16sechzehn

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Mein Gegenüber Alem, ein junger Tscheteschene, erzählt gerade begeistert von seinem Dealer und dem besten Gras, das er je geraucht hat, doch ich kann seinen Worten nicht mehr folgen, denn ich bin mit meinem Kopf mal wieder nur bei Luana. Sie sieht unglaublich sexy aus und bewegt ihren Körper rhythmisch zu der Musik, die durch das Haus schallt.

Ich fixiere sie mit meinen braunen Augen, verschlinge sie mit meinen Blicken und höre Alems Worte nur noch weit entfernt, so konzentriert bin ich auf sie.

Ob sich schon rumgesprochen hat, dass wir uns getrennt haben? Bei sowas funktioniert der Buschfunk ja immer bestens. Gott bewahre, irgendein Hurensohn nähert sich ihr heute Abend.

Als der Song wechselt hält Luana plötzlich inne und wirkt für den Bruchteil einer Sekunde wie eingefroren. Es dauert einen Moment bis auch ich den Song erkenne.

"Ich brauche dich" von KC Rebell.

Unser Lied.

Ich habe es ihr damals gezeigt, weil es mich so krass an sie erinnert hat. Der Text, über jemanden, der immer auf der Suche war und dann endlich ankommt, beschreibt genau das, was ich gefühlt habe, als mir Luana begegnet ist. Mein Leben war 19 Jahre lang das reinste Chaos und dann kam sie und gab mir Frieden. Nichts war mehr wichtig, keine krummen Dinger drehen, keine Parties und One Night Stands, ich wollte nur noch bei ihr sein.

Luana reißt den Kopf hoch und sieht mich aus ihren großen braunen Augen betroffen an.

Ich erwidere ihren Blick bis sich ihre Augen mit Tränen füllen. Dann dreht sie sich weg und läuft davon.

Ich lasse Alem kommentarlos stehen und laufe ihr hinterher. Als sie gerade durch die große Schiebetür in den Garten flüchten will, greife ich nach ihrer Hand und halte sie auf.

"Was ist?", fragt sie schroff, doch ich merke ihr an, dass sie es nicht so meint. Ich ziehe sie zu mir und hebe ihr Kinn leicht an, sodass sie gezwungen ist mich anzusehen.

"Tanzt du mit mir?", frage ich sie.

Ihre Augen weiten sich. Damit hat sie wohl nicht gerechnet. Da sie nicht antwortet, ziehe ich sie kurzentschlossen noch ein Stück an mich und lege meine Arme um ihren Körper.

Luana lässt ihren Kopf an meine Brust sinken und schmiegt ihren kurvigen warmen Körper an den meinen. Meine Arme liegen um ihre Schultern und da sie ein Stück kleiner ist als ich, kann ich problemlos meine Nase in ihren dunklen Haaren vergraben. Ich atme ihren süßen Duft ein und schließe die Augen.

Wir bewegen uns langsam, schaukeln nur minimal im Takt der Musik und das ganze gleicht eher einer innigen Umarmung als einem Tanz, aber es scheint genau das zu sein, was wir beide gerade brauchen.

Ich blende die Gesprächsfetzen um uns herum aus, vergesse all die anderen Menschen und nehme nur noch Luana und mich wahr wie in einer Seifenblase und hoffe, dass sie nie mehr platzt.

Ich verstärke meine Umarmung ein wenig, drücke sie noch näher an mich und spüre, wie sie mit ihren Händen sanft über meinen Rücken fährt.

Ich kann nicht sagen, wie lange wir so verharren, bis sie sich dann irgendwann ein paar Zentimeter von mir los macht, den Kopf hebt und mir direkt in die Augen sieht. Ihre Augen glänzen verdächtig, in ihrem Blick liegt Sehnsucht, aber ich sehe ihr auch an, dass sie betrunken ist. Ich kenne sie lange genug um zu wissen, dass sie sich schon vor der Party mit ihrer schwachsinnigen Freundin hat volllaufen lassen.

