[Diabolos] Kapitel 01

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Und ein jeder Krieger ist geprägt von furchtbarem Leid. So wandelt seine Seele zwischen den Lebenden und den Toten. Sein Herz zerrt an der Vergangenheit und der Wunsch nach Rache steigt ins unermessliche.

2. Buch der Opportuna, Diabolos

6 Winter sind seit der Geburt meines Sohnes vergangen und bald werde ich ihm das Reiten beibringen. Als sich Kinya an seine ersten Reitversuche erinnerte, musste er lächeln. Schon jetzt hilft er wo er kann, er wird später ein guter und großartiger Mann werden. „Ohri, komm mal her!", rief er seinem Sohn zu, welcher gleich angelaufen kam. „Ja, was denn Papa?" „Lauf schnell nach Hause und sag deiner Mutter, dass sie jetzt mit dem Abendbrot anfangen kann, ich bin hier gleich fertig! Und dann bringst du die Schafe in den Stall, schaffst du das?", Kinya grinste seinen Sohn an. „Ja! Natürlich schaff ich das Papa!" Und schon lief sein kleiner Sprössling los. Kinya schaute ihm noch etwas nach und in seinem Blick lag Stolz. Ja, er war stolz auf sich, sein Leben und seine Familie. „Wie könnte man glücklicher sein?", fragte er, den Blick gen Himmel gerichtet, sich selbst.

Knapp eine Stunde später, es begann bereits zu dämmern, nahm Kinya seine Axt und machte sich auf den Weg nach Hause. So viel Holz, wie er heute gehakt hatte, würde für den anstehenden Winter locker reichen. Er hatte fast den Hügelkamm erreicht als er einen Schrei hörte. Er blieb stehen. Da war er schon wieder der Schrei. Kinya ließ die Axt fallen und rannte den restlichen Hügel hinauf. Sein Herz hämmerte, in schlimmer Vorahnung, gegen seine Brust. Als er auf dem Hügel stand, glaubte er zu Träumen. Sein Hof stand in Flammen. Reiter waren zu sehen, die versuchten ihre Pferde bei der Hitze ruhig zu halten. Kinya rannte den Hügel hinunter. „Was macht ihr da? Verschwindet sofort von hier!", rief er den unbekannten Reitern zu. Einer der Reiter wandte sein Pferd zu ihm um. Gehüllt in eine schwarze Kutte und mit einer Maske auf dem Gesicht, spiegelten sich die Flammen in ihm. Kinya blickte schockiert zu ihm auf. Von überall waren die gequälten und verängstigten Schreie seines Viehs zu hören. Sie alle hatten panische Angst. Der Reiter kam auf Kinya drauf zu. Kinya starrte ihn noch immer an, etwas vermisste er. Nur was? Als es ihm wie Schuppen von den Augen viel, wandte er sich zu seinem Haus um und lief darauf zu. Selbst das Haus stand in Flammen. Dennoch rannte er hinein. Er brauchte nicht lange zu Suchen, griff nach seinem Schwert und rannte wieder hinaus. Weg von den alles vernichtenden Flammen. Die Reiter hatten sich zusammengescharrt und schienen miteinander zu reden. Kinya verstand ihre Worte jedoch nicht. Ein gequälter Schrei durchzog die Dunkelheit. „Kiiinyaaa!" Einer der Reiter hatte sein Schwert empor gehoben. Unter ihm befand sich Sheila. Sie hielt ihren Sohn schützend im Arm, als wenn sie so seinen Tod verhindern könnte. Noch bevor Kinya den Reiter erreicht hatte, lies dieser sein Schwert auf Frau und Kind hinab fahren. „Neeeiiin!" Kaum das Kinya in der nähe des Reiters angelangt war, zog er sein Schwert und rammte es ihm in die Seite. Der maskierte Reiter stöhnte auf vor Schmerz. Kinya zog sein Schwert aus den Rippen des Mannes und stach erneut zu. Der Reiter fiel seitwärts vom Pferd. Er würde den nächsten Morgen nicht mehr erleben. Nun wandten sich die restlichen Reiter Kinya zu. Einer von ihnen sprach: „Wir können ihn nicht töten!" „Wir müssen!", antwortete ein anderer. „Aber, der Oberpriester, er sieht genauso aus wie der Oberpriester!" Ein paar Sekunden standen sie zögernd da. Kinya blickte zu Sheila und Ohri. Plötzlich brach die Erinnerung über ihn herein. Von seiner Frau und seinem Sohn blickte er zu den Reitern, alles was er noch sagen konnte war: „Sin!", bevor er auf sie losstürmte. Er wütete wie ein Berserker, nichts schien ihm standhalten zu können und nachdem er 3 weitere Reiter von ihren Pferden runter geholt hatte zogen die anderen sich langsam zurück. „Ihr könnt mir nicht schon wieder alles nehmen!" Schrie Kinya ihnen hinterher. „Ich werde euch vernichten! Euch und euren achso heiligen Oberpriester! Das schwöre ich!" Nun wandte er den Blick von den davon reitenden Männern ab und lief zu Sheila. Sie war bereits tot, sein Sohn atmete noch. Mit tränenerfülltem Blick nahm er ihn in den Arm. „Papa, Pa-pa, warum weinst du denn?" „Du wirst wieder gesund! Hörst du Ohri? Ich wollte dir doch heute das Reiten beibringen, erinnerst du dich?" „Papa ... ich ... bin so ... müde!" „Nein! Ohri! Mach deine Augen auf! Du darfst jetzt nicht schlafen, hörst du? Mach deine Augen auf!" „Mama ... sie ist ... bei ... mi ..." Kinya ließ seinen Tränen freien lauf, zog seinen Sohn noch dichter zu sich heran und schrie seinen Schmerz der Welt entgegen. Nach ein paar Stunden legte er seinen Sohn behutsam ab und stand auf. Das Feuer hatte alles um ihn herum vernichtet. Dann erblickte er die 4 Männer. Er ging zu ihnen herüber und nahm jedem einzelnen die Maske ab. Als er beim 4 ankam, merkte er, dass dieser noch lebte. Er blickte auf ihn herab. Kinyas Augen waren von Schmerz erfüllt, sie waren so Schwarz wie die dunkelste Nacht. Er wandte sich um und ging zu seinem Schwert. Er hielt es in der Hand, als müsste er überlegen, was man mit solch einer Waffe macht. Schließlich wurde sein Griff um das Schwert fester und entschlossenen Schrittes ging er zu dem noch Lebenden. Er kniete sich neben ihn und flüsterte bedrohlich in sein Ohr: „Draka friem ero mane! Dank euch weiß ich, wer ich wirklich bin!" Er erhob sich, setzte die Schwertspitze auf die Brust des Mannes. Dieser blickte mit großen und angsterfüllten Augen zu seinem Richter empor. Bevor Kinya zustieß hörte er nur noch, wie der Mann röchelnd von sich gab: „Dia-Diabolos!"

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