Meine Mutter hatte noch immer Probleme damit Kiyan und mich zu akzeptieren, da sie sich immer sehr auf Enkelkinder gefreut hatte. Kyra hatte jedoch ein langes Gespräch mit ihr geführt, woraufhin sie mir wenigstens keine Vorträge mehr hielt und einfach wegsah, wenn Kiyan und ich uns küssten. Stattdessen hatte sie ihre neue Berufung darin gefunden die Waisenkinder des Landes in unserem Schloss aufzuziehen, weshalb das Schloss nun immer voller lachender Kinderstimmen war. Ein Umstand der Kiyan wirklich überhaupt nicht gefiel, denn er konnte Kinder nicht leiden oder wie er es sagte nichts mit ihnen anfangen. Merkwürdigerweise schien das nicht auf Gegenseitigkeit zu beruhen, denn die Kinder fanden ihn wirklich super. Außerdem hatte sie sich fest vorgenommen nun Samu eine Ehefrau zu finden, den das kein bisschen erfreute, wofür meine Mutter kein Verständnis aufbringen konnte.

Leider waren Kiyan und ich dazu verpflichtet worden unsere Beziehung so gut wie möglich für uns zu behalten, damit Kiyans Rang als Richter nicht gefährdet werden würde. Ich wollte wirklich nicht riskieren, dass ihm sein Rang wieder aberkannt wurde, denn er liebte diese Position. Allein schon, weil er nun wieder Befehlsmacht über mich hatte, die er mir natürlich bei jeder Gelegenheit vor Augen führen musste. Aber es störte mich nicht mehr. Auch wenn ich des öfteren Einspruch erhob, so bereitete es mir doch insgeheim Spaß.

Seit den Verhandlungen hatte Kiyan mit mir viel Magie in der Anwendung geübt. Er selbst konnte zwar nicht mehr zaubern, solange seine dämonische Seele von ihm getrennt war, doch er hatte mir dennoch viel beibringen können, sodass ich inzwischen, wenn ich mich ganz doll konzentrierte, sogar teleportieren konnte. Allerdings klappte das noch nicht immer. Kyra hatte mir ebenfalls etwas geholfen und mir einige Heilzauber gezeigt, die ich direkt bei einem der Waisenkinder üben konnte, das sich beim Spielen verletzt hatte.

Ansonsten hatte ich meine Zeit mit Kiyan genossen und mit ihm einiges unternommen gehabt. Zurzeit gab es nicht so vieles, um das ich mich kümmern musste, das Samu mir nicht auch abnehmen konnte.

Nelio und Taro hatten sich inzwischen einigermaßen verträglich gezeigt und das neue System mehr oder weniger akzeptiert. Jeldrick hingegen stellte sich noch immer quer und war potenziell gegen jeden Vorschlag, den einer der Minister machte. Meistens war er damit jedoch alleine, denn tatsächlich mochten ihn die meisten nicht und vertraten alleine schon die Opposition, um ihm eins auszuwischen.

„Du bist ja noch immer nicht mit packen fertig", stellte Kiyan fest, der gerade aus dem Süddorf zurückgekehrt war.

„Schon... es fehlt nur... Du hast Recht, ich bin noch nicht fertig", gab ich schließlich zu, woraufhin er mich zu sich zog und grinste.

„Böser Junge. Willst du etwa gar nicht mit mir verreisen?"

Ich erwiderte sein Grinsen.

„Was wenn es so ist?", fragte ich provokativ, woraufhin er mich nur noch mehr an sich heran zog.

„Dann muss ich dich daran erinnern, wie toll es ist, mit mir Zeit zu verbringen."

Noch bevor ich hätte antworten können, drückte er seine Lippen auf meine und küsste mich fordernd. Allerdings löste er sich relativ schnell wieder von mir mit merkwürdig glänzenden Augen.

Wieso hatte er aufgehört?

„Du hast es nie erwidert...", sagte er schließlich, was mich mehr als verwirrte.

„Was habe ich nie erwidert?"

Er schwieg für einige Sekunden und musterte mich mit einem eindringlichen Blick, ehe er nicht einfach wieder küsste und dabei mein Hemd begann aufzuknöpfen. Was meinte er damit? Was hatte ich nie erwidert?

Zwei Stunden später hatte ich schließlich fertig gepackt und schulterte den Beutel mit meinen Sachen drinnen. Ich hatte fast ausschließlich meine alten Sachen eingepackt, die ich in meiner ganzen Zeit als König so gut wie nie getragen hatte. Doch diese Reise sollte etwas besonderes werden. Kiyan und ich würden für einige Zeit durch die Länder ziehen. Offiziell hieß es, ich wollte mein Volk und mein Reich kennenlernen. Sicherlich war das sehr wichtig für mich, doch viel mehr als das, wollten Kiyan und ich etwas gemeinsam erleben. Wir waren beide noch nie wirklich verreist. Er war zwar schon einmal in Vaskos und Ariil gewesen, doch bloß in den Schlössern der Könige und hatte somit noch nicht viel von ihren Ländern gesehen.