Mein Blick gleitet zu ihren vollen Lippen und das unbändige Verlangen, einfach meinen Mund auf ihren zu drücken, überkommt mich. Wie gerne würde ich sie einfach spüren, schmecken, genießen. Mir fehlen ihre Küsse. Sie reckt sich mir ein Stückchen entgegen, es wirkt fast so, als wolle sie einen Kuss provozieren und ich muss meine ganze Beherrschung aufbringen, um der Versuchung zu widerstehen.

Es wäre einfach falsch.

Sie ist betrunken, sentimental wegen des Songs, melancholisch. Weder will ich, dass sie sich morgen schlecht fühlt, weil ich ihre betrunkene Situation ausgenutzt habe noch will ich mir selbst die Blöße geben.

Deshalb lehne ich mich nur ein Stück weit vor und drücke meine Lippen zärtlich auf ihre Stirn.

"Küss mich richtig", flüstert sie, während ich so verweile. Ich schiebe sie ein Stück von mir und sehe sie ernst an. "Das ist keine gute Idee", erwidere ich entschieden. "Das ist sogar eine großartige Idee", nuschelt sie. "Ich sehe doch, dass du das auch willst."

"Soll ich dich nachhause fahren?", biete ich ihr an und übergehe ihre zugegeben vollkommen richtige Vermutung.

"Küsst du mich dann? Schämst du dich, mich vor den anderen zu küssen?" Sie löst sich von mir.

Ich greife erneut nach ihrer Hand, will sie wieder an mich ziehen, doch sie reißt sie weg. "Lass das", zischt sie aufgebracht.

"Du bist betrunken, Lu", sage ich ernst, in der Hoffnung auf Einsicht.

"Und du bist ein Arschloch, Ferat", erwidert sie wütend.

Ich kann meinen Ohren kaum trauen.

"Ich? Du hast mich doch verlassen", stelle ich klar und merke, dass mein Puls langsam steigt.

Seit wann hat dieses Mädchen denn bitte so eine verschobene Wahrnehmung?

"Darum geht es doch jetzt gar nicht", keift sie mich an und ihre braunen Augen funkeln wütend in dem schummrigen Licht.

Die ersten Leute drehen sich interessiert zu uns um.

"Schrei nicht, Luana", weise ich sie zurecht. Mein Blut beginnt zu kochen. Ich hasse solche Szenen. Sie hat das schon öfter gemacht, wenn sie zu viel getrunken hat, dabei habe ich ihr oft genug erklärt, dass ich diese öffentlichen Streitereien hasse, weil es niemanden was angeht, was zwischen uns ist.

"Ich schrei' so viel ich will", erwidert sie lautstark.

Ich schließe kurz die Augen, versuche mich zu beruhigen, doch sie zetert weiter: "Das hast du nicht zu entscheiden!"

"Schrei nicht so", knurre ich nochmal durch zusammengebissene Zähne und balle meine Hände wütend zu Fäusten.

Ich merke selbst, wie wir uns gegenseitig immer weiter hochschaukeln und die Situation zu eskalieren droht, doch Luana scheint das nicht aufzufallen.

"Ach jetzt bin ich dir also auch noch peinlich?", schimpft sie weiter und fuchtelt wild mit ihren Händen vor meinem Gesicht rum.

"Komm, ich bringe dich nachhause, dann können wir das in aller Ruhe ausdiskutieren, okay?", schlage ich ruhig vor, obwohl ich kurz vorm Explodieren bin.

"Ich will das aber jetzt hier ausdiskutieren. Wieso willst du mich unbedingt von hier wegbringen?", wettert sie.

"Weil du dich zum Affen machst, Luana." Jetzt werde auch ich lauter.

"Das ist das Problem: dass du mich immer bevormunden willst!", brüllt sie.

Sie hat mittlerweile eine Lautstärke erreicht, die problemlos die Musik übertönt und alle Blicke auf uns zieht.

Jetzt platzt mir der Kragen. "Weißt du was? Fick dich Luana. Leb dein Leben wie du es für richtig hältst, blamier dich weiter und lass dich gleich von einem dieser Hurensöhne hier aufreißen, die wie die Aasgeier nur darauf warten, dass du den richtigen Pegel erreicht hast und leichte Beute bist, um dich ficken zu können, aber ich bin raus!"

Vier WorteWhere stories live. Discover now