Einmal Manaus hin und zurück

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Endlich waren Sommerferien. Darauf hatte ich mich schon ewig gefreut. Ich hatte vor kurzem in der Zeitung einen Artikel gelesen: „Den Regenwald erkunden" und der ging mir nicht mehr aus dem Kopf.

Der Regenwald!!! Das klang doch nach einem riesigen Abenteuer! Bis zum 06.07. konnte man sich anmelden. Ich hatte also noch ein bisschen Zeit, um eventuell meine Eltern zu überzeugen, meine Finanzen zu checken und jemanden zu finden, der mitmachte. Dieser Artikel ließ mir einfach keine Ruhe. Ich wollte unbedingt nach Brasilien. Außerdem liebte ich Abenteuer! Ich telefonierte gleich mit meiner besten Freundin Maja, denn schließlich wollte ich nicht alleine fahren. Meine Eltern wollten im Urlaub nach Italien, um sich dort irgendwelche alten Bauwerke anzuschauen. Da war der Regenwald doch viel interes-santer. Maya war begeistert und sagte sofort zu. Auch ihre Eltern waren damit einverstanden. Wir kreischten vor Freude und freuten uns schon riesig auf unseren gemeinsamen Urlaub. Ich erzählte meinen Eltern von meiner Idee. Zuerst waren sie skeptisch und versuchten es mir aus-zureden, aber als sie hörten, dass Maja mitkommen würde, gaben sie sich schließ-lich geschlagen. Ich drückte ihnen gefühlte 100 Küsschen auf die Wange und bedankte mich. Der Abend war gerettet. Ich war jetzt 18 und konnte auf mich selbst aufpassen. Und was sollte schon passieren? Außerdem waren wir ja zu zweit, denn Maja würde ja mitkommen. Gesagt, getan. Unser Flug wurde gebucht und ich packte schon mal meinen Koffer.

Am nächsten Tag klingelte das Telefon. Maja war dran. Ich nahm ab und lauschte ihren schlechten Nachrichten. Ihre Mutter war krank geworden, sodass sie zuhause bleiben und sich um sie kümmern musste. „Und was wird dann aus unserem gemeinsamen Urlaub? Ich will nicht ohne dich fahren!", sagte ich traurig. „Tut mir so unendlich leid Celina", sagte sie mit erstickter Stimme. „Aber du musst fahren! Der Flug ist gebucht und du sollst wenigstens Spaß haben. Du wirst alleine reisen müssen und außerdem habe ich keine Lust, mir die ganzen Ferien über, dein Gemecker anzuhören, dass du wegen mir nicht nach Brasilien fliegen konntest. Außerdem werden wir uns jeden Tag schreiben und vielleicht findest du ja jemanden, der mich für diese Zeit ersetzen kann", meinte sie lachend. „ Aber wer kann mich schon ersetzen?" Jetzt musste ich auch lachen. „Na schön, ich fliege! Basta!" Ich legte auf und starrte enttäuscht an die Wand. Ich berichtete meinen Eltern von unserem Telefonat. Die meinten aber, der Flug sei schon gebucht und ich solle nun alleine fliegen.

Einige Tage darauf war es soweit. Gut gelaunt und voller Vorfreude stieg ich aus dem Bett und zog mich an. Eine bequeme Jogginghose und mein Lieblings T-Shirt. Fertig! Die Hände voller Gepäck, hatte ich große Mühe die Treppe hinunter zu kommen. Unten angekommen, stellte ich mein Gepäck ab und ging in die Küche. Meine Eltern deckten den Frühstückstisch. Es war kurz vor neun. Ich hätte gerne noch länger geschlafen, aber das ging heute nun mal nicht, da der Flug um 13:00 Uhr starten sollte. Außerdem brauchte ich immer noch ein bisschen Zeit für alles, dann kam noch die Fahrt zum Flughafen dazu, das Einchecken, die Kontrolle usw., usw. Als ich endlich gefrühstückt und mich komplett reisefertig gemacht hatte, stieg ich ins Auto. Meine Eltern wollten mich zum Flughafen fahren. Ich hatte nichts dagegen und schaute gedankenverloren aus dem Autofenster – ein kleiner Abschied von allem Gewohnten. Ich war mir sicher, ich würde verändert wieder nach Hause kommen. Und damit sollte ich auch Recht behalten. Die Fahrt dauerte ungefähr eine halbe Stunde. Angekommen, luden wir das Gepäck aus und gingen zum Schalter der Fluggesellschaft. Ich zeigte meinen Pass und mein Flugticket vor und gab mein Gepäck ab. Jetzt hieß es Abschied nehmen. Meine Eltern umarmten mich, gaben mir gute Ratschläge und drückten mir einen Kuss auf die Wange. „Pass auf dich auf mein Schatz", rief mir meine Mutter hinterher. „Jaja, mach ich", sagte ich und verdrehte die Augen. „Und bleib immer auf dem Wander-pfad... Und nimm dich in Acht vor wilden Tieren." „Jaha", ich schaute meine Mutter durchdringend an. „Und...", fing sie wieder an, doch ich unterbrach sie. „Mum, ich pass' schon auf mich auf, versprochen! Und schrei nicht so, die Leute gucken schon!"

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⏰ Last updated: Aug 14, 2020 ⏰

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