Kapitel 49 - Jill

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Enttäuscht öffnete ich meine Augen und stand dann von meinem Bett auf. Wenn er sich nicht meldete, musste ich also erst einmal das Schweigen zwischen Sam und mir beenden. Von meinem Versöhnungsplan überzeugt schnappte ich mir meine Jacke und eilte die Treppen hinunter.

„Mum, ich gehe nochmal kurz zu Sam", rief ich ins Wohnzimmer hinein und war schon dabei, meine Schuhe anzuziehen, als Mum verwundert in den Flur kam.

„So spät noch? Ihr seht euch doch morgen in der Schule", erwiderte sie mit besorgtem Blick aus dem Fenster hinaus. Die Sonne war bereits untergegangen und die schwachen Straßenlaternen ließen die Straße beinahe gruselig aussehen.

„Keine Sorge, ich bin auch bald wieder zurück. Wir müssen nur dringend noch etwas besprechen. Und er kann mich bestimmt mit dem Auto wieder sicher nach Hause bringen."

Mein letzter Satz konnte sie geradeso überzeugen. Nickend stimmte sie zu und gab mir zum Abschied noch einen Kuss auf die Stirn.

Kurze Zeit später stand ich schwer atmend vor Sams Haus. Mein Tatendrang hatte mich derart kräftig in die Pedale treten lassen, dass ich nun völlig außer Puste von meinem Fahrrad abstieg und es im Dunklen an der Hauswand anlehnte. Normalerweise hätte ich mich gefürchtet, wenn ich so alleine in der Dunkelheit unterwegs gewesen wäre. Doch die paranoiden Gedanke, welche durch das Schauen unzähliger Horrorfilme entstanden waren, fanden diesmal keinen Platz in meinem Kopf. All die Zeit konnte ich nur daran denken, meine Freundschaften wieder herzustellen und endlich diese bedrückte Stimmung vertreiben zu können.

In meinem Kopf ploppte ein Bild auf, in dem jemand ein Fenster mit kleinen Steinen beschoss, um die Person im Inneren des Hauses möglichst unauffällig auf sich aufmerksam zu machen. Schon in vielen Filmen hatte ich solche Szenen gesehen, weshalb ich kurzer Hand nach einem kleinen Kieselstein vom Boden griff.

Den Arm bereits zum Wurf nach hinten gebeugt kam ich jedoch zur Besinnung. Das hier war die Realität und keine kitschige Liebesschnulze. Am Ende zerstörte ich noch das Glas des Fensters oder traf womöglich etwas völlig anderes. Meine Zielgenauigkeit war schließlich unterirdisch und brachte mir im Sportunterricht immer wieder schlechte Noten ein. Und wenn ich mich recht besann, war das Zimmer hinter dem erleuchteten Fenster über mir nicht einmal Sams, sondern das Schlafzimmer seiner Eltern.

Von meiner rechtzeitigen Besinnung erleichtert tippte ich schnell eine Nachricht an Sam: „Können wir bitte kurz über alles reden? Ich stehe zufällig draußen vor deinem Haus."

Keine Minute später öffnete sich die Haustür und Sam kam zu mir auf den schlecht beleuchteten Fußweg. Trotz Dunkelheit konnte ich ihm seine Nervosität und die Scham nur zu gut ansehen.

„Wollen wir ein kleines Stück laufen?", fragte ich, bevor das Schweigen zwischen uns noch zur Gewohnheit wurde. Zustimmend nickte er und gemeinsam gingen wir nebeneinander die leere Straße entlang.

„Ich ertrage es nicht mehr, mit keinem meiner Freunde reden zu können", begann ich unser Gespräch. „Ich fühle mich einsam. Chrissy und Jenna reden nicht mehr mit mir. Du gehst mir aus dem Weg. Und Fy..."

Ich stoppte meinen Satz, da mir erst jetzt bewusst wurde, dass Sam noch nichts von Fynn wusste. In den letzten Wochen hatte ich es nie für nötig gehalten beziehungsweise keinen passenden Moment gefunden, um ihm von der Stimme in meinem Kopf zu erzählen.

Die letzten Minuten hatte Sam nur peinlich berührt auf seine Schuhe gestarrt, doch nun schaute er abrupt zu mir auf.

„Wieso reden sie nicht mehr mit dir?", fragte er mich entsetzt.

„Deinetwegen", brachte ich kleinlaut heraus. „Chrissy ist sauer wegen des Ku ... Kusses."

Nun waren wir also direkt bei dem Hauptproblem der momentanen Situation angekommen. Dem Ursprungsort des ganzen Dramas.

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