Kapitel 8

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"Weshalb interessiert dich das?", frage ich und warte ihre Reaktion ab.

Sie scheint nachzudenken, was sie antworten soll. Ihre Wangen färben sich rot und sie schaut auf den Boden hinab. Wie ein kleines Kind, das Angst hat das Falsche zu sagen, spielt sie an ihrem Pulli rum.

Schließlich geht sie an mir vorbei ohne etwas zu sagen. Versteh einer die Frauen. Ich folge ihr auf Abstand und kurz nachdem wir die Klasse betreten haben, klingelt die Schulpause.

In der zweiten Pause schließe ich mich im Klo ein und hole meine kleine Tasche mit der Spritze und den Medikamenten. Ein Fläschen mit etwas flüssigem, das ich spritzen muss, und eine Verpackung mit Tabletten, von denen ich drei mal am Tag zwei davon schlucken soll.

Gerade als ich damit beschäftigt bin meine Spritze mit der Flüssigkeit zu füllen, pocht jemand gegen meine Kabinentür. Ich schrecke auf und lasse fast alles fallen.

"Chris, ich weiß das du da drin bist!", ruft Florian.

Schön für dich, das weiß ich auch! Darf man nicht einmal mehr im Klo ungestört sein?! Ich ignoriere ihn einfach und mache weiter. Da pocht der Typ schon wieder gegen meine Tür, jedoch nicht mehr ganz so heftig.

"WAS?!", brülle ich ihn an.

Der Kerl regt mich gerade sowas von auf! Wegen ihm bin ich viel zu aufgeregt um mir die Spritze ruhing einzuführen. Ich atme tief durch und steche zu.

Ich schreie kurz vor Schmerzen auf. Nicht getroffen! Hölle tut das weh! Was ist nur los, sonst habe ich es auch geschafft. Und was will eigentlich Florian? Ist er nur hergekommen um mich zu nerven und dann doch nichts zu sagen?! Meine Finger fangen an zu zittern.

Etwas warmes fließt an meinen Lippen entlang. Der metallische Geschmack von Blut. Ich fasse mir mit der Hand an die Nase und tatsächlich. Ok, jetzt wird es langsam nicht mehr lustig.

Plöztlich fängt Florian an wie wild auf die Tür zu hämmern:"Chris! Alles in Ordnung? Mach die Tür auf, was ist denn los?!".

Meine Hände sind zu schwach noch länger die Medikamente zu halten und es fällt alles auf den Boden. Das Klirren des Glases beim aufeinander treffen mit dem Boden schallt in meinen Ohren.

"Bitte sag mir das du eine ruhige Hand hast... ",huste ich.

"Wieso... ", frägt Florian doch ich unterbreche ihn.

"JA ODER NEIN?!", brülle ich.

"Ja.. ja ich denke schon!", stottert er.

Ich schließe meine Kabine auf und als die Tür aufschwingt, starrt mich Florian geschockt an.

Ich versuche ruhig zu bleiben:" Du nimmst jetzt diese Spritze und stichst sie mir in eine Vene! Und dann gibst du mir schnell zwei von den Tabletten, die in der orangenen Dose sind!".

Er schüttelt den Kopf und taumelt zurück. Ich hätte nie gedacht das ich mal so derart abhängig sein werde von einem wie ihm.

Ich strecke flehent eine Hand aus:"Bitte... schnell... ", flüstere ich.

Das hat man wohl davon, wenn man nicht auf seinen Vater hört. Genau das passiert dann. Man bricht in einem Klo voller Pisse und sonstigen wiederwärtigen Dingen von denen ich lieber nichts wissen will zusammen. Und der einzige der einen retten kann ist ein pupertierender Schulschleimer.

Zu meiner Überraschung fasst sich Florian recht schnell und krabbelt zu mir. Ich erkläre ihm mit zittriger Stimme wie er vorgehen soll. Seine Hand ist wircklich ruhig, zumindest ruhig genug um in meine Vene zu treffen, ohne wie ein verrückter einstechen zu müssen. Langsam drückt er die Flüssigkeit hinein und gibt mir dann wie gesagt die Tabletten.

Eigendlich sollte ich sie mit Wasser schlucken, aber da keines gerade da ist und ich es recht eilig habe komme ich auch ohne aus. Florian holt ein Taschentuch hervor und gibt es mir, damit ich meinen blutverschmierten Mund abwischen kann.

Ich lasse die Medikamente auf mich wirken. Florian lehnt sich erleichtert neben mich und grinst vor sich hin.

"Warum grinst du so?", keuche ich.

"Weil ich ein Idiot bin!", lacht er.

Ich klopfe ihm auf die Schulter:" Sehe ich genau so".

Er fährt sich mit der Hand durch die Haare:" Nein wircklich! Als du neulich mit Fr. Lutz das Wort "spritzen" sagtest, dachte ich an was ganz anderes! Und jetzt ist mir alles klar! ".

"Ach sag blos. Das hat das Verhalten der anderen erklärt", sage ich, gefolgt von leichtem Husten.

Florian legt mir eine Hand auf die Schulter und drückt sie leicht:" Das tut mir so leid! Ich hätte nicht so eine große Klappe haben sollen. Wenn du willst gehe ich sofort zu den anderen und erkläre ihnen alles... weshalb musst du dich eigendlich spritzen?".

Ich seufze:" Schon gut lass mal. Kein Ding, ich bin nicht nachtragend. Und was das Spritzen angeht, du hast nie etwas gesehen oder gehört und sollte darüber nur ein Wort von dir raus kommen, kenne ich einpaar Leute die dich gerne kennenlernen würden. Wenn du verstehst was ich meine".

Er schluckt hörbar und nickt. Dann schaut er an seiner Hand entlang und als ihm bewusst wird das sie immer noch auf meiner Schulter liegt, nimmt er sie sofort weg und schaut auf den Boden.

Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen:" Was ist?".

Er steht auf, krächzt ein "Nichts" und rennt aus der Toilette raus. Seltsamer Kerl.

Meinungen ?? ^^

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