Wir setzten uns, Amy (natürlich) in die Mitte, und ich verstand sofort, was die Aufgabe forderte. Während ich alles langsam und dreifach erklärte - also eigentlich Idioten-sicher - fiel mein Blick immer wieder auf Niall, dessen Augen oft meine trafen. Es schien fast so, als würden seine tiefblauen Augen mich in einen Bann ziehen. Er fuhr sich dabei oftmals durch seine Haare, weswegen mir der braune Ansatz auffiel.

Niall verstand die Aufgabe schnell, weswegen wir zusammen versuchten, sie Amy zu verständlichen. Nach einer Weile verstand dann auch sie, zumindest behauptete sie das, dann verschwand sie aufs Klo. Nicht ohne mir davor einen warnenden Blick zuzuwerfen und Niall ein Mona-Lisa Lächeln zu schenken. Auch ich stand auf, da ich nicht mehr sitzen konnte und Niall tat es mir gleich. Etwas sträubte sich in mir bei der Vorstellung, allein mit Niall im Zimmer des Biestes zu sein. Ich suchte fieberhaft nach einer Ausrede mich zurückziehen zu können, doch außer mich entschuldigend aufs Klo zu verziehen, was in diesem Fall schlicht und einfach nicht ging, fiel mir nichts ein.

„Trägst du die Klamotten deiner kleinen Schwester?" Ein dickes Grinsen breitete sich auf Nialls Gesicht aus, während er an mir hinuntersah. Ich versuchte so gut wie möglich die Hello Kitty Katze auf meinem Shirt zu überdecken, indem ich die Hände vor der Brust verschränkte. Leider vergeblich.

„Ich habe keine Schwester, ich bin Einzelkind" antwortete ich, bevor ich kühl weiterfuhr, „Außerdem hatte ich heute auch nicht eingeplant Nachhilfestunden für Dumme zu geben."

Er lachte. „Nachhilfestunden für Dumme? So siehst du das Ganze hier also."

Ich setzte ein nachdenkliches Gesicht auf, obwohl ich meine Antwort schon wusste. „Im Prinzip schon, ja. Und du?"

Er sah mich immer noch lächelnd und mit hochgezogenen Augenbrauen an. Ich versuchte, seinem Blick stand zu halten. „Naja, ich sehe das Ganze als gute Chance jemandem zu helfen und mich von einem fremden Mädchen im Hello Kitty Shirt, welches ihr übrigens super steht, als dumm bezeichnen zu lassen."

„Das dumm bezog sicher eher auf Amy als auf dich", murmelte ich. „Dich kenn ich ja gar nicht. Vielleicht bist du der Einstein des 21. Jahrhunderts.

„Mindestens." Das Grinsen auf seinem Gesicht wurde, wenn möglich, noch größer. „Schwächen zuzugeben ist eine Stärke. Ich denke, auch Einstein war so schlau."

„Schwächen?" Ich kannte weder ihn, noch seine Schwächen.

„Als Schwäche habe ich in diesem Fall die Aufgabe angesehen, die du uns erklärt hast".

„Das ist keine Schwäche. Du hast es lediglich nur nicht gleich verstanden," gab ich zurück.

„Du scheinst schlau zu sein. Das gefällt mir", zwinkerte er mir zu. Oh mein Gott.

Während ich nach passenden Worten zum kontern suchte, kam Amy auch schon wieder zurück. Sie bedachte uns beide eines kurzen Blickes, bevor ihr falsches Lächeln ihr Gesicht wieder einnahm. Wir setzten uns wieder und sie quetschte sich wieder auf den Platz zwischen uns, wobei sie nur Augen für ihn hatte.

Ich räusperte mich. „Braucht ihr mich eigentlich noch oder kann ich wieder gehen?"

Da ich wusste, dass Amy nun ihren Willen hatte und sicherlich lieber mit Niall alleine war, sah ich mich schon auf meinem Fahrrad nach Hause radeln, doch komischerweise war es Niall, der mich mit seinen blauen Augen anstrahlte und meinte, ich solle bleiben. Also blieb ich, was Amy nicht wirklich passte, doch ich genoss es, sie so zusehen.

Immer, wenn ich fand, dass sie Niall zu nahe kam, warf ich etwas total Unnötiges ein, weswegen sie sich wieder von ihm abwandte und mir vernichtende Blicke zuwarf.

Unloved (N.H) / German (✔)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt