Question

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„Manu?“, schrie Taddl fast panisch in sein Mikro, als er immer noch keine Antwort bekommen hatte.
„Wie behindert ist das denn?“, fluchte Manu plötzlich und man konnte wieder einen Knall hören, der diesmal allerdings ein wenig dumpfer klang.
„Junge… alles okay bei dir?“, fragte Taddl nach, der schon viel ruhiger als vorher klang. Für den Hauch einer Sekunde hatte er sich schon sonst was Gedacht und sich einfach nur Sorgen gemacht.
„Heh? Ja, sorry. Mein Stuhl hat sich verabschiedet und ist einfach mal unter mir zusammengekracht“, erklärte er dem Anderen, was allerdings nicht die zwei Minuten völliger Stille erklärte. Bei der Stille blieb es allerdings nicht, denn Taddl fing lauthals an zu lachen, als er das hörte.
„Spinnst du, man? Ich hab kein Bock mich auf nen Küchenstuhl zu setzen um weiter zu spielen. Was für ein scheiß behindertes Ding“, fluchte Manuel einfach weiter und trat noch einmal dagegen, was schon den vorherigen Ton von sich gab. „Auh! Man, verreck doch an Aids!“, regte sich Manuel einfach weiter über den kaputten Stuhl auf.
„Ey.. ich finds grad eher schade drum, dass ich das nicht noch mit in der Aufnahme drin hatte“, lachte Taddl weiter und hatte schon wieder fast vergessen, dass der Andere eigentlich etwas sagen wollte. „Aber dein Gestöhne hat gefehlt“, fügte er noch hinzu.
„Jaaa.. hajaa.. yeahhh“, machte Manu dann in seiner gewohnten Stimme. Dann fehlte wohl nur noch Taddl, der mitspielte, dann hätte sie einfach einen Porno drehen können. Sauer war er trotzdem noch, doch durch Taddl war so etwas schnell vergessen und er konnte genauso schnell Scherze darüber machen.
„Oh Junge“, sagte Taddl bis er sich wieder beruhigte. Allem in allem war es eine nette Vorstellung, wenn Manu jetzt vor dem PC stehen musste um mit ihm zu reden. Ja, die Vorstellung … er kannte ihn nach wie vor, nur mit Maske. Schade eigentlich, denn das zerstörte einfach mal das gesamte Bild.
„Willst du mir nicht n Weihnachtsgeschenk machen? Ich schenk dir dafür n neuen Stuhl“, fragte Taddl daraufhin, immer noch halb im Scherz.
„Na klaaaaaa~“, meinte Manu und nahm es nicht halb so ernst, wie es gemeint war. Nachdenklich starrte er, im halbdunkeln, auf seinen kaputten Stuhl, bis er wieder von Taddl aus den Gedanken gerissen wurde.
„Schick mir n Bild von dir. Ohne Maske.“
Stille. Manuel starrte nicht mehr wie gebannt auf die Überreste seines Stuhles, sondern ins Leere, da er mit so einer Frage niemals gerechnet hatte. Dabei war das eben genau das, worüber er sich in letzter Zeit Gedanken machte. Er wollte wissen, was Taddl davon hielt und hatte ihn doch nie direkt darauf angesprochen. Genauso wenig, wie es anders herum passierte. Natürlich war Taddl neugierig, doch hatte es Manu zu liebe immer verschwiegen.
„Manu? Manuuuu~ heeey~ Liebster Manuäääl“, machte Taddl, da der andere nichts mehr sagte. „Junge, das war n Scherz“, fügte er noch schnell hinzu und hörte daraufhin ein Räuspern.
„Haha, klar. Ich schick dir ein Bild von meinen Arsch“, antwortete Manu zügig darauf und atmete tief durch. Unerklärlicherweise hatte ihn das gerade sehr stark verunsichert und er versuchte seine Nervosität zu überspielen. Taddl hatte ihn gerade gefragt, ob er ihm ein Bild von sich schickte? Und auch wenn es nur ein Scherz war, was er gar nicht anders von ihm kannte, wusste er nicht was er denken sollte. Das machte es jetzt nur noch schwerer, seine Gedanken wieder ordnen zu können.
„Uh, ja~ den häng ich mir dann ins Zimmer und reibe mich daran“, scherzte Taddl, was die Situation glücklicherweise wieder auflockerte. Genau das, was Manuel brauchte. Er redete einfach nicht gern über so etwas und wollte erst recht nicht daran denken, dass ihn wirklich jemanden sehen wollte. Taddl war somit der Erste, der ihn wirklich darauf angesprochen hatte. Und komischerweise reagierte er ganz anders darauf, als er es sich immer gedacht hatte.
„Was wolltest du mich eigentlich fragen?“, lenkte Taddl dann aber doch wieder um. Etwas, das er besser nicht getan hätte, denn nun schwieg Manuel wieder. Ihm war gar nicht klar, was er damit angerichtet hatte und wenn er genauer darüber nachdachte, dann wollte er jetzt doch nicht fragen. Schon gar nicht, nachdem was Taddl eben gesagt hatte. Manu versuchte sich immer wieder einzureden, dass es nur ein dummer Scherz war, dass er ja eigentlich weiß, wie es gemeint war, doch im Moment…? Es war so, als hätte sich mit einem Schlag alles verändert.
„Nichts wichtiges. Wollte nur fragen, ob wir nicht einfach n neues Projekt aufnehmen wollen, wenn du wieder da bist“, log Manuel, bekam aber gerade noch die Kurve.
„Ja klar, man. Da hab ich auch so riiiichtig Bock drauf“, antwortete Taddl euphorisch…


