Legenden leben nicht (Teil 2)

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„Darf ich Euren Namen erfahren?"

„Blutwolf. Früher war ich als Rotwolf bekannt."

Eine Erinnerung blitzte in Eves Gedanken auf. Sie war viel jünger gewesen, hatte noch in Amphitrite bei den Krallenassassinen gelebt. Sie hatte sich mit ihren Freunden gestritten und war über den Marktplatz geschlendert, als der Narrenkönig persönlich aufgetreten war und ein Lied vorgetragen hatte.

Mein Lied wird ewig leben. Das hat Goldvogel an Eurer Stelle in Amphitrite gesungen. Das war aber schon vor etlichen Jahren. Er hat behauptet, Ihr seiet... krank oder verhindert."

„Das hat er gesagt?" Der Blutwolf lachte kopfschüttelnd. „Typisch Goldvogel", murmelte er dann vor sich hin und starrte in das Feuer. „Er tut alles, um den guten Namen seiner Gilde nicht zu beflecken."

„Ihr scheint damals schon rausgeflogen zu sein", bemerkte Eve.

Der Blutwolf zuckte nur mit den Schultern.

„Ihr habt ein seltenes Pferd bei Euch. Kresota sieht man in Collis nicht allzu häufig."

Das war das trügerische an Narren. Man hielt sie für harmlos, regelrecht dämlich, doch die meisten von ihnen entpuppten sich als wirklich schlaue Menschen. Eve verengte die Augen zu Schlitzen und hielt Tangos Zügel automatisch fester.

„Und das wisst Ihr woher?"

„Es ist groß und elegant. Außerdem bröckelt die Asche an der Seite ab und man sieht die faszinierende Fellzeichnung. Schwarz und rostrot... eine interessante Wahl." Der Blutwolf blickte einige Augenblicke an sich selbst herab. Dann hob er den Blick wieder und seine Augen huschten zu ihrem Schatten.

„Und Ihr scheint die Schattentänzerin zu sein, die in der Stadt gesucht wird."

Eve versuchte gar nicht erst, diesen Umstand zu verbergen. Sie trat in das Haus ein und fragte mit lauernder Stimme: „Wollt Ihr, dass ich mir Euer Schweigen erkaufe?"

„Das wird nicht funktionieren", antwortete der Blutwolf. „Ihr würdet mich sofort töten, wenn ich so etwas nur ansatzweise in den Mund nehmen würde. Das wäre ziemlich schade, ich habe nämlich noch vor, einige Jahre zu leben."

Eve blieb dicht neben ihm stehen. Der Blutwolf zuckte nicht vor ihr zurück und irgendetwas an ihm wirkte auf die Assassinin unheimlich vertraut. Da war etwas an dem Mann, das sie an etwas erinnerte, aber sie konnte nicht sagen, was genau es war.

Magie, wisperte Lumen in ihrem Kopf. Ich spüre sie von ihm ausgehen... wie bei Aleko.

Aleko war der stärkste Magier, den Eve kannte. Doch jetzt, wo Lumen sie darauf hingewiesen hatte, schien sie auch bei dem Blutwolf die magischen Schwingungen zu spüren, die von ihm ausgingen. Ihre Tätowierung, die für derlei Dinge natürlich empfindlich war, half ihr selbstverständlich dabei und Eve versuchte herauszufinden, wie stark der Blutwolf wohl sein mochte.

„Ihr verratet mich nicht, wenn ich Euch nicht verrate", erkannte die Assassinin schließlich.

„Das hat aber lange gedauert. Ich hatte gehofft, ihr Schattentänzer wäret... schneller von Begriff."

Eve war empört und schnappte nach Luft. Ihrer Meinung nach war sie sehr schnell in ihrer Schlussfolgerung gewesen!

Der Blutwolf lachte. „Beruhigt Euch. Ich ziehe Euch nur auf."

„Das ist nicht witzig", fauchte Eve ihn an.

„Tatsächlich? Entschuldigt. Ihr seht mir so aus, als könntet Ihr ein paar Lacher vertragen."

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