Prolog

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Es war einmal eine glückliche Familie in einer heilen Welt. Diese Familie war weder adlig noch reich und sie lebte weit abgeschieden in einem kleinen Häuslein, aber genau das, und der dazugehörige Hof, war ihr kleines Reich. Ihre heile Welt.

Alle waren unbeschwert und fröhlich. Die Hausangestellten waren viel mehr Feunde als Bedienstete und eine hauchfeine Magie schwebte durchs Haus.

Der Vater war Kaufmann und musste oft auf Reisen, aber er war stets ein guter und lebensfroher Vater für seinen Sohn. Die Mutter war liebevoll und freundlich und brachte dem Sohn alles bei, was er wusste.

All die wichtigen Dinge, aber vor allem lehrte sie ihn, stets positiv zu sein und dass es in jedem Tag ein Wunder gab, das es zu entdecken galt. Die Welt war viel magischer als man vermutete und deshalb brachte sie ihrem Sohn bei, immer an Magie zu glauben.

Der Sohn hatte nur das beste von seinen Eltern geerbt und war deshalb sowohl lebensfroh als auch freundlich. Ihn störte es nicht im geringsten, dass sie so weit fort von allem lebten, obgleich er noch nicht wusste, warum. Jedoch wuchs er so in einer behüteten Welt auf, in der ihm gezeigt wurde, dass alles möglich war, wenn man nur fest daran glaubte.

Doch irgendwann kamen die Tage, an denen es schwer wurde, an Wunder und Magie zu glauben, denn die liebe Mutter erkrankte, bevor sie die Welt verließ.

Zuvor ermutigte sie jedoch noch ihren Sohn, stets positiv zu bleiben und in jedem Tag das Wunder zu entdecken. Der Sohn hielt sich an ihre Worte und versuchte sie umzusetzten, obwohl er seine Mutter schrecklich vermisste.

So wuchs der fröhliche Junge zu einem schönen jungen Mann heran, der es liebte, sich um andere zu kümmern. Vor allem die Tiere lagen ihm am Herzen und da er gelernt hatte, an Übernatürliches zu glauben, glaubte er auch, dass die Tiere auf gewisse Weise mit ihm sprachen. Er musste ihnen nur zuhören.

Den Vater schien der Verlust mehr zu schaffen zu machen als dem Sohn, denn er wurde mit jedem Tag, der vorüber zog, unglücklicher. Sein Tageswunder war verschwunden und er suchte nun vergeblich danach.

Er wollte es mit einer neuen Liebe wiederfinden, aber auch dachte er an seinen Sohn. Er glaubte, dass sein Sohn eine Mutter brauchte, denn noch immer war er Kaufmann und viel unterwegs.

Also vermählte er sich mit einer Witwe und schon bald zog sie mit ihrem Sohn und ihrer Tochter aus erster Ehe in das kleine Häuslein vernab von allem. Der Sohn hatte nichts dagegen, denn er wollte nur, dass sein geliebter Vater glücklich war. Und das war er, zumindest eine Zeit lang.

Der Sohn blieb dabei lieber für sich, denn die beiden Kinder seiner Stiefmutter mochten ihn nicht und waren immer sehr unhöflich. Das stimmte ihn traurig, aber er ließ sich davon nicht beirren und führte den Wunsch seiner Mutter fort.

Doch erneut fiel ein Schatten auf ihn, denn sein Vater verstarb urplötzlich auf einer seiner vielen Reisen. Der Sohn war untröstlich und auch seine Stiefmutter und Geschwister litten, vor allem, weil ihnen nun langsam das Geld ausging.

Sie entließen die freundlichen Hausangestellten, aber da sie die Aufgaben des Haushalts nicht beherrschten, brachten sie den Sohn dazu, das zu erledigen. Er wurde aus seinem schönen Zimmer in den Keller verbannt und war nun viel mehr Bediensteter als Familienmitglied.

Doch er ließ sich nicht beirren, schließlich hatte er gelernt, stets positiv zu sein und in jedem Tag das Wunder zu sehen.

Das Wunder in jedem Tag (Malec)Where stories live. Discover now