Kapitel 1 - Suppositio

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Stille herrschte in dem Baumhaus. Alle Augen waren weit aufgerissen und auf den Elfenkönig gerichtet. Dieser begann nun immer mehr unter den Blicken der beiden Krieger zu schrumpfen. Es fühlte sich so an, als würde die Atmosphäre jede Sekunde reißen. Als Fintan als erster die Stille durchbrach atmete Agana erleichtert auf. Am liebsten hätte Agana ihm ins Gesicht gespuckt, als er sie schelmisch anlächelte. Es war offensichtlich, dass er seine neue Position genoss und aus dem gewonnenen Vertrauen zum Elfenkönig einen Kick rauszieht. Andererseits passte es ihr nur zu recht, dass sie nicht alleine gehen musste. Immerhin stand nicht nur das Schicksal Arestinas sondern auch das aller anderen Königreiche auf dem Spiel, sollte Theoden zurückkommen.

Seufzend griff Agana die Zügel ihres Friesen nach und brachte ihn zum Stehen. Fintan, welcher neben ihr anhielt, blickte sie fragend an. "Wir wissen, dass wir zum Drachenhof müssen aber hast du auch nur Ansatzweise eine Idee wo das sein könnte?" Er hingegen grinste nur. „Wir müssen Richtung Nord-Osten. Der Drachenhof liegt unterhalb Wintergarden, das Königreich des Eiskönigs. Es ist hauptsächlich verlassen, da die Königsfamilie im Krieg die meisten Krieger schickte, unabhängig von Geschlecht und Alter. Kinder im Alter von nur zehn Jahren wurden in die Armee aufgenommen. Irgendwann gab es niemanden mehr, den sie schicken konnten. Also machten sich der König und die Königin selbst auf den Weg zum Drachenhof. Dort sollte Theoden als nächstes angreifen. Es war offensichtlich. Kontrolliert er den Drachenhof so kontrolliert er die Drachen. Wäre dies geschehen denke ich kaum, dass wir uns heute kennen würden. Der König und die Königin ließen ihre Tochter mit ihrem Kindermädchen zurück, zusammen mit einen Jungen, den sie aufgenommen hatten. Mich. Ich war der Junge. Der König und die Königin von Wintergarden waren meine Adoptiveltern. Wintergarden war mein zuhause. Als die Herrscher nicht zurückkehrten verließen immer mehr Menschen den Hof bis irgendwann nur noch Isolde, ich und unser Kindermädchen Khione übrig waren. Der Norden war tot, es lohnte sich nicht einmal für die übrigen Adeligen die Kontrolle an sich zu reißen und König zu werden. Es war niemand mehr da."

Agana blickte ihn an. „Das tut mir leid. Ich hätte nicht gedacht, dass du mir leidtun kannst aber das - das muss schwer gewesen sein." Fintan nickte nur. Dann hob er den Kopf und grinste sie an. „Auf geht's zum Drachenhof. Mal sehen wie gern dich Königin Brylee hat. Wir werden auf halbem Weg Isolde treffen. Sie wird als weitere Begleitung dienen. Ich zweifle zwar recht wenig an deinen Verteidigungskünsten aber eine weitere Trägerin einer Götterwaffe kann ja nicht schaden, oder?"

Agana blickte ihn verwundert an. „Sie hat eine Götterwaffe?" Fintan blickte nur geradeaus. „Ja, der Eisbogen ist wie die Krone im Norden. Er wird weitervererbt von König zu König. Er ist das Statussymbol von Wintergarden gewesen. Isolde hat ihn nun als theoretische Königin."

Isolde kam auf einem kleinen Pferd. Es war niedrig, mit einer Wiederrüsthöhe auf Aganas Schulterhöhe. Es war ein cremiges braun mit einem dunkleren Strich über Hals und Rücken. Isolde selbst war ebenfalls niedriger als Agana. Sie hatte perlweiße, lange Haare, welche in einer halb hochgesteckter Frisur lagen. Die Hälfte ihrer Haare wurde mit einer silbern glänzenden Spange hochgehalten. Sie trug einen hellen Mantel mit Ärmeln, die nach unten hin weit wurden und mit weißem Fell bestückt waren. Auch die Umrahmung ihrer Kapuze bestand aus diesem Fell. Der Mantel selbst fiel ihr bis auf den Boden und hatte somit eine Ähnlichkeit mit einem Winterkleid sorgte aber ebenfalls dafür, dass sie genug Bein Freiheit für einen klassischen Sattel hatte. Um ihren Hals lag eine silberne Kette an welcher ein blauer Anhänger baumelte. Zwischen drei ineinander gewundenen, tränenartigen Umrahmungen hielt sich eine blaue, perfekte Perle.

Als Isolde abstieg nahm sie direkt einen Bogen ab, welcher an der Satteltasche hing. Sie drehte sich Agana zu und blickte ihr kühl in die Augen. „Ich bin Königin Isolde vom Winterhof. Du bist also die legendäre Aschekönigin, was? Nicht besonders umwerfend für eine Arestinerin. Meine Mutter war schöner." Ihre Augen waren von einem noch kälteren Blau als Fintans. Sie wirkten wie die untiefen eines gefrorenen Sees, endlos und den Tod versprechend sobald man sich darin wiederfand. Agana räusperte sich. „Wie ich sehe habt ihr beide den gleichen Mangel an Manieren. Aber es stimmt, ich bin Agana, Aschekönigin und Tochter des Tyrannen, der anscheinend wieder am Leben ist."

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⏰ Last updated: Jun 19, 2022 ⏰

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Queen of AshesWhere stories live. Discover now