Lieber Daniel

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Lieber Daniel,

es tut mir leid, dass ich nicht den Mut habe dir das alles hier persönlich zu sagen, aber ich habe einfach Angst vor deiner Reaktion. Ich liebe dich und ich halte es nicht aus dich verletzt zu sehen. Ich weiß, dass es feige ist, mich so aus der Affäre zu ziehen und es tut mir wirklich, wirklich leid. Aber versuch wenigstens dich in meine Lage zu versetzen. Versuch mich zu verstehen. Bitte verzeih mir!

Ich werde sterben. Ich bin krank. Wirklich krank. Schon lange. Wirklich lange. Ich wollte es dir nicht sagen, weil dass alles geändert hätte. Mein Leben wurde immer schon von dem Tod bestimmt. Ich wollte diese eine Sache in meinem Leben genießen ohne den Gedanken an den Tod immer im Hinterkopf zu haben. Ich weiß es war egoistisch, aber ich wollte nicht, dass du in mir nur noch den totkranken Jungen siehst. Ich wollte zumindest einen Teil meines Lebens genießen.

Jetzt zu dem unangenehmeren Teil: ja ich werde sterben, dass war keine Überdramatisierung. Die Ärzte geben mir noch ein halbes Jahr. Sie meinen auch, dass es eine Qual wird. Es wird mir langsam immer schlechter gehen. Es hat schon begonnen, das hast du ja schon bemerkt. Ich habe mir alle Mühe gegeben es vor dir zu verstecken, aber dir ist es aufgefallen. Du hast dich so lieb um mich gekümmert und das obwohl ich dir nicht einmal sagen wollte warum es mir so schlecht geht. Du bist das beste was mir jemals passiert ist. Du hast mir so viel gegeben und ich konnte dir nur so wenig zurückgeben. Weißt du eigentlich wie oft ich mich gefragt habe ob ich dich überhaupt verdient habe? Aber letztendlich habe ich mich dazu entschieden egoistisch zu sein. Vielleicht hätte ich mich nie auf dich einlassen sollen. Ich meine ich wusste, dass ich dich verletzten werde. Ich hätte dir diesen ganzen Schmerz ersparen können. Aber ich wollte nicht. Ich habe mich dazu entschieden nur an mich zu denken. Und das tut mir so unglaublich leid.

Ich habe ja gerade erwähnt, dass ich noch ein halbes Jahr habe. Das war zwar nicht gelogen, aber auch nicht ganz die Wahrheit. Ich weiß nicht ob dir klar ist, dass in der Schweiz Sterbehilfe erlaubt ist. Naja jetzt weißt du es. Jedenfalls habe ich nicht vor mir diese Qualen anzutun. Und das ist das zweite egoistische was ich tun werde. Vielleicht ist es meine Pflicht dir zu liebe bis zum Ende durchzuhalten, damit wir noch so viel gemeinsame Zeit wie möglich haben. Aber ich bin – mal wieder – zu feige dafür. Ich weiß nicht, ob ich diese Schmerzen aushalten kann oder will. Deshalb habe ich meine Entscheidung getroffen bevor ich es nicht mehr kann.

Ich werde übermorgen losfahren. Ich überlasse es ganz dir ob du noch einmal mit mir sprechen willst oder ob du vielleicht auch nur mit mir telefonieren willst. Wenn du willst kannst du auch mitkommen. Ich würde mich freuen, auch wenn es eigentlich wirklich zu viel verlangt ist. Wenn du überhaupt nicht mehr mit mir reden willst kann ich das auch verstehen. Und auch wenn ich mich freuen würde, wenn du dich noch einmal bei mir meldest, nehme ich es dir nicht übel, wenn du es nicht tust. Ich weiß selber nicht was ich tun würde, wenn ich in deiner Situation wäre. Ich werde dir deine Reaktion nicht übelnehmen, egal wie sie ausfällt.

Ich werde dich immer lieben, egal was passiert. Bis zum Ende.

Dein Luke

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 05, 2020 ⏰

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