Menschenwunder

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Auf weichen Pfoten liefen wir durch den Kiefernwald, meine Mutter, mein jüngerer Bruder Carag und ich. Ich war so aufgeregt, als hätte ich Ameisen unter dem Fell. Und wir machen das wirklich? fragte ich meine Mutter zum x-ten Mal lautlos von Kopf zu Kopf. Wir gehen in die Stadt?Meine Mutter schnaubte. Wenn du das noch einmal fragst, Drehen wir um! Klar dass sie genervt war. Wir hatten in den letzten Wochen ständig gebettelt, dass sie uns wenigstens ein Mal mitnahm. Nur Geschichten über die Menschen zu hören reichte uns nicht mehr. Kurz darauf hielt sie an und begann, mit ausgefahrenen Krallen im Boden herum zu scharren, als sei sie auf der Jagt nach Erdhörnchen. Hier muss unser Versteck mit den Menschensachen sein, teilte sie uns mit und schon glänzte es Silbern unter ihren Pfoten. Zufrieden nickte sie und begann, sich zu verwandeln. Ihr Körper richtete sich auf, ihre Hinterläufe wurden zu Füßen, ihre Vorderpranken streckten sich zu Fingern und das sandfarbene Fell verschwand von ihrem Körper. Jetzt hatte sie langes Sonnenhelles Haar, das ihr bis weit über den Rücken reichte. Als sie uns anlächelte, sahen wir ihre lächerlich winzigen Menschenzähne. ,,So, jetzt seid ihr dran", sagte sie mit ihrer hohen Menschenstimme. ,,Ihr wisst noch, wie es geht, oder? Konzentriert euch. Denkt daran wie eure andere Gestalt aussieht. Spürt sie in euch. Fühlt ihr schon das Kribbeln?" Ich schüttelte verbissen den Kopf, was ziemlich Blöd aussah in meiner Pumagestalt. Doch bei Carag klappte es gut, Momente später stand er dort auf dem Waldboden. ,,Los Mia, du schaffst es!" feuerte mein Bruder Carag mich an. ,,Sonst kannst du nicht mit!" ,,Hör auf sie zu drängen" sagte meine Mutter zu ihm. ,,Du machst es ihr nur noch schwerer." Dann versuchte ich es noch ein mal  und schaffte es dieses Mal. Momente später stand ich dort auf dem Waldboden und fühlte wie die Kiefernnadeln unter meinen Füßen piksten. Ich sprang auf und ab und lachte dabei, einfach um mal wieder zu probieren, wie es klang. Es war toll, Hände zu haben, mit denen konnte man so unglaublich viel anfangen. Fast hätte ich vergessen wie das war, wir verwandelten uns nicht sehr oft. Mein Bruder hatte in der Zwischenzeit schon nach unserem Versteck gegraben. Es bestand aus einer verbeulten Blechkiste, tief eingebuddelt im Waldboden. Mein braunes Haar war so verwuschelt, dass ich aussah, als hätte ich ein Stachelschwein auf dem Kopf. Da half es auch nicht viel dass ich es mit den Fingern durchkämmte. Nun half auch ich mit, die Kiste auszugraben. Gemeinsam zerrten wir den Deckel von der Kiste. Feierlich holte meine mutter ein paar Sachen heraus und reichte sie uns - längliche hohle Dinger aus Leder. Ich hatte ganz vergessen, was man mit diesem Krempel machte. Meine Mutter lächelte wieder. ,,Mia, das zieht man nicht auf den Kopf, das ist eine Hose, da müssen die Beine rein!" ,,Sag's doch gleich" murmelte ich und startete einen neuen Versuch. Als wir es allgeschafft hatten, uns anzuziehen, warf ich einen neugierigen Blick in die Kiste. Darin waren alle möglichen Dosen und Fläschchen - Menschenmedizin. Und ein paar zerknitterte grünliche Papierstücke. ,,Was ist das noch mal?", fragte ich. ,,Geld", erklärte meine Mutter. ,,Dollars. Damit können wir etwas kaufen in der Stadt." Behutsam holte sie eins der Papierstücke, auf dem eine Fünf stand, aus der Blechkiste und verstaute es in ihrer Kleidung. Dann blickte sie uns ernst an. ,,So, gehen wir. Wir sind nur ein einziges Mal in der Stadt, also schaut euch gut um. Aber ihr dürft euch da nicht verwandeln, das ist wichtig! Sie dürfen nicht merken, wer wir sind. Ist das klar?" Mein Mund war trocken geworden. ,,Was ist, wenn ... sie es doch merken?", fragte ich. Dann töten sie uns", erwiderte meine Mutter knapp. Oh. Carag und ich sahen uns an. Waren meine Augen auch so groß und verschreckt wie seine? Endlich machten wir uns auf den Weg. Wahrscheinlich haben wir furchtbar ausgesehen. Unsere Klamotten hatten mit Mode so viel zu tun wie ein Fisch mit einer Fichte. Meine lange Hose endete in der Mitte der Schienbeine und mein T-Shirt war ausgeblichen, von den Flecken darauf gar nicht zu reden. Garantiert hatten wir alle Kiefernnadeln in den Haaren und Erde an den Händen. Egal. Wenn uns die Leute angestarrt haben, dann war ich sowieso viel zu aufgeregt, um es zu merken. So viele Menschen!                    Und all diese glänzenden bunten Autos, die aus der Nähe so unglaublich stanken!  Aber noch interessanter waren dieGeschäfte. Kaum waren wir auf der Hauptstraße, klebte ich an der nächstbesten Scheibe. Es gab Hüte zu kaufen, Steine - wer in aller Welt kaufte Steine?! -, Kleidung, Tassen mit Bildern darauf, noch mehr Kleidung und Essen, das unglaublich lecker roch. ,,Softeis" las ich das Schild neben demLaden. ,,Vanille, Erdbeer und Schoko."  Lesen hatte mir meine Mutter beigebracht, aber sie hatte mir nie erzählt, was Softeis war. Der süße, sahnige Geruch füllte meine Nase und irgendwo in der Gegend meines Bauchnabels begann, leise es zu knurren und zu rumpeln. He, Moment mal, was machte mein Bauch da? ,,So, ich kaufe euch jetzt ein Eis" sagte meine Mutter. Sie holte feierlich den zerknitterten Schein mit der Fünf darauf hervor und reichte ihn einer fremden Frau. ,,Einmal Schoko, einmal Vanille." Sie bekamvon der Frau klimpernde Metallstücke und ich etwas das aussah wie Cremige Wolfspisse. Egal, du probierst das jetzt , dachte ich und berührte das kalte gelbe Zeug mit der Zunge. Ein wunderbarer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Wenn Wolfspisse so geschmeckt hätte, hätte ich jeden Wolf belauert bis er mal musste. Carag hatte Schokolade bekommen und seufzte vor Glück! Doch gleichzeitig war ich unruhig und schaute mich immer wieder um. Kein Wunder es waren so viele Menschen um uns herum und dazu kamen all die ungewohnten Gerüche und Geräusche. Wir kamen an einem Laden vorbei, an dem Supermarkt   stand und dessenInhalt durch die Glastüren sehr interessant aussah. ,,Da will ich mal rein!" drängelte Mia,

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⏰ Última actualización: Nov 09, 2020 ⏰

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