„Wenn du am 30. wieder daheim bist, bleib daheim. Verlass deine Wohnung nicht, bis ich es dir sage“, schrieb Manuel. Langsam und wurde auch mit jedem Buchstaben immer langsamer. Er überlegte auch lange Zeit, ob er die Nachricht überhaupt abschicken sollte und ob das alles so klappen würde, wie er es sich die letzten Tage vorgestellt hatte, doch dann drückte er einfach auf senden. Taddl war gerade mal seit fünf Tagen in Amerika und er war sich auch nicht sicher, ob dieser überhaupt Zeit hatte sie zu lesen. Aber noch wichtiger war, dass er darauf hoffte, dass Ardy die Nachricht nicht las. Er mochte Ardy, doch er wusste auch, dass er nicht so extrem verpeilt war, wie Taddl und oft zwischen den Zeilen las.
„Das klingt so behindert, alter“, meinte Manuel zu sich selbst und starrte auf sein Handy. Er hatte nicht einmal dazu geschrieben warum oder sonst irgendeine Erklärung, sondern einfach nur das. Normalerweise war es nicht nötig, sich schon deswegen irgendwelche Gedanken zu machen, denn sie redeten ja sonst über jede scheiße und hinterfragten eigentlich nichts, aber hier stand einfach viel mehr auf dem Spiel.

„Jo, Taddl. Manu hat geschrieben“, meinte Ardy, der an einem Schreibtisch saß, einen Vlog schnitt und dabei auf das leuchtende, kleine Ding schielte. Taddl hatte sein Handy einfach liegen gelassen, während er mit Marley, am Wohnzimmertisch, einen Text überarbeitete, machte es ihm ja sowieso nichts aus, wenn Ardy seine Nachrichten las. Er hatte nichts zu verstecken und das war bei Ardy ebenfalls so. Sie vertrauten sich einfach bis aufs kleinste Detail.  Als er die Nachricht tatsächlich las, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Loverboy~“, grinste Ardy und warf Taddl das Handy zu, der verwirrt das Gesicht verzog. Das was gerade in Ardys Kopf vorging, konnte zwar unmöglich wahr werden, doch so einen Wink mit dem Zaunpfahl verstand er ziemlich gut. Taddl allerdings nicht, denn der gab die ganze Zeit nur irgendwelche komischen Geräusche von sich, die mal mehr, mal weniger verwirrt klangen und am liebsten hätte sich Ardy eine Hand vor den Kopf geschlagen.
„Junge, schreib ihm einfach n ‚okay‘. Ich bin doch eh nicht da“, meinte Ardy und kümmerte sich dann wieder um seine eigenen Sachen. Taddl verstand noch immer nicht, was das eigentlich sollte, aber er tat es einfach. Er hatte nach seiner Rückkehr ja sowieso nichts geplant und die war schon am 29.

„Okay. Bin eh daheim“, las Manu fast eine Stunde später auf seinem Handy. Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete er die Nachricht. Sie kam schneller, als erwartet und dennoch… keine Nachfrage, kein gar nichts. Nur ein okay, worauf er zwar inständig gehofft hatte, nun aber doch wieder nervös wurde.
„Ernsthaft… ich bin so behindert im Kopf“, beleidigte er sich selbst und fing dann endlich einmal an, sich seiner Pläne zu widmen. Vor allem aber, Taddls nachträglichem Weihnachtsgeschenk…

In my mind? {GLPADDLWhere stories live. Discover now