Kapitel 3

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Nachdem Alisea zusammen mit Rider die Wohnung verlassen hatte, trennten sich ihre Wege auch schon wieder. Immerhin musste sie dringend wieder nach Hause, wollte es nicht riskieren, zu lang wegzubleiben und somit auch nur wieder Ärger zu provozieren, denn Hausarrest konnte und wollte sie ganz sicher nicht herbeirufen oder auch nur annähernd riskieren. Wahrscheinlich war dieser Tag der Erste, an welchem sie selbst es als sinnvoll empfand, ihren Vater in ein Gespräch zu verwickeln, selbst wenn sie sich noch nicht einmal sicher war, was sie sich eigentlich davon erhoffte, oder was sie von seiner Reaktion erwartete. Sonderlich viel wollte sie gar nicht erhoffen, denn wo sich in diesem Sinne auch nur die leisesten Hoffnungen befanden, konnten sie mindestens genauso schnell zerstört werden. Alisea wusste genau, dass es dünnes Eis sein würde, auf welchem sie sich bewegte, dass es vielleicht sogar gefährlich war, da Thema so vorsichtig wie möglich anzuschneiden, konnte aber auch nicht mit sich vereinbaren, all das einfach nur im Raum stehenzulassen. Zwar konnte sie sich auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass ihr Vater ihr die Wahrheit sagte, wenn sie nachfragte - immerhin konnte er auch einen Brief; wenn nicht gar mehrere, verschwinden lassen, doch somit hatte sie es dann wenigstens versucht. Vielleicht musste sie einfach einmal auf den richtigen Moment warten, musste einen Augenblick abpassen, in welchem ihr Vater einmal nicht zuhause war - immerhin kam dies in der A-Klasse auch recht häufig vor - um ein wenig zu stöbern. Welch ein Vertrauensbruch dies war, wusste sie nur zu genau, doch es war mindestens ein genauso großer Vertrauensmissbrauch hinter ihrem Rücken einen derart unfreundlichen Brief in ihrem Namen zu verfassen.

Noch einmal wühlte sie ihr Handy aus ihrer Tasche, um nach der Uhrzeit zu sehen. Der Akku hatte jedoch nachgegeben. Anscheinend hatte es die Nacht nicht durchgehalten, doch wenigstens konnte sie von Riders Wohnsitz nahezu problemlos nach Hause laufen, wohnte nur einige Straßen von ihm entfernt - ebenfalls in Z-City. Somit kam sie nach wenigen Minuten auch schon vor der Haustür des kleinen Hauses zum Stehen, welches ihr Vater vor einigen Jahren gekauft hatte. Dieses Haus war einst ein Geschenk an ihre Mutter, da sie sich immer ein Eigenheim gewünscht hatte, doch wie ernst er dieses Geschenk gemeint hatte, wirkte in jenem Moment auch fraglich, wenn er ihre Mutter doch eindeutig betrogen haben musste. In jenem Moment ärgerte sie sich deutlich darüber, dass sie Arisé nicht nach ihrem Alter gefragt hatte. Ein leises Seufzen kam über ihre Lippen als sie endlich die Klingel betätigte. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis die Tür von ihrem Vater geöffnet wurde. Der imposante Mann schien, als er seine Tochter vor der Haustür entdeckte, nicht die beste Laune zu haben. Doch sagte er vorerst nichts zu dieser ganzen Situation, trat einen Schritt zur Seite und deutete seiner einzigen Tochter in das Haus einzutreten. Erst nachdem sie eingetreten war und er die Tür hinter ihr geschlossen hatte, stellte er die entscheidenden Fragen.

„Wo warst du? Du warst nicht bei Bad, also bei wem hast du geschlafen? Bei einem deiner ach so großartigen Freunden?"

"Wir haben alle Geheimnisse und ich denke, ich bin alt genug, um auch welche zu haben."

Aliseas Herz raste. Diese Aktion, welche sie in jenem Moment durchzusetzen versuchte, stellte einen größeren Nervenkitzel dar als es russisches Roulette jemals könnte. Ihre Unsicherheit wollte sie sich jedoch nicht anmerken lassen. Der Blick ihres Vaters war schneidend, eiskalt und durchdringend. Leicht schüttelte er den Kopf und packte sie am Arm.

"Du solltest wissen, dass du keine Geheimnisse vor mir haben kannst.", knurrte er leise.

Augenblicklich versuchte sich Alisea loszureißen, schaffte dies aber auch erst nach dem zweiten Versuch.

"Du brauchst mich nicht in mein Zimmer zerren. Ich gehe freiwillig und ob ich kann oder nicht kann, liegt noch immer in meiner eigenen Hand.", zischte das Mädchen und begab sich nach ihren Worten augenblicklich nach oben in ihr Zimmer.

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