Robin

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Anne - Mama


Das Klingeln meines Handys riss mich viel zu früh aus dem Schlaf. Es war doch Sonntag, wurde mir nicht einmal da Ruhe gegönnt? Ich vergrub mein Gesicht in meinem Kissen, während der Mann neben mir sich bewegte.

„Gemma", sagte er seufzend und mit einem leicht anklagenden Unterton. „Vielleicht solltest du da besser rangehen." Ich atmete tief ein und aus, dann setzte ich mich auf, sodass ich mich an das Kopfteil des Bettes lehnen konnte und griff nach meinem Handy. Robin schaltete derweil das Licht an. „Guten Morgen, Mama", erklang die Stimme meiner Tochter, als ich den Anruf annahm. „Guten Morgen, Gemma", erwiderte ich und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr ich sie dafür verfluchte, mich an einem Sonntagmorgen so früh geweckt zu haben.

„Was verschafft mir die Ehre deines Anrufs?", fragte ich gähnend. „Ich wollte fragen, ob du Lust hast, mit mir bei Harry zu frühstücken? Ich vermisse Vio." Ich nickte, während ich den Mann neben mir musterte, der seine Stirn skeptisch gekräuselt hatte. „Ich würde gerne mitkommen, Gemma", ging ich auf den Vorschlag meiner Tochter ein und sah Robin entschuldigend an. Dieser rollte mit den Augen und stieg dann aus dem Bett. 

„Gut, ich hole dich in einer halben Stunde ab." - „Alles klar." Damit beendete ich den Anruf und legte mein Telefon beiseite. Robin schlüpfte gerade in seine Hose, während er mich mit traurigen Augen anblickte. „Wirst du deinen Kindern überhaupt jemals von uns beiden erzählen?", fragte er schon fast verzweifelt. Dann umrundete er das Bett und setzte sich neben mich auf die Bettkante. Schnell griff ich nach seinen Händen und drückte einen Kuss auf seinen Handrücken. 

„Natürlich werde ich das, Liebling. Aber erst, wenn ich mir sicher bin, dass Harry über den  Berg ist. Er trauert noch immer seiner Frau hinterher. Und ich weiß, dass Violetta das einzige ist, was ihn davon abhält, sich etwas anzutun. Ich will nicht, dass er sieht, wie glücklich ich mit dir bin und sich weiter in seiner Trauer versenkt." Robin seufzte und nickte schließlich ergeben. „Das verstehe ich ja. Aber was ist mit Gemma?"

„Wenn du möchtest, dann stelle ich sie dir vor, sobald sie mich nachher abholen kommt", machte ich einen Vorschlag zu einem Kompromiss. Sie würde ihrem Bruder hoffentlich nichts erzählen. Robin nickte, dann beugte er sich vor und gab mir einen kurzen, liebevollen Kuss. „Das würde mich freuen." Ich legte meine Hand an seine Wange und sah ihm in die Augen. Robin begleitete mich nun schon mehrere Monate durchs Leben und er hatte es wirklich nicht verdient, wie eine Affäre behandelt zu werden.

Pünktlich wie immer klingelte Gemma eine halbe Stunde später an unserer Wohnungstür. Schnell gewährte ich ihr Zutritt und zog sie anschließend in meine Arme. „Ich muss dir etwas erzählen", erklärte ich meiner Tochter, die neugierig ihre Augenbrauen in die Höhe zog. „Hoffentlich sind es gute Nachrichten", murmelte sie, während ich meine Hand an ihren Oberarm legte und mir ein Grinsen nun nicht mehr verkneifen konnte. „Allerdings sind das gute Neuigkeiten. Ich bin verliebt", brach es nun aus mir heraus, während meine Mundwinkel dort oben festgetackert schienen.

Ich sah dabei zu, wie meiner Tochter der Mund aufklappte. Ein amüsiertes Kichern kam mir über die Lippen, als ich meinen Zeigefinger an ihr Kinn legte und ihren Mund wieder schloss. „Er heißt Robin und er würde dich gerne kennenlernen." Ich sah Gemma an, wie baff sie war. „Also ist das etwas Ernstes zwischen euch?", erkundigte sie sich, während ich meine Hand auf ihren Rücken legte und sie langsam zur Küche führte, wo Robin auf uns wartete.

Schnell nickte ich und lotste sie dann in den Raum hinein, wo mein Lebensgefährte sofort vom Stuhl aufsprang und uns entgegenkam. „Hallo Gemma, ich bin Robin, der Freund deiner Mutter", sagte er mit seinem wundervollen Robin-Lächeln auf den Lippen. Ich stellte mich neben ihn und grinste noch breiter, als er seine Hand an meine Taille legte. „Hallo Robin, freut mich", sagte Gemma, die offensichtlich mehr als überrumpelt war. 

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