Kian hingegen sah nicht wirklich erfreut über unsere Loyalität aus. Ich spürte seine Hand, die langsam mein Handgelenk umschlang und sachte zog er mich an sich heran. «Bist du blöd? Begib dich doch in Sicherheit, wenn du schon die Möglichkeit dazu hast.»

Trotzig, wie ein kleines Kind schüttelte ich meinen Kopf. «Dein Name steht auf der Tafel. Ich werde keinen Millimeter von deiner Seite weichen, verstanden?» Ich konnte aus seinen Augen ablesen, dass er noch immer nicht damit einverstanden war, aber ich ließ ihn nicht kontern, denn ich wandte mich schnell an Val und Morris, die beide nicht wirklich euphorisch dastanden.

Das Abteil leerte sich laufend und die Luft verlor an Spannung, da ich nicht mehr die Furcht aller anderen auf meiner Brust zu spüren bekam. Nur noch meine eigene und die meiner Teammitglieder. Kians Hand, die vorhin noch um mein Handgelenk geschlungen war, hatte sich in meine Hand geschlichen und schenkte meinen Fingern Geborgenheit.

Gut so. Er durfte sich keinen Millimeter rühren. Und wenn schon, dann nur mit mir zusammen. Haze gesellte sich vorsichtig zu uns. Auch in ihrem Gesicht konnte man Unsicherheit erkennen. Ein ziemlich ungewohnter Anblick für mich und die anderen. «Am besten starten wir mit den jeweiligen Büros. Aber bitte, schaut, wo ihr hintretet und was ihr anfasst.»

Auch, wenn sie gewisse Unsicherheit widerspiegelte, blieb sie ernst und ließ uns gleich wieder allein zurück. Aber ich wusste, dass sie tief in ihrem Inneren Angst um sich und auch um uns vier hatte. Da versteckte sich definitiv ein Herz in ihrer Brust.

«Okay, dann machen ich und Aya Max Büro und Kian und Morris Kians», dirigierte Val, die ihren Papierblock wegräumte und sich an mich wandte. «Ich würde aber gerne mit Kian zusammenarbeiten», murmelte ich leise, denn eigentlich war ich mir im Klaren, dass es in einer Situation wie dieser wichtigeres gab.

Aber ich wollte selbst sichergehen, dass ihm nichts passierte. Um ehrlich zu sein, wollte ich, dass alle drei von hier verschwanden und ich das allein tat. Der Gedanke, dass ihnen etwas passieren könnte, ließ meine Fingerspitzen unschön kribbeln. Anders, als sie es bei Kians Nähe taten.

«Ach komm, Aya. Übertreib jetzt nicht. Kian ist ja nur ein paar Meter von dir entfernt.» Vals Stimme klang gereizt und genervt. Ich wusste, dass ich einen Streit provozieren würde, würde ich jetzt kontern und genau deshalb ließ ich Kians Hand aus meiner gleiten und sah ihm sanft lächelnd entgegen, als ich mich neben Val stellte, die das alles mit gleichgültigem Blick beobachtete.

«Lächerlich», zischte sie und zog mich mit zu Max Büro. Brenzlige Situationen können Menschen verändern und das passierte jetzt gerade vor meinen eigenen Augen. Val war ein ganz nettes Mädchen, aber unter Druck kam eine Diva hervor, die alles und jeden verabscheute oder hinterfragte.

Und genau das kann zu noch schlimmeren und gefährlicheren Situationen führen. Denn ihre Stimmungsschwankungen können mit anderen zusammentreffen und das kann zu Konflikten führen. Nein, sie kollidierte nicht mit mir.

Aber dafür mit jemandem, der wohl gerade am meisten unter Druck stand. Seine eisblauen Augen verrieten ihn gnadenlos und vielleicht bildete ich mir das bloß ein, aber die Tatsache, dass ich ohne ihn Max Büro betrete, ließ ihn nur noch unruhiger werden.

«Schau, dass du deine Hormonschwankungen in den Griff bekommst», floss es ihm aus seinem Mund, als wäre es das tödliche Gift einer Schlange. «Meine Hormonschwankungen?!» Val drehte sich zu ihm um und zog mich immer noch mit sich mit. Mein Unterarm würde das nicht überleben.

«Halt die Klappe, Kian. Deinetwegen stehen wir doch hier.» Morris und ich sahen uns hilflos entgegen. Wir sollten diese Diskussion drosseln, bevor sie das Geschwindigkeitslimit überschreitet und es dann wirklich zu einer schrecklichen Kollision kommt. «Hey, jetzt ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dafür, Leute», mischte sich Morris ein, der neben Kian eher schmächtig aussah.

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