Samu hatte mir erzählt, dass in Paratan eine Menge Sand liegt, wie in einem endlos riesigen Sandkasten. Catal hingegen soll ein sehr modernes Land sein und sehr reich. Samu sagte sie hätten dort sogar künstlich angelegte Kanäle und beeindruckend hohe Bauwerke. Yaarewi soll hingegen sehr naturbelassen sein. Er schwärmte mir vor von den leuchtend grünen Wiesen und den steilen Klippen, an denen das schwarze Meer hoch springt. Obwohl Phinea zum Großteil vom Meer eingegrenzt wurde, war ich noch nie am Meer gewesen.

Leviko und Salvito waren von der Natur her, laut Samu, ähnlich viel bewaldet, wie Phinea auch. In Ariil sollen ganz hohe Berge sein, auf deren Spitzen sogar Schnee liegt. Außerdem erzählte Samu von beeindruckenden Wasserfällen, was auch immer das war. Leviko ist angeblich voller Felsen und Seen.

All das würden Kiyan und ich nun persönlich sehen. Etwas wofür ich Samu beneidete, denn er hatte vieles davon schon gesehen oder zumindest darüber gelesen.

Es würde uns gut tun eine Weile vom Schloss, meiner Mutter, Samu und Phinea entfernt zu sein. Einfach nur unsere Zweisamkeit zu genießen und sein zu können und wer wir waren. Zu unserem Glück wussten die meisten Bürger außerhalb Phineas nicht wie wir aussahen und so würde es uns möglich sein eine ganze Weile unerkannt zu bleiben. Wir würden unsere Gefühle nicht verstecken müssen und viele neue Erinnerungen sammeln können.

Mit diesen Aussichten, die mir ein breites Lächeln aufs Gesicht zauberten, stieg ich auf mein Pferd und ritt mit Kiyan los. Wir hatten uns nicht verabschiedet, doch sie wussten sowieso alle von unserer Reise. Eine Verabschiedung hätte die Dinge vermutlich nur wieder komplizierter gemacht.

Und so folgte ich Kiyan, der mit einem unglaublichen Tempo voran ritt und einem vom Glück erfüllten Lächeln auf den Lippen.

Und dann fiel mir auf, was Kiyan von mir hören wollte. Also bremste ich den Schimmel.

„KIYAN!", schrie ich so laut ich konnte, woraufhin auch er sein Pferd stoppte und die paar Meter, die er Vorsprung hatte, zurückgeritten kam.

„Was ist los?", fragte er und klang etwas besorgt.

„Ich bin einzig und allein dein. Für immer", flüsterte ich leise, woraufhin er breit begann zu Grinsen und nach meiner Hand griff.

„Wenn du das jemals zu jemand anderem sagst, als mir, werde ich ein Richterliches Urteil über dich sprechen."

Ich begann zu lachen.

„Das ist sehr besitzergreifend", bemerkte ich, was ihn nur die Lippen spitzen ließ.

„Ich bin nunmal sehr besitzergreifend... und eifersüchtig...", brummte er, was mich noch mehr lachen ließ.

„Das hoffe ich doch", gab ich zurück, ehe auch er wieder zu lächeln begann.

„Also dann... Nur wir beide?", fragte ich schließlich.

Er nickte.

„Nur wir beide", antwortete er, bevor wir wieder los ritten und uns in unser gemeinsames, zwar nicht erstes und sicherlich nicht letztes, Abenteuer stürzten.

Nur wir beide in dieser neuen, von uns erschaffenen Welt. Wie ein wahr gewordener Traum, eingeleitet durch falsche Entscheidungen und doch... Wir hätten keine besseren Entscheidungen treffen können.

- THE END - 



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Ich brauchte echt lange, um dieses Kapitel zu schreiben. Mir sind die Figuren so ans Herz gewachsen und das Buch zu beenden ist  ein schrecklicher Abschied TT

Vielen vielen dank, dass ihr Mikos und Kiyans Geschichte bis zum Ende begleitet habt, mich mit Kommis und Votes unterstützt habt und mitgefiebert habt. 

Ich hoffe ihr bleibt alle gesund, wenn man diese wirklich obernervigen Virus beachtet... Wirkt schon irgendwie surreal das ganze oder?

Danke nochmal fürs lesen und eure Unterstützung! 

Alles alles liebe, Eure Kari^^

The King (BoyXBoy)Where stories live. Discover now