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Widmung geht an @Cookie_Monstaar ❤


- KAPITEL 2 -


„Erzähl mir etwas von dir", sagte er, während er an seinem Eis schleckte.

Ich setzte das Eis von meiner Zunge ab. „Was willst du denn hören?"

„Irgendetwas. Das dürfte ja nicht schwer sein, ich kenne nichts von dir. Jeder hat eine Geschichte zu erzählen."

Ich runzelte die Stirn. „Ich glaub, ich muss dich da enttäuschen. Es gibt nicht viel von mir zu erzählen. Wie du vielleicht noch weißt, bin ich Einzelkind und habe eine Cousine, die der Teufel höchstpersönlich ist."

Er lachte. „Ich erinnere mich. Erzähl weiter."

„Okay." Ich überlegte. „Ich habe einen Stiefvater, den ich nicht leiden kann. Der meine Mum zu jemandem macht, der sie nicht ist..."

„Darf ich fragen... was mit deinem Vater ist? Also, deinem leiblichen?"

„Das >leiblichen hättest du dir sparen können. Ich sehe Richard nicht als meinen Vater an, das wird er nie sein. Mein Vater heißt Mick. Ich habe keinen Kontakt zu ihm. Ich weiß nur, dass er mit irgendeiner Blondine verheiratet ist, aber wo er wohnt, weiß ich nicht mehr. Habs vergessen. Ist ja aber auch egal. Er wohnt sowieso ziemlich weit weg, ich will ihn aber auch nicht sehen. Jedenfalls hat er mich und meine Mum verlassen, als ich noch klein war. Frag mich nicht wieso, ich habe keine Ahnung. Ich schätze, dass ich 4 war. Ich erinnere mich an diesen einen Tag, sie stritten, ich war oben in meinem Zimmer und habe mir die Ohren zugehoben. Es ging mir gegen den Strich, sie streiten zu hören und ich wollte die Beleidigungen gar nicht hören, die sie sich gegenseitig an den Kopf schmissen. Dabei weinte ich. Also klemmte ich mir meinen Teddy - Mr. Teddy - unter den Arm und ging weinend die Treppe hinunter. Meine Mum saß auf der Couch. Sie weinte und war völlig fertig. Ich fragte sie, wo Papa sei und sie versuchte mir gegenüber stark zu sein und lächelte, klopfte mit der Hand auf den Platz neben sich, also setzte ich mich neben sie und dann erklärte sie mir irgendwie, dass Papa jetzt nicht mehr hier wohnt, aber es keinen Grund gibt, traurig zu sein, denn es wäre sicherlich besser so. Ich drückte Mr. Teddy stark an meine Brust. Sie sah es und zog mich näher an sich. Dann fragte ich sie, wenn es keinen Grund gibt, traurig zu sein, weswegen sie dann weint. Sie erklärte mir, dass wir, wenn wir jemanden lieben, ihn manchmal gehen lassen müssten, auch wenn es weh tut. Ich sah darin keinen Sinn. Wieso sollten wir jemanden gehen lassen, wenn wir ihn doch lieben? Sollten wir nicht gerade diese Leute festhalten? Und seit diesem Tag habe ich meinen Vater nicht mehr gesehen. Er musste noch seine Sachen holen, doch das tat er, als ich im Kindergarten war. Feige. Später hat sich meine Mum dann in Richard verliebt und ihn geheiratet. Jetzt bin ich die Glückliche, die mit ihm unter einem Dach leben darf."

„Wow... und du sagst, es gäbe nicht viel von dir zu erzählen." Er lächelte. Dann beugte er sich weiter zu mir vor und schaute mir in die Augen. „Victoria, es tut mir sehr leid. Das ist eine Geschichte, die keinem wiederfahren sollte."

„Wieso habe ich nur das Gefühl, dass du in einer heillosen Welt lebst? In dem niemanden Leid wiederfährt. Aber hey, wenn das so ist, dann solltest du die Augen aufmachen, denn so ist es nicht."

„Das ist mir klar. Ich versuche einfach nur jede noch so unwichtige Kleinigkeit in meinem Leben zu genießen und zu schätzen, denn es gibt Menschen, denen es eben nicht so gut geht." Er lächelte traurig, dann nahm sein freudiges Grinsen wieder sein Gesicht ein. „Eine Sache musst du mir aber noch erklären. Du hast deinen Teddy nicht ernsthaft Mr. Teddy genannt?"

Ich lachte. „Ich kann nicht fassen, dass du mich das fragst. Ich war 4. Was erwartest du? Hattest du keinen Teddy?"

„Natürlich hatte ich einen. Er hieß aber auf jeden Fall nicht Mr. Teddy." Mr. Teddy betonte er und vollführte dabei tussige Handbewegungen.

Unloved (N.H) / German (✔)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt