.

Krampfhaft fuhr ich mir durch die Haare. Wieso fällt ihm das weiter machen so einfach? Wie viele  andere folgten denn noch nach mir? Mit beiden Händen hielt ich mir fest meinen Mund zu, um keinen schrei rauszulassen. Ich darf das nicht an mich ran lassen. Ich werde mein Versprechen mir gegenüber einhalten. Ausserdem werde ich ihn zeigen das ich ebenfalls mit meinem Leben weiter gemacht habe. Ich werde mich von seinen weiteren Handlungen nicht effektieren lassen. Ich schloss ganz fest meine Augen. Ich muss mich beruhigen.

»Irem?« hörte ich die Stimme von meiner Cousine durch die Kabine »Gehts dir gut?«

Ein atmen. Aus atmen. »Alles bestens.« antwortete ich und öffnete anschließen mit einem lächeln die Kabinentüre.

»Wieso sollte es mir schlecht gehen?« fragte ich sie und ging zu den Waschbecken um mir meine Hände zu waschen. Sie zuckte mit den Schultern »Nur so.« misstrauisch begutachtete sie mich, was ich nur durch den Spiegel mitbekam. Ich schmunzelte »Ich habe damit abgeschlossen.« lies ich die Katze aus dem Sack und trocknete mir meine Hände mit einpaar Papiertüchern ab. Offensichtlich sah sie Enes mit seiner Begleitung da sitzen, und wollte mich nun zur rede stellen.

Prüfend zog sie eine Augenbraue nach oben, ich rollte meine Augen und zog sie aus der Toilette. »Mir gehts gut.« versuchte ich sie zu überzeugen, während wir zu unserem Tisch zurück kehrten.

Eine halbe Stunde verging, und ich war überrascht wie gut ich mit dieser ganzen unsinnigen Situation klar kam. Auch wenn meine Blicke immer wieder zu ihm schwenkten, und ich sah wie Idils Hand seine nicht losließ, blieb ich meiner kalten Fassade ihm gegenüber stand.

Trotzdem konnte ich mich aber auch nie ganz auf meine Freunde konzentrieren. Mit meiner halben Aufmerksamkeit hörte ich immer wieder den abwechselnden Gesprächen zu. »Oh fuck! Ich hab ganz vergessen, dass ich noch einen Termin habe.« schoss es Leyla durch den Kopf, die erschrocken auf ihre Uhr sah. »Leute ich muss los, Irem kannst du mit jemand anderen Heim fahren?« fragte sie mich entschuldigend. »Kein Problem, geh ruhig.« winkte ich ab. 

»Ich kann sie mitnehmen.« bot Ahmet seine Hilfe an und legte seinen Arm um mich. »Bei deinen Fahrkünsten laufe ich lieber zu fuß.« lachte ich. Gespielt empört fasste er sich an sein Herz, eher er mich noch näher zu sich zog. Schmunzelnd schnappte sich Leyla noch ihre Tasche und verlies das kleine Kaffeehaus, nach dem sie sich bei allen verabschiedet hatte. Wir saßen noch eine Weile so da, bis mein Blick wieder einmal zu unserem Nachbartisch wanderte.

ya Hero ya Mero - Mero428Